Von COLLIN MCMAHON | Der US-Islamexperte Daniel Pipes hat vergangene Woche Berlin besucht und sich mit alternativen Medien – unter anderem PI-NEWS – und der AfD getroffen. Der renommierte konservative jüdische Vordenker warnt im exklusiven PI-NEWS-Interview vor den Gefahren des radikalen Islam und setzt seine Hoffnung in die neuen konservativen Parteien in Europa.
Daniel Pipes promovierte 1978 an der Harvard University in Geschichte und hat 16 Bücher und unzählige Artikel geschrieben. Schon sein Vater Richard Pipes war richtungsweisender Akademiker, der als Russland-Experte Ronald Reagan half, den Eisernen Vorhang zum Einsturz zu bringen. Pipes gründete 1994 den Thinktank „Middle East Forum“, mit dem er für verfolgte Islamkritiker auf der ganzen Welt kämpft. Schon seit 2005 traf er Geert Wilders und half ihm später juristisch und finanziell, vergangenes Jahr schuf er mit den #freetommy Demos eine landesweite Bewegung in UK und half Tommy Robinson aus dem Gefängnis.
Obwohl er ein profunder Kenner des Nahen Ostens ist, arabisch liest und viel dort unterwegs ist, wird Daniel Pipes in der Mainstreampresse ohne Beweise als „Islamhasser“ diffamiert. Dabei hat er viele Kollegen und Verbündete in der islamischen Welt und tritt für einen gemäßigten Reform-Islam ein. Dies unterscheidet ihn von fundamentalen Islamkritikern wie Geert Wilders oder Tommy Robinson, die mitunter dem Islam die Reformfähigkeit absprechen. Trotzdem kämpft er mit erheblichem Einsatz für deren Recht auf freie Meinungsäußerung.
Auf dem Weg zu einer Konferenz in Budapest, die von Viktor Orbán ausgerichtet wird, wollte Pipes nun die neuen konservativen Kräfte in Berlin und Wien besuchen. Er verwendet selber den Begriff „zivilisatorisch“ statt „rechts“ oder „populistisch“, denn es gehe diesen Parteien im Wesentlichen um den Erhalt der westlichen Zivilisation.
Pipes sieht diese Parteien wie die AfD, FPÖ und Fidesz als die Zukunft Europas und glaubt, sie werden in 15 Jahren Europa dominieren. Nach ihm gibt es vier verschiedene Modelle, wie dies passieren wird:
1.) Das ungarische Modell, in dem eine zivilisatorische Partei die Regierung und das ganze Land dominiert, inklusive Medien und Wirtschaft, wie das Viktor Orbán in Ungarn macht (eine für Pipes nicht ganz unproblematische Situation).
2.) Das italienische Modell, in dem eine zivilisatorische Partei mit einer links-anarchistischen Partei wie die Fünf Sterne Bewegung die Regierung bildet – ein ebenfalls problematisches Modell. Das deutsche Pendant wäre die Sympathie, die viele sozial eingestellte AfD-Anhänger für Sahra Wagenknecht und den Linkspopulismus der „Aufstehen!“-Bewegung empfinden.
3.) Das österreichische Modell, eine Koalition aus altkonservativen und zivilisatorischen Parteien, wie die ÖVP/FPÖ-Regierung in Wien. In Deutschland würde dies z.B. einer Koalition zwischen Werte-Union, CSU und AfD entsprechen. Dieses Modell findet Pipes für Deutschland in 15 oder 20 Jahren am wahrscheinlichsten.
4.) Die altkonservativen Parteien kopieren die Positionen der zivilisatorischen Parteien und verdrängen sie, wie dies die Republikaner in Frankreich oder Mark Rutte der VVD in den Niederlanden versuchen.
Die Hoffnung, dass die Probleme der islamischen Masseneinwanderung irgendwann von selber verschwinden, teilt Pipes nicht. Vielmehr seien nun drei zunehmend schwierige Herausforderungen zu meistern: Der erste Schritt, die Grenzen zu sichern, sei der einfachste, wie Matteo Salvini in Italien gezeigt hätte. Wer seine Grenzen schützen will, der könne dies auch. Der zweite Schritt, die Illegalen, Kriminellen und Terroristen auszuweisen, sei schon bedeutend schwieriger: „Salvini hat angekündigt, 500.000 Illegale ausweisen zu wollen. Ich weiß nicht, wie er das schaffen will“, so Pipes.
