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30 Jahre Mau­erfall – Ein „Fest für Deutschland“?

Eine etwas andere Würdigung
An „rechts“ mahnend erinnern, gilt als nationale Pflicht. An „links“ erinnern ist nicht nötig, da gibt´s nichts zu mahnen
Als franko- und italo­philer Mensch bewundere ich seit meiner Jugend den Stolz unserer Nachbarn auf ihre Nation. Frank­reich (fran­zö­sische Revo­lution) und Italien (Mus­solini) haben wie viele Nationen dieser Welt jeweils ein schweres und blut­be­la­denes Erbe mit sich zu schleppen. Und was feiern sie an ihren Natio­nal­fei­er­tagen: die „große Nation“.
„Für mich“, sagte einmal mein Freund aus Paris und dor­tiger Stadt­teil­bür­ger­meister, “für mich umfasst eine wahre Erin­ne­rungs­kultur den Umgang des ein­zelnen Bürgers und der gesamten Gesell­schaft mit ihrer Ver­gan­genheit und ihrer Geschichte – und mit der Höhen und Tiefen.“
Was wir nicht ver­gessen dürfen
Nach Jan Assmann (Kul­tur­wis­sen­schaftler Uni Hei­delberg) wird mit der Erin­ne­rungs­kultur an die eigene soziale Gruppe die Frage „was dürfen wir nicht ver­gessen?“ gestellt und beant­wortet; insofern wirke Erin­ne­rungs­kultur gemein­schafts­stiftend. Erin­ne­rungs­kultur ist nur möglich, wo die Ver­gan­genheit durch Zeug­nisse irgend­welcher Art präsent sei und wo diese eine cha­rak­te­ris­tische Dif­ferenz zur Gegenwart aufweise.
Erin­ne­rungs­kultur ist also kein Selbst­zweck, sondern will Gerech­tigkeit sowie natio­nalen Frieden fördern – ist damit gleichsam ein wich­tiger Beitrag für einen Frieden über die eigenen Lan­des­grenzen hinaus. Ver­ant­wort­liche Bürger sind somit auf­ge­fordert, sich an der Erin­ne­rungs­arbeit aktiv zu betei­ligen, der Schuld und Ver­säum­nisse zu gedenken und die Ver­ant­wortung dafür zu benennen, wo sie geschwiegen oder mit­ge­macht haben, statt sich dem Unrecht ent­ge­gen­zu­stellen, damit sich Untaten nicht wie­der­holen.Den Opfern, die namenlos gemacht wurden, wird damit eine Stimme gegeben. Zugleich wird auch an Men­schen erinnert, die pro­tes­tiert haben gegen Unrecht und Unmensch­lichkeit und dafür mit der Freiheit oder mit dem Leben bezahlen mussten.
Die Erin­ne­rungs­kultur einer Nation ist letztlich die ver­bind­liche Form des kol­lek­tiven Gedächtnisses
Konkret heißt dies:
Ohne Erin­nerung keine Zukunft! Zum demo­kra­ti­schen Grund­konsens in Deutschland gehört demnach untrennbar die Auf­ar­beitung der NS-Ter­ror­herr­schaft genauso wie die der SED-Dik­tatur. Hierzu zählen auch die deutsche Kolo­ni­al­ge­schichte sowie positive Momente unserer Demokratiegeschichte.
Deutschland ist auf­grund seiner Geschichte besonders dafür ver­ant­wortlich, die Erin­nerung an die Folgen von Dik­tatur und Gewalt­herr­schaft wach­zu­halten. Dies ist Teil unseres natio­nalen Selbstverständnisses.
Wenn wir heute über Ver­ant­wortung nach­denken, wissen wir natürlich, dass wir hier und heute die Ver­gan­genheit nicht selbst ver­schulden, sondern nur die Gegenwart – und über die wird erst in Zukunft gerichtet. Uns trifft trotzdem eine besondere Ver­ant­wortung: Wir schulden es den Opfern, alles daran zu setzen, dass Ver­brechen wie diese nie wieder möglich sind. Das aller­erste Mittel hierzu ist die wach­ge­haltene Erinnerung.
