Plakate der Iden­ti­tären Bewegung auf­hängen? Geht gar nicht!

Ach, Gottchen. Die Iden­titäre Bewegung hat es wieder einmal getan und illegal böse, het­ze­rische Pla­ka­tie­rungen ange­bracht. Mir schlottern jetzt noch die Knie vor lauter Angst. Hass und Hetze wabern durch die Luft und wollen mein armes Hascherlhirn durchdringen.

(von Maria Schneider)

Gott sei Dank werden die bösen Buben und Mädels mit den akku­raten Haar­schnitten und der gepflegten Kleidung vom Ver­fas­sungs­schutz beob­achtet. Denn wo kämen wir da hin, wenn die Iden­titäre Bewegung einfach so straffrei ihre Meinung pla­ka­tieren dürfte, wie es Fridays for Future mit ihren nicht ent­fern­baren, baum­mör­de­ri­schen Auf­klebern und Extinction Rebellion mit ihren Plas­tik­sti­ckern tun?

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Chapeau für die im Zei­tungs­ar­tikel erwähnte „Bür­gerin“, die am Samstag, den 18.01.2020 die Hei­del­berger Polizei auf drei Plakate der „rechts­extre­mis­ti­schen Gruppe“ hin­ge­wiesen hat. In der DDR wäre ihr für diese Leistung bestimmt der Spit­zelorden ersten Ranges ver­liehen worden.

Ich kann die „Bür­gerin“ regel­recht vor mir sehen: Strup­piges, kurzes Haar wegen der jah­re­langen Fär­be­reien mit bil­ligem Hen­narot. Aus­ge­hun­gerte, hüft­freie Figur auf Grund der streng vege­ta­risch-veganen Ernährung. Ein aus­ge­wa­schenes, schlamm­far­benes Öko-T-Shirt schlabbert über den aus­ge­trock­neten Brüsten, eine Out­doorhose hängt vom ver­dorrten Unterleib, der nie ein Kind in sich getragen hat. Seien wir froh. So bleiben uns wenigsten die stark behaarten, mageren Beine erspart.

Ihr Rücken hat sich nach jahr­zehn­te­langer Ergötzung an Selbst­be­zich­tigung und Küm­merei um Fremde in einen Buckel ver­wandelt. Aber auch das hat sein Gutes. So muss man nicht in ihr starres, sta­li­nis­ti­sches Gesicht blicken, das noch nie Bekannt­schaft mit einer Haut­creme gemacht hat.

Ihre Augen jedoch sind scharf wie die eines deut­schen Adlers und stets auf der Suche nach Abweichlern, die das Leben genießen wollen statt in grauer Büßer­kleidung zu schlurfen — Abtrünnige, die gar Fleisch ver­zehren und so schamlos sind, eigene Familien zu gründen statt ihre Kol­lek­tiv­schuld bei neu ange­sie­delten Migranten abzutragen.

Dank arg­wöh­ni­scher, kör­per­licher und see­li­scher Krüppel wie dieser Bür­gerin, die einen Großteil der nun endlich dahin­sie­chenden 68-er Gene­ration stellen, wurden ins­gesamt 10 Plakate sicher­ge­stellt. Bilder der Plakate wurden nicht ver­öf­fent­licht – ver­mutlich, um uns leicht beein­fluss­baren Bürger vor diesen Gedan­ken­ver­brechen zu schützen. Danke dafür, liebe Polizei.

Wenn es um den Schutz der „huma­nis­ti­schen“ Deu­tungs­hoheit ver­bohrter Make-Love-Not-War-Hippies und offene Grenzen für unge­wollte Über­schuss­söhne der ganzen Welt geht, funk­tio­niert unser Rechts­staat rucki­zucki wie am Schnürchen.

Dass der Staats­schutz nun gegen die Iden­titäre Bewegung wegen einer „poli­tisch moti­vierten Straftat“ ermittelt, ist doch klar. Im Ver­gleich zu den täg­lichen Über­griffen, Mes­ser­morden und Grup­pen­ver­ge­wal­ti­gungen (bestimmt sind die ver­gnü­gungs­süch­tigen, deut­schen Mädchen in den kurzen Röcken selber daran schuld, stimmt’s, Frau Bür­gerin?) ist so ein Poster ja auch ein starkes Stück.

Ja, wirklich — wo kämen wir da hin, wenn wir die mühsam errichtete Scheinwelt solcher Bür­ge­rinnen und ihrer schlaffen, muc­ki­losen Genossen mit Zau­selhaar und schei­ßend­freund­lichem Dau­er­grinsen à la Habeck hin­ter­fragen würden?

Ich kann daher sehr gut nach­fühlen, dass sich die Kame­raden des Zen­tral­ko­mitees um Joschka, Trittin, Kipping, Wun­der­warze Claudia und den Hof­reiters Toni mit Wal­lehaar (Wer hat ihn eigentlich aus seinem Rapun­zelturm her­aus­ge­lassen?) bedroht fühlen. Deshalb dürfen Zeugen, die even­tuell die Staats­feinde Nr. 1 beim Anbringen der Plakate beob­achtet haben, diese bei einer poli­zei­lichen Tele­fon­nummer denun­zieren. Belohnung: Ein Fleißbild mit Stalins Konterfei.

Puh, ist also alles nochmal gut gegangen und wir können weiter von einer glück­se­ligen Welt träumen, in der wir uns alle ganz doll lieb haben. Meine Knie haben sich inzwi­schen auch beruhigt.

Tat­sächlich fühle ich mich sogar in meinem Kampf gegen Rechts beflügelt, weiß ich doch nun, dass ich mit der ver­korksten „Bür­gerin“ und ihren Genossen ver­läss­liche Ver­bündete habe. Sie schrecken wirklich vor nichts zurück und miss­brauchen die ererbte Wehr­machts­dis­ziplin ihrer ver­hassten Väter, um mit mili­tä­ri­scher Effi­zienz jeden Abweichler zu ver­folgen, der ihre rück­gratlose Pud­dingwelt bedroht.

Alsdann — wehret den Anfängen! Ab sofort ver­lasse ich meine Wohnung nur noch mit einem Base­ball­schläger. Und sollte ich diese rechts­extremen, jungen Leute beim Pla­ka­tieren ihrer „fremden- und islam­feind­lichen Posi­tionen“ erspähen, dann Gnade ihnen Gott!

Ich werde die Pla­ka­tierer so lange ver­möbeln, bis sie nur noch „bunt“ sehen und erkennen, dass ihre Gedan­ken­ver­brechen im Ver­gleich zu solchen Lap­palien wie Gleis­schubsern oder Schwert­männern, die einfach mal ein bisschen Frust abbauen müssen, eine Bedrohung für das fried­liche Zusam­men­leben sind. Ein Plakat auf­hängen und seine Meinung damit kundtun ist wirklich das Letzte. Es ist men­schen­ver­achtend, ras­sis­tisch und – viel zu gesund.

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Maria Schneider ist freie Autorin und Essay­istin. In ihren Essays beschreibt sie die deutsche Gesell­schaft, die sich seit der Grenz­öffnung 2015 in atem­be­rau­bendem Tempo ver­ändert. Darüber hinaus verfaßt sie Reiseberichte.

Kontakt: Maria_Schneider@mailbox.org[mailto:Maria_Schneider@mailbox.org]