Die Weltgesundheitsorganisation WHO nimmt eine neue Klassifizierung vor und ordnet Transsexualität nicht mehr als psychische Krankheit ein. In der Szene der Transsexuellen gilt das als Erfolg – als wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aber in welche Richtung geht es? Für wen ist das überhaupt von Bedeutung? Für uns alle.
Damit reagierte die WHO auf »lang anhaltende Kritik«, wie es im Spiegel heißt, man könnte auch sagen: Sie reagierte auf lang anhaltenden Druck. Bisher gab es die Neubewertung von Transsexualität nur in Frankreich und in Dänemark. Der focus schrieb Anfang des Jahres 2017: »Transsexuelle werden seit diesem Jahr in Dänemark nicht mehr als psychisch Kranke eingestuft. Zum 1. Januar strich die Gesundheitsbehörde Transsexualität von der Liste psychischer Leiden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Kopenhagen ist Dänemark das erste Land weltweit, das diesen Schritt unternommen hat.«
Nun folgt der nächste Schritt. Mit der Änderung hofft die WHO, zu einer »Entstigmatisierung beizutragen«, unter der gewisse Transgender-Menschen, wie es heißt »mitunter massiv« leiden. Mit »mitunter« soll vermutlich gesagt werden, dass so ein Leiden unter der zahlenmäßig sowieso schon verschwindend kleinen Menge der Transgender-Menschen nur gelegentlich vorkommt, dass es dann aber »massiv« ist.
Das will man aus speziellen Studien wissen. Eine Befragung hatte gezeigt, dass Betroffene stärker unter der sozialen Ausgrenzung leiden als unter den direkten Folgen ihrer Transsexualität. Kann man das wirklich feststellen? Wohl kaum.
Wie auch immer: Man will deshalb versuchen, die »soziale Ausgrenzung« zu verhindern, indem man auf das soziale Umfeld einwirkt. Ist das erfolgversprechend? Nein.
Genau an dieser Stelle zeigt sich die Absurdität des ganzen Unterfangens: Probleme, die nur im Einzelfall zu lösen sind, sollen durch Änderung des Verhaltens der Gesellschaft gelöst werden.
Stellen wir uns vor, eine verschwindend kleine Menge von Menschen würde unter einer Überreizung des Hörvermögens leiden und immer dann besonders leiden, wenn Menschen laut reden oder singen. Das würde nun, nachdem einige Studien und Umfragen veröffentlicht wurden, nicht mehr als Abweichung angesehen, vielmehr würde es als Normalität gelten. Alle werden daraufhin in die Pflicht genommen, ihr Verhalten so umzustellen, dass das Leiden dieser kleinen Gruppe ein baldiges Ende hat. Um sich den Vorwurf zu ersparen, man würde diskriminieren, sind alle angehalten, nur noch leise zu reden.
Wir sind nun alle angehalten, Transsexualität als Form einer Gesundheit zu sehen und uns so zu verhalten, dass man uns keinesfalls vorwerfen kann, wir würden Transsexuelle stigmatisieren oder diskriminieren. Andernfalls tragen wir dazu bei, dass es weiterhin »massives« Leiden gibt.
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