Die Wirk­lichkeit unserer heu­tigen Erin­ne­rungs­kultur ist erschreckend
Dank des unse­ligen Wirkens der ´68er wurde unsere Gesell­schaft in den letzten vierzig Jahren – und wird das auch wei­terhin – so unbarm­herzig indok­tri­niert, dass Jüngere, die die Zeit davor nicht einmal vom Hören­sagen kennen, zur Erkenntnis gelangen müssen, die Deut­schen seien von Natur aus böse und Deutschland eine nie­der­trächtige Nation. Es ist die Reduktion einer tau­send­jäh­rigen großen Geschichte auf zwölf schlimme Jahre.
An der Auf­recht­erhaltung dieser staatlich miss­brauchten „Erin­ne­rungs-Unkultur“ wirken nahezu alle „demo­kra­ti­schen“ Par­teien mit und scheuen sich nicht einmal davor, zum Mittel einer Denun­zia­tions- und Kon­troll­be­hörde maas-kaha­ni­schen Ursprungs zu greifen.
Da feiert der Geist der Stasi im – auch eben deshalb unter­ge­gan­genen – Arbei­ter­pa­radies genauso fröh­liche Urständ´ wie der Ungeist des „Dritten Reiches“ mit seinen Spitzel- und Foltermethoden.
Die neue „bür­ger­liche Freiheit“, die wir nach dem Zweiten Welt­krieg genießen durften, ist aber inzwi­schen an ihr Ende gelangt. Eben jene geis­tigen Umer­zieher, die ihre gesamte „Bildung“ aus der „Frank­furter Schule“ bezogen haben und noch beziehen, treibt unsere Gesell­schaft in Unruhe und Unfrieden. Hübsch säu­berlich unter­schieden werden die „poli­tisch Kor­rekten“ (die „wahren Demo­kraten“) von den poli­tisch Unkor­rekten (den „Faschisten“), die sich dem Mei­nungs­zwang widersetzen.
Da nicht sein kann, was nicht sein darf, denkt sich die neue Mei­nungs­kaste fast täglich neue Umer­zie­hungs­maß­nahmen aus. So werden z. B. Adress­listen unbot­mä­ßiger Blogger und Jour­na­listen ein­ge­richtet (und ins Netz gestellt) oder wird mit hohen Geld­strafen bedroht – und sank­tio­niert – wer sich der neuen Führung nicht unterwirft.
Schüler, meist noch unreif, die Trag­weiten ihres Han­delns zu erkennen, werden gegen den natio­nalen Konsens auf­ge­sta­chelt und zu Pro­testen ver­führt – zum Preis des Schul­schwänzens. Lehrer, Pro­fes­soren usw. werden boy­kot­tiert und/oder öffentlich ange­prangert. Attentate auf sie werden ver­harmlost, während der Anrempler eines „Rechten“ gegen einen Links­fa­schisten fast wie ein Mord­versuch dar­ge­stellt wird.
Man könnte darüber hin­weg­gehen, wenn nicht das gesell­schaft­liche Klima mehr und mehr so zer­stört würde, dass diese unsere Gemein­schaft aus­ein­an­der­brechen und sich feindlich gegen­über­stehen wird.
Wir haben unsere Kultur ver­gessen und wollen uns auch nicht erinnern
Erinnern dürfen wir uns inzwi­schen nur an die Untaten des III. Reiches. Kaum eine deutsche Stadt, in der nicht wenigstens 1 Mahnmal oder eine Gedenk­tafel an die Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus bzw. des Faschismus erinnern.
An die Opfer des Inter­na­tio­nal­so­zia­lismus darf man bald nicht mehr erinnern – als hätte es Mau­ertote, Stasi und Sta­chel­draht nie gegeben. 
Die heu­tigen Inter­na­tio­nal­so­zia­listen geben sich als „Gut­men­schen“, denen es gelungen ist, sich vom faschis­ti­schen Erbe unserer Nation selbst frei­zu­stellen, und denen es damit zu gelingen scheint, alle „Linken“ als Gut­men­schen“ und alle Nicht-Linken als Neu-Faschisten hinzustellen.
