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Grö­ne­meyer: Der gute Mensch von London

Mensch, Gröni. Die Trümmer Deiner Flug­zeuge trage ich schon länger in meinem Bauch. Vor ein paar Tagen gerieten sie jedoch wieder in Bewegung, als ich Deine berüh­rende Ansprache im Sport­palast hörte, die fast einen Jagd­bomber übertönt hätte:
(von Maria Schneider)
„ …es muss uns klar sein, auch wenn Poli­tiker schwä­cheln, und das ist, glaube ich, in Öster­reich nicht anders als bei uns in Deutschland — dann liegt es an uns, dann liegt es an uns, zu dik­tieren, wie ‘ne Gesell­schaft aus­zu­sehen hat. 
Und wer ver­sucht, so ‘ne Situation der Unsi­cherheit zu nutzen, für rechtes Geschwafel, für Aus­grenzung, Ras­sismus, der ist fehl am Platze! Diese Gesell­schaft ist offen und huma­nis­tisch, bietet Men­schen Schutz .… Und wir müssen diesen Leuten so schnell wie möglich und ganz ruhig den Spaß daran aus­treiben. Keinen Mil­li­meter nach rechts. Keinen Mil­li­meter nach rechts. Und das ist so. Und das bleibt so!“

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Boah ey, so ein Bekenntnis ist echt, ja, Bombe von Dir, Gröni. Ich meine, gerade in dieser „Situation der Unsi­cherheit“ ist es umso wich­tiger, dass uns Leute mit Deiner Kon­se­quenz erhalten bleiben. An Dir weiß ich immer, was ich habe. Dein Hals ist nicht wendig, sondern starr. Du kippst nicht um, sondern wirst von der Fülle Deines kör­per­lichen Selbst getragen. Du stehst zu Deiner Meinung, ganz egal, welchen Tumult Du mit Deinen Wort­gra­naten auslöst.
Von meiner Seite daher: Chapeau! Selbst der kleine Bochumer Kumpel in seinem braunen Schacht würde sich mit Sicherheit ein Rie­sen­stück Kohle von Dir abschneiden, wenn er das könnte.
Ich weiß deshalb wirklich nicht, warum die Leute sich so über Dich und Deinen Pogrom­aufruf gegen Rechts im Sport­palast auf­regen. Wer letztes Jahr Dein Interview zur „Flücht­lings­krise“ in der Bri­gitte gelesen hat, weiß doch, dass Deine Haltung keinen Mil­li­meter vom Zeit­geist abweicht und so ist, und auch so bleibt:
Angst­ma­cherei hat System, auch bei der AfD, und die bietet gleich­zeitig eine Art Schutz für diese Angst. Die Frage ist nur: Wovor? Es ist doch gar nichts pas­siert, es gibt doch keine echte Bedrohung.“
Wie recht Du doch hast, Gröhli. Ich meine, was sind schon eine grup­pen­ver­ge­wal­tigte Frau in Freiburg, ein vor den Zug „geschubster“ Junge oder ein mit dem Schwert hin­ge­met­zelter Mann, wenn dadurch Zeit­geist und Zaster bedroht werden? DAS sind die echten Bedro­hungen, die dem hehren Kampf gegen Rechts schaden, der aber – der Göttin sei Dank – mit Hilfe der harten Anti­fa­jungs und flinken Anti­fa­mädels zäh wei­ter­ge­fochten wird.
Gröni, ich weiß ja, wie wichtig Dir Sym­bol­ha­scherei ist. Daher wird mir jedesmal ganz warm um’s Herz, wenn ich Dein Bild mit der Schwimm­weste betrachte.
Das Anlegen dieser Weste, obwohl Orange Dir so schlecht steht, war regel­recht heroisch. Damit hast Du wieder einmal gezeigt, wann „ein Mann ein Mann“ ist. Dein Bild habe ich des­wegen an einem Stahl­nagel an meiner Toi­let­tenwand befestigt. Dort hängt es in Augenhöhe und ich kann mich regel­mäßig darin versenken.
