Die Leute, die uns „Netto-Null“ ver­sprechen, haben keine Ahnung vom Problem der Energiespeicherung

Spei­cherung auf diese Weise: Das kann nie und nimmer funktionieren! 

(von Francis Menton)

Wenn Sie auch nur ein halbwegs regel­mä­ßiger Leser dieses Blogs sind, wissen Sie um das Problem der Ener­gie­spei­cherung, das mit dem Bestreben ein­hergeht, die abschalt­baren fos­silen Brenn­stoffe aus dem Strom­erzeu­gungs­system zu eli­mi­nieren und sie durch Wind- und Solar­energie zu ersetzen. Wie an dieser Stelle bereits mehrfach erörtert, ist das Spei­cher­problem – abge­sehen von der Kern­energie – das ent­schei­dende Problem, das gelöst werden muss, wenn es jemals eine „Netto-Null“-Stromerzeugung geben soll, ganz zu schweigen von einer „Netto-Null“-Wirtschaft, die auf der Elek­tri­fi­zierung des gesamten Ener­gie­ver­brauchs beruht. Eine Auswahl meiner frü­heren Bei­träge zu diesem Thema aus den letzten Monaten finden Sie hier [auf Deutsch beim EIKE hier], hier und hier.

Die Pro­bleme bei der Bereit­stellung aus­rei­chender Spei­cher­ka­pa­zi­täten für ein Wind- und Solar­system ohne fossile Brenn­stoffe sind so groß und so kost­spielig, dass man meinen sollte, dass sich jeder, der die „Netto-Null“-Agenda vor­an­treibt, voll und ganz auf diese Fragen kon­zen­triert. Und da die Pro­bleme ziemlich offen­sichtlich sind, sollte man meinen, dass diese Leute mit Mach­bar­keits­studien, Kos­ten­studien und Demons­tra­ti­ons­pro­jekten schon weit fort­ge­schritten sind, um zu zeigen, wie ihre Pläne ver­wirk­licht werden können. Bemer­kens­wer­ter­weise ist das über­haupt nicht der Fall. Liest man statt­dessen über die Pläne und Vor­schläge, die in ver­schie­denen Kreisen für „Netto-Null“ in einem kurzen Zeitraum von einigen Jahren gemacht werden, wird schnell klar, dass die Leute, die diese Agenda vor­an­treiben, keine Ahnung haben. Über­haupt keine Ahnung.

Heute werde ich mich mit den Dis­kus­sionen über die Spei­cher­si­tuation in drei Gerichts­bar­keiten befassen, die ehr­geizige „Netto-Null“-Pläne haben: Kali­fornien, Aus­tralien und New York. Zunächst eine ganz kurze Zusam­men­fassung des Pro­blems. Es ist offen­sichtlich (oder sollte es zumindest sein), dass Wind- und Solar­ge­ne­ra­toren immer wieder lange Zeit nichts erzeugen (z. B. in wind­stillen Nächten), und dass sie in andere Zeiten weit weniger erzeugen, als die Nutzer nach­fragen. Nehmen Sie eine Tabel­len­kal­ku­lation zur Hand und führen Sie einige Berech­nungen auf der Grundlage tat­säch­licher his­to­ri­scher Ver­brauchs- und Erzeu­gungs­muster von Wind- und Solar­strom­quellen durch. Sie werden fest­stellen, dass Sie für ein System mit voll­stän­diger Wind-/So­lar­strom­erzeugung, das ein Jahr ohne einen kata­stro­phalen Ausfall über­steht, ungefähr eine drei­fache Über­ka­pa­zität (auf der Grundlage der Nenn­ka­pa­zität) des Wind-/So­lar­systems benö­tigen, plus Speicher für etwa 24 bis 30 Tage durch­schnitt­licher Nutzung. Für diese Zwecke wird der „Ver­brauch“ zu einem bestimmten Zeit­punkt in Gigawatt gemessen, aber der Ver­brauch über einen bestimmten Zeitraum wird in Giga­watt­stunden und nicht in Gigawatt gemessen. Der durch­schnitt­liche Strom­ver­brauch in Kali­fornien lag im Jahr 2020 bei etwa 31 GW, in Aus­tralien bei etwa 26 GW und in New York bei etwa 18 GW.

