Rätsel einer Ruinenstadt
“Palenque” als Name ist jung, nur wenige Jahrhunderte alt. Gewählt wurde die Bezeichnung von den Spaniern. Sie heißt verdeutscht so viel wie “befestigte Häuser”. Wie die Stadt im tiefsten Urwald einst hieß, das ist ebenso unbekannt wie ihr Alter. Nach dem studierten Religionswissenschaftler White Bear Fredericks, er wurde in der Hopi-Reservation Old Oraibi in Arizona geboren, geht sie auf Besucher aus dem All zurück. Hier sollen einst die “Katchinas”, himmlische Lehrmeister, die Menschen in einer Art Universität in die Geheimnisse des Universums eingeführt haben.
Anno 1773 wurden Antonio de Solis, dem Kurator von Tumbala, im heutigen Chiaspas gelegen, Gerüchte zugetragen. Angeblich hatte man mitten im Urwald die Reste steinerner Bauten entdeckt. Auch der Priester Romand Ordonez erfuhr in Ciudad Real von den geheimnisvollen Ruinen. Der Gottesmann befahl sofort, man müsse den Dingen auf den Grund gehen und ließ einen Erkundungstrupp zusammenstellen. Die Männer stießen tatsächlich keine sechs Kilometer von Santo Domingo entfernt auf gut erhaltene Ruinen einer mysteriösen Stadt. Sie waren freilich vom üppigen Pflanzenwuchs des Urwalds überwuchert.
Offizier Antonio del Rio war der erste Europäer, der nach archäologischen Artefakten suchte. Er kam am 3. Mai 1787 in Palenque an. Alles andere als ein Wissenschaftler suchte er freilich mehr nach Gold als nach wissenschaftlich verwertbaren Hinweisen und wurde bitter enttäuscht. Er ließ schlecht bezahlte Indios mit brachialer Gewalt sporadisch graben. Kostbarkeiten aus Edelmetall wollten sich keine finden lassen. Archäologische Kostbarkeiten wurden mit Sicherheit zerstört. So ganz mit leeren Händen wollte del Rio freilich auch nicht die Moskitohölle im Urwald verlassen. Also ließ er willkürlich archäologische Artefakte einsammeln, 25 Zeichnungen anfertigen und trat erleichtert den Rückweg an. Seine indianischen Arbeiter waren froh über jede Minute, die sie nicht länger in den Gemäuern der Ruinen verbringen mussten. Sie waren davon überzeugt, dass es dort spukte. Steinerne Skulpturen, die zwischen grünem Gestrüpp hervorragten versetzten sie in Angst und Schrecken. Der karge Lohn, der ihnen ausgezahlt wurde, war mehr als bescheiden.
Bei den Geistlichen in Zentralamerika stieß del Rio mit seinem Bericht über die Expedition in den Urwald auf vollkommenes Desinteresse. Seine Aufzeichnungen aber gelangten auf Umwegen nach Europa. 1822 wurden sie gar in London als schmales Bändchen in Druck gegeben. So erfuhr Jean-Frederic Graf von Waldeck von der geheimnisvollen Ruinenstadt. Er musste vor Ort ergründen, was es da im Urwald wirklich zu sehen gab.
Leider war Graf von Waldeck so gut wie mittellos. Vergeblich suchte er nach wohlhabenden Sponsoren für eine Forschungsreise. Schließlich rief er die Bevölkerung zu einer Spendenaktion auf. Als nur umgerechnet 3 000 Dollar zusammenkamen, hätte das eigentlich das Ende der Aktion bedeuten müssen noch bevor sie richtig begonnen hatte. Graf von Waldeck aber war hoffnungsloser Optimist und brach 1822 nach Mexiko auf. Wenn er auch kaum Geld hatte, so bekam er doch ein beeindruckendes amtliches Dokument. Die Regierung erteilte ihm die Genehmigung dazu, Palenque dem Urwald zu entreißen, die einzelnen Bauten zu erkunden und zu erforschen. Finanzielle Mittel wurden ihm keine zur Verfügung gestellt. Wenig beeindruckt zeigten sich die Indios vor Ort von des Grafen amtlichen Schriftstücken. Ihnen war es herzlich gleichgültig, ob der verrückte Europäer im Urwald buddeln lassen durfte oder nicht. Sie wollten Bares sehen. Schließlich waren sie bettelarm und mussten ihre Familien ernähren. Wenn man nicht weiß, wovon man am nächsten Tag leben soll, ist das Interesse an wissenschaftlicher Erforschung der Vergangenheit meist eher bescheiden ausgeprägt.