Die dritte und größte Herausforderung seien aber die Passdeutschen, die bereits Staatsbürger seien, aber sich beharrlich weigerten, sich zu integrieren und letztendlich eine schleichende Islamisierung des Abendlandes darstellten. „Unser größtes Problem ist nicht Gewalt und Terror, denn dagegen kann man etwas tun“, so Pipes. Es sei die friedliche, schrittweise Veränderung der Gesellschaft, die viel gefährlicher sei. Hier sehe er auch keine Lösung in Sicht: „Ich bin pessimistisch, was das angeht.“
Kontaktscheue mit der AfD oder FPÖ habe Pipes als amerikanischer Jude nicht. Er sieht diese Parteien als natürliche Verbündete Israels und der Juden in Europa. In seinem jüngsten, lesenswerten Aufsatz „Europas Juden gegen Israel“ spricht er von einer „Schlacht, bei der der mächtige Staat Israel und die kleine und schrumpfende jüdische Gemeinde Europas gegeneinander stehen.“
Diese Schlacht finde „in vielen europäischen Ländern statt, wo ausnahmslos um dasselbe Thema gestritten wird: was die Presse als rechtextreme, populistische, nativistische oder nationalistische Parteien bezeichnet – und die ich zivilisatorische Parteien nenne (weil sie in erster Linie anstreben, die westliche Zivilisation zu erhalten)”. Israels Führung dagegen betrachte diese Parteien mittlerweile „als ihre besten Freunde in Europa, während Europas jüdisches Establishment … sie als unverbesserlich antisemitisch darstellt, sogar eine Rückkehr zu den faschistischen Diktaturen des zwanzigsten Jahrhunderts vermutet.“
Pipes kritisiert die Anführer der jüdischen Gemeinde in Europa, die zur Massenzuwanderung schweigen und ihre kollektive Feindseligkeit auf zivilisatorische Parteien lenkten, nur weil diese jüdischen Vertreter „weiter respektiert, ihren Zugang zur Regierung behalten und von den Mainstream-Medien nett behandelt werden wollen.“
Parteien wie die AfD und FPÖ betrachten laut Pipes Israel als „moralischen Waffenbruder und Verbündeten“ gegen den Islamismus. „Sie zeigen das durch die Bekämpfung von Antisemitismus, den Bau von Holocaust-Museen, Verurteilung des Iran-Deals, Drängen auf die Verlegung der Botschaften nach Jerusalem, von Israels Sicherheitsdiensten lernen und Israels Interesse innerhalb der Europäischen Union schützen. Geert Wilders aus den Niederlanden lebte ein Jahr lang in Israel und besuchte das Land seitdem Dutzende Male. Dass Europas Juden dort sicherer leben, wo Zivilisationisten strenge Kontrollen für Migration anordnen, verstärkt nur die israelische Wertschätzung; wie Evelyn Gordon festhält, „berichteten Ungarns 100.000 Juden 2017 nicht einen einzigen Übergriff, während Britanniens 250.000 Juden 145 solche meldeten.“
Pipes‘ Besuch in Berlin zeigt schon Wirkung: Als am Donnerstag alle Regierungsparteien gegen FDP und AfD stimmten, die das israelfeindliche Abstimmungsverhalten der Merkel-Regierung in der UNO verurteilen wollten, schrieb Pipes auf Twitter:
Der Historiker Michael Wolffsohn zitierte sogleich seinen Tweet in der Bild-Zeitung:
[…] 89 Prozent der AfD-Parlamentarier haben sich auf die Seite des Jüdischen Staates geschlagen. Damit liegen sie sogar noch vor der FDP als Antragstellerin. „Merkel redet, die AfD liefert“, twitterte der namhafte amerikanisch-jüdische Nahost-Experte, Prof. Daniel Pipes. Das ist, wenngleich überspitzt, leider wahr.
„Dank“ jener Abstimmung wird man fortan die AfD nicht mehr pauschal als antisemitisch, antiisraelisch oder antizionistisch bezeichnen können, ohne der Unglaubwürdigkeit bezichtigt zu werden, denn: Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. […]
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Quelle: Pi-News