Jane Goodall: Die Menschheit ist am Ende, wenn sie sich nach Covid-19 nicht umstellen kann (+Video)

Pri­ma­ten­for­scherin Jane Goodall ruft zur Änderung von Ess­ge­wohn­heiten auf, um eine weitere Pan­demie zu ver­hindern. „Wenn wir nicht anders handeln, sind wir am Ende“, sagt sie. „Wir können so nicht mehr lange weitermachen.“

Und damit hat die cha­ris­ma­tische Frau mehr als Recht, denn bereits vor der Corona-Pan­demie warnte die bekannte Natur­for­scherin Jane Goodall:„Jeder kann ent­scheiden, wie er auf die Welt ein­wirken will, indem er sich fragt: Was kaufe ich? Woher kommt es? Wie lange war es unterwegs? Könnte ich statt­dessen etwas kaufen, das lokal erzeugt wurde? Mussten es Kinder in Skla­ven­arbeit her­stellen oder Tiere dar­unter leiden? Und die wich­tigste Frage, die kein Groß­konzern hören will, ist: Brauche ich das wirklich? Die Bot­schaft nach jeder Finanz­krise ist: Kauft, kauft, kauft, kurbelt die Wirt­schaft an! Wir leben in einem mate­ria­lis­ti­schen Alp­traum, treffen Ent­schei­dungen, die nur Akti­en­ge­sell­schaften gut tun. Eines der Pro­bleme der Welt ist die Macht der Akti­en­ge­sell­schaften und ihre Lie­bes­af­fären mit Poli­tikern. Einzig und allein der Kon­sument kann diese Formen brechen. Nur wenn Kopf und Herz in Har­monie arbeiten, können wir unser Potenzial leben und ver­wirk­lichen.“ Und obwohl alles bekannt ist, haben die Regie­rungen wieder die Kon­zerne „gespeist“ trotz der Rekord­um­sätze. Während die Angst vor dem Coro­na­virus, auch bekannt als COVID-19, wei­terhin die Schlag­zeilen beherrscht, wird ein Konzern nach dem anderen gerettet. In der Coro­na­krise wird ein dickes Finanz­paket für die Wirt­schaft geschnürt,  nicht für die Menschen. 

Jane Goodall: Die Menschheit ist am Ende, wenn sie sich nach Covid-19 nicht umstellen kann

Dr. Jane wurde kürzlich mit dem Tang-Preis 2020 für nach­haltige Ent­wicklung aus­ge­zeichnet! Diese Aus­zeichnung würdigt Dr. Janes „bahn­bre­chende Ent­de­ckungen sowie ihr bei­spiel­loses Enga­gement für den Umwelt­schutz“. In einem Beitrag, der von The Guardian ver­öf­fent­licht wurde, ruft die Pri­ma­ten­for­scherin zur Änderung von Ess­ge­wohn­heiten auf, um eine weitere Pan­demie zu verhindern.

Jane Goodall macht die Aus­plün­derung der Natur für die Covid-19-Pan­demie verantwortlich.

Die Menschheit wird „am Ende sein“, wenn wir nicht unsere Lebens­mit­tel­systeme dras­tisch ändern als Antwort auf die Corona-Pan­demie und die Kli­ma­krise, warnt die bekannte Natur­for­scherin Jane Goodall.

Sie macht die Aus­plün­derung der Natur, die ganze Wälder fällt, Arten aus­sterben lässt und natür­liche Habitate zer­stört, ver­ant­wortlich für den Aus­bruch von Covid-19. Man ver­mutet, dass das Coro­na­virus im ver­gan­genen Jahr vom Tier auf den Men­schen über­sprang und mög­li­cher­weise aus einem Fleisch­markt im chi­ne­si­schen Wuhan stammt.

Intensive Land­wirt­schaft erzeugte eben­falls eine Reihe von Tier­krank­heiten, die über­sprangen und die Men­schen infi­zierten, sagt Goodall, eine der größten Exper­tInnen für Schim­pansen und lang­jährige Akti­vistin für Umwelt­schutz, die am Dienstag, dem 02. Juni 2020 neben zwei EU-Kom­mis­saren bei einer Online-Ver­an­staltung der Kam­pa­gnen­gruppe „Com­passion in World Farming“ sprach.

