Viele kennen die Berichte aus Argentinien über das, was dort der massenweise Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat verursacht hat. Die Provinz Córdoba erlangte durch schreckliche Missbildungen, hervorgerufen durch Glyphosat, traurige Berühmtheit. Mit einer Fläche von rund 280 Millionen Hektar ist Argentinien nach Brasilien das zweitgrößte Land Südamerikas und wie Brasilien der weltweit größte Sojabohnen-Produzent. Während die Welt besorgt nach Brasilien schaut, weil der ultrarechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro schwer bewaffnete Männer in den Amazonas schickt, um den Regenwald zu plündern, spielt sich auch in Argentinien eine Tragödie ab.
Nicht nur der Amazonas-Regenwald brennt und Indigene werden ermordet, auch die Provinz Córdoba brennt, um mehr Platz für Soja zu schaffen. „Die Berge brennen in mehreren Gebieten der Provinz Córdoba, Häuser brennen und Menschen werden evakuiert,“ so die Nachricht aus Argentinien. Es ist einer der größten Brände in diesem Jahr, die durch Brandstiftung entfacht wurden. Angesichts der Schwere der Brände musste der Notstand ausgerufen werden. Viele Tiere sind bereits gestorben und die Flammen rücken in Richtung verschiedener Städte vor. Wie in Brasilien verdrängen die Monokulturen auch in Argentinien die Wälder und die Ureinwohner. Mancherorts werden vor allem indigene Einheimische regelrecht gejagt oder sogar ausgehungert wie die Wichí Allein in diesem Jahr starben viele ihrer Kinder an Unterernährung.
Cordoba brennt für Soja!
Die EU ist ein führender Importeur von Waren, die auf dem illegal gerodeten Land angebaut werden. Dies ist katastrophal für die Waldgebiete, die Menschen und das Klima. Der heftige Einsatz von Pestiziden bei der Herstellung dieser Waren schädigt auch die Gesundheit der Völker ernsthaft, so eine Studie von Mighty Earth, Rainforest Foundation Norway und Fern, die die Abholzungen, Brände und Menschenrechtsverletzungen im großem Stil in Argentinien aufdeckten, die in Verbindung mit der Fleischindustrie stehen. Da die Böden durch die Monokultur ausgelaugt sind, werden immer weitere Flächen benötigt. Hinzu kommt, dass der Sojaanbau mit Unkraut und Insekten zu kämpfen hat, die mittlerweile gegen die Pestizide resistent geworden sind. Immer mehr neue giftige Pestizide werden verspritzt. Mit schlimmen Folgen für die dort lebenden Menschen, wie uns Sofia Gatica schon mehrfach berichtet hat. Seit über 20 Jahren kämpft sie gegen Monsanto, der mittlerweile von Bayer übernommen wurde. Die Region ist vollständig von Sojafeldern umgeben. Hunderte von Krebsfällen wurden bereits diagnostiziert. Als Sofia vor 20 Jahren eine Tochter zur Welt brachte, starb diese nach nur 3 Tagen an Nierenversagen. Für ihr Engagement erhielt Sofía Gatica 2012 den renommierten Goldman Environmental Prize.
Wie uns Sofia Gatica mitteilte, sind die Brände seit Tagen außer Kontrolle. Es gibt aktive Schwerpunkte in Tanti, Falda del Carmen, La Candelaria, Villa Berna und Alpa Corral. Betroffen auch Carlos Paz, Santa Cruz del Lago, im Parque Siquiman und in La Paisanita. Häuser wurden niedergebrannt und Menschen evakuiert.
Laut lokalen Medien wurden bisher mindestens 14.321 Hektar Grasland und Berggebiete verbrannt, hauptsächlich in den nördlichen Gebieten von Punilla und Ischilín. Die Regierung von Cordoba warnte vor einer „extremen“ Brandgefahr in der gesamten Provinz bei trockenem und windigem Wetter und forderte die Bürger auf, diese zu melden.
Die Staatsanwältin von Cosquín, Paula Kelm, beschuldigte den Leiter des Büros von Epec de La Cumbre, Gustavo Sánchez, wegen „schuldhafter Brandstiftung“. In diesem Zusammenhang wurden mehrere Razzien durchgeführt und Zeugenaussagen von Mitarbeitern des Epec-Hauptquartiers und von Nachbarn gemacht.
Dass Viehzüchter und die Agrarindustrie Brandstiftung betreiben, sei in Argentinien eine übliche Praxis, um mehr Platz für landwirtschaftlichen Flächen zu schaffen.
Beamte der Provinzjustiz untersuchen die Ursache der Brände, die auf zwei Hauptquellen zurückgeführt wurden, unter dem Verdacht, dass sie von Viehzüchtern gesetzt wurden, die Weiden roden, um Platz für neues Wachstum zu machen, eine in Argentinien übliche Praxis.
Die Flammen haben bereits Stromleitungen in einigen Gebieten von Cordoba zerstört und drohen, wichtige Autobahnrouten zu blockieren, sagten Beamte. „Die Menschen wurden evakuiert“, sagte der Feuerwehrchef Eduardo Molinari gegenüber dem argentinischen Fernsehsender TN.
Die Brände in Cordoba fallen mit Bränden in Feuchtgebieten in der argentinischen Region Parana Delta zusammen, die seit Juli auf Grund einer schweren Dürre rasch an Dynamik gewonnen haben. Die Brände in der Parana-Region sind die schlimmsten seit etwa einem Jahrzehnt und haben bei Wissenschaftlern Besorgnis über den kohlenstoffreichen Boden ausgelöst, der beim Verbrennen schädliche Emissionen freisetzt.