Um zu berechnen, wie viel Spei­cher­platz Sie in Giga­watt­stunden benö­tigen, mul­ti­pli­zieren Sie den durch­schnitt­lichen Ver­brauch in GW mit 30 Tagen und 24 Stunden pro Tag. Kali­fornien benötigt also etwa 22.302 GWH an Spei­cher­ka­pa­zität, Aus­tralien etwa 18.720 GWH und New York etwa 12.960 GWH. Dies gilt für die Deckung der der­zei­tigen Nach­frage. Für den Fall, dass „alles elek­tri­fi­ziert“ wird, ver­drei­fachen Sie alle diese Zahlen: 66.906 GWH für Kali­fornien, 56.160 GWH für Aus­tralien und 38.880 GWH für New York. Rechnet man dies mit den der­zei­tigen Kosten für Lithium-Ionen-Akkus des Tesla-Typs (~150 $/KWH) aus, so erhält man etwa 10 Bil­lionen $ für Kali­fornien, 8,4 Bil­lionen $ für Aus­tralien und 5,8 Bil­lionen $ für New York. Diese Zahlen liegen in der Grö­ßen­ordnung des drei­fachen jähr­lichen Brut­to­in­lands­pro­dukts für jedes dieser Länder, bevor man über­haupt die Kosten für die drei­fache Über­bauung des Gene­ra­tor­systems berück­sichtigt, um die Bat­terien bei Son­nen­schein und Wind auf­zu­laden. Auch können die Tesla-Bat­terien die Ladung nicht mona­telang halten, wie es für dieses System not­wendig wäre, aber das scheint an dieser Stelle nur eine kleine Spitz­fin­digkeit zu sein.

Betrachten wir nun einige aktuelle Dis­kus­sionen über den Weg zum „Netto-Null­punkt“ in jedem dieser Länder:

Kali­fornien: Am 14. März ver­öf­fent­lichte das PV Magazine (ich glaube, das steht für „Photo Voltaic“) einen Artikel von Christian Roselund mit dem Titel „California’s solar market is now a battery market“. Die Quint­essenz ist, dass die kali­for­ni­schen Solar­ent­wickler nun die Not­wen­digkeit erkannt haben, Bat­terien mit ihren Pro­jekten zu ver­binden, und dass daher neue Pro­jekte, die in die Zukunft gehen, ebenso sehr Bat­te­rie­pro­jekte wie Solar­pa­nel­pro­jekte sind. Hier ein Bei­spiel für die Lobeshymnen:

Kein US-Bun­des­staat hat die Ener­gie­wende so ange­führt wie Kali­fornien. … Deshalb ist Kali­fornien ein Vor­reiter für eine Reihe von sau­beren Ener­gie­tech­no­logien gewesen. … Kali­fornien steht an der Schwelle, nicht länger ein Solar­markt zu sein, zu dem Bat­terien hin­zu­kommen – statt­dessen wird es zu einem Bat­te­rie­markt, der (manchmal) auch Solar­an­lagen umfasst.

Wie viel Bat­te­rie­ka­pa­zität wird also durch die neuen Pro­jekte hinzugefügt?

Nach Angaben der Ame­rican Clean Power Asso­ciation ver­fügte Kali­fornien vor 2020 nur über 256 MW an Bat­terien im Ver­sor­gungs­maßstab, hatte aber bis Ende 2021 2,1 GW erreicht – eine Ver­acht­fa­chung. … Die 256 Solar-plus-Speicher-Pro­jekte, die 72 GW an Solar­energie und 64 GW an Bat­terien reprä­sen­tieren, machen die über­wie­gende Mehrheit der Hybrid­pro­jekte in der War­te­schlange der CAISO aus. … Kali­fornien wird alle Ener­gie­speicher benö­tigen, die es in die Finger bekommt. Eine aktuelle Analyse legt nahe, dass der Staat in den nächsten 20 Jahren 37 GW an Bat­terien sowie 53,2 GW an Solar­an­lagen benötigt.