Die neuen Kon­flikt­linien in der inner­deut­schen Dis­kussion sind dem­entspre­chend klar aus­zu­machen. Es geht bei­spiels­weise um die Erhaltung und Pflege bestehender Gedenk­ein­rich­tungen. Bestand poli­ti­scher Konsens ursprünglich gewiss darin, das bestehende Konzept für die his­to­ri­schen Gedenk­stätten in Ost und West in Bezug auf die natio­nal­so­zia­lis­ti­schen wie auch die sta­li­nis­ti­schen Gewalt­opfer wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, ist heute der Konsens darüber zerbrochen.
Das Problem hat einen Namen: Relativierung
Was am NSDAP-Regime schlimm und ver­ur­tei­lenswert ist, ver­langt – so das Ergebnis der Rela­ti­vierung – andere Maß­stäbe als die Bewertung des SED-Regimes.
So ist es nur kon­se­quent, dass1^q die Mahnmale des Dritten Reiches gepflegt, aber die Mahnmale an die Links­fa­schisten der unter­ge­gan­genen(?) DDR-Dik­tatur zunehmend geschleift werden.
Heute dient „die Mauer“ eher folk­lo­ris­ti­schen Zwecken denn als Mahnmal für den Unterdrückerstaat. 
Bald werden die kom­menden Gene­ra­tionen darüber nichts mehr erfahren.
Vor 30 Jahren ist die Mauer gefallen. Ein Fest für Deutschland!? Und alle feiern mit – die Linken, die Sozis, die Christ­de­mo­kraten, die Grünen, die Kirchen, die Medien, die Bürger. Ein Fest für Deutschland? Alle waren schließlich immer für die Wie­der­ver­ei­nigung. Ein Hundsfott, der daran erinnert, daß die Dis­kussion im Westen längst in andere Fahr­wasser geraten war:
Niemand will sich heute mehr erinnern, dass Sozis aller Schat­tie­rungen, allen voran ein gewisser Egon Bahr, Oskar Lafon­taine und der liebe Gott der Sozi­al­de­mo­kraten, Willy Brandt, noch kurz vor dem Mau­erfall vor der „Illusion Wie­der­ver­ei­nigung“ warnten und den „Rea­lismus von zwei deut­schen Staaten“ prak­ti­zierten. Kein Wort davon, dass „die Träume von der Wie­der­ver­ei­nigung“ bei den Grünen als längst überholt bezeichnet wurden. Und auch keine Notiz davon, dass selbst in den Uni­ons­par­teien die­je­nigen belä­chelt, ja ver­höhnt wurden, die noch an die Einheit Deutsch­lands glaubten. (Auch der Autor dieses Artikels, der immer an die „Einheit der Nation“ glaubte, hat viel Spott darüber ertragen müssen.)
Heute – in einer völ­ligen Ver­drehung der Tat­sachen – ist alles „rechts­ra­dikal“, was der Erhaltung Deutsch­lands als „Vaterland“, eines gesunden Patrio­tismus, einer Ver­ant­wortung gegenüber dem Deut­schen Volk, seiner tra­dierten Werte und seiner ethi­schen Iden­tität und einer sozi­al­ver­ant­wor­tungs­be­wußten Wirt­schafts­po­litik dient.
Die Linken – Gewinner des Mauerfalls
Die Linken feiern heute unge­niert mit, weil sie die größten Pro­fi­teure des Mau­er­falls sind. Ohne sie und die Ver­brechen ihrer Par­tei­väter hätte das Volk des Arbeiter- und Bau­ern­staates nicht in Scharen „rüber­ge­macht“. Hier, im Westen, dürfen die Bonzen von einst die „Wohl­taten des Kapi­ta­lismus“ genießen, aber wei­terhin ihren alten Träumen nach­hängen. Viele von ihnen, besonders in Füh­rungs­po­si­tionen, wurden von der west­deut­schen Admi­nis­tration über­nommen, ihre Renten können sie unge­kürzt genießen.
Für „schämen“ ist da kein Raum. Kurz, feiern lassen sich alle. „Wir waren ja schließlich alle und immer für die Über­windung von Mauer und Sta­chel­draht.“ Ja, einigen gelang es tat­sächlich, diese unmensch­lichen Hürden zu über­winden: den „Ost­zonen-Flücht­lingen“ (so heißen sie gesetzlich immer noch), den ent­rech­teten Aus­ge­wie­senen, den Frei­ge­kauften. Sie haben durch ihre Flucht, durch ihre Unter­drü­ckung und durch ihre Exis­tenz­ver­nichtung Zeugnis ablegen können von der Unmensch­lichkeit des Systems.
