Hal­loween! – Par­tyspaß? Sata­nismus? Kel­ti­sches Aller­hei­ligen? Toten­ge­denken? – Was ist das alte Samhain-Fest wirklich?

Das Ahnenfest Samhain mar­kiert im kel­ti­schen Jah­res­kreis den Beginn der dunklen Win­terzeit. Die Kelten glaubten, dass sich nachts vom 31. Oktober auf den 1. November das Tor zur Anderwelt öffnet. Das Fest der Toten, Samhain, läutete im kel­ti­schen Kalender ein neues Jahr ein. Es war eines der vier großen Jah­res­zeit­feste: „Imbolc“ am 1. Februar, Beltane (Wal­pur­gis­nacht) am 1. Mai und Lugh­nasadh am 1. August – und dann eben Samain am Vor­abend der Nacht zum 1. November.
Es ist nicht gleich­be­deutend mit dem heu­tigen „Hal­loween“, aber es leitet sich davon ab. Das Wort Hal­loween ist eine Ver­kürzung des älteren Namens „All Hallow’s Eve“ (All Holy’s Eve – im Deut­schen „Aller­hei­ligen“). Es ist das Gedenken an die Toten und genau an dem Datum, an dem auch die Kelten ihr Totenfest hatten. Das deutsche Aller­hei­ligen ist am selben Tag, war jedoch ursprünglich ein christ­liches Fest „aller hei­ligen Mär­tyrer“ und wurde im 7. Jahr­hundert am 13. Mai im christ­lichen Rom gefeiert. Daher auch der Name Allerheiligen.
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In den Gebieten jen­seits der Alpen fei­erten die Ger­manen und Kelten zu der Zeit wie eh und je ihre Totentage. Erst mit der Chris­tia­ni­sierung änderten sich die Festtage des Jahres. Da die Kirche fest­stellte, dass sie den alten Glauben nicht gänzlich aus­rotten konnte, änderte sie ihre Taktik und legte christ­liche Fei­ertage auf die heid­ni­schen… bezie­hungs­weise knapp daneben. So wurde Jesus zwar nicht am 24. Dezember geboren, aber da die Ger­manen und Kelten von ihrem Win­ter­sonn­wendfest am 21. Dezember nicht lassen wollten, wurde Weih­nachten, das Fest Christi Geburt eben kur­zerhand auf den 24.12. gelegt. Auch der wichtige Gott „Thor“ der Ger­manen war einfach nicht klein­zu­kriegen und so erfand man den hei­ligen Sankt Georg, den Dra­chen­töter. Tat­sächlich war die Figur aber Thor, der mit der Mid­gard­schlange, die die Welt umringt, kämpft. Den Ger­manen fiel es dadurch etwas leichter, sich in der Kirche hei­misch zu fühlen.
So kon­zi­dierte die Kirche dann den stör­ri­schen Heiden auch ihr Totenfest, den Tag „Aller­seelen“, wo man für seine ver­stor­benen Ange­hö­rigen beten sollte, zwar nicht auf das alte Datum, den Vor­abend des 1. Novembers (alter Name: Nebelung, Niflung), sondern auf den zweiten November. Der Trick wirkte nicht. Zwar wird heute noch am 2. November Aller­seelen begangen, aber die Men­schen gehen eben doch mit ihren Gestecken und Kränzen und Lichtern am 1. November zu den Gräbern. Im angel­säch­si­schen und kel­ti­schen Raum wurde das Samhain-Fest dann zu Hal­loween, und der Reli­gi­ons­eth­nologe Sir James Frazer beschrieb in seinem Stan­dardwerk “The Golden Bough” (in der Ausgabe von 1922) Hal­loween als „altes, heid­ni­sches Totenfest mit einer dünnen christ­lichen Hülle“.
Das alte Samhain wird auch als kel­ti­sches Sil­vester bezeichnet, weil für die Kelten dann das neue Jahr begann. Es ist das Fest der Ver­stor­benen, der Wesen aus der Unterwelt, des Jah­res­wechsels und des unge­bo­renen Lebens. Das Ahnenfest beginnt immer am Abend des 31. Oktober (im Chris­tentum die Nacht auf Aller­hei­ligen am 1. November). Samhain läutet die düstere Jah­reszeit ein. Mutter Erde ruht und rüstet sich für das neue Leben im Frühling. An den Tagen stehen Tod und Sterben spürbar und sichtbar im Fokus. Die Men­schen lassen Altes los und säen den Samen für das Neue.
Im kel­ti­schen Jah­res­kreis hat Samhain die Bedeutung als das dritte Ern­tefest und kenn­zeichnet den Anfang des kel­ti­schen Win­ter­halb­jahres. Der neue kel­tische Jah­res­kreis beginnt am 1. November. In der kel­ti­schen Mytho­logie öffnet sich in der Nacht des 31. Oktobers das Tor zur Par­al­lelwelt Sid, auch als Elfen­hügel bezeichnet. Damals wei­gerten sich viele Men­schen, ihr Zuhause zu ver­lassen, weil sie fürch­teten, dass die Toten Rache an den Lebenden nehmen.
Deshalb ver­klei­deten sich die Kelten mit wilden Kos­tümen zur Tarnung und um böse Geister der Anderswelt abzu­schrecken. Das­selbe kennen wir im deut­schen Raum von der ale­man­ni­schen Fas­nacht, in der das neue Leben im Frühling auch mit einem Ver­treiben der bösen Geister der Dun­kelheit beginnt. Mit gru­se­ligen Hexen- und Unge­heu­er­masken wird das Böse aus den Dörfern und Städten getrieben.
