Tri-Tra-Trullalla, die RAF ist wieder da?

Kennt einer von unseren unter vier­zig­jäh­rigen Lesern noch die RAF? Nein? Das war eine extrem links­ste­hende Truppe von Ter­ro­risten, die genau vor 40 Jahren den Höhe­punkt ihrer Wirkung ent­faltete. Bei der „Offensive 77“ verübte die RAF (Rote Armee Fraktion) den Mord­an­schlag auf Gene­ral­bun­des­staats­anwalt Sieg­fried Buback. Der Dresdner Bank Chef Jürgen Ponto wurde bei einem miss­lun­genen Ent­füh­rungs­versuch von der RAF erschossen und Anfang Sep­tember gelang die Ent­führung des Arbeit­ge­ber­prä­si­denten Hanns-Martin Schleyer, der eben­falls nach anderthalb Monaten Gefan­gen­schaft und Hin- und Her-Ver­han­delns ermordet wurde. Ins­gesamt gehen 34 Morde auf das Konto der 1970 gegrün­deten Ter­ror­or­ga­ni­sation. Sie löste sich 1998 selbst auf. Die Opfer der Anschläge stammten aus den oberen Etagen der Politik, Wirt­schaft und Ver­waltung und deren zur Tatzeit anwe­sendem Per­sonal wie Fahrer, Poli­zisten oder auch Sol­daten. Dazu kamen noch Bank­über­fälle, Gei­sel­nahmen von Anwe­senden und Spreng­stoff­at­tentate. Über 200 unbe­tei­ligte Ver­letzte ver­brei­terten die Blutspur der RAF.
Die Geschichte der Orga­ni­sation liest sich wie ein Thriller. Alle Medien betonen immer wieder, dass diese — nicht einmal zah­len­mäßig starke Truppe – die Bun­des­re­publik Deutschland 28 Jahre lang in Atem halten konnte. In den zwanzig Jahren ihrer Hoch-Zeit betrug die Anzahl der zum ter­ro­ris­ti­schen Kern gehö­renden Per­sonen nur zwi­schen 60 und 80 Per­sonen, und bis auf wenige Show­downs wie Bad Kleinen konnte die Truppe all die Jahre die Gescheh­nisse dik­tieren und aus dem Unter­grund heraus handeln. Sie hatte gute Ver­bin­dungen zu fran­zö­si­schen, ita­lie­ni­schen, bel­gi­schen und paläs­ti­nen­si­schen Terroristen.
1993 verübte die RAF ihren letzten Anschlag. 1998 erklärte sie die Selbst­auf­lösung. Im Juni 2011 verließ das letzte RAF-Mit­glied nach ver­büßter Strafe das Gefängnis. Drei Mit­glieder der ehe­ma­ligen Raf konnten sich bis heute dem Zugriff der Behörden ent­ziehen und werden immer noch per Haft­befehl gesucht. Die RAF war Geschichte und man hörte nichts mehr davon. Es gibt viele Filme und Bücher über diese Zeit.
Seit Januar 2017 gibt es aber eine Web­seite, die sich mit leicht ver­än­dertem RAF-Logo als immer noch exis­tie­rende Rote Armee Fraktion geriert und sich ganz offen­sichtlich aus dem „harten Kern“ der Antifa rekru­tiert. Der erste Eintrag vom 31. Januar 2017 gilt einem Marsch von Potsdam nach Berlin für den Kur­den­führer Abdullah Öcalan (PKK). Der neueste vom 15. Februar 2018 dem Frau­en­marsch in Berlin.
Noch inter­es­santer ist eine öffent­liche RAF-Erklärung vom 12. Februar 2018, die auf der Web­seite von Daniela Klette und Raymund Martini mit dem Namen „telavivpress.org“ erschienen ist. Auf der Homepage prangt das Ori­ginal-Logo der RAF, der fünf­za­ckige, rote Stern mit Maschi­nen­pistole (Die RAF-Berlin-Seite lässt die Maschi­nen­pistole weg).
In dieser öffent­lichen Erklärung werden vier For­de­rungen gestellt:
„Unsere Anliegen wären:
Ein­stellung der Fahndung und Ermitt­lungen sowie Reha­bi­li­tierung in Sachen Daniela Klette sowie Zusi­cherung auf freien Abzug in ein Land unserer Wahl.
Ein­stellung der Fahndung und Ermitt­lungen in Sachen Ingeborg Barz und Frie­derike Krabbe.
Auf­hebung der Verbote gegen PKK (ggf. auch kur­dische Par­teien und Gruppen) und KPD und angeblich sym­pa­thi­sierte Gruppen sowie Reha­bi­li­tierung inhaf­tierter bzw. ver­folgter Personen.
Eine förm­liche Ent­schul­digung der Deut­schen Regierung gegenüber dem jüdi­schen und kur­di­schen Volk.“
Da stellen sich einige Fragen.
Daniela Klette ist eine der immer noch gesuchten RAF-Ter­ro­ris­tinnen. Sie wird dieses Jahr 60 Jahre alt. Sie ist Mit­ver­fas­serin dieser Erklärung und betreibt mit Raymund Martini die Telaviv-RAF-Seite, auf der die Erklärung erschien. Beide wollen anscheinend nur noch ihre Ruhe und freien Abzug in ein Land, wo sie in Frieden alt werden können.
Das ist menschlich ver­ständlich. Aber dazu eine RAF-Erklärung? Und glauben die zwei alten Leute allen Ernstes, dass, selbst wenn sie eine solche Zusage bekämen, die Bun­des­re­publik diese auch ein­halten würde? Sollte es tat­sächlich immer noch (oder plötzlich wieder?) einen so hef­tigen Fahn­dungs­druck geben, dann hat das auch seine sehr drin­genden Gründe und wird nicht nur aus Nost­algie oder Rechts­si­cher­heits­gründen so gemacht. Wir alle wissen, dass Straf­taten nur dann ver­folgt werden, wenn das dem Staat ange­bracht erscheint. Man könnte ver­muten, dass die noch in Freiheit lebenden RAF.Terroristen über Hin­ter­grund­wissen ver­fügen, das für die Bun­des­re­publik von großer Bedeutung ist. Oder dass aus irgend­einem tie­fer­lie­genden Grund Druck auf diese Leute aus­geübt werden muss.  Hier auf ein Ein­lenken des Staates und Wort­treue zu ver­trauen wirkt seltsam gut­gläubig von ehe­ma­ligen Terroristen.
Beach­tenswert ist die als selbst­ver­ständlich vor­ge­tragene Nähe und das Bekenntnis zum Zusam­men­wirken der RAF-Vete­ranen zur Antifa Hier finden wir auch ein PDF mit einer Stel­lung­nahme zur Zusam­men­arbeit mit der Antifa:

Ingeborg Bartz würde, falls sie noch lebt, im Juli 70 Jahre alt. Die gilt lediglich als „mut­maß­liches Mit­glied“ der RAF. Seit 1972 gilt sie als ver­misst. Es exis­tiert eine Aussage des ehe­ma­ligen RAF-Mit­glieds Gerhard Müller, dass sie 1972 von Andreas Baader, einem Ter­ro­risten des harten RAF-Kerns, ermordet worden sei.
Warum ist es wichtig, dass eine so alte Frau, sollte sie denn noch leben, immer noch von den Behörden gesucht und gegen sie ermittelt wird. Und warum wird diese For­derung öffentlich gestellt?
Das­selbe gilt für Frie­derike Krabbe, für die man eben­falls ein Ende der Fahn­dungen und Ermitt­lungen fordert. Auch Frau Krabbe ist im vor­ge­rückten Alter von 68 Jahren. Ihr Name ist aller­dings schon seit 2012 von den Fah­nungs­listen der BKA gestrichen.
Diese For­de­rungen lesen sich eigentlich mehr wie eine Kapi­tu­lation und eine Sehn­sucht nach einem Lebens­abend in Frieden, als nach einem krie­ge­ri­schen Manifest. Nur, warum melden sich diese Leute jetzt in der Öffent­lichkeit damit? Was ist ein­ge­treten, dass sie sich aus ihrem offenbar unauf­find­baren Ver­steck über­haupt melden?
Die letzten zwei For­de­rungen sind poli­ti­scher Art und der­maßen unrea­lis­tisch, dass man sie ent­weder als mar­tia­lische Camou­flage für die leise Bitte nach einem ruhigen Lebens­abend auf­fassen kann, oder als Ankün­digung eines neuen Auf­taktes von Terror … den aber die jüngere Antifa-Gene­ration dann aus­zu­tragen hätte. Ange­sichts der pro­minent fett­ge­druckten Ver­si­cherung, man rufe nicht zu Straf­taten auf und der Betonung, man habe sich dees­ka­lierend ver­halten und der öffent­lichen Ver­kündung, bei Razzien sei ja nichts Ver­bo­tenes gefunden worden ent­steht der Ein­druck, dass sich tat­sächlich seit einiger Zeit auf der linken Antifa- und RAF-Vete­ranen-Szene irgend­etwas ganz Neues tut.
Seit Anfang 2017 gibt es die Antifa-gestützte Neu-RAF-Seite, seit Januar 2018 erst die Telaviv-RAF Seite. Was geht da vor?
Eine weitere, von der Telaviv-RAF-Seite ver­breitete Erklärung der RAF-Vete­ranen enthält einen dezenten Hinweis, in welche Richtung das gehen könnte:

 
Noch einmal eine Beteuerung, die Dees­ka­lation zu begrüßen und kei­nes­falls zu Straf­taten auf­zu­rufen. Und die ver­deckte Drohung, die RAF sei zwar auf­gelöst worden, das sei aber noch nicht das Ende der RAF, sondern habe mit internen Pro­blemen zu tun, die man auf­ge­ar­beitet hat.
Der Satz: „Anders­lau­tende Angaben sind falsch und werden womöglich im Rahmen von Repres­sionen ver­breitet.“, gibt zu denken. Wenn jemand falsche Infor­ma­tionen über die RAF ver­breitet, welche Repres­sionen sind denkbar? Wozu gräbt man den tot­ge­schla­genen Hund wieder aus? Warum sollte das Thema plötzlich wieder auf­ge­wärmt werden? Wozu könnte der Staat mög­li­cher­weise das Thema RAF in Neu­auflage brauchen?
In diesem Zusam­menhang sollte man sich mit den Hin­ter­gründen der Ermordung des Gene­ral­bun­des­an­waltes Sieg­fried Buback und Alfred Herr­hausens beschäftigen.
Alfred Herr­hausen war Vor­stands­sprecher der Deut­schen Bank und eine Aus­nah­me­erscheinung unter den Spit­zen­ma­nagern. Er for­derte einen Schul­den­erlass für die unter der Zins- und Schul­denlast äch­zenden Dritt­welt­länder. Ein Vorstoß, den die RAF hätte gut­heißen müssen. Die globale Finanzwelt dagegen war außer sich über diesen Vor­schlag. Alfred Herr­hausen wurde durch eine Bombe getötet.
Diese Bombe von der Größe einer Tasche war auf den Gepäck­träger eines Fahrrads instal­liert worden, eine mili­tä­rische Hohl­la­dungsmine aus der Tech­no­logie pan­zer­bre­chender Waffen. Als das Fahrzeug Herr­hausens durch eine vorher instal­lierte Licht­schranke fuhr, explo­dierte die TNT-Ladung, deren exakt aus­ge­richtete Druck­welle genau die hintere Sei­tentür des gepan­zerten Mer­cedes S‑Klasse und damit Alfred Herr­hausen traf. Ein abge­sprengtes Teil der Auto­tür­ver­kleidung durch­schnitt den Ober­schenkel Herr­hausens. Das dahinter fah­rende Begleit­fahrzeug mit seinen Per­so­nen­schützern blieb unbe­schädigt. Doch dort stieg niemand aus, um Erste Hilfe zu leisten, was — neben dem Schutz des Ziel­ob­jekts mittels des eigenen Körpers — die Kern­aufgabe von Per­so­nen­schützern ist. Herr­hausen blieb bewusstlos in dem Auto­wrack liegen und starb innerhalb weniger Minuten an starkem Blutverlust.
Die Vor­ge­hens­weise des Attentats war völlig unty­pisch für die RAF. Die Kabel für die Licht­schranke wurden durch eine als Bau­stelle getarnte Stelle verlegt. Die Bau­stelle bestand nur sehr kurz, die Stelle wurde schnell wieder zuge­macht und das Bau­stel­len­schild stand wochenlang am Stra­ßenrand herum.