Unter Total­verlust von Hab und Gut, unter schmerz­licher Trennung von Familie, Freunden und Nachbarn haben Sie die Mauer über­wunden und mußten hier, im freien Deutschland, sehen, wie sie zurecht­kommen konnten. Während die Funk­tionäre dieses Systems nach der Wie­der­ver­ei­nigung bestens belohnt wurden, erhielten diese Flücht­linge zum „Lohn“ eine Kürzung ihres Ren­ten­an­spruches – ohne Geset­zes­grundlage, ohne vor­herige Infor­mation, ohne Behör­den­be­scheid. Aus­ge­führt von Beamten im Sozi­al­mi­nis­terium, die früher in ähn­lichen Posi­tionen in mit­tel­deut­schen Minis­terien tätig waren. Die, gegen die sie pro­tes­tiert hatten und wegen derer sie unter Einsatz ihres Lebens die „DDR“ ver­lassen hatten, ent­schieden jetzt über ihre Renten. Mit dem Segen des Deut­schen Bun­des­tages. Ob ihnen nach feiern zumute ist, darf man füglich bezweifeln.
„Verstoß gegen die Grund­sätze der Menschlichkeit“
Es ist schon tra­gisch, nein zynisch: Ihr Kampf gegen Willkür und Unrechts­staat wurde mit Willkür und Unrecht beant­wortet – und das alles unter dem Siegel des „Rechts­staates“.
In Deutschland gibt es die gesetz­liche Mög­lichkeit, Bürgern bei „Verstoß gegen die Grund­sätze der Mensch­lichkeit“ z. B. die Rente zu kürzen. Ein ehe­ma­liger Nazi-Funk­tionär klagt derzeit. Hat je jemand ver­sucht, den Schergen des SED-Staates wegen „Ver­stoßes gegen die Grund­sätze der Mensch­lichkeit“ die Rente zu kürzen?
Da wirkt das Wort des stellv. Vor­sit­zenden der CDU/CSU- Fraktion, Vaatz, wie Hohn: „Jenen, denen Freiheit wich­tiger war als Geld und Gut, Heimat und die Nähe zu Freunden, ist viel zu ver­danken. Ohne sie wäre uns die DDR erhalten geblieben“ (Tages­spiegel 30.9.99). Grund zum Feiern?
Neue DDR-Ver­klärung
Wer und was den Untergang der „DDR“ ein­ge­leitet hat, diese Geschichte hat viele Väter (und Mütter), auch unsere „Bür­ger­rechtler“ um Merkel und Gauck. Da wird die Geschichte ver­dreht, da wird täg­liche DDR-Ver­klärung betrieben, da sehnt man sich nach den geradezu para­die­si­schen Zuständen im „anderen Teil Deutsch­lands“ zurück. Ostalgie!
Der „Tag des Mau­er­falls“ sollte eigentlich ein ange­mes­senes Gedenken an das SED-Unrechts­regime ermög­lichen. Das gebietet vor allem der Respekt vor den Opfern des DDR-Regimes: die zahl­reichen Toten an der Grenze und die ca. 150.000 Men­schen, die aus poli­ti­schen Gründen inhaf­tiert waren oder deren Kinder zwangs­ad­op­tiert wurden, sowie die rund 300.000 Flücht­linge und Abgeschobenen.
Wir sind es den Opfern schuldig, die Erin­nerung daran jederzeit wach zu halten, auch und gerade in Ver­ant­wortung für zukünf­tiges Handeln.
Die Men­schen früher kämpften vor allem für mehr Mei­nungs­freiheit, weniger für mehr Geld. Heute kämpfen wir eher für mehr Geld – Sachwert schlägt ideellen Wert – und nehmen nicht wahr, dass unsere Mei­nungs­bildung mani­pu­liert wird.
Viele Bun­des­bürger waren nie in der DDR, konnten aber durch intensive Berichte in den Medien zumindest eine grobe Ahnung vom Leben im anderen Deutschland haben. Auch dass es da die Stasi gab, wusste man. Was aber dieser Geheim­dienst, der ja auch Staats­po­lizei und Ankla­ge­be­hörde in einem war, an Grau­en­haftem ange­richtet hat, das erfuhr die west­liche Öffent­lichkeit oft nur bruch­stück­weise – durch Berichte von Men­schen, denen die Flucht gelungen war. Durch DDR-Bürger, die aus der Haft frei­ge­kauft wurden.