Es geht nur um GW, GW, GW. Aber Leute, wie sieht es mit der Menge an GWH aus, die Kali­fornien benö­tigen wird? Diese Einheit wird in diesem Artikel mit keinem Wort erwähnt. Tut mir leid, aber wenn die 64 GW Bat­terien, die Sie kaufen wollen, nur Energie für eine Stunde spei­chern, dann müssen Sie Ihren Kauf mit dem Faktor tausend mul­ti­pli­zieren. Wenn sie Energie für etwa vier Stunden spei­chern (typisch für das, was Sie heute kaufen können), dann müssen Sie Ihren Kauf mit dem Faktor 250 multiplizieren.

Können sie wirklich so weit vom eigent­lichen Problem ent­fernt sein? Ich fürchte, die Antwort lautet: Ja.

Aus­tralien: In Aus­tralien scheint es Leute zu geben, die her­aus­ge­funden haben, dass sie den Spei­cher­bedarf für die Wind-/So­lar­spei­cherung in GWH und nicht in GW messen müssen. Hier ein Artikel vom 25. März aus Energy Storage News mit der Schlag­zeile [über­setzt] „Aus­tralien hat 2021 die Marke von 1 GWh an jähr­lichem Bat­te­rie­spei­cher­einsatz über­schritten“. Das ist ein großer Fort­schritt. Aber ein GWH?

Liest man den Artikel, so wird wieder einmal der große Fort­schritt bejubelt:

Für Vic­toria war es ein rekord­ver­däch­tiges Jahr, während NSW bereits ein hohes Instal­la­ti­ons­vo­lumen ver­zeichnete und mit 7.377 Instal­la­tionen den Zahlen der letzten Jahre ent­sprach. … Vic­toria beher­bergt heute einen Anteil von 48 % an der kom­mer­zi­ellen und netz­ge­bun­denen Betriebs­ka­pa­zität, während Süd­aus­tralien mit 24 %, Queensland mit 14 % und NSW mit 9 % an zweiter Stelle liegen. Letztes Jahr wurde die vik­to­ria­nische Big Battery in Betrieb genommen, die mit 300MW/450MWh einen großen Beitrag zur Gesamt­ka­pa­zität des Bun­des­staates leistete.

Und wie viel ist in der Pipeline?

Derzeit befinden sich rund 1.000 MWh an netz­ge­kop­pelten Ener­gie­spei­chern im Bau, aber die Ent­wick­lungs­pipeline an Pro­jekten beläuft sich auf gewaltige 57 GWh.

„Gewaltige“ 57 GWH. Tat­sächlich? Hat ihnen jemand gesagt, dass sie eher 56.160 GWH benö­tigen, um ihre „Netto-Null“-Phantasien zu erfüllen? Wie Kali­fornien liegen sie etwa um den Faktor 1000 daneben. Hier ist ein Bild aus dem Artikel, das zeigt, wie eine Tesla-ähn­liche Bat­te­rie­anlage für nur 150 MWH aus­sieht. Das ist weit weniger als 1/6 von einem GWH:

Sieht so aus, als bräuchten sie 400.000 +/- dieser Anlagen. Übrigens können diese Bat­terien im Tesla-Stil keine Energie über Monate hinweg ver­lustfrei spei­chern. Viel Glück bei dem Versuch, jemanden zu finden, der sich mit diesen Pro­blemen befasst.

