Foto Originalbeitrag: (Titelbild: In Eisenhowers Death Camps verloren hunderttausende deutsche Soldaten ihr Leben)

Rhein­wie­sen­lager: Das Rote Kreuz durfte nicht helfen – erschüt­ternde Dokumente

Mit ihren soge­nannten Con­cen­tration Areas am Rhein schufen die USA ein Lager­system, in dem die Men­schen­rechte außer Kraft gesetzt waren. Zwi­schen Sol­daten, Zivi­listen und vor­ma­ligen Stützen des NS-Regimes wurde dabei nicht unterschieden.

Es folgt ein exklu­siver Auszug aus unserer neuen Geschichts­ausgabe „Die Todes­lager der Ame­ri­kaner – Mas­senmord an den Deut­schen auf den Rhein­wiesen“. Von Hans-Jürgen Wün­schel

Anfang 1945 befanden sich laut der 1957 vom dama­ligen Bun­des­mi­nis­terium für Ver­triebene gegrün­deten Wis­sen­schaft­lichen Kom­mission für die Doku­men­tation des Schicksals der deut­schen Kriegs­ge­fan­genen im Zweiten Welt­krieg unter dem His­to­riker Erich Maschke (Maschke-Kom­mission) elf bis zwölf Mil­lionen Deutsche in Gefangenschaft.

Etwa 3,8 Mil­lionen wurden von den Ame­ri­kanern in Gewahrsam genommen, davon 1,67 Mil­lionen in den Rheinwiesenlagern.

Im eroberten Frank­reich hatte US Army bereits seit Sommer 1944 ins­gesamt 36 soge­nannte Zen­tral­lager (Con­ti­nental Central Pri­soners of War Enc­losers) mit etwa 1,9 Mil­lionen Inhaf­tierten errichtet.

Zu den ersten Vor­haben der Ame­ri­kaner in ihrer Besat­zungszone zählte die Inter­nierung jeder Person, die laut Coun­ter­in­tel­li­gence Directive vom 16. Sep­tember 1944 als „Gefahr für die Alli­ierten“ bezeichnet wurde. (…)

Völ­ker­rechts­freie Zone

Nachdem die west­al­li­ierten Truppen Anfang März 1945 den Rhein über­schritten hatten, bestimmten die USA, dass entlang des linken Rhein­ufers soge­nannte Pri­soner of War Tem­porary Enclo­sures (PWTE; Durch­gangs­lager) auf­gebaut werden sollten. Diese PWTEs sind die soge­nannten Rhein­wie­sen­lager. Das ist aller­dings eine euphe­mis­tische Bezeichnung. Wer denkt da nicht an den schönen Vater Rhein, an Wiesen und Weinberge.

Besser sollte man von Death Camps (Todes­lagern) oder gleich von Kon­zen­tra­ti­ons­lagern sprechen, denn schließlich nannten die Ame­ri­kaner ihren Gulag auf deut­schem Boden selbst „Con­cen­tration Areas“.

In diese Lager wurden meist soge­nannte Kapi­tu­la­ti­ons­ge­fan­genene ein­ge­liefert, also Wehr­machts­sol­daten, die nach dem 8. Mai 1945 von den west­lichen Alli­ierten in Gewahrsam genommen wurden.

Die USA unter­teilten auf Initiative des Ober­kom­man­die­renden der Alli­ierten, General Dwight D. Eisen­hower, die Inhaf­tierten in zwei Klassen: die eigent­lichen Kriegs­ge­fan­genen (Pri­soners of War) und die soge­nannten Dis­placed Enemy Forces, ent­waffnete Feindkräfte.

Mit letz­terem Status wollte man – was Ver­pflegung, Unter­bringung und Kon­trolle durch das Inter­na­tionale Rote Kreuz (IRK) betrifft – die Vor­schriften der Genfer Kon­vention umgehen und den Betrof­fenen die ihnen nach inter­na­tio­nalem Recht zuste­hende Behand-lung vor­ent­halten. Der perfide Gedanke dahinter: Wenn der Krieg vorbei ist, kann es ja auch keine Kriegs­ge­fan­genen mehr geben. (…)

Das Rote Kreuz protestiert

Kaum jemand erfuhr damals etwas von dem Skandal, der sich Ende Mai 1945 zuge­tragen hatte. Um die Hun­gersnot der Gefan­genen zu lindern, hatte das Inter­na­tionale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zwei Güterzüge mit Lebens­mitteln aus seinen Lager­be­ständen in der Schweiz auf die Reise über Mannheim in die von ame­ri­ka­ni­schen Truppen besetzten Gebiete geschickt.

