Zeit zu fliegen

von Maria Schneider
Ich bin mit einem großen Stein auf dem Rücken geboren.
Hab’ ihn lang getragen und dachte manchmal, er sei mein Buckel.
Eines Tages begann er sich zu lockern, kippte mal nach links, mal nach rechts,
und war schließlich so lose, dass er Wirbel um Wirbel hinabglitt
und mit einem sanften Plumps zu meinen Fersen landete.
Ich richtete mich auf. (Ellëulin)

Vor einigen Tagen blieb ich in der Hyp­no­se­scheibe an einer Sendung über nach­bar­schaft­liche Pflege hängen. In den Nie­der­landen sind Kom­munen gesetzlich dazu ver­pflichtet, alten Men­schen so lange wie möglich ein Leben zu Hause statt in einer Ver­wahr­stelle für nutzlose Esser (Altersheim) zu ermög­lichen. Ehren­amt­liche kümmern sich um die Senioren, eine Gemein­de­schwester gibt gute Tipps, man leistet ihnen Gesell­schaft und stellt sicher, dass sie nicht ver­ein­samen. Es berührte mich tief, als ich so viele glück­liche, alte Men­schen ein­ge­bettet in eine Gemein­schaft sah.

Und in Deutschland?

Bei uns „bean­spruchen“ alte Men­schen immer häu­figer zu große Woh­nungen, die von anderen (nütz­li­cheren?) Men­schen benötigt werden. Dies scheint auch die Kün­digung der 149 qm großen Wohnung des 74-jäh­rigen Rentners Klaus Roth zu recht­fer­tigen, der darin seit 1974 für monatlich 500,00 € gelebt hatte. Der Fall sei nach Focus jedoch viel „kom­plexer“, denn der Bür­ger­meister hätte die per Gesetz vor­ge­gebene Anzahl Flücht­linge dezentral unter­bringen müssen.
Mangels anderer Woh­nungen musste Klaus Roth ‘raus – immerhin mit 9 Monaten Kün­di­gungs­frist. Man gewinnt den Ein­druck, Klaus Roth habe ohnehin zu lange den Vorteil einer großen, güns­tigen Wohnung zulasten der Neu­siedler genossen und daher die Kün­digung ver­dient. Jan Honkoop (93) in den Nie­der­landen hin­gegen wird sogar in seiner Wohnung geschützt, denn, „Ich bin ein alter Baum, den ver­pflanzt man nicht.“

Alte Deutsche kann man verpflanzen

Alte, deutsche Eichen werden für afri­ka­nische und ori­en­ta­lische Setz­linge ent­wurzelt, denn sie unter­liegen – wie alle Deut­schen – dem Ras­sismus-Gene­ral­ver­dacht und gehören ohnehin nach Ansicht des kroa­ti­schen Gast­ar­bei­ter­kinds Jagoda Marinić – ihres Zei­chens Lei­terin des Inter­kul­tu­rellen Zen­trums Hei­delberg – zur rück­stän­digen „Par­al­lel­ge­sell­schaft“ der „alten Herren“. Nach­zu­lesen in Frau Marinićs Büchlein „Made in Germany. Was ist deutsch in Deutschland?“ in leichter Sprache.
„Die Welt“ recht­fertigt die Aus­quar­tierung lang­jäh­riger deut­scher Mieter zugunsten der Neu­siedler damit, dass der Kampf um Wohnraum eben „ver­zwickt“ sei.
„Komplex“ und „ver­zwickt“ wie die Sachlage ist, hatte Bür­ger­meister Gerhard Ger­titschke als geset­zes­treuer Schreib­tisch­täter schlicht keine andere Wahl, als seinen Landsmann Klaus Roth zugunsten fremder Men­schen in eine kleinere Wohnung zu ver­pflanzen. Ist halt so. Oder?
Denn man kann nichts machen.
Man kann nichts machen, wenn die Grenzen offen stehen.
Man kann nichts machen, wenn jeden Tag junge, fremde Männer durchdrehen.
Man kann nichts machen, wenn jeden Tag deutsche Mädchen ver­ge­waltigt werden.
Man kann nichts machen, wenn unsere jungen Männer mit aberzo­genem Abwehr­reflex von jungen Eroberern genötigt, aus­ge­raubt und geschlagen werden.
Man kann nichts machen.