Graf von Waldeck machte gleich zu Beginn seines Urwaldaufenthalts eine sensationelle Entdeckung. Legten doch seine indianischen Helfer eindeutig steinerne Skulpturen von Elefanten frei. Nach bis heute gültigem Geschichtsbild können die Steinmetzen von Palenque aber niemals jene rüsselbewehrten großohrigen Tiere zu Gesicht bekommen haben. Woher sollten aber die Bewohner der Stadt Palenque zu ihren Informationen gekommen sein?
Je länger der von der Erforschung der Frühgeschichte förmlich besessene Graf von Waldeck arbeitete, desto verdächtiger wurde er einigen lokalen Beamten. Schließlich wurde gar das böse Gerücht in Umlauf gesetzt, er habe die Ruinenstätte geplündert und wertvollste Schätze außer Landes gebracht. Der Adelige bekam es mit der Angst zu tun. Da er fürchtete seines Lebens nicht mehr sicher zu sein, verließ er überstürzt das Land. 1838 erschien sein Buch “Romantische Reise in Yukatan”. Dieses Werk wiederum begeisterte den Amerikaner John Lloyd Stevens. Zusammen mit dem genialen Maler Frederick Catherwood bereiste er Südamerika, besuchte unter anderem auch Palenque.
Heutige Reisende in Sachen Prä-Astronautik haben es bequem. Sie können in durchaus akzeptablen Hotels direkt vor Ort logieren. John Lloyd Stevens und Frederick Catherwood hatten es da schon schwerer. Sie mussten ihr bescheidenes Lager direkt in den Ruinen aufschlagen. Stechmücken, Zecken, Schlangen und anderes Getier machten den Aufenthalt zur Qual.
Diese mehr als widrigen Umstände taten der Begeisterung der Amerikaner keinen Abbruch. John Lloyd Stevens notierte in seinem Tagebuch: “Nichts hat mich im Roman der Weltgeschichte mehr beeindruckt als diese spektakuläre und liebliche Stadt.”
Geradezu ehrfürchtig erkannten die begeisterten Forscher, dass die Erbauer von Palenque über einen technischen Standard verfügt haben müssen, der dem europäischen ihrer “modernen Zeiten” haushoch überlegen war. Da war ein komplexes Röhrensystem angelegt worden. Gewiss, es war nur noch in Teilbereichen erhalten. Da wurden die Wassermassen, die in der Regenzeit in Massen auf Tempeldächer herabprasselten, in ein präzise angelegtes Röhrensystem gelenkt und in unterirdischen Zisternen gespeichert.
Entdeckt wurden auch zahlreiche unterirdische Tunnels, deren Sinn bis heute nicht geklärt werden konnte. Allem Anschein nach gab es einst eine weitläufige, komplex angelegte Unterwelt. Wozu? Wurden in Hallen und Gängen tief unter der Erde mysteriöse Riten abgehalten, die im Zusammenhang mit der Welt der Verstorbenen standen?
Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler aus aller Welt ganz fundamentale Fragen zu beantworten. Wann wurde Palenque gegründet? Wann endete seine Geschichte? Nach Hopi-Häuptling White Bear beginnt die Geschichte Palenques mit der Gründung einer Universität durch himmlische Lehrmeister. Geht man nach verschiedenen “Jahresangaben”, die an verschiedenen Gebäuden der Urwaldstadt angebracht sind, dann ist sie in der Tat uralt. Professor Herbert J. Spinden hat eine Vielzahl von verblüffenden “Jahreszahlen” in Inschriften gefunden, die in weit zurückliegende Zeiten zurückreichen. Im “Tempel des Kreuzes” sind notiert — auf unser auf Christus hin ausgerichtetes System umgerechnet: der 7. Februar 3379 v. Chr., der 8. April 3371 v. Chr. und der 21. Dezember 2619 v. Chr. Ähnlich frühe Daten wurden in Inschriften im “Tempel der Sonne” und im “Tempel des Blattkreuzes” verewigt: der 8. Januar 2618 v. Chr. und der 20. April 2584 v. Chr. Derlei Daten werden freilich von der Archäologie nicht zur Kenntnis genommen.
Nicht minder mysteriös ist auch das Ende von Palenque. Im siebten nachchristlichen Jahrhundert soll es eine wahre Urwaldmetropole gewesen sein. Die zahlreichen prunkvollen Gebäude erstreckten sich über ein Areal von immerhin etwa acht Quadratkilometern Fläche.
Was aber wurde aus der Stadt? Sie wuchs über einen längeren Zeitraum heran, gedieh prächtig und erreichte einen Höhepunkt. Dann aber wurde sie urplötzlich, von einem Moment zum anderen, aufgegeben und verlassen. Niemand weiß warum die Menschen ihre mit so viel Mühe erkämpfte Heimat so plötzlich gegen eine völlig unklare Zukunft im Nirgendwo eintauschten. Niemand vermag zu sagen, was aus ihnen wurde. Sie verschwanden im Nirgendwo.
Das imposanteste Gebäude von Palenque ist zweifelsohne der “Tempel der Inschriften”. Er thront, einundzwanzig Meter hoch, auf einer Stufenpyramide, die aus acht aufeinandergesetzten Plattformen besteht. Zunächst war man davon überzeugt, dass das Bauwerk ganz typisch für die mittelamerikanische Architektur sei. Im Gegensatz etwa zu Ägypten galten Pyramiden als Unterbauten von Tempeln, nicht als Grabstätten.
Doch 1949 machte der mexikanische Archäologe Dr. Alberto Ruiz Lhullier eine bedeutsame Entdeckung. Zahllose Archäologen hatten sie übersehen: eine wuchtige Bodenplatte. Dr. Alberto Ruiz Lhullier ließ sie entfernen. Vor ihm tat sich ein Treppenschacht auf. Der war freilich bis zur Oberkante mit Steinbrocken aufgefüllt.
Die erhoffte Sensation ließ auf sich warten. Tonnen von Schutt mussten abgetragen werden, bis Lhullier endlich drei Jahre später am 15. Juni 1952 vor einer dreieckigen, massiven Steintür stand. Sie wurde geöffnet. Lichtquellen wurden herbeigeschafft und erleuchteten ein märchenhaft-mystisches Szenario. Dr. Alberto Ruiz Lhullier notierte in seinem Tagebuch, was er empfand: “Ich betrat einen großen, leeren Raum, eine Art Eisgrotte, deren Wände und Decke mir vorkamen wie perfekte Flächen, wie eine aufgegebene Kapelle, von deren Decke ganze Vorhänge von Stalaktiten hingen, als ob es tropfende Kerzen wären.”
Dr. Lhullier wollte sofort erkunden, was sich in der geheimnisvollen unterirdischen Gruft (neun Meter lang, vier Meter breit und sieben Meter hoch) befand. Um dies herauszufinden, ließ er das Meer von Stalaktiten abschlagen und aus der Krypta entfernen. In verständlichem Übereifer wurde so eine Chance der Datierung verschenkt. Man hätte nämlich anhand der Tropfsteine genau feststellen können, wie lange es gedauert haben muss, bis sie ihre beeindruckende Größe erreicht hatten. Vielleicht wüssten wir dann heute mehr über das Geheimnis der Gruft.
Am Boden des Raums tief unter der Pyramide, zu der ein beschwerlicher, verwinkelter Gang führt, entdeckte Dr. Lhullier einen beeindruckenden steinernen Sarkophag. Es kostete enorme Anstrengungen, den gewaltigen Sargdeckel zu entfernen. Der hat beachtliche Ausmaße. Er ist 3,80 Meter lang, 2,20 Meter breit und 25 Zentimeter dick. Er ruht, zehn Tonnen schwer, auf einem zwanzig Tonnen schweren Sarg. Darin wurde ein Skelett gefunden. Der reiche Jadeschmuck, die kostbare Gesichtsmaske ließen darauf schließen, dass hier ein wichtiger Würdenträger bestattet worden war. In Kreisen der Archäologie ist man sich heute weitestgehend darüber einig, dass hier Pacal seine letzte Ruhe fand.
Pacal wurde anno 603 n. Chr. geboren. Dieses Datum ist in mindestens fünf verschiedenen Inschriften in Palenque verzeichnet worden, kann also als gesichert angesehen werden. Bereits 615, also im dreizehnten Lebensjahr, wurde Pacal zum höchsten Würdenträger Palenques ernannt. Dieses wichtige Datum taucht an sechs verschiedenen Stellen in Palenque in Inschriften auf. Es wird mit einem kosmischen Ereignis in Verbindung gebracht. Genau 455 393 761 Tage vor dieser Inthronisation soll eine Sternengottheit zum Herrscher von Palenque ernannt worden sein, das sind 1 250 000 Jahre. Der Name dieses mythischen Wesens ist unbekannt. Die verwendete Glyphe lässt aber darauf schließen, dass sie mit dem Planeten Mars in Verbindung gebracht wurde.
Rudolf Eckhardt, ein profunder Kenner der Geheimnisse der Mayas, führt dazu aus: “Doch wie ist die Verbindung Pacals über eine Sternengottheit zum Mars konkret erklärbar? Natürlich wollte Pacal seinen Legitimitätsanspruch aus direkter Abfolge von den uranfänglichen Göttern herleiten. Doch was geschah vor mehr als 1 250 000 Jahren in unserem Planetensystem?” Sollte damals nach Überzeugung der Mayas ein Besuch außerirdischer Intelligenzen auf Planet Erde stattgefunden haben?
Zurück zur Biografie Pacals. Mit 23 heiratete er eine vornehme Frau, der ebenfalls eine mythologisch-göttliche Herkunft nachgesagt wurde. Sie starb im Alter von 46 Jahren und 240 Tagen. Pacal war damals 69 Jahre alt. Wann aber endete Pacals Leben? Unmittelbar nach der Öffnung von Pacals Sarkophag wurde erstmals eine Untersuchung des Skeletts vorgenommen. 1974 wurde ein zweites Gutachten erstellt, das das erste voll und ganz bestätigte. Demnach starb Pacal im Alter von 40 Jahren. Nach Maya-Inschriften aber erreichte der Fürst ein fast schon biblisches Alter von 80 Jahren und 158 Tagen.
Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Stimmen die so präzise angegebenen Daten gar nicht? Das ist wenig wahrscheinlich. Rudolf Eckhardt: “Es existiert kein Hinweis, der zwingend vermuten lässt, dass Geburts- oder Todesdaten jemals ‘zurechtgebastelt’ oder gefälscht wurden. Astrologische Korrelationen oder Zahlenspielereien lassen sich in diesem Zusammenhang nicht nachweisen.”
Vor Jahrzehnten staunte die Fachwelt ob der Tatsache, dass unter der Pyramide von Palenque ein Fürst bestattet worden war. Man sprach von einer einzigartigen Ausnahme, was sich als Irrtum herausstellte. Den inzwischen ist bekannt, dass auch Pyramiden in anderen Maya-Städten, etwa in Mamialiyuyu und Tikal, ebenfalls Gräber enthielten. Es wurde aber kein einziger Fall bekannt, wonach eine Gruft einen anderen Leichnam beherbergte als in den entsprechenden Inschriften angegeben.
Wie ist der “unmögliche” Sachverhalt zu erklären, dass Pacal zwar nach allen Inschriften über 80 Jahre alt wurde, sein imposanter Sarkophag aber die Gebeine eines Mannes enthält, der mit etwa 40 Jahren starb?
Gibt es eine einleuchtende Erklärung dafür, dass Pacal im Alter von über 80 Jahren das Zeitliche segnete, biologisch aber nur 40 Jahre alt wurde? Eine zweifelsohne kühne Spekulation ist möglich. Um sie verständlich zu machen, muss ein fantastisches Szenario durchgespielt werden.
Nehmen wir an, Pacal stand in Verbindung mit vorgeschichtlichen Außerirdischen. Nehmen wir weiter an, dass der Fürst eine Zeit lang — ähnlich wie Hesekiel — an Bord eines Raumschiffes genommen wurde. Seit Einstein wissen wir, dass Zeit nicht gleich Zeit ist. An Bord eines beschleunigten Raumschiffs vergeht die Zeit langsamer als auf dem Heimatplaneten. Ist das die Erklärung? War Pacal also an Bord eines Raumschiffs? Wurde sein Körper eine gewisse Zeit lang — an Bord, mit dem Raumschiff — beschleunigt? Dann wäre es möglich, dass der Fürst nach irdischer Zeitrechnung über 80 Jahre alt wurde. Da während des Raumflugs die Zeit für ihn — je nach Beschleunigung — langsamer ablief, wäre er entsprechend weniger gealtert. Ist dies die Antwort? Vergingen nach irdischer Zeitrechnung zwischen Pacals Geburt und Pacals Tod mehr als 80 Jahre und wurde Pacal doch — wegen eines Aufenthalts im All — biologisch nur etwa 40 Jahre alt?
Das von mir entworfene Szenario wirft eine grundlegende Frage auf: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Pacal und Raumfahrt?
Pacal und das Raumschiff
Die Grabplatte von Palenque wurde 1968 durch Erich von Däniken weltberühmt. Zierte doch eine zeichnerische Darstellung des Reliefs vom steinernen Sargdeckel Dänikens Erstling “Erinnerungen an die Zukunft”.
Erich von Däniken trug eine raumfahrttechnische Interpretation der Steingravur vor: “Da sitzt ein menschliches Wesen mit dem Oberkörper vorgeneigt, in Rennfahrerpose vor uns; sein Fahrzeug wird heute jedes Kind als Rakete identifizieren. Das Vehikel ist vorne spitz, geht über in merkwürdig gerillte Ausbuchtungen, die Ansauglöchern gleichen, wird dann breiter und endet im Rumpf in eine züngelnde Feuerflamme. Das Wesen selbst, vornübergeneigt, bedient mit den Händen eine Reihe unidentifizierter Kontrollgeräte und setzt die Ferse des linken Fußes auf eine Art Pedal. Seine Kleidung ist zweckentsprechend: eine kurze, karierte Hose mit einem breiten Gurt, eine Jacke mit modernem japanischen Halsausschnitt und dicht abschließende Arm- und Beinbänder. Es würde, in Kenntnis korrespondierender Darstellungen, verwundern, wenn der komplizierte Hut fehlen würde. Er ist da, mit Ausbuchtungen und Röhren. Unser so deutlich dargestellter Raumfahrer ist nicht nur durch seine Pose in Aktion — dicht vor seinem Gesicht hängt ein Gerät, das er starrend und aufmerksam beobachtet. Der Vordersitz des Astronauten ist vom hinteren Raum des Fahrzeugs, in dem man gleichmäßig angeordnete Kästen, Kreise und Spiralen sieht, durch Verstrebungen abgetrennt.‘Kursiver Text”
War das des Rätsels Lösung? Däniken fand Unterstützung im Lager der Raumfahrttechniker. So schrieben Dr. Wolfgang Briegleb und Professor Dr. Siegfried Ruff, beide damals tätig bei der “Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt”, Bonn: “Einer der beeindruckendsten optischen Belege für Dänikens Thesen scheint uns die Grabplatte von Palenque zu sein. Man muss sich hier wirklich Gewalt antun, um nicht mit den Augen unserer Tage eine stilisierte Gemini- oder Wostok-Kapsel zu erkennen. Die Körperhaltung der dargestellten menschlichen Gestalt ist eigentlich nur sinnvoll, wenn sie eine Beschleunigung in Richtung Brust-Rücken erhält. Dass der hypothetische Raketenpilot zudem anscheinend hemdsärmelig fliegt, ist uns eine inzwischen vertraute Vorstellung.”
Eine wichtige Frage muss in diesem Zusammenhang beantwortet werden. Reicht es aus, wenn zwei Raumfahrtwissenschaftler im Palenque-Relief etwas Raumfahrttechnisches zu erkennen meinen? Oder muss man den Herren Betriebsblindheit unterstellen? Denken sie voreingenommen in Raumfahrt-Kategorien? Neigen sie deshalb voreilig Raumfahrttechnisches zu erkennen, wo vielleicht etwas ganz anderes dargestellt wurde?
1985 wirkte der Verfasser an einem interessanten Projekt mit, das die Autoren Dr. Johannes Fiebag und Peter Fiebag initiiert hatten. Ziel des Projekts war es, Fachwissenschaftler und Experten nach Indizien dafür suchen zu lassen, ob es denn tatsächlich in der Vergangenheit Besucher aus dem All auf der Erde gegeben hat. Und ob sie Spuren hinterlassen haben, die eindeutig als solche zu erkennen sind.
Der ungarische Diplom-Ingenieur Làszlo Tóth nahm sich der Palenque-Grabplatte an und verfasste einen umfangreiche Abhandlung: “Die technische Interpretation des Palenque-Reliefs”. Briegleb und Ruff hatten augenscheinliche Ähnlichkeiten zwischen der Reliefdarstellung aus der Gruft von Palenque und einer Kapsel a la Gemini- oder Wostok-Kapsel erkannt. Làszlo Tóth beließ es nicht bei oberflächlichem Spekulieren. Er studierte vielmehr die detailreiche Grabplatten-Darstellung und legte eine technische Rekonstruktion eines Raumschiffes vor. Er spekulierte nicht, er wies jeder noch so unscheinbaren Einzelheit eine ganz konkrete technische Funktion zu.. Staunend erkennt selbst der Laie, dass der unbekannte Steinmetz eine nur als grandios zu bezeichnende Leistung vollbracht hat. Der Maya-Künstler, der keine Ahnung von moderner Raumfahrttechnik gehabt haben kann, lieferte einen Beweis, der von seiner Qualität her mit den so überaus präzisen Texten des biblischen Hesekiel verglichen werden muss.
Ingenieur Làszlo Tóth: “In Gedanken entfernen wir die reinen Symbole, zeichnen nach den Gesetzen der technischen Zeichnung die sichtbaren Kanten und Konturen nach, ziehen wir die Mittellinie (da das Raumschiff ein Drehkörper ist) und setzen den Piloten in den Sitz. Das Bild ändert sich sofort: eine technische Zeichnung auf der wir den Querschnitt des ganzen Raumschiffes in den richtigen Maßverhältnissen sehen. Auf einen 1,80 Meter großen Durchschnittsmenschen bezogen ist der Durchmesser des Raumschiffes ungefähr vier Meter und die Höhe ungefähr neun Meter. Das Raumschiff ist einstufig und hat keinen Wärmeschutzschild. Aus beiden Erkenntnissen können wir weitgehende Schlussfolgerungen ziehen.”
Die Schlussfolgerungen sind äußerst konkret. Ingenieur Làszlo Tóth ist sogar dazu in der Lage sich wissenschaftlich präzise zum Antrieb des Palenque-Raumschiffes zu äußern: “Zwischen die doppelten Wände der Düse wird flüssiger Wasserstoff geführt, der sich dort erwärmt und verdampft. Das Wasserstoffgas wird sodann in den Plasma-Umformer und dann in den Kernfusionsreaktor geleitet, in dem durch Felder einer Magnetspule das Wasserstoffplasma auf 100 000 000 Grad erhitzt wird und Helium entsteht. Das glühende Heliumplasma wird schließlich von den magnetischen Feldern der Antriebsaggregate ausgestoßen und zwar mit sehr hoher Geschwindigkeit. Am mittleren Teil des Torus (Ringfläche) befindet sich der mit einem Supraleiter umwickelte Generator, der die elektrische Energie für die ‘Zündung’ des Kernreaktors liefert.”
Das Palenque-Relief aus der geheimnisvollen Gruft enthüllt dem Ingenieur letztlich jedes wichtige Detail. So wird auch die Frage beantwortet, was denn die Energie für den Generator liefert: “Vermutlich ein kinetischer Energiespeicher, der sich hinter dem Astronauten befindet. Jener ist eigentlich eine große, mit 15 000 bis 20 000 Umdrehungen je Minute rotierende Metallscheibe, die sich in den Feldern supraleitender Magnete und im Vakuum dreht. Sie hat also keine Berührung mit anderen Maschinenteilen und es gibt nichts, das die Bewegung hemmt. So kann sie über lange Zeit rotieren und behält 98 Prozent ihrer kinetischen Energie bei. Die Energie wird von einer magnetischen Kupplung entnommen und dem Generator übergeben.”
Astronaut — oder was?
Obwohl ich selbst ein überzeugter Anhänger der Prä-Astronautik bin, will ich den Advokatus Diaboli spielen: Raumfahrt-Techniker mögen das Palenque-Relief in ihrem Sinne, also raumfahrttechnisch, interpretieren. Sind aber nicht Maya-Experten gefragt, wenn es um Maya-Kunst geht? Ich gebe zu Protokoll: Wenn die Maya-Experten zumindest in zentralen Punkten zu einer übereinstimmenden Erklärung dessen, was da auf der Steinplatte in der Gruft von Palenque zu sehen ist, kämen, würde ich die “Astronautentheorie” als erledigt ansehen. Ich würde Palenque von der Hitliste der Indizien streichen. Der Versuch einer Einigung im Kreise der Archäologen wurden tatsächlich unternommen.
1973 veranstaltete man vor Ort in Palenque einen Fachkongress mit dem Ziel, sich auf die allgemein gültige Interpretation zu einigen. Dazu kam es nicht. Statt dessen wurde deutlich, dass in der Welt der archäologischen Experten geradezu eine babylonische Sprachverwirrung besteht. So meint Paul Rivet: “Dargestellt wird ein Indianer, auf dem Opferaltar sitzend. Hinter seinem Sitz sind stilisierte Barthaare des Wettergottes eingraviert.” Miloslav Stingl indes meint, “die Menschengattung schlechthin” sei dargestellt, keine konkrete Person. “Das Kreuz, das aus seinem Körper wächst, symbolisiert den lebensspendenden Mais”. Marcel Brion hätte es lieber konkreter: “In der Mitte der Grabplatte ist die Gestalt eines Menschen ausgehauen, vielleicht das Porträt des Toten, mit Schmuck bedeckt, den Rumpf stark nach rückwärts gebogen, ruht er auf einer großen Maske, die den Gott der Erde, den Tod, darstellt.” Robert J. Sharer behauptet: “Die Szene zeigt den Herrscher Pacal, der in den geöffneten Rachen des Unterweltmonsters stürzt.” Von einem stürzenden Menschen, von Tod und Unterwelt will Pierre Ivanoff wiederum gar nichts wissen. Da stürze auch kein Wesen hinab, vielmehr gleiche der Mann in seiner “aufschnellenden Haltung dem entstehenden Lebens”. Ivanoff: “Sein Gesicht erinnert an das des Maisgottes, er könnte deshalb die Inkarnation der keimenden Natur sein.” Dem kann Linda Schele gar nicht zustimmen: “Das Bildnis zeigt den Augenblick von Pacals Tod und seinen Sturz in die Unterwelt.” Am unteren Ende sei das “Sonnenmonster” zu sehen.
Studiert man sorgsam die unterschiedlichen Aussagen der Archäologen, so stellt man aber auch Übereinstimmungen fest — und die können ganz im Sinne der raumfahrttechnischen Interpretation gesehen werden. So lesen wir bei Schele, Freidel und Miller, die dargestellte Person liege “im kreuzförmigen Weltenbaum”. “Entlang dieser Achse steigen die Seelen der Toten und die Götter aus dem Jenseits auf, wenn sie im Visionsritus herbeibeschworen wurden und auf demselben Weg kehrten sie auch wieder dorthin zurück.”
Maya-Experte Peter Fiebag kommentiert sachkundig: “Wie und auf welche Weise Götter in einem Visionsritus imaginiert wurden, ist derzeit umstritten. Wieso Götter auf der Zentralachse des Kosmos aus dem Jenseits kommen sollen, ist ebenfalls erklärungsbedürftig. Mir scheint die Annahme, hier solle ausgesagt werden, die ‘Götter’ kämen unmittelbar aus dem Kosmos, seien von dort zur Erde herabgestiegen und anschließend wieder dorthin zurückgekehrt, das naheliegendste.”
Dr. Hermann Burghardt verdeutlicht, dass der “Weltenbaum” kein spezifisches Maya-Symbol ist. Nach Ansicht des Wissenschaftler ist er identisch mit dem sumerischen “Lebensstrahl”. Die Glyphe für den “Maya-Lebensbaum” alias “Lebensstrahl” lautet “Wacah Chan” oder “sechs Himmel”. Der “Wacah Chan” findet im sumerischen “USHUM GAL.AN.NA”, im “großen Drachen am Himmel” seine Entsprechung. Die Übereinstimmungen zwischen Maya und Sumer sind verblüffend. Nach der Maya-Literatur befindet sich Pacal auf der Grabplatte “auf dem Weg nach Xibalba”. Dieses Ziel, auch Zibalba oder Tibalba geschrieben, gibt es auch im Sumerischen. Dr. Burghardt: “Die beiden sumerischen Wörter sind dabei gleichwertig, da zi oder ti im Deutschen sowohl ‘Leben’ als auch ‘Pfeil’ heißen können. Das Zeitwort ‘bal’ bedeutet ‘hinübergehen, