Die USA sind die einzige ver­blei­bende Kolonialmacht

Paul Craig Roberts

Die Regierung der Ver­ei­nigten Staaten hat niemals unab­hängige Regie­rungen in Latein­amerika zuge­lassen. Jedes Mal, wenn Men­schen eine Regierung wählen, die sie anstelle der wirt­schaft­lichen Inter­essen der USA ver­tritt, stürzt Washington die gewählte Regierung. Marine General Smedley Butler sagte uns dies wie viele andere. Daran besteht kein Zweifel.

Derzeit ver­sucht Washington, die Regie­rungen von Vene­zuela und Nica­ragua zu stürzen und hat die ecua­do­ria­nische Regierung mit Ölkäufen und den üblichen per­sön­lichen Bestechungs­geldern auf­ge­kauft. Auch die Regierung Evo Morales in Bolivien wird von Washington ange­griffen. Dem Obama-Regime gelang es, die Reform­re­gie­rungen in Hon­duras, Argen­tinien und Bra­silien abzuschaffen.

Reform­re­gie­rungen in Latein­amerika, mit Aus­nahme von Castros Kuba, lassen sich immer wieder stürzen. Sie erlauben den Agenten Washingtons, wie der National Endowment for Demo­cracy, der US-Agentur für inter­na­tionale Ent­wicklung und ver­schie­denen soge­nannten NGOs, deren Ziel es ist, Washingtons Kon­trolle auf­recht­zu­er­halten und jede Regierung zu stürzen, die sich der Kon­trolle ent­zieht, oppo­si­tio­nelle Gruppen und Medien, die Hand in Hand mit Washington arbeiten, zu orga­ni­sieren und zu finan­zieren, um wieder eine Washington gefällige Regierung einzusetzen.

Wie Marx, Lenin, Mao und Pol Pot ver­standen haben, kann man eine Unter­drü­cker­klasse nicht stürzen, wenn man sie unbe­helligt lässt. Ob aus Schwäche oder Dummheit, latein­ame­ri­ka­nische Reform­re­gie­rungen lassen die wahl­be­siegte Unter­drü­cker­klasse und ihre Wirt­schafts- und Medi­en­macht immer unbe­helligt. Wenn Washington die Unter­drü­cker­klasse wieder an die Macht bringt, wird den gestürzten Reformern, die nor­ma­ler­weise mit ihrem Leben bezahlen, nie die gleiche Toleranz entgegengebracht.

Alle latein­ame­ri­ka­ni­schen Reform­be­mü­hungen haben den törichten Fehler gemacht, die Unter­drü­cker­klasse mit ihren Zei­tungen und ihren ver­rä­te­ri­schen Ver­bin­dungen zu Washington zu belassen, ein­schließlich der Regierung von Prä­sident Ortega in Nica­ragua. Man könnte meinen, Ortega wüsste es besser. Washington hat seit der Reagan-Regierung ver­sucht, Ortega und die San­di­nistas los­zu­werden. Seine Regierung hat den letzten Putsch­versuch unter Führung Washingtons überlebt, aber Washington steckt mehr Geld in die Bemü­hungen. Lesen Sie den Bericht von Kevin Zeese hier: > LINK (auf eng­lisch­spra­chige Seite)

Hugo Chavez machte den gleichen Fehler in Vene­zuela, und sein Nach­folger hat den Fehler wie­derholt. Die kuba­nische Post-Castro-Regierung gerät nun auch in die Falle, ein ame­ri­ka­ni­scher Vasall zu werden, wie sie es unter Ful­gencio Batista war.

Die Monroe-Doktrin wurde schon immer in US-Lehr­bü­chern als Warnung an die euro­päi­schen Kolo­nia­listen ver­herr­licht, sich von Latein­amerika fern­zu­halten. Die Ame­ri­kaner beab­sich­tigten, es für sich zu behalten, und es gelang ihnen, Latein­amerika als Kolonie zu erhalten. Die Orga­ni­sation Ame­ri­ka­ni­scher Staaten war schon immer in der Tasche Washingtons und ist es auch heute noch. Latein­amerika akzep­tiert seine kolo­ni­sierte Existenz und kommt den demo­kra­ti­schen Regie­rungen nicht zu Hilfe, die Washington zum Sturz anpeilt. Latein­amerika ist impotent, weil seine Führer von Washington bezahlt, erpresst oder bedroht werden.

Washington hat seit jeher behauptet, der große Freund und Beschützer der Demo­kratie zu sein, aber jedes Mal, wenn eine unab­hängige Regierung in Latein­amerika ent­steht, stürzt Washington sie.

Im Jahr 2015 unter­zeichnete Prä­sident Barack Obama, Ame­rikas erster schwarzer Prä­sident und “großer Freund der Unter­drückten” ange­sichts “der unge­wöhn­lichen und außer­or­dent­lichen Bedrohung der natio­nalen Sicher­heits- und Außen­po­litik der Ver­ei­nigten Staaten von Amerika durch Vene­zuela”, eine Regie­rungs­ver­ordnung und ver­hängte Sank­tionen. Obamas Vorwand war die von Washington insze­nierte Gewalt, die zur Fest­nahme einiger Gewalt­täter führte. Washington nannte die Kri­mi­nellen schnell “poli­tische Gefangene” und rief zum “Dialog” auf, statt “Kri­tiker mit Ver­haf­tungen zum Schweigen zu bringen”. Washington erklärte die Ver­haf­tungen von Gewalt­tätern zu “Men­schen­rechts­ver­let­zungen durch die vene­zo­la­nische Regierung”. (> LINK auf eng­lisch­spra­chige Seite)

Mit anderen Worten, die vene­zo­la­nische Regierung hat die Men­schen­rechte Washingtons ver­letzt, die vene­zo­la­nische Regierung zu stürzen.

Die Presse berichtete dies mit einem geraden Gesicht.

Eine Regierung, die sich nicht schämt, die durch­sich­tigsten Lügen zu erzählen, während sie aktiv ver­sucht, eine demo­kra­tisch gewählte Regierung zu stürzen, ist eine Regierung, die welt­weite Ver­ur­teilung ver­dient. Doch die Welt ist zu gut bezahlt oder hat Angst, ihren Mund aufzumachen.


Quelle: Antikrieg.com