Leben in der schönen, neuen Welt, wo alles geht und nichts mehr gilt

In der Reportage feiert eine alte Dame ihren Geburtstag mit Freunden und ihrer Tochter, die nun so für ihre Mutter da sein will, wie sie es früher für sie war. Die Tochter wird im Alter alleine sein. Ihr Sohn lebt mit den Kindern in Thailand als Teil einer hei­mat­losen Elite, die wie Heu­schrecken von einem pro­fi­tablen Land zum Nächsten zieht. Die ver­waisten Eltern bleiben zurück.
Im Rin­gel­reihen der Glo­ba­li­sierung kümmern sich nun weniger gebildete Grillen aus armen Ländern um die Heu­schrecken-Eltern und lassen wie­derum ihre Eltern und sogar ihre Kinder zurück. Wer kümmert sich dann um sie? Man weiß es nicht. Aber es geht halt nicht anders. Man kann nichts machen, denn ist es das nicht wert? Ein Leben in der schönen, neuen Welt, wo alles geht und nichts mehr gilt?

„Was? Dein Vater muss zur Tafel gehen? Wieso hilfst Du ihm nicht?“

Mir kommt Herrn Sartors Bemerkung im Artikel zum Bild-Leser-Stamm­tisch bei der Essener Tafel in den Sinn: „Es ist auf­fällig, wie klein der Anteil an Türken bei uns ist. Der Zusam­menhalt in diesen Familien ist ein anderer, bei ihnen werden die Älteren umsorgt. Ich hab das mal beim Fußball mit­be­kommen, dass ein Türke einen deut­schen Bekannten fragte: ‚Was? Dein Vater muss zur Tafel gehen? Wieso hilfst du ihm nicht?’“
Warum helfen wir unseren Eltern nicht? Ist es wich­tiger, dem Heu­schre­cken­schwarm hin­ter­her­zu­flattern und poli­tisch korrekt zu demons­trieren, dass Fremde mehr wert sind als die eigenen Ver­wandten? Denn Obacht: Unter 100 Deut­schen sind bestimmt 99 Nazis. Daher ist Gene­ral­ver­dacht geboten und der eine Gerechte muss selbst die Beweislast als Nichtnazi erbringen.
Anders bei Geflüch­teten: Hier gilt bei 100 Migranten die Unschulds­ver­mutung und nur, wenn es gar nicht anders geht, muss man sich – höchst ungern — von einem Unge­rechten trennen. Die Ver­wahrung der Eltern im Heim hin­gegen ver­zögert sich lediglich wegen der Kostenfrage.

Wann hört der Selbsthass auf?

Warum sehnen sich so viele Deutsche nach der Herz­lichkeit der Ita­liener, der Fröh­lichkeit der Afri­kaner etc., wirken aber selbst wie Krus­ten­tiere? Warum haben so viele Deutsche Pro­bleme mit der Unnah­barkeit ihrer Eltern? Warum ist unser Band zwi­schen den Gene­ra­tionen zer­schnitten, während andere Völker einen engen Zusam­menhalt pflegen?
Warum lassen sich die Deut­schen wie leere Gefäße mit Klima- und Nah­rungs­re­ligion, gran­diosen Welter­ret­tungs­träumen und sinn­ent­leerten Kar­rie­re­vor­gaben befüllen, statt ihr Fami­li­en­leben zu pflegen und wieder Kinder zu bekommen?
Warum ver­achten die Deut­schen ihre eigenen Volks­lieder, Trachten und Tra­di­tionen, zahlen aber Tau­sende von Euro, um in Fer­nasien voll Ehr­furcht und mit feuchten Augen jahr­tau­sen­dealte Rituale und tra­di­tio­nelle Gewänder fremder Völker zu bestaunen?

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Wie kann man Respekt von anderen erwarten, wenn man sich selbst und seine Ahnen so ver­achtet? Wie kann man ein glück­liches Leben führen und sein Potential ent­falten, wenn man von seiner Familie, seinen Wurzeln, seinem Strom der Geschichte abge­schnitten ist?
Wie bemit­lei­denswert wirkt wohl unser Volk für Außen­ste­hende, wenn wir – als hoch­ste­hendes Kul­turvolk – in der Welt her­um­va­ga­bun­dieren und ver­suchen, unsere see­lische Not mit fremden Ritualen zu lindern? Solche Bemü­hungen sind Stückwerk und können nur scheitern. Die Ablehnung des Eigenen, der Hunger nach Liebe und der Verlust unserer eigenen Iden­tität werden so nicht geheilt.

Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein

Seit nunmehr 74 Jahren wird kulthaft unserer Schuld bedacht. Sollte sie nicht all­mählich abge­golten sein? Das Leid der Opfer auf der Gewin­ner­seite scheint schon länger eher der finan­zi­ellen Erpressung zu dienen. Der Ver­lie­rer­seite wird jeg­liche Würde und jeg­liches Lebens­recht abge­sprochen, bis hin zur see­li­schen — und wirt­schaft­lichen — Ver­nichtung. Wenn es wirklich um die Aner­kennung zuge­fügten Leids ginge, müssten sich dann nicht sehr viele Völker auf den Aus­spruch besinnen: „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“. (Joh. 8, 7)

Finale Pro­pa­gan­da­phase

Statt dessen scheint die Pro­pa­ganda gegen alles, was Deutsch ist, nun in die End­phase ein­zu­treten. Je länger der Krieg zurück­liegt, je mehr Zeit­zeugen sterben, desto schriller die Anschul­di­gungen und For­de­rungen. Auf Grund des „mora­li­schen Impe­rativs des Holo­causts“ fordert Israel nun von Deutschland das soge­nannte „feh­lende Drittel“ der Repa­ra­ti­ons­zah­lungen der DDR, was sich heute auf 19 Mil­li­arden US-Dollar belaufen würde.
Warum nicht? Wir sind seit 74 Jahren „schuld“ an unver­zeih­lichen Gräu­el­taten, was dennoch Hun­dert­tau­sende Neu­siedler nicht davon abschreckt, in unser Land zu kommen.
Es folgt eine Auf­zählung einiger „schul­diger“ Völker, um die Sinn­lo­sigkeit einer pau­schalen Schuld­zu­weisung an ein ganzes Volk zu unterstreichen:

Sicher lassen sich noch weitere Bei­spiele finden, wie die Ver­folgung der Paläs­ti­nenser durch die Israelis und die Chris­ten­ver­folgung im gesamten Orient. Welches Volk wurde je so unnach­giebig für die Taten seiner Vor­fahren ver­folgt wie die Deut­schen? Ich denke, Sie kennen die Antwort bereits: Keines.
„Ich habe es immer für den Inbe­griff mora­li­scher Ver­wirrung gehalten, dass sich im Deutschland der Nach­kriegszeit die­je­nigen, die völlig frei von Schuld waren, gegen­seitig und aller Welt ver­si­cherten, wie schuldig sie sich fühlten.” (Hannah Arendt, Holocaust-Überlebende)

Ver­gessene Geschichte – ver­lorene Identität

Bis heute dürfen die Nach­kommen der ca. 12 Mil­lionen Ver­trie­benen aus den Ost­ge­bieten nicht um den Verlust der Heimat trauern. Bis heute wird so getan, als hätten wir die demo­ra­li­sie­renden Bom­ben­an­griffe („Moral Bombing“) kurz vor Kriegsende auf Dresden, Würzburg, Zwei­brücken, Wies­baden usw., bei denen ca. 600.000 Frauen, Kinder und Alte starben, verdient.

