Die nach­tra­gende Kanz­lerin: Warum Merkel zu Lager­felds Tod schweigt

Nach dem Tod von Karl Lagerfeld bekunden Men­schen aus aller Welt ihr Beileid. Der fran­zö­sische Prä­sident Emmanuel Macron wür­digte den Mode­schöpfer als “Ikone” und “Bot­schafter” fran­zö­si­scher und euro­päi­scher Mode. Nur Merkel schweigt – und das hat einen Grund.
(Von Timo Kirez)
Ist die deutsche Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel nach­tragend? Bis jetzt liegt keine offi­zielle Kon­dolenz des Bun­des­kanz­leramts nach dem Tod des inter­na­tional bekannten deut­schen Mode­schöpfers Karl Lagerfeld vor. Aus der ganzen Welt zollten Men­schen dem Lebenswerk des Mode­gi­ganten Respekt. Auch in den Reihen der deut­schen Politik ließen es sich einige nicht nehmen, Lagerfeld die Ehre zu erweisen. So erklärte der FDP-Chef Christian Lindner:
“Karl Lagerfeld war ein großer Schöp­fer­geist, ein Bot­schafter des krea­tiven Deutsch­lands und wun­derbar exzen­trisch. Im Himmel werden nun alle neu eingekleidet.”
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Der Ham­burger Bür­ger­meister sagte über den gebür­tigen Ham­burger Lagerfeld:
“Karl Lagerfeld wurde 1933 in Hamburg geboren. Er hat sein Leben als Welt­bürger geführt, aber stets die Ver­bindung zur Stadt seiner Kindheit auf­recht erhalten. Wir ver­lieren einen außer­ge­wöhn­lichen Han­seaten und Bot­schafter Hamburgs.”
Die Pariser Bür­ger­meis­terin Anne Hidalgo sagte, Lagerfeld ver­körpere nicht nur Paris – er sei Paris. Auch der fran­zö­sische Prä­sident Emmanuel Macron äußerte sich. “Die Haute Couture, die Mode, der fran­zö­sische und euro­päische Geschmack ver­lieren eines ihrer größten Talente und ihren berühm­testen Bot­schafter”, erklärte der Élysée-Palast in Paris. Lagerfeld habe über die Jahr­zehnte dazu bei­getragen, den fran­zö­si­schen Stil und die fran­zö­sische Eleganz zu defi­nieren. Frank­reich habe dem “Ästheten” Lagerfeld viel zu ver­danken. Und Deutschland? Dem Schweigen des Bun­des­kanz­leramts nach zu urteilen, offenbar nicht.
In der Tat war die Beziehung zwi­schen Merkel und Lagerfeld pro­ble­ma­tisch. Der Modezar kri­ti­sierte mehrfach öffentlich die Flücht­lings­po­litik Merkels. In einer Sendung des fran­zö­si­schen Fern­seh­senders C8 im November 2016 kri­ti­sierte Lagerfeld Merkel dafür, “zu viele Muslime” ins Land gelassen zu haben. “Selbst wenn Jahr­zehnte dazwi­schen­liegen, kann man nicht Mil­lionen Juden töten und später dann Mil­lionen ihrer schlimmsten Feinde holen”, so Lagerfeld damals.
Es sei gar nicht nötig gewesen, mehr Flücht­linge ins Land zu holen, nachdem schon Mil­lionen gut inte­grierter Migranten in Deutschland lebten, so Lagerfeld weiter. Auch zur Moti­vation von Merkel hatte Lagerfeld eine Theorie bereit: Sie habe nach der Grie­chenland-Krise und der harten Austeri­täts­po­litik ihr Image als Raben­mutter ver­bessern wollen.
Im Mai 2018 legte Lagerfeld sogar nach. In einem Interview mit der fran­zö­si­schen Illus­trierten Le Point erklärte er, dass er Merkel für ihre Flücht­lings­po­litik “hasse”. Mehr noch: Merkel sei auch für den Auf­schwung der AfD verantwortlich.
“Nun sitzen 100 dieser Neo­nazis im Par­lament, weil Merkel die deutsche Geschichte ver­gessen hat.”
Und einmal in Fahrt, bekam Merkel auch ein psy­cho­lo­gi­sches Profil ver­passt. Der Kanz­lerin sei es darum gegangen, mit ihrer Flücht­lings­po­litik nur ein gutes Bild abgeben zu wollen. “Als Pas­toren-Tochter erträgt sie die Ver­brechen der Nazis nicht. Das Paradoxe daran ist, dass Merkel das Böse an die Macht befördert, während sie es repa­rieren will”, so Lagerfeld. Am Ende drohte er sogar damit, seinen deut­schen Pass abzu­geben: “Wenn das wei­tergeht, gebe ich die deutsche Staats­an­ge­hö­rigkeit auf.”
Worte, die man im Bun­des­kanz­leramt offenbar nicht ver­gessen hat. Wie sonst ist es zu erklären, dass es nach dem Ableben eines der inter­na­tional bekann­testen Deut­schen kein Wort zu ver­nehmen gibt? Sollte dieser Ein­druck zutreffen, dann hätte Lagerfeld mit seiner Ein­schätzung zum Modestil der Kanz­lerin auch im über­tra­genen Sinne Recht behalten: 2012 beschei­nigte Lagerfeld Merkel, dass ihr Stil zwar richtig sei, aber es gebe noch Potential, damit sie relaxter wirke. 

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