Die Täter für das Attentat konnten nie ermittelt werden. Es gibt nur ein Beken­ner­schreiben der RAF. Der einzige Kron­zeuge war ein V‑Mann Sieg­fried Nonn, der sich und andere RAF-Mit­glieder belastete. Später widerrief er seine Aussage und behauptete, sie unter Drohung durch den hes­si­schen Ver­fas­sungs­schutz gemacht zu haben. Ein von ihm Beschul­digter prä­sen­tierte der Polizei ein was­ser­dichtes Alibi für die Tat und konnte nach­weisen, dass er kein Mit­glied der RAF war.
Es blieb ein Rätsel, wie die RAF über­haupt an die Bombe und deren Technik gekommen war. Auch die auf­fällig prä­zisen Vor­be­rei­tungen des Attentats erfor­derten Experten, die die RAF nicht hatte. Zudem war genau an diesem Tag, dass das nor­ma­ler­weise beglei­tende, vor­aus­fah­rende Erst­fahrzeug mit Per­so­nen­schützern zu anderen Zwecken abge­zogen worden. Es hätte die Licht­schranke zuerst pas­siert und aus­gelöst und damit die Explosion auf sich gelenkt.
Seine Idee vom Schul­den­erlass für Ent­wick­lungs­länder brachte Alfred Herr­hausen wütenden Gegenwind der Ban­kenwelt ein. Viele Geld­in­stitute wären mög­li­cher­weise darüber bankrott gegangen. Als Alfred Herr­hausen auf der Welt­bank­kon­ferenz über diese Pläne sprach, wurde er so massiv bedroht, dass er auf der Kon­ferenz eine schuss­si­chere Weste trug. Stellt man die Frage aller Fragen des Ermittlers: „Cui bono?“, liegt die Antwort auf der Hand und wird durch den Tat­ablauf unterstützt.
Auch die Hin­ter­gründe des Mordes an Bun­des­ge­ne­ral­staats­anwalt Sieg­fried Buback sind sehr eigenartig.
Hier könnte ein Ansatz zur Erklärung der selt­samen Ver­laut­ba­rungen der RAF-Vete­ranen liegen. Seit die Stimmung in Deutschland wegen der Flücht­lings­krise hoch­kocht, das Ver­trauen der Men­schen in die Politik und deren Dar­steller am Boden liegt und die durch den Volkszorn ent­ste­henden Struk­turen sich immer weiter bilden, auf­bauen, und kon­so­li­dieren, herrscht in Berlin Alarmstimmung.
Wäre es möglich, dass die Beschwö­rungen der Alt-RAF zur Dees­ka­lation und Nicht-Straf­barkeit so zu inter­pre­tieren sein könnten, dass man dort die Befürchtung hegt, der tiefe Staat könnte die RAF wieder benutzen wollen, um bestimmte Ope­ra­tionen vor­zu­nehmen, die der „neuen und alten Gene­ration RAF“ in die Schuhe geschoben werden sollen? Ist die ver­wun­der­liche Tat­sache, dass die Antifa sich auf die Seite der CDU-Kanz­lerin Merkel stellt und eine “Merkel-muss-weg!”-Demonstration ver­hindert, ein Hinweis? Es ist doch mitt­ler­weile bekannt, dass der Staat die Antifa bezahlt. Sollen dem System unan­ge­nehme, auf­stei­gende Poli­tiker von einer system-koope­ra­tiven, links­extremen Antifa-RAF ermordet werden? Wird die Polizei, die in weiten Teilen noch den Bürger schützen will, in der Front zwi­schen Pro­testlern, und der Antifa und den gewalt­tä­tigen Maro­deuren unter den Flücht­lingen restlos auf­ge­rieben werden?
Kann es sein, dass die alten Hasen, diesen Braten rie­chend, nicht (wieder) in solche Dinge ver­strickt werden wollen und ver­klau­su­liert eine Bot­schaft absetzen?
Das würde diese Äuße­rungen erklären und auch, dass sie jetzt plötzlich und ohne erkenn­baren Grund wieder an die Öffent­lichkeit damit gehen.