Es gibt noch weitere Par­al­lelen: Der christ­liche Sankt-Martins-Brauch kommt auch aus der vor­christ­lichen Zeit des „Hei­sche­brauches“. Nach der Ernte und bevor der Winter kam, durften die, die im Winter hungern müssten, bei denen, deren Vor­rats­kammern gut gefüllt waren, anklopfen und um Gaben bitten, damit sie nicht Not leiden. Daher bekommen heute noch die Kinder beim Sankt-Mar­tinsfest soge­nannte Weck­männer (Brot­männer) als Remi­niszenz an das Vor­rä­te­au­s­teilen. Überdies macht man ein großes Feuer. Das war nicht nur zum Wärmen und Böse-Geister-Ver­jagen gedacht. Früher rei­nigte und repa­rierte man nämlich vor der Win­ter­kälte die Feu­er­stellen im Haus und den Herd und lagerte das geschlagene Holz ums Haus herum ein. Daran erinnert das Mar­tins­feuer ebenfalls.
Im kel­ti­schen gab es diese Bräuche eben­falls. Man tanzte um das Feuer, das Wärme und Licht spendet und den Geist reinigt und vor dunklen Energien schützt. Das Her­um­ziehen der Kinder durchs Dorf und „erhei­schen“ von Süßig­keiten mit dem Schlachtruf „Süßes oder Saures“, im Eng­li­schen „Trick or Treat“, ist das­selbe wie die Sankt Mar­tins­singer in Deutschland und Öster­reich, die Süßig­keiten an den Haus­türen der Nachbarn ersingen. Die Wurzeln dieser Feste sind sehr alt und auch sehr sinnvoll.
Übrigens: Der Brauch, an Hal­loween aus­ge­höhlte Kür­bisse zu erleuchten, ist nicht so alt. Er kommt aus Irland. Dort lebte einer Sage nach ein böser Mensch namens Jack Old­field. Dieser fing durch eine List den Teufel ein und wollte ihn nur frei­lassen, wenn der Teufel ihm ver­sprach, ihm, Jack Old­field  (auch „Jack’O“ genannt), nie wieder nahe zu kommen. Als Jack gestorben war, kam er natürlich nicht in den Himmel, weil er ja ein schlechter Kerl gewesen war, aber auch in die Hölle konnte Jack nicht, da der Teufel ihm ja nicht nahe kommen durfte. Also war Jack’O zwi­schen den Welten gefangen. Da hatte selbst der Teufel Mitleid und gab ihm eine aus­ge­höhlte Rübe und eine glü­hende Kohle aus der Hölle, damit Jack mit dieser Rüben­la­terne durch das Dunkel zwi­schen den Welten wandern könne. Und daher sah man ihn an Hal­loween, wo das Tor zur Anderwelt offen steht, mit dieser leuch­tenden Rübe her­um­wandern. In den USA gibt es aller­dings wesentlich mehr Kür­bisse als Rüben, und so höhlte man statt einer Rübe einen Kürbis aus. Diese Kür­b­is­lampen werden in den Staaten auch überall Jack O’Lantern genannt. Und wieder kommt dazu das Motiv des „Böse-Geister-Abschre­ckens“: Man schneidet gräss­liche Fratzen in die Kür­bisse, die vor dem Haus den Hof beleuchten und die bösen Geister vergraulen.
Es gibt noch einen tie­feren Sinn von Samhain. Es war in der Vorzeit die Nacht der Ver­mählung, die Nacht der Ver­ei­nigung, die heilige Hochzeit des Königs­paares. Die Königin des Landes ist niemand gerin­geres als die Große Erd­mutter selbst. Sie ist die Gestal­terin des Lebens, die Trä­gerin des Kraft­stabes. Für die Frucht­barkeit des Landes aber war der jeweilige Herr­scher zuständig. Erst durch seine Weihe mit der Großen Erd­mutter, der eigent­lichen Königin, erhielt der Herr­scher jedoch seine Macht. Gab es Dürren oder schwere Miss­ernte, hatte der König versagt. Er war kein guter Gatte der Erd­mutter und wurde an Samhain fei­erlich geopfert, damit ein neuer König, der es besser machte und den die Erd­mutter mehr liebte, diese Aufgabe über­nehmen konnte. Der rituelle Königsmord war Jahr­tau­sende über fester Bestandteil der Kultur. Er fand immer in der Zeit um Samhain statt.
Im Sata­nismus ist der 31. Oktober, der Vor­abend von Aller­hei­ligen, ein wich­tiger Fei­ertag. Sata­nisten feiern dann genau die Öffnung der Tore zur Anderwelt, vor der die Men­schen sich fürchten. Sie feiern auch eine Ver­ei­nigung: Die sexuelle Ver­ei­nigung von Satan und Dämonen, begehen tie­rische und mensch­liche Opfer und dunkle, schwarz­ma­gische Riten. Nach dieser Nacht auf den 1. November, die zwi­schen der Zeit und den Welten liegt, beginnt die Zeit der Fins­ternis. Diese Nacht, in der die Trennung von Leben und Tod, von der Men­schenwelt und Totenwelt auf­ge­hoben ist, ist den Sata­nisten die Nacht, wo auch Satan und seine Dämonen leicht in die Men­schenwelt kommen und umge­kehrt. Dann folgt die Zeit der Fins­ternis und die Wesen des Lichtes (Alben, Elfen, die „Weißen“) ziehen sich zurück, die Wesen der Fins­ternis streifen durch die Menschenwelt.


Quelle: con­nectiv