Dank beherzter Men­schen, die in den letzten Atem­zügen des DDR-Regimes die Stasi-Zen­trale gestürmt und damit wahre Berge von Akten vor der Ver­nichtung bewahrt haben, können wir nun sehr oft bis ins kleinste Detail nach­voll­ziehen, wie die Stasi gear­beitet hat. Aber wir lassen zu, dass ehe­malige Stasi-Mit­ar­beiter noch heute in der „Gauck-Behörde“ die alten Akten sichten. Da wird der Bock zum Gärtner. Grund zum Feiern?
Erin­nerung an die DDR hat folk­lo­ris­tische Züge
Wir erfahren, wie die Stasi ver­deckt auch bei uns aktiv war. Und wir erkennen die Auf­klärung über den mons­trösen Geheim­dienst der DDR. Das zwingt uns, offen und enga­giert für ein Staats­system ein­zu­treten, in dem flä­chen­de­ckende und lückenlose Über­wa­chung bis in den pri­va­testen Winkel, in dem Bespit­zelung und absolut inhumane Ver­folgung von Anders­den­kenden bis hin zur Exis­tenz­ver­nichtung nicht möglich sein sollte. Doch die Wirk­lichkeit sieht anders aus:
Der Über­wa­chungs­staat flo­riert, unter­stützt von modernsten Techniken
Ich habe manchmal den Ein­druck, dass die Erin­nerung an die DDR – je länger ihr Ende zurück­liegt – gerade bei uns, in den alten Bun­des­ländern, fast schon folk­lo­ris­tische Züge annimmt. Wir sind gerührt, wenn ein stin­kender Trabi-Old­timer an uns vor­bei­k­nattert. Wir amü­sieren uns, wenn wir alte Bilder sehen, auf denen der Staats­rats­vor­sit­zende Hon­ecker dem großen Bruder Bre­schnew einen kaum enden wol­lenden Kuss auf die Lippen drückt. Wir erinnern uns an die Weih­nachts­pakete, die unsere Familien nach drüben geschickt haben – und an den Christ­stollen, der als Dan­ke­schön zurückkam. Und oft wissen wir gar nicht, was wir ent­gegnen sollen, wenn uns jemand sagt, dass in der DDR ja nicht alles schlecht war.
Ein Unrechts­staat
Ver­suchen wir wenigstens, uns ein klares Bild von der DDR zu machen:
– Ein System, das nur scheinbar alle in Ruhe ließ, die klaglos mit­ge­macht haben.
– Ein System, das rück­sichtslos gegen den lei­sesten Wider­spruch vor­ge­gangen ist.
– Ein System, das gna­denlos gegen alle war, die offen sagten, was ihnen am soge­nannten Arbeiter- und Bau­ern­staat nicht gefiel.
– Ein System, das klare Züge von Ver­fol­gungswahn gezeigt hat.
– Ein System, das seinen eigenen Bür­ge­rinnen und Bürgern nicht über den Weg getraut hat.
– Ein System, das das Wort „demo­kra­tisch“ wie zum Hohn in seinem Staats­namen geführt hat.
Erinnern wir uns stets daran, was ein Unrechts­system anrichtet! Das ist die Lehre aus dem Mauerfall.
Am Tage des Mau­er­falls dürfen wir das Wort vom „Unrechts­staat“ frei benutzen, auch wenn gerade in diesen Tagen (siehe Thü­ringen) manche ver­suchen, sich daran vor­bei­zu­drücken. Diese Wahrheit aber müssen die Funk­tionäre ertragen: Die DDR war ein Unrechts­staat! Jedes, aber auch wirklich jedes „Recht“, das es in diesem System gab, konnte ver­bogen, geleugnet, miss­braucht werden oder exis­tierte erst gar nicht. Zu jeder Zeit und ohne jede wirk­liche ein­klagbare Begründung. Was kann es mehr an Unrecht geben?
