Was das Brandenburger Tor für Berlin und der Michel für Hamburg sollte der Flüchtlings-Obelisk für Kassel werden. Das 16 Meter hohe Denkmal auf dem zentralen Königsplatz der hessischen Stadt stieß aber so gar nicht auf die Gegenliebe der Kasseler. Jetzt wurde es bei Nacht und Nebel abgebaut.
Schon bei der Planung für das sogenannte „Mahnmal für die Aufnahme Geflüchteter“ gingen viele Menschen in der Stadt auf die Palme. Trotz des Unmuts der Einwohner bekam Kassel auf seinem Königsplatz in der Innenstadt nun die Willkommenskultur in Stein gemeißelt. Auf dem Obelisken steht: „I was a stranger and you took me in“ („Ich war ein Fremder, und Ihr habt mich reingelassen“).
Nun hat die Stadt das gigantische Werk, das alle umliegenden Gebäude überragte, in einer geheimgehaltenen Aktion abgebaut und die Steinsäule auf einem Bauhof eingelagert. Künstler Olu Oguibe solle nun entscheiden, was mit dem Obelisken geschehen soll. Der fordert jedoch das Gegenteil: Sein Berliner Galerist, Alexander Koch, meint, die Stadt sei in der Pflicht, auf den Nigerianer zuzugehen.
Die Documenta, zu der der Koloss aufgebaut wurde, ist stinksauer. Die Demontage werde schwerwiegende Folgen für das Verhältnis zwischen Künstler und Stadt haben, meint der Vorsitzende des Documenta-Forums, Jörg Sperling. „Was da passiert ist, lässt sich nicht wiedergutmachen“, zitiert ihn die Welt.
Die Stadt wollte den Obelisken ursprünglich für 126.000 Euro ankaufen. Allerdings stimmte die Stadtverordnetenversammlung zuletzt mit großer Mehrheit dafür, das Flüchtlings-Mahnmal vom Königsplatz zu entfernen. Oguibe könnte den Obelisken an einem anderen Standort wiederaufbauen. Doch der lehnte ab: Er habe den Obelisken extra für den zentralen Königsplatz konstruiert. Wie auch immer: Die meisten Kassler dürften erleichtert sein, dass das Denkmal für Merkels Gäste aus dem Zentrum verschwunden ist.
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