Siehe auch: Hat sich die indus­trielle Land­wirt­schaft mit all ihren Skan­dalen ver­zockt? – Why The Beef And Dairy Indus­tries Are On A Cow Path to Oblivion

„Wir haben uns das selbst zuzu­schreiben, weil wir Tiere und Umwelt absolut nicht respek­tieren“, sagte sie. „Unsere Respekt­lo­sigkeit gegenüber wilden Tieren und unsere Respekt­lo­sigkeit gegenüber Nutz­tieren hat diese Situation geschaffen, in der Krank­heiten auf den Men­schen über­greifen und ihn infi­zieren können“.

 

Guardian-Grafik, Quellen: Johns Hopkins CSSE, WHO, CDC, NHC und Dingxiangyuan

Die Men­schen müssten dringend mit der Mas­sen­tier­haltung auf­hören und damit, natür­liche Lebens­räume zu zer­stören, sagt sie, da Krank­heiten und der Zusam­men­bruch des Klimas drohten.

Die Mas­sen­tier­haltung hängt mit der Zunahme von anti­bio­ti­ka­re­sis­tenten Super­bak­terien zusammen, die die mensch­liche Gesundheit bedrohen.

„Wenn wir nicht anders handeln, sind wir am Ende“, sagte sie. „Wir können so nicht mehr lange weitermachen.“

Sie rief dazu auf, die Men­schen aus der Armut zu befreien, und verwies auf deren starke Aus­wir­kungen auf die natür­liche Welt, da Men­schen, die keine Alter­na­tiven haben und ihre Familien unbe­dingt ernähren wollen, Wälder abholzen werden, um zu über­leben, und in städ­ti­schen Gebieten die bil­ligsten Nah­rungs­mittel wählen werden, unge­achtet des Schadens, der durch ihre Pro­duktion ver­ur­sacht wird, weil sie kaum eine andere Wahl haben.

Krieg und Gewalt schürten auch die Zer­störung der Natur, warnte sie, ebenso wie unser über­heb­liches Kon­sum­ver­halten und unser Drang nach „Dingen, die wir anhäufen“, sowie unsere Ernährung.

Die Wohl­ha­benden sollten Druck auf die Staats- und Regie­rungs­chefs ausüben und darauf achten, was sie kaufen, um das Problem nicht noch zu ver­größern, sagt sie. „Wir müssen auf­hören, ihre Pro­dukte von Unter­nehmen zu kaufen, die Mas­sen­tier­haltung betreiben und die Natur aus­beuten“, sagte sie.

„Wir sind an einem Wen­de­punkt in unserer Beziehung zur Natur ange­langt“, warnte sie und sagte, dass es nur ein kleines Zeit­fenster gebe, um dras­tische Ver­än­de­rungen vor­zu­nehmen, bevor eine Kata­strophe droht. „Eine der Lehren, die wir aus dieser Krise gezogen haben, ist, dass wir unser Ver­halten ändern müssen. Wis­sen­schaftler warnen davor, dass wir, um künftige Krisen zu ver­meiden, unsere Ernährung dras­tisch ändern und zu pflan­zen­reichen Lebens­mitteln über­gehen müssen. Um der Tiere, des Pla­neten und der Gesundheit unserer Kinder willen.“

Stella Kyria­kides, EU-Kom­mis­sarin für Gesundheit und Lebens­mit­tel­si­cherheit, sagt, die EU reagiere mit ihren neu vor­ge­stellten Stra­tegien für Land­wirt­schaft und bio­lo­gische Vielfalt und dem Euro­päi­schen Green Deal auf Bedenken. Diese Stra­tegien würden den Einsatz von Pes­ti­ziden ver­ringern und die bio­lo­gische Vielfalt fördern, sagt sie.

Siehe auch: Schlechte Nach­richten! Müssen wir uns wei­terhin durch Gly­phosat ver­giften lassen? Wie­der­zu­lassung von Gly­phosat! – These studies‘ results will be taken into account in the forth­coming EU re-assessment of glyphosate!