Manche ver­suchen, die Erin­nerung an die DDR auf einen Level mit der Erin­nerung an den ohne Zweifel poli­tisch indok­tri­nierten Alltag in der DDR oder gar an „Fit“ und „Rot­käppchen-Sekt“ zu stellen. Das ist eine unzu­lässige Ver­harm­losung und wird dem men­schen­ver­ach­tenden Umgang mit den Häft­lingen der Stasi nicht gerecht. Das Leiden der Betrof­fenen wird damit baga­tel­li­siert und marginalisiert.
„Auf­stand der Anstän­digen“ – ein Hohn
Da wirkt es wie ein Hohn, nein, da ist es offene Ver­höhnung, wenn aus­ge­rechnet die Vor­sit­zende der SED-Links­partei, Katja Kipping, einen neuen „Auf­stand der Anstän­digen“ for­derte, wenn es um die Kra­walle bei der Demons­tration „Hoo­ligans gegen Sala­fisten“ in Köln oder anderswo geht, für die sie die AfD mit­ver­ant­wortlich macht.
„Solange Hoo­ligans in Nadel­streifen wie die aus der AfD das poli­tische Klima mit rechten und aus­län­der­feind­lichen Parolen ver­giften, muss man sich nicht wundern, wenn sich rechte Gewalt­banden ermutigt fühlen“, sagte Kipping der Neuen Osna­brücker Zeitung.
Es brauche nun ein Bündnis über die Par­tei­grenzen hinweg, „das sich nicht nur der rechten Gewalt, sondern auch dem dem­ago­gi­schen Gift der AfD ent­ge­gen­stellt“, for­derte die Linken-Chefin. Gefragt sei ein neuer „Auf­stand der Anständigen“.
Diesen „Auf­stand der Anstän­digen“ müßte es heute gegen das Auf­treten der Links­partei geben.
Frau Kipping, den echten „Auf­stand der Anstän­digen“ gab es vor 30 Jahren, als mit Men­schen Ihres Schlages abge­rechnet wurde. Wer erlaubt Ihnen die Frechheit, heute von „Anstän­digen“ zu reden, wenn viele in Ihrer Partei sich nicht einmal zu den Untaten des eins­tigen Unter­drü­ckungs­re­gimes bekennen wollen?
30 Jahre Mau­erfall? Und die Linke fordert schon wieder ein neues Deutschland. 
Ist das Sankt-Martins-Fest eine Zumutung für Muslime und muss aus Schulen und Kin­der­gärten ver­schwinden? Diese For­derung erhob tat­sächlich die NRW-Linke. Der Vor­sit­zende der Links­partei in NRW bezeichnete das Fest in der „Rhei­ni­schen Post“ als dis­kri­mi­nierend für den mus­li­mi­schen Kul­tur­kreis (Die Welt 7.11.14). 30 Jahre Mau­erfall – ein Fest?
Der bevor­mundete Bürger – Die „BRD“ als eine „DDR light“
Die Ent­wicklung unseres Landes, 30 Jahre nach dem Mau­erfall, muss beängs­tigen. Linke erobern das Land. Die DDR feiert fröh­liche Urstände. Der (sozia­lis­tische) Auftrag lautet unüber­hörbar: „Von der Wiege bis zur Bahre – der bevor­mundete Mensch!“ 
Der Staat wird alles richten – und tötet damit jede indi­vi­duelle Initiative. Erziehung und Bildung, Kran­ken­ver­si­cherung und Rente – der Staat macht´s. Auch 30 Jahre Mau­erfall haben nichts daran geändert. Linker Mehltau legt sich übers Land. Uns wird vor­ge­schrieben, was wir zu tun und zu lassen haben.
Linke haben unser Land ergriffen
Die Alt­kader und deren Erben ver­schweigen sys­te­ma­tisch die unge­heuren Ver­brechen in der Ver­gan­genheit, die im Namen des Sozia­lismus begangen wurden. Der Sozia­lismus ist – nach dem Islam – die zweit­ge­no­zid­ärste Ideo­logie der Mensch­heits­ge­schichte (Hans Meiser: “Völ­ker­morde vom Altertums bis zur Gegenwart”). Binnen eines ein­zigen Jahr­hun­derts haben Sozia­listen ein wahres Mas­saker ange­richtet. Über 130 Mil­lionen Men­schen mußten dort, wo der Sozia­lismus herrschte oder um seine Macht rang, ihr Leben lassen.
