Platzt die nächste Blase? — Faule Auto­kredite in den USA auf Rekordhoch

Foto: Beim Auto­verkauf in den USA wurden in den letzten Jahren neue Rekord­marken auf­ge­stellt. Die oftmals kre­dit­fi­nan­zierten Käufe könnten den US-Finanz­märkten noch schwer zu schaffen machen. (Quelle: Reuters)

 

Fahr­lässige Kre­dit­vergabe und Wachstum auf Pump brachten vor zehn Jahren den US-Häu­ser­markt zum Ein­sturz – mit ver­hee­renden Folgen für die Welt­wirt­schaft. Viele der in den letzten Jahren in den USA ver­kauften Autos sind kre­dit­fi­nan­ziert. Die US-Notenbank rechnet mit Ausfällen.

„Auto­kredite für jeden – schnell und unkom­pli­ziert“ – so oder ähnlich ver­künden es zahl­reiche Wer­be­an­zeigen in den USA. Nicht zuletzt dank laxer Dar­le­hens­ver­gaben, auch an boni­täts­schwache Kunden, wurden beim US-Auto­verkauf in den ver­gan­genen Jahren neue Rekord­marken auf­ge­stellt. Doch nun neigt sich der Boom dem Ende zu – und nach der auf Pump finan­zierten Absatz­party könnte der Kater folgen. Ange­sichts stei­gender Aus­fall­raten bei Auto­kre­diten warnen Experten vor dem erneuten Platzen einer dicken Finanzblase.

„Die Situation der Auto­mo­bil­kredite in den Ver­ei­nigten Staaten ist bedenklich und erinnert auf viel­fache Weise an die Sub­prime-Immo­bi­li­en­krise“, sagte die Wirt­schafts­weise Isabel Schnabel jüngst der Frank­furter All­ge­meinen Sonn­tags­zeitung. Die US-Immo­bi­li­en­krise hatte im Jahr 2007 eine globale Banken- und Finanz­krise ausgelöst.

Die Lage scheint durchaus prekär: Laut Daten der Federal Reserve lag das Gesamt­vo­lumen der US-Auto­kredite Ende des ersten Quartals bei schwin­del­erre­genden 1,17 Bil­lionen US-Dollar. Das ent­spricht einem Anstieg um fast 70 Prozent seit dem Jahr 2010 und einem Anteil von fast zehn Prozent an den gesamten Schulden der US-Haus­halte. Als ernsthaft aus­fall­be­droht stuft die US-Notenbank derzeit zwar nur gut zwei Prozent der Auto­kredite ein, was aber trotzdem ein Mil­li­arden-Risiko darstellt.

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Sorgen bereitet vor allem der Sub­prime genannte Bereich des Marktes, der die Kre­dit­vergabe an Kunden mit schlechter Bonität umfasst. Der Rating­agentur Standard & Poor’s zufolge stiegen die Aus­fall­quoten hier im April ver­glichen mit dem Vor­jah­reswert von 5,33 auf 6,14 Prozent, auch wenn es im Monats­ver­gleich einen leichten Rückgang gab. Der Anteil neu ver­ge­bener Dar­lehen, die an Schuldner mit schwacher Kre­dit­wür­digkeit gingen, lag zuletzt bei über 20 Mil­li­arden US-Dollar.

Haus­halte inzwi­schen höher ver­schuldet als vor Weltfinanzkrise

Viele Öko­nomen halten die Gefahren aber für geringer als beim Crash des US-Häu­ser­markts. Denn die Auto­kredite sind trotz des starken Wachstums der ver­gan­genen Jahre noch mei­lenweit von dem Volumen ent­fernt, dass der Immo­bi­li­en­markt damals hatte. Mit 8,63 Bil­lionen US-Dollar waren die aus­ste­henden Hypo­the­ken­schulden in den USA Ende des ersten Quartals deutlich nied­riger als vor zehn Jahren, aber immer noch mehr als sieben Mal so hoch wie bei den Autofinanzierungen.

Dennoch sind die Risiken nicht von der Hand zu weisen. Zumal der flo­rie­renden US-Auto­kon­junktur zunehmend die Luft ausgeht, weshalb die Branche mit Rabatten und Ange­boten auf Pump ver­sucht, den Absatz zu stützen. „Die Kre­dit­qua­lität bei US-Auto­fi­nan­zie­rungen dürfte sich 2017 weiter ver­schlechtern“, meint die Rating­agentur Fitch. Für die US-Wirt­schaft ist das nicht das einzige Schul­den­problem – mit 12,7 Bil­lionen Dollar stehen die Haus­halte mitt­ler­weile wieder tiefer in der Kreide als vor der Krise 2008. Bedrohlich hohe Schul­den­berge türmen sich auch bei Stu­den­ten­dar­lehen und Kre­dit­karten auf.

(rt deutsch/dpa)

 

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