Ent­hülltes Tabu­thema: „Ursachen sexu­ellen Miss­brauchs von Min­der­jäh­rigen in der Katho­li­schen Kirche!“

Tau­sende Kinder wurden & werden von Katho­li­schen Priestern ver­ge­waltigt! Die Ursachen werden ver­schwiegen! Bis jetzt!
Für Ermitt­lungs­be­hörden können die mög­lichen Ursachen sexu­ellen Miss­brauchs durch Kle­riker oftmals gleich­zeitig auch deren Motive sein. Aller­dings gestaltet sich die Suche nach dem eigent­lichen „Täter­motiv“ als relativ schwierig, weil es oft nicht von „außen“, sondern gerade von „innen“ kommt: aus der psy­chi­schen Ver­fasstheit des Missbrauchers.

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So beginnt die Ursa­chen­for­schung, weshalb auch und weshalb gerade Kle­riker Min­der­jährige sexuell miss­brauchen, mit der psy­chi­schen Ver­fasstheit katho­li­scher Priester. 
Eine ältere ame­ri­ka­nische Studie (Kennedy und Heckler 1972) belegt, dass von 271 in der Unter­su­chung beur­teilten katho­li­schen Priestern 179 zu den „emo­tional Unter­ent­wi­ckelten“ zählten, 50 gehörten zu den in „Ent­wicklung Begrif­fenen“, 19 zu „Extreme der Ent­wi­ckelten“ und 23 zu den „man­gelhaft Ent­wi­ckelten“. Die For­scher bemerkten, dass die Priester jedoch die „Pro­bleme der All­ge­mein­be­völ­kerung reflek­tierten“ und im lan­des­weiten Ver­gleich mit anderen Männern nicht schlecht abschnitten.[i]
Dennoch, wie ich meine, ein alar­mie­rendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass diese Geist­lichen mit ihrer gestörten psy­chi­schen Gesundheit auch seel­sor­ge­risch tätig sind und Erwachsene, Jugend­liche und Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten. 
Stephen Ros­setti und L.M. Loth­stein weisen darauf hin, dass die meisten der Priester oder Ordens­leute, die Kinder miss­brauchen, „große see­lische Pro­bleme“ hätten und unter Per­sön­lich­keits­stö­rungen mit Sym­ptomen wie Pas­si­vität, Abhän­gigkeit und zwang­haftem Ver­halten litten. Sie würden Unsi­cherheit, geringes Selbst­wert­gefühl, Vor­be­halte gegen ihre Mit­men­schen und Auto­ri­täts­per­sonen ver­bergen und zumeist ihre wahren Gefühle, Wünsche und Sehn­süchte, aber auch ihre Wut ver­stecken.[ii]
Erwäh­nenswert ist auch die Gruppe von pädo­philen oder ephe­b­o­philen Geist­lichen, die selbst miss­braucht wurden. Etwa zwei Drittel der wegen sexu­ellen Miss­brauchs ange­klagten Priester, die bei­spiels­weise im ame­ri­ka­ni­schen Saint Luke Institute befragt wurden, sind in ihrer Kindheit selbst Opfer davon gewesen. Doch häufig erkennen sie ihre eigenen Miss­brauchs­er­fah­rungen erst gar nicht.
„Viele Opfer eines sexu­ellen Miss­brauchs sind gute Priester geworden. Jedoch sollte man mit ihnen über ihre Ver­wundung gesprochen und diese der Heilung Gottes hin­ge­halten haben, bevor man sie zum Amt zulässt (Rossetti/Müller)“.[iii]
Ver­gessen wir auch nicht die Gruppe „echter“ Pädo­philer, die den Beruf des Priesters absichtlich erwählen, um ihre Sexua­lität auszuleben. 
