Kennen Sie das Märchen der Brüder Grimm vom „Tischlein-deck-dich, dem Goldesel Bricklebrit und dem Knüppel-aus-dem-Sack“? Nun, das Tischlein-deck-dich, das haben heute die Herrschaften in Berlin sich angeeignet, wie der habsüchtige Wirt im Märchen. Und der Goldesel Bricklebrit ist der deutsche Steuerzahler. Was der alles so möglich macht mit seinem sauer erarbeiteten Geld, ei, das ist gar schon verwunderlich. Es gibt aber den Bund der Steuerzahler;$$ und der spielt alle Jahre wieder ein bisschen Knüppel-aus-dem-Sack, wenn‘s aber doch ein recht kleines Knüppelchen ist.
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) ist sozusagen der Tierschutzbund für den armen Bricklebrit und versucht, das Schlimmste zu verhindern. Bricklebrit muss zwar ununterbrochen Golddukaten vorn und hinten herausspeien, aber wenigstens erfährt der strapazierte Goldesel, wofür all das Geld ausgegeben wird. Also, hochverehrtes Publikum, sperrt Augen und Ohren auf!
Zuerst einmal: Mit dem Geld wird nicht geklotzt, sondern gekleckert, aber das ununterbrochen und so verschwinden durch viele Ritzen und Spalten weit mehr als Zig-Milliarden Euro irgendwo ins nirgendwo. Würde man das Geld in einer Kleinstadt von 20.000 Einwohnern unter allen Bürgern verteilen, bekäme jeder ungefähr Hunderttausend Euro und könnte herrlich und in Freuden leben.
Ist aber nicht so.
Wohin geht also unser Steuergeld? Der (BdSt) macht jedes Jahr seinen sogenannten „Frühjahrsputz“, den man als Druckerzeugnis bestellen kann, aber man kann auch eine gute Zusammenfassung als PDF im Netz einsehen. Ab Seite 17 sind ein paar sehr schöne Beispiele aufgeführt, wo das Geld des Steuerzahlers verplempert wird:
Es gibt 50 Millionen Euro an Subventionen für Computerspiele made in Germany, 95.000 € für klimaangepasste Campingplätze, 2,2 Millionen für das Reeperbahn-Festival, 655.000 Euronen Abwrackprämie für Wäschetrockner, 356.000 Euro für ein Klimaretter-Tool, 421.000 Euro für eine Salatreinigungsanlage, 600 Millionen für eine wirkungslose E‑Auto-Prämie, 44 Millionen für Ministerialzulage, 520.000 für Öko-Müllwagen, 600.000 für Bahnhofsmusik, 716 Millionen für Politikberater, 1,1 Millionen für einen „ergebnisoffenen“ Klimadialog, 125.000 für eine Studie zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung, 25 Millionen für kellnernde Soldaten, 461.000 für‘s Do-it-yourself, 800 Millionen Zuwendungen aller Art für Beamte, 500.000 für Audi, um Kälteanlagen in Ingolstadt zu bauen, 22,5 Millionen für innovative Klimaschutzprojekte, 790.000 für E‑Ladestationen, 9,3 Millionen für Entwicklungsmanager … (Liste nicht vollständig).
Weiterhin flossen 25 Millionen in Radschnellwege, was ja vielleicht sogar sinnvoll ist. Und „viel Steuergeld fließt ins Ausland. So finanzierte das Bundesentwicklungsministerium über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fünf Millionen Euro, um in Marokko Moscheen energetisch zu modernisieren.“
Seit 2012 investierte das Bundesforschungsministerium zwei Millionen Euro in Verbesserungen bei der Züchtung von Weihnachtsbäumen. Für den BdSt „eine verfehlte Tätigkeit“.
Auch schön: „Die sechs U‑Boote der deutschen Marine mit Brennstoffzellenantrieb gehören zum Modernsten, was die Nato in diesem Bereich zu bieten hat. Drei Milliarden Euro kosteten sie. Das Problem: Laut Schwarzbuch ist keines dieser U‑Boote derzeit tatsächlich einsatzbereit.“
Und es gibt einen ebenfalls ungenutzten Krankenwagen für Wölfe: Der Wolf ist zurück in Deutschland – und er ist schützenswert. In der Region Hannover fragte man sich, wie lässt sich ein Wolf, der bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde, am sichersten in eine Tierklinik transportieren – sicher für Tier und Mensch. Es wurde ein Spezialanhänger angeschafft: spezielle Innenwände, Fixiergurte und sogar eine besondere Beleuchtung, um den Unfallort zu sichern, gehörten dazu. Kosten: knapp 11.000 Euro.“
Und 145 Millionen Euro fließen in die Filmwirtschaft.
Warum auch nicht, wenn dann im Zwangsgebührensender richtig gute Filme laufen, die der deutsche Michel gern anschaut und die woanders nicht zu sehen sind? Spannende Krimis oder tolle Reportagen? Vielleicht auch mal wieder so richtig schöne Kinderfilme, wie früher? Urmel? Jim Knopf, Immenhof?
Ist aber nicht so.
Gefördert werden nämlich Serien von Streaminganbietern, wie Amazon, Netflix und Sky… wenn die Filme zumindest zum Teil in Deutschland gedreht werden. Das sind überdies auch noch Bezahlsender, wo die Deutschen, die den Großteil dieser Filme mit ihren Steuergeldern bezahlt haben, nochmal dafür zahlen müssen, dass sie diese auch anschauen dürfen. Ein fantastisches Geschäftsmodell. Allein die Filmaufnahmen von „Babylon Berlin“, „Dark“ (3,6 Millionen), „Deutschland 89“ (1,6 Millionen), „die Welle“ (1,5 Millionen) „You are wanted“ haben 10 Millionen Euro gekostet.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke wollte es genauer wissen und machte hierzu eine Anfrage an die Bundesregierung. Ergebnis: Der Anteil der Förderung für solche Serienproduktionen – die anschließend auch bei internationalen Anbietern zu sehen sind – lag in den vergangenen Jahren zwischen 75 und 90 Prozent. Das macht in diesem Jahr (bis Mitte Oktober) schon 11,3 Millionen, die der „German Motion Picture Fund“ für sechs Serien ausgegeben hat, die aber nachher für den zahlenden Bürger gar nicht frei zugänglich sind. Davon werden fünf bei Netflix und eine bei Amazon abrufbar sein, wenn man, wie schon gesagt, für das Abo auch noch einmal bezahlt. Die Produktionsfirmen haben dicke Budgets. Netflix, Sky und Amazon bekommen Kassenschlager-Serien im Prinzip vom Steuerzahler geschenkt und lassen ihn auch noch für‘s Angucken bezahlen.
MdB Fricke sagt dazu: „Das sind Mittel, die zwar von allen Steuerzahlern bezahlt werden, von denen aber längst nicht alle Zuschauer profitieren“, sagt er. Wer kein bezahltes Abo bei Netflix oder einem anderen Anbieter habe schaue „in die Röhre“.
Der Bund der Steuerzahler kann es nicht nachvollziehen, dass beliebte und sehr erfolgreiche Serien, mit denen die „milliardenschweren Streaming-Anbieter“ satt Geld verdienen, auch noch doppelt vom Steuerzahler finanziert werden.
War da nicht die heimtückische Ziege in dem Märchen? „Wovon soll ich satt sein? Ich sprang nur Gräbelein und fand kein einzig Blättelein, määäh, määäh!“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.