Hinzu kommt die Losung, die Du damals beim Bri­gitte-Interview aus Deiner Lon­doner Hoch­si­cher­heits­villa aus­ge­geben hast: „Leute jagen, stig­ma­ti­sieren, Hitler zurück­wollen: nein. Das ist gemein, das brauchen wir nicht.“
Danke für diese klare Haltung, Herbie. Ich hoffe daher, Du ver­zeihst, wenn ich jetzt aus­nahms­weise eine kleine Anfrage habe: „Gemein“ heißt ja vom Volk. Meinst Du damit, dass auch Deine Bochumer Kumpel „rechtes Geschwafel“ von sich geben und „fehl am Platze“ sind? Das wäre schon etwas hart, wo Du Dich doch so selten mit ihnen austauschst.
Aber wahr­scheinlich mache ich mir da zu viele Gedanken. Schlichte Gemüter die sie sind, können sie die tiefen Gefühle, an denen Du uns im Sport­palast teil­haben ließt, ohnehin nicht nach­emp­finden. Und letztlich sind sie ja nichts weiter als Kumpels, die in der Grube die Zeche für Deine Über­zeu­gungen zahlen, die stets mil­li­me­ter­genau in die kor­rekte Kerbe schlagen.
Aber à propos „fehl am Platze“. Bestimmt findest Du es dufte, dass vielen Kumpels das Schlafen in einer eigenen Wohnung „aus­ge­trieben“ wurde, weil unsere „offene Gesell­schaft“ so vielen Flücht­lingen „Schutz bietet“. Aber irgendwie ist es auch so ‘ne „Situation von Unsi­cherheit“, die Du selber ja auch nicht so gut findest. Des­wegen habe ich mir eine Win-Win-Situation für Euch überlegt. Deine Kumpels bekommen einen Schlaf­platz in Deiner Lon­doner Villa und Du kannst Dich dafür als „Guter Nachbar von nebenan“ pro­moten:
Andere Nachbarn wissen zu berichten, dass Grö­ne­meyer auch schon mal sein altes Auto im Park­verbot stehen lässt, gern mit seinen beiden Kindern im Eck- Café früh­stückt und im über­teu­erten Super­markt von gegenüber einkauft. 
Sein Haus ist rund­herum von Gärten umgeben und liegt ganz ver­steckt hinter einer Häu­ser­reihe. Nur über einen schmalen Pfad ist es zu erreichen. Kein Schild verrät, wer hier zu Hause ist.
Na, was hältst du davon? Ist doch eine super Idee, oder?
Nein? Findest Du nicht so gut? Du hast Bedenken, weil viele Dich von früher kennen und nichts mehr mit Dir zu tun haben wollen? Echt jetzt? Die können Dich nicht mehr leiden? Ver­stehe ich nicht.
Mmh. Das ist jetzt echt blöd. Ich meine, das wäre so ein toller PR-Coup gewesen. Da muss doch noch irgendwas gehen. Warte mal. Ich habe da was. Deutschland will doch jetzt 25% der Flücht­linge auf­nehmen. Das wäre doch genau das Richtige für Dich. Direkt vom Schiff in’s Schloss — wie bei Aschen­puttel, nur dass es hier halt Aschen­putter sind.
Na, was sagst Du? Also ich finde die Idee super. Passt zu Deiner Sport­pa­lastrede und wird bestimmt ein­schlagen wie eine Bombe. Du weißt schließlich selbst am besten, dass von den Flücht­lingen „keine echte Bedrohung“ ausgeht und „gar nichts pas­siert“.
Und das Beste an dieser Idee: Du dienst der „offenen Gesell­schaft“ als Vorbild und die Flücht­linge helfen Deinen Kindern „mit uns als Gemein­schaft“ eine „huma­nis­tische Iden­tität“ zu ent­wi­ckeln. Ich bin mir hundert pro sicher, dass die Flücht­linge gute Lehr­meister wären, denn genau wie Du weichen sie keinen Mil­li­meter von ihren Über­zeu­gungen ab. Und noch eines haben sie mit Dir gemeinsam: Sie sind gute Meister für Deutschland.
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Maria Schneider ist viel unterwegs und ver­ar­beitet ihre Erleb­nisse in gesell­schafts­kri­ti­schen Essays. Dabei befasst sie sich besonders mit den nega­tiven Aus­wir­kungen moderner Frau­schafts­formen, der grünen Politik und der Mas­sen­mi­gration. Darüber hinaus schreibt sie Rei­se­be­richte und ver­öf­fent­licht Opfergeschichten.
Kontakt: Maria_Schneider@mailbox.org[mailto:Maria_Schneider@mailbox.org]