„Es gibt genügend Bei­spiele von Priestern, die es bestens ver­standen haben, ihre ent­spre­chende Neigung zu ver­bergen“, so Wunibald Müller.[iv]
Im März 2002 ver­melden die Zürichsee-Zei­tungen dazu: „Sexu­al­psy­cho­logen warnen schon seit Langem, viele Männer mit pädo­philen Nei­gungen wählten den Beruf des Priesters, weil sie hofften, sexuelle Ent­halt­samkeit werde ihr Problem lösen. Das ist meist ein Irrtum.“[v]
Und der Soziologe Ger­hardt Amendt von der Uni Bremen meint: „Pädo­phile suchen sich Orga­ni­sa­tionen aus, in denen sie bestimmte Vor­teile haben. In der katho­li­schen Kirche hat der Priester eine über­vä­ter­liche Auto­rität. Er über­wacht die Beichte der Eltern, der Kinder. Er ist das Gewissen der ganzen Familie. Die Reprä­sentanz Gottes können Kinder ganz schwer in Frage stellen. Pädo­se­xuelle fühlen sich in der katho­li­schen Kirche sicher, weil sie wissen, dass es dort viele gibt, die am selben Strang ziehen.“[vi]
Tat­sächlich gibt es – laut Experten – einen Zusam­menhang zwi­schen bereits vor­han­denen Inter­essen an Kindern und der Berufswahl.
Claudia Bund­schuh vom „Deut­schen Jugend­in­stitut“ in München erklärt in ihrer Expertise sexua­li­sierte Gewalt gegen Kinder in Insti­tu­tionen – Natio­naler und inter­na­tio­naler For­schungs­stand hierzu: „So gelangt Beier zu der Ein­schätzung, dass bei jungen Männern, die eine sexuelle Anziehung durch Kinder bei sich wahr­nehmen, ange­sichts der Angst vor gesell­schaft­licher Ablehnung die Moti­vation erhöht wird, sich in ein System zu begeben, das von einem Men­schen ver­langt, die Sexua­lität hinter sich zu lassen.“
Und weiter: „Laut Angaben des Sexu­al­wis­sen­schaftlers Volkmar Sigusch besteht ein mehr oder weniger bewusster Anreiz zur Aus­übung des katho­li­schen Pries­ter­berufs sowohl für Men­schen mit sexu­ellen Inter­essen an Kindern als auch für andere Männer mit norm­ab­wei­chenden sexu­ellen Ori­en­tie­rungen.“[vii]
Nach kli­ni­schen Erfah­rungen in den USA beläs­tigen Priester kaum Mädchen, sondern eher Jungen – unab­hängig von der eigent­lichen sexu­ellen Ori­en­tierung des Täters. 
So bringt der ame­ri­ka­nische John-Jay-Report ans Licht, dass 40 Prozent der Opfer sexu­ellen Miss­brauchs durch Priester Kinder bezie­hungs­weise Jugend­liche im Alter zwi­schen elf und vierzehn sind; 80 Prozent der Opfer sind Jungen.[viii]
Viele dieser Priester, so Ros­setti und Loth­stein, berich­teten davon, in einer „unter­drü­ckenden“ Umgebung auf­ge­wachsen zu sein, „in der man ihnen auf direkte oder indi­rekte Weise ver­mittelt hatte, dass sie ‚von den Mädchen weg­bleiben‘ sollten und dass das Böse sich in sexu­ellen Sehn­süchten ver­körpere, die auf Frauen aus­ge­richtet sind‘“.
So könne zwar ein Priester hete­ro­se­xuell, doch auch über­zeugt sein, seine sexu­ellen Emp­fin­dungen für Frauen nicht spüren zu dürfen. Viele Geist­liche hätten hin­gegen niemals eine negative Aussage über Sex mit Jungen gehört. „Priester und Ordens­leute, die sexuelle Miss­brauchs­hand­lungen begangen haben, sagen oft, die kör­per­liche Begegnung mit Jungen sei kein wirk­licher Sex und daher auch nicht wirklich schlimm. Geschlechts­verkehr mit Frauen ist die schreck­lichste Sünde, Geschlechts­verkehr mit Jungen ist weniger sündhaft. Ein sexu­elles Erlebnis mit einer Frau wird oft als grund­le­gende Bedrohung der zöli­ba­tären Berufung ver­standen. Einige Priester sagen tat­sächlich: ‚Nur beim Sex mit einer Frau breche ich mein Zöli­bats­ge­lübde‘“.[ix]
Kin­des­miss­brauch

Auf den Zölibat möchte ich später noch aus­führlich eingehen.