Wie das Coro­na­virus in drei Monaten die Welt veränderte:

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„Hoch­in­tensive Land­wirt­schafts­systeme haben einen Über­fluss an Nah­rungs­mitteln geschaffen, aber zumindest in Europa gibt es auch erheb­liche Ver­schwendung und zuweilen Tierleid“, sagte sie auf der Kon­ferenz. „Diese Phä­nomene beun­ru­higen mich zutiefst. Die Teile, die nicht funk­tio­nieren, sind ethisch frag­würdig und sozial und öko­lo­gisch inak­zep­tabel. Unsere Bürger erwarten mehr, und wir werden ein bes­seres Gleich­ge­wicht schaffen, um sicher­zu­stellen, dass die land­wirt­schaft­lichen Prak­tiken nach­haltig und die Lebens­mittel erschwinglich sind.“

Janusz Wojciech­owski, Kom­missar für Land­wirt­schaft, fügt hinzu: „Wir werden nach­haltige Land­wirt­schafts- und Zucht­prak­tiken als Alter­native zur inten­siven indus­tri­ellen Land­wirt­schaft ständig unterstützen.“

Die Besorgnis über die Zusam­men­hänge zwi­schen dem Coro­na­virus und der Aus­beutung der Natur wächst. Achtzehn Natur­schutz­gruppen haben sich in der Kam­pagne zur Been­digung des Handels mit Wild­tieren zusam­men­ge­schlossen, die Boris Johnson dazu drängt, ein welt­weites Han­dels­verbot für Wild­tiere zu fordern, wenn sich die Staats- und Regie­rungs­chefs der G20 im November dieses Jahres treffen. Siehe auch: Trotz Coro­na­virus – der illegale Handel mit Bushmeat und Wild­tieren boomt in Europa! – Restaurant in Europe serves bear meat in illegal wildlife trade that’s ‚out of control‘

Die Gruppen sagen, ein solches Verbot sei not­wendig, um die Aus­beutung von Wild­tieren für tra­di­tio­nelle Medizin, exo­tische Haus­tiere, Tou­rismus und andere Zwecke zu beenden. Gegen­wärtig ist der Handel mit einigen gefähr­deten Arten ver­boten, aber immer noch weit ver­breitet. Er ist eine der größten Formen des ille­galen Handels in der Welt, nach Men­schen und Drogen. Der legale Handel wird auf 7 bis 23 Mil­li­arden Dollar pro Jahr geschätzt, so die Kampagne.

Die Ver­bin­dungen zwi­schen inten­siver Land­wirt­schaft und Krank­heits­aus­brüchen wurden vom glo­balen Inves­toren­netzwerk FAIRR in einem neuen Bericht unter­sucht, der fest­stellte, dass mehr als 70% der größten Fleisch‑, Fisch- und Milch­pro­du­zenten Gefahr laufen, zukünftige Zoo­no­se­pan­demien durch laxe Sicher­heits­stan­dards, eng gehaltene Tiere und den über­mä­ßigen Einsatz von Anti­biotika zu fördern.

In den USA, wo die Aus­breitung von Covid-19 zu Betriebs­schlie­ßungen und Unter­bre­chungen in der Lie­fer­kette geführt hat, standen die Fleisch­un­ter­nehmen unter Druck. Län­ger­fristig, so FAIRR, wird die Fleisch­ver­sor­gungs­kette wahr­scheinlich weiter unter Druck geraten, da zur Ver­bes­serung der Bio­si­cherheit eine ver­stärkte Kon­trolle und Regu­lierung erfor­derlich ist. Siehe Mil­lionen von Schweinen, Hühnern und Rindern werden auf Grund der Schließung von Schlacht­höfen ein­ge­schläfert – Mil­lions of pigs, chi­ckens and cattle will be eutha­nized because of slaugh­ter­house closures

Jeremy Coller, Gründer von FAIRR und CIO von Coller Capital sagt dazu: „Die Mas­sen­tier­haltung ist sowohl anfällig für Pan­demien als auch schuldig an deren Ent­stehung. Es ist ein sich selbst sabo­tie­render Kreislauf, der Werte ver­nichtet und Leben gefährdet. Um nicht die nächste Pan­demie aus­zu­lösen, muss die Fleisch­in­dustrie gegen laxe Sicher­heits­stan­dards für Lebens­mittel und Arbeit­nehmer glei­cher­maßen, gegen Tiere in engen Käfigen und gegen über­mäßig ver­wendete Anti­biotika vor­gehen. Covid könnte der Strohhalm sein, der der Fleisch­in­dustrie das Rückgrat bricht“ .

Netzfrau Ursula Rissmann-Telle


Quelle: netzfrauen.org