Offenbar auf höhere Weisung ent­schieden Offi­ziere der US-Armee, dass die Züge wieder zurück­fahren müssten. Der Prä­sident des IKRK, Carl Jacob Bur­ck­hardt, wehrte sich und schrieb an das US-Außen­mi­nis­terium einen har­schen Brief:

„Nach Ein­stellung der Feind­se­lig­keiten in Europa hat das Inter­na­tionale Komitee vom Roten Kreuz alles unter­nommen, um die Situation der Gefan­genen zu ver­bessern, die nach der ‚Befreiung‘ durch die alli­ierten Armeen den Status von ‚Ex-Kriegs­ge­fan­genen‘ erhielten“.

Eisen­howers Antwort:

„Die Ver­wendung von Lebens­mitteln für Feind­per­sonal ist verboten.“

Bur­ck­hardt resi­gnierte schließlich und klagte: „Infolge der Beschränkung auf die Befolgung von Befehlen muss eine Orga­ni­sation zur Ohn­macht ver­ur­teilt sein.“ Ein Hilfs­pro­gramm des IKRK für die unter bri­ti­scher Kon­trolle lebenden Deut­schen gestaltete sich hin­gegen problemlos.

Diese Episode ist ein wei­teres Indiz für den exter­mi­na­to­ri­schen Cha­rakter der US-Besat­zungs­po­litik in den ersten zwei Jahren nach Kriegsende. Auch anderen Orga­ni­sa­tionen wie dem YMCA oder den Quäkern wurde strikt untersagt, den Inhaf­tierten unter US-Kon­trolle zu helfen. In anderen Fällen hieß es, man könne keine Last­wagen auf­treiben, kein Benzin oder keine Reifen. (…) Ende der Textauszüge.

Erschüt­ternde Dokumente

Es war der erklärte NS-Gegner Bischof Clemens August Graf von Galen, der kurz nach Empfang der Kar­di­nals­in­si­gnien im Februar 1946 in Rom eine Rede mit dem Titel „Rechts­be­wusstsein und Rechts­un­si­cherheit“ hielt.

Darin sprach der soge­nannte Löwe von Münster auch über die Will­kür­herr­schaft der Besatzer im nie­der­ge­run­genen Deutschland und die von den west­lichen Siegern betrie­benen Internierungslager.

Von Galen beklagte:

„Die Alli­ierten setzen in Deutschland eine Mili­tär­po­lizei ein, die außerhalb des Bereichs aller ordent­lichen Gerichte steht und keinem Gericht ver­ant­wortlich ist. Die Polizei bedarf ebenso wenig wie die Gestapo eines rich­ter­lichen Befehls, um einen deut­schen Bürger zu verhaften. (…) 

Sie ver­haftet, genau wie die Gestapo, die Männer nachts, holt sie ohne Angabe des Grundes der Ver­haftung aus den Häusern, schafft sie weg, ohne der Familie Mit­teilung zu machen, wohin sie gebracht werden, schneidet jede Ver­bindung zwi­schen der Familie und den Häft­lingen ab, hält sie mona­telang im Lager, ohne sie zu ver­hören, kurz, sie hat die Methode der Gestapo übernommen.“

Die Haft­be­din­gungen der deut­schen Kriegs­ge­fan­genen in den von dem Kar­dinal ange­spro­chenen alli­ierten Ein­rich­tungen waren inhuman – brutale Fol­te­rungen, nicht selten mit Todes­folge, gehörten zum Lager­alltag. Viele ver­hun­gerten oder waren dem sadis­ti­schen Treiben der Bewacher ausgesetzt.

Ein ehe­ma­liger US-Soldat klagt an 

Besonders schlimm ging es in den soge­nannten Rhein­wie­sen­lagern der Ame­ri­kaner zu, in denen mehrere hun­dert­tau­sende Deutsche starben – unter freiem Himmel und den Unbilden der Wit­terung aus­ge­setzt, wie Horst W. Gömpel in seiner Doku­men­tation „Rhein­wiesen-Lager 1945–1948“ ein­dringlich schildert. Ein heute weit­gehend ver­schwie­genes Ver­brechen, das Gömpel in seinem Werk dem Ver­gessen ent­rissen hat.