Für den deut­schen Experten Wunibald Müller liegt die Haupt­ur­sache bei den Tätern in einem „Mangel an Einfühlungsvermögen“.
Viele Priester würden sogar meinen, dem jungen Men­schen noch etwas Gutes getan zu haben.
Viele seien „sexuell unreif“; in ihrer Ent­wicklung auf der Ebene von Zwölf- bis Vier­zehn­jäh­rigen stehen geblieben. Und oft könnten sie nicht mal sagen, ob sie hete­ro­se­xuell oder homo­se­xuell seien.
Um den Miss­brauch von Kindern und Jugend­lichen ein­zu­dämmen, müsse in der Pries­ter­aus­bildung eine „angst­freie Aus­ein­an­der­setzung mit der Sexua­lität“ statt­finden.[x] Das gelte bei­spiels­weise auch für die Ver­mittlung der „medi­zi­ni­schen und psy­cho­lo­gi­schen Grund­kennt­nisse der Sexua­lität, besonders aber für die per­sön­liche Aus­ein­an­der­setzung mit der eigenen Sexua­lität“.[xi]
Die Kir­chen­volks­be­wegung „Wir sind Kirche“ for­derte bereits 2002 in einem Brief an die 27 deut­schen Bischöfe und den Vor­sit­zenden der Deut­schen Bischofs­kon­ferenz eine „intensive Aus­ein­an­der­setzung der Pries­ter­amts­kan­di­daten mit ihrer eigenen Sexua­lität während der Aus­bildung.“[xii]
Das Bistum Augsburg hin­gegen behauptete damals in einer Stel­lung­nahme zum Thema „Sexu­eller Miss­brauch von Kindern durch Priester“: „Der ver­ant­wort­liche Umgang mit der Sexua­lität ist ein wich­tiges Element in der Aus­bildung künf­tiger Priester. Dabei werden psy­cho­lo­gisch aus­ge­bildete Fach­leute ein­be­zogen.“[xiii]
In einer deut­schen Zeit­schrift jedoch spricht ein Kenner der Pries­ter­amts­aus­bildung (2002) davon, dass sechzig bis achtzig Prozent der jungen Ordens­an­wärter unge­löste sexuelle Kon­flikte in den Beruf tragen.[xiv]
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Quellen:
[i] Rossetti/Müller 1996, 14, 15
[ii] Rossetti/Müller 1996, 28, 75, 76
[iii] Müller 2010, 47, 48
[iv] Schreiben + Anlage von Wunibald Müller an den Autor v. 19.12.2002
[v] “Die Kirche gerät ins Fege­feuer“ in: „Zürichsee-Zei­tungen“ v. 23.3.2002
[vi] „Da hilft kein Beten“ in: „Max 9/2002“
[vii] vgl. Expertise: „Sexua­li­sierte Gewalt gegen Kinder in Insti­tu­tionen – Natio­naler und Inter­na­tio­naler For­schungs­stand“ v. Dr. Claudia Bund­schuh (Deut­sches Jugend­in­stitut, München), o.D., S. 41 (http://beauftragte-missbrauch.de/file.php/95/Expertise_Bundschuh.pdf)/Zugriff: 05.05.2011
[viii] Müller 2010, 85
[ix] Rossetti/Müller 1996, 22, 23, 24
[x] „Das Schweigen bricht“ in: „Zol­lernalb-Kurier“ v. 13.4.2002
[xi] Schreiben + Anlage von Wunibald Müller an den Autor v. 19.12.2002
[xii] „Brief an die 27 deut­schen Bischöfe und an den Vor­sit­zenden der Deut­schen Bischofs­kon­ferenz“ v.31.7.02 (Internet: www.kirchenvolksbewegung.de/wsk/aktuell/20020823-mw3-brief.htm (Zugriff: 2.11.2002))
[xiii] Internet: www.bistum-augsburg.de/aktuelles/02–08/paedophilie.htm (Zugriff: 2.11.2002)
[xiv] „Da hilft kein Beten“ in: „Max 9/2002“

Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de