Seit Juli 2020 brennt es im Parana-Delta. Laut Medienberichten stehen 1.750 Quadratkilometer in Flammen und dieser Bereich weitet sich weiter aus. Die Brände betreffen insgesamt 11 der 23 Provinzen. Besonders betroffen ist das Mündungsgebiet des Paraná nordwestlich der Hauptstadt Buenos Aires. Auch hier soll es sich um Brandstiftung für landwirtschaftliche Flächen handeln.
Nachdem es vor zwei Wochen geregnet hat, sind die Brände wieder entfacht. Die Luftqualität in der Innenstadt von Rosario wird auf Grund des Rauches der brennenden Bäume und Tiere als bedrohlich eingestuft.
Feuchtgebiete spielen eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung von Überschwemmungen und der Reinigung von Wasser. Daher ist ihre Zerstörung eine weitere Katastrophe nicht nur für Argentinien. Das wassergefüllte Ökosystem beheimatet Tausende von Arten, darunter die Capybara, das größte Nagetier der Welt.
Nicht nur Argentiniens Parana-Delta brennt, sondern auch Cordoba
Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass sich ein unsichtbares Band der Zerstörung von den europäischen Massentieranlagen bis in die Wälder Südamerikas zieht. Dort vernichten riesige Sojaplantagen die einheimische Fauna und Flora. Problematisch ist, dass für den Anbau oft Wälder abgeholzt werden, der Boden ausgelaugt und Wasser verschmutzt wird. Auch führt die Ausdehnung des Sojaanbaus zu gesellschaftlichen Konflikten, wenn Land- und Arbeitsrechte missachtet werden. Die Folge ist oft Landflucht oder die meist ärmere Bevölkerung wird von ihrem Land vertrieben, denn die Nachfrage nach Soja hat sich in den letzten 40 Jahren verfünffacht.
Nirgends wird es so deutlich wie in Argentinien.
„Es ist eine geplante Ausrottung wegen des Anbaus von Soja“, sagte der Arzt zur Situation der Ureinwohner
„Ich bin der einzige Arzt für 6.000 Einwohner. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Arzt pro 600 Menschen“, sagt der Arzt der Mission Chaqueña. Hinzu kommt die Unterernährung der Indigenen, denn wo sollen sie ihre Nahrung herbekommen? Aus dem Wald? Den gibt es nicht mehr und auch Trinkwasser gibt es nicht, es gibt gar nichts, außer dem Tod.
Seit 5000 Jahren gehört den Indigenen in Salta das Land, doch die Sojabarone wollen sie vertreiben. Die Indigenen wollen sich nicht vertreiben lassen. Da man sie nicht einfach erschießen kann, so der Arzt, was für weltweiten Protest sorgen würde, greift man zu anderen Mitteln. Man verweigert ihnen Nahrung und Wasser und alle Grundrechte, die ihnen zustehen. „Es ist sehr schwierig, hier zu leben,“ so der Arzt. Die Wichí-Gemeinden verehren ihr Land und wollen hier nicht weggehen.
Der Chaco-Dschungel an der Nordgrenze Argentiniens ist die Fortsetzung des Amazonas und des brasilianischen Mato Grosso. Dazu auch: Europa nimmt einen Krieg um die Rohstoffe in Brasilien in Kauf! Wie viele müssen noch für diesen Krieg sterben?
Erst 2019 gab es ein weltweites Entsetzen, als die „Lunge des Planeten“ in Flammen aufging. Schon vorher hatte der Chaco-Dschungel in den letzten drei Jahrzehnten acht Millionen Hektar Wald verloren. Ein Gebiet ähnlich dem von Schottland. Der Druck wächst in Argentinien, neue Flächen für den Anbau von Soja zu schaffen.
Die am stärksten betroffenen Provinzen sind Salta, Santiago del Estero, Chaco und Formosa. Es sind die ärmsten Regionen Argentiniens und am schlimmsten trifft es die Ureinwohner Wichi.
„Es war schrecklich“, so die Wichi-Gemeinde in Corralito, einer verlorenen Stadt in Salta. „Die Wälder wurden immer mehr abgeholzt und wir haben es nicht einmal gemerkt. Man hatte uns versprochen, uns Arbeit zu geben, doch als wir unsere Köpfe hoben, war es zu spät, alles war kahl und wir werden vertrieben. Wir sind zwischen den Sojafeldern eingesperrt, wir sind in die Enge getrieben “, so die Wichis .
Die Indigenen haben für ihr Land gekämpft, wie in Brasilien die Guarani oder in Paraguay, wo ebenfalls Indigene getötet werden, damit Soja für Europa angebaut werden kann. Siehe Paraguay: Das Land, in dem Soja für Europa tötet, geht in Flammen auf! – The world is going up in flames! – Paraguay battles fires in protected wetland region
Die intensive Produktion von Sojabohnen führt zur Abholzung des Regenwaldes und zum Genozid von indigenen Völkern wie den Wichi
Lautaro, ein Jahr und acht Monate alt, stammte aus El Traffic und starb im Krankenwagen, nur ein Fall von vielen Kindern, die gestorben sind. „Letztes Jahr hatten wir 10 Mädchen und Jungen mit Unterernährung in der Mission Chaqueña und 40, die bereits vom Hunger gezeichnet waren,“ so der Arzt der Mission, der allein für 60000 Menschen zuständig ist. Siehe Der indigene Völkermord des 21. Jahrhunderts in Argentinien für Soja – Kinder verhungern und sterben! Genocide of indigenous peoples in Argentina – The Expansion of Transgenic Soybeans
Tod der Wichí-Kinder in Salta: „Die Lichtung hat uns Lebensraum und Nahrung genommen, das muss getoppt werden“
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.