Der Phi­losoph Martin Brech gehörte als junger US-Soldat bei Kriegsende zur Wach­mann­schaft des ame­ri­ka­ni­schen Gefan­ge­nen­lagers bei Andernach am Rhein. Er ent­schloss sich, mit seinen eigenen Erleb­nissen an die Öffent­lichkeit zu gehen, um Gerech­tigkeit und Wahr­haf­tigkeit Geltung zu ver­schaffen. Er nannte seine frü­heren US-Army-Kame­raden „kalt­blütige Killer voller Hass“.

In seinem Bericht hielt Brech fest: „Etwa 60.000 Gefangene aller Alters­klassen waren in Andernach auf einem sta­chel­draht­um­zäunten offenen Feld ein­ge­sperrt. Die Frauen hielt man in einem sepa­raten Groß­käfig. Die Männer, die ich bewachte, hatten kein Dach über dem Kopf und ver­fügten über kei­nerlei Decken; viele hatten auch keine Mäntel. Sie mussten im kalten und nassen Schlamm schlafen.“

Und weiter:

„Besonders scho­ckiert war ich vom Anblick der Kriegs­ge­fan­genen, die Gras und Unkraut zu einer dünnen Suppe berei­teten. Sie sagten zu mir, damit wollten sie ihren Hun­ger­schmerz stillen. Sie magerten zuse­hends ab.

Die Ruhr breitete sich aus. Bald schon schliefen sie in ihren eigenen Exkre­menten, weil sie zu schwach waren, die Latri­nen­gräben zu erreichen. Sie siechten und starben vor unseren Augen dahin.“

Brech fährt fort: „Wir hatten reichlich Nah­rungs­mittel und Vorräte, taten aber nichts, um den deut­schen Gefan­genen zu helfen, leis­teten auch keine ärzt­liche Hilfe. Ich war empört über diese Zustände und pro­tes­tierte bei Offi­zieren. Doch die Reaktion waren Feind­se­ligkeit oder Gleich­gül­tigkeit. Als ich hart­näckig blieb, erklärte man mir, es sei ‚höherer Befehl‘. Als ich Lebens­mittel über den Sta­chel­draht zu den Gefan­genen warf, schnappte man mich. Man drohte mir mit Strafe.“

Und er schreibt: „Doch ich wie­der­holte mein ‚Ver­gehen‘. Nun drohte mir ein Offizier die Erschießung an. Ich konnte das nicht glauben, bis ich auf einer Anhöhe über dem Rhein einen Captain traf, der mit einer Kaliber-45-Pistole hin­unter in eine Gruppe deut­scher Frauen und anderer Zivil­per­sonen schoss. Ich fragte: ‚Warum?‘

Er sagte: ‚Ziel­übung‘ und feuerte, bis das Magazin leer war. Jetzt wurde mir klar, dass ich es mit kalt­blü­tigen Killern voller Hass zu tun hatte. Sie betrach­teten die Deut­schen als Unter­men­schen, die ver­nichtet werden müssen.“

Die gna­denlose Unter­ver­sorgung der Kriegs­ge­fan­genen in den Lagern wie auch der Zivil­be­völ­kerung im übrigen besetzten Deutschland ent­sprach einem alli­ierten Bestra­fungs­kalkül, wurde also bewusst herbeigeführt.

Den voll­stän­digen Beitrag lesen Sie in unserer neuen Geschichts­ausgabe „Die Todes­lager der Ame­ri­kaner – Mas­senmord an den Deut­schen auf den Rhein­wiesen“.

Wir ver­schweigen nicht, was unseren Sol­daten und auch vielen Zivi­listen nach dem Krieg von den Alli­ierten angetan wurde. Die neue Ausgabe von COMPACT-Geschichte wird Ende August aus­ge­liefert. Sie können sie aber schon jetzt hier vor­be­stellen.

Quellen: PublicDomain/compact-online.de am 13.08.2023

Dieser Beitrag erschien zuerst hier: pravda-tv.com