New York: Im ver­rückten New York wurde 2019 ein Gesetz ver­ab­schiedet, das vor­schreibt, dass die lan­des­weiten Treib­haus­gas­emis­sionen bis 2030 auf 60 % des Niveaus von 1990 gesenkt werden müssen. Da Strom weniger als ein Drittel des End­ener­gie­ver­brauchs aus­macht, würde dies zwangs­läufig bedeuten, dass die gesamte Strom­erzeugung aus fos­silen Brenn­stoffen in acht Jahren ein­ge­stellt wird.

Wie ist das zu erreichen? Eine Reihe von Gremien und bera­tenden Gremien haben eine Fülle von Berichten ver­öf­fent­licht, die zusam­men­ge­nommen Tau­sende von Seiten umfassen. Niemand könnte da mit­halten. Auf der anderen Seite ist es offen­sichtlich, dass im Wesent­lichen noch gar keine Bat­terien gebaut werden.

Ein ein­samer Mann namens Roger Caiazza, der als Prag­ma­ti­scher Umwelt­schützer aus New York bloggt, ist der einzige mir bekannte kri­tische Denker, der ver­sucht, das meiste von diesem Zeug zu lesen. Am 25. März ver­öf­fent­lichte Caiazza einen Beitrag mit dem Titel „What the Experts Are Saying Now“. Dieser Beitrag wurde auch bei Watts Up With That hier aufgegriffen.

Hier ist die große Ent­de­ckung von Caiazza. Anstatt einen mas­siven Aufbau von Bat­terien vor­zu­schlagen, glauben New Yorks „Experten“, dass sie eine bessere Idee haben: das „DEFR“. Das steht für „Dis­patchable Emis­sions Free Resource“ [etwa: Dis­po­nierbare emis­si­ons­freie Res­source]. Und was genau ist das? Soweit Caiazza fest­stellen kann, handelt es sich um etwas, das noch nicht einmal erfunden worden ist. Caiazza ver­linkt auf diesen Bericht des New Yorker Inde­pendent System Ope­rator vom 24. März einen Beitrag mit dem Titel „System and Resource Outlook Update“. Wenn Sie sich durch 17 Seiten unver­ständ­liches Kau­der­welsch arbeiten, werden Sie auf Seite 18 fündig:

Erlaubte DEFR-Bauten ab 2030

Input-Annahme ange­passt:

– Erstes zuläs­siges Jahr für DEFR-Bauten auf 2030 vorverlegt

– Vor­be­halte:

– Erheb­liche Unge­wissheit in Bezug auf die Kosten/Verfügbarkeit von DEFR-Tech­no­logien sowie die behörd­liche Defi­nition von „Null-Emissions“-konformen Technologien

– Die Annahme basiert nicht auf einer Schätzung des rea­lis­ti­schen Zeit­rahmens für die ersten poten­zi­ellen DEFR-Zubauten

Beob­ach­tungen:

– DEFR-Kapa­zität wird früher im Modell­ho­rizont auf­gebaut, obwohl ver­gleichbare Kapa­zität bis 2040 auf­gebaut wird

– Geringere fossile Kapa­zi­täten (d.h. vor allem frühere Still­le­gungen und weniger Neu­bauten) werden durch frühere DEFR-Kapa­zi­täts­er­wei­te­rungen ausgeglichen.

Ja, wir sollen voll­ständig von so genannten „DEFR“-Technologien abhängig sein, die noch gar nicht erfunden wurden und über die „erheb­liche Unsi­cher­heiten“ bestehen. Könnte das noch lächer­licher werden?

Ich schätze, wenn man bei der ISO arbeitet und den Mund auf­macht und sagt „das kann unmöglich funk­tio­nieren“, wird man sofort gefeuert. Und so schreiten wir mit reli­giösem Eifer voran, bis wir eines Tages gegen die Wand fahren.

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Link: https://www.manhattancontrarian.com/blog/2022–3‑25-aivx0sdredj216gyhhvx186ph4kyzz

Über­setzt von Christian Freuer für das EIKE


Quelle: eike-klima-energie.eu

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