Kein Wort davon seitens unserer deut­schen Sozia­listen, die – ob in Gestalt der Links­partei, der Grünen, der Gewerk­schafts­funk­tionäre oder weiter Teil der SPD – ihre täg­lichen Ablen­kungs­ma­növer, den “Kampf gegen rechts”, führen, der in Wirk­lichkeit ein Kampf gegen Mei­nungs­freiheit, gegen Kritik an Linken, gegen die poli­tische Mitte als Ganzes ist.
Erfolg­reiches Täuschungsmanöver 
Wo Linke an die Macht kommen, ver­bieten sie sofort das, für das sie bislang gekämpft haben und dafür Massen gewinnen konnten. Gut fest­zu­machen an den Usancen im unter­ge­gan­genen Pan­kower „Arbeiter- und Bauern-Paradies“:
In der DDR war z. B. Fol­gendes verboten: 
1. Schwu­len­ver­herr­li­chung * 2. Mas­sen­im­mi­gration * 3. Mul­ti­kulti * 4. Dau­erndes Blei­be­recht für Gast­ar­beiter (inklusive des Rechts für Gast­ar­beiter, dort Kinder zu bekommen und Familien zu gründen. Viet­na­me­sinnen, die als Gast­ar­bei­te­rinnen Kinder bekamen, wurden umgehend zurück­ge­schickt.) * 5. Bildung von Inter­es­sen­ver­tre­tungen von Gast­ar­beitern * 6. Ein­führung der Isla­mi­schen Religion als Glau­bens­ge­mein­schaft und anderer bisher nicht in der DDR exis­tie­render Glau­bens­ge­mein­schaften und Kulte * 7. Frei­mau­rerei * 8. Orga­ni­sierter Femi­nismus * 9. „Frank­furter Schule“ * 10. Gender Main­streaming * 11. Früh­sexua­li­sierung der Jugend­lichen * 12. Kin­des­miß­brauc h * 13. Freies Publi­zieren (ein Autor dufte nur ver­öf­fent­lichen, wenn er Mit­glied des DDR-Schrift­stel­ler­ver­bandes war, und Jour­nalist sein, wenn er Mit­glied des DDR-Jour­na­lis­ten­ver­bandes war). * 14. Freies Reisen in demo­kra­tische Länder für alle Bürger, die keine staat­liche Rei­se­ka­der­er­laubnis bekamen (diese erhielten nur besonders staats­hörige Per­sonen wie z. B. Frau Merkel oder Herr Gauck). * 15. Nicht­staat­liche Kin­der­gärten * 16. „Linke Grup­pie­rungen“ außerhalb der staatlich kon­trol­lierten und zuge­las­senen wie FDJ, Junge Pio­niere und so weiter.
Das also soll „links“ sein? Das gelobte Land, in dem bald Mul­ti­kulti-Deutsche die „alten“ Deut­schen ablösen. Ist das der Weg in die Freiheit, den sich die ehe­ma­ligen „Brüder und Schwestern drüben“ gewünscht hatten? Auch diese bit­teren Wahr­heiten gehören zum „Fest des Mauerfalls“.
Lassen Sie uns ´mal inne­halten und fragen: In welches Land sind die Flücht­linge, die Abge­scho­benen, die Frei­ge­kauften gekommen?
Die Dik­tatur, die sie über­wunden glaubten, lebt in Teilen wieder auf und funk­tio­niert nach den­selben Herr­schafts- (und Mißwirtschafts-)Regeln in unserem Land, von dem viele noch glauben, es sei ein demo­kra­ti­sches. Doch de facto haben Linke längst die Macht. Sie beherr­schen unan­ge­fochten die ver­öf­fent­lichte Meinung und damit das Denken und Wahl­ver­halten eines Groß­teils der Deut­schen, sie haben die Macht, jeden – und wie nun auch der letzte Deutsche begriffen hat, selbst Bun­des­prä­si­denten, Minis­ter­prä­si­denten – und sowieso jeden sons­tigen Spit­zen­po­li­tiker, der vir­tu­ellen Guil­lotine anheim­zu­geben und zu vernichten.