Die Rhein­wie­sen­lager

Ich musste 48 Jahre alt werden, bis ich zum ersten Mal – da der gym­na­siale Geschichts­un­ter­richt aus­schließlich aus 9‑jähriger Dau­er­ge­dan­ken­folter zu Hitler bestand – von den Rhein­wie­sen­lagern hörte.
Ins­gesamt befanden sich ca. 8 Mil­lionen Deutsche als „Ent­waffnete feind­liche Streit­kräfte“ in bri­ti­schem und ame­ri­ka­ni­schem Gewahrsam. Die Bele­gungs­stärke in den Lagern der Ame­ri­kaner betrug von April–September 1945 ca. 1 Million Men­schen, deren Zu- und Abgang nicht regis­triert wurde.
Entlang des Rheins errich­teten die Ame­ri­kaner auf Acker­flächen 250 m x 250 m große Käfige („Cages“), in denen zwi­schen 5.000–15.000 Gefangene unter­ge­bracht waren. Im kalten Frühjahr mussten die Sol­daten, aber auch Frauen und junge Männer, in der soge­nannten Schlamm­wüste kam­pieren. Im Sommer waren sie der Sonne aus­ge­liefert. Zelte wurden nicht her­aus­ge­geben. Essen wurde streng ratio­niert. Doku­mente belegen, dass es Deut­schen unter Androhung von Erschießung untersagt war, den Gefan­genen Essen zu bringen. Die an Ent­kräftung, Krankheit und Hunger Ver­stor­benen wurden ent­kleidet und ihre Erken­nungs­marken von den Ame­ri­kanern ein­be­halten, sodass bis heute unklar ist, welche Sol­daten gefangen waren, ver­starben und wo sie begraben liegen.
Die gesamten Umstände können als see­lische Folter gewertet werden – die His­to­riker streiten sich, ob gewollt oder unge­wollt. Es bleibt jedem selbst über­lassen, die Glaub­wür­digkeit der Todeszahl von „8.000 bis 40.000 Men­schen“ zu bewerten. (Quelle mit fun­dierten Recherchen: http://rheinwiesenlager.de/LagerJW.htm#_ftn1; Ten­den­ziöse Quelle, deren Bilder jedoch sehr gut die Schlamm­wüste ver­an­schau­lichen: http://rheinwiesen-lager.de/lagerbedingungen/)

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ (Witt­gen­stein)

Die Ent­wur­zelung des 74-jäh­rigem alten, weißen Mannes Klaus Roth fügt sich somit nahtlos in die mitt­ler­weile 74 Jahre wäh­rende see­lische, mora­lische und kul­tu­relle Ver­nichtung der Deut­schen ein, die in deut­scher Gründ­lichkeit von jenen Deut­schen am unnach­gie­bigsten betrieben wird, die das Deutsche am stärksten hassen.
Haben die fremden Herr­scher und unsere Kol­la­bo­ra­teure nun ihr Ziel erreicht? Sind wir nun endlich im „Framing“, in einem Denk­rahmen, gefangen und dazu ver­ur­teilt, infan­tilen Trieben wie Essen, Arbeit, Sex und Titti­tainment zu folgen? Wurden wir nun zu fetten Raupen degra­diert, die nicht weiter sehen, als bis zum nächsten Blatt?

Wandlung ist möglich. Wandlung geschieht.

Alles hat seine Zeit. So wird auch die Raupe zur Puppe. Starre tritt ein. Immer mehr spüren es, denn die Änderung liegt in der Luft. Es wird eng in der Puppe. Es. Geht. So. Nicht. Weiter. Ein Leben als see­len­loses Gefäß — befüllt mit belie­bigen Inhalten — ist nicht die mensch­liche Bestimmung.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er ist nicht zur Befrie­digung fremder Bedürf­nisse geboren. Er ist nur dann ein Sklave, wenn er anderen seine Macht überlässt.
Wandlung ist möglich. Es ist Zeit, zu fliegen.
„Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.“
(Joseph von Eichendorff)


*) Maria Schneider ist viel unterwegs und ver­ar­beitet ihre Erleb­nisse in gesell­schafts­kri­ti­schen Essays mit beson­derem Schwer­punkt auf die nega­tiven Aus­wir­kungen des Femi­nismus, grüner Politik und der Mas­sen­mi­gration. Besonders liegen ihr die Opfer der impor­tierten Gewalt am Herzen. Sie schreibt ihre Geschichten auf, um ihnen eine Stimme zu geben. Kontakt für Opfer­ge­schichten und Anre­gungen: Maria_Schneider@mailbox.org