So belügen Linke uns Deutsche über ihre wahren Absichten. Und sie haben die absolute, die unum­schränkte Infor­ma­ti­ons­hoheit. Sie defi­nieren, welche Nach­richten wo, wann und in welcher Inter­pre­tation geliefert werden. Es gilt dabei sicher­zu­stellen, daß der Sou­verän, der scheinbare und längst ent­machtete Herr­scher jeder funk­tio­nie­renden Demo­kratie, in die gewünschte Richtung gelenkt wird. Diesen Sou­verän betrügen und belügen sie mit Hilfe der Medien, die – eben­falls über­wiegend links aus­ge­richtet – sich mit der Politik ver­bündet haben.
Was ist heute Deutschland?

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Ich war mit Begeis­terung CDU-Mit­glied. Heute nicht mehr. Die Partei hat mir vieles geschenkt, viele schöne Träume z. B. von Frieden, von einem geeinten Europa, von einem freien, sozi­al­ver­ant­wor­teten Markt und vor allem den Traum von der Wie­der­ver­ei­nigung unseres Volkes. Ich durfte zur Ver­wirk­li­chung vieler Träume mit­helfen, wohl wissend, dass ein Traum sich nicht von heute auf morgen erfüllt, sondern dass man einen langen Atem und einen eisernen Willen dazu benötigt.
Ich zweifle, ob die CDU diesen Willen heute noch hat. 
Die Deut­schen haben 30 Jahre nach der soge­nannten Wie­der­ver­ei­nigung noch immer nicht zuein­an­der­ge­funden, die ehe­ma­ligen deut­schen Ost­ge­biete haben wir „abgehakt“, Europa ist von einer Einheit mei­lenweit ent­fernt, Frieden gibt es nicht, und der Markt unserer „Sozialen Markt-Wirt­schaft“ ist weder sozial noch frei. Die „Kräfte des Marktes“ sind durch tau­sende Vor­schriften, Ver­ord­nungen und Gesetze so ein­ge­schnürt, dass sie sich nicht ent­falten können, große Kon­zerne fressen nahezu unkon­trol­liert die mit­tel­stän­di­schen Unter­nehmen und nehmen ihnen die Luft zum Atmen. Inno­vative Kräfte ver­lassen das Land, weil sie in anderen Staaten freier for­schen und ent­wi­ckeln können. Sprache und Bildung unseres Landes ver­gammeln und ver­kommen. Und ich sehe nicht, wie die CDU ihren Anspruch auf das „C“ in ihrem Namen noch recht­fer­tigen kann.
Die Zukunft unserer Nation schaut düster aus. Der bür­ger­liche Konsens brö­ckelt, weil wir in einem Trun­ken­heits­taumel unser Land „für alle“ öffnen, also auch für die Feinde unserer Gesell­schaft, die zunehmend den öffent­lichen Diskurs erobern. Die großen Kirchen ver­sagen und katz­bu­ckeln vor einem „Glauben“, der Feuer und Schwert predigt und überall da, wo er herrscht, tiefe Blut­spuren gräbt.
Karl Marx lebt 
30 Jahre Mau­erfall – und Karl Marx lebt. Brave Bürger der „DDR“ haben gegen den Arbeiter- und Bau­ern­staat demons­triert. Sie haben sich gegen Karl Marx gewandt – und haben Karl Marx bekommen. Nach ihm sind nach wie vor unzählige Straßen und Plätze benannt, und überall stehen Denk­mäler. Seinen Kri­tikern wurden in diesem „neuen, wie­der­ver­ei­nigten Deutschland“ keine Denk­mäler errichtet, keine Plätze nach ihnen benannt.
Um nicht miss­ver­standen zu werden: Der Fall der Mauer war ein epo­chales Ereignis, ein Geschenk für unsere Nation. Aber nur die wenigsten, die sich nun den Ver­dienst­orden ans Revers heften, waren die wirk­lichen Helden dieses his­to­ri­schen Vor­ganges. Über die wahren Helden spricht man nicht – die Mau­er­toten, die Flücht­linge, die Häft­linge. Statt­dessen wächst eine neue DDR-Ver­klärung heran, die den Opfern Hohn spricht.
Ja, 30 Jahre Mau­erfall – ein Fest für Deutschland? Eher ein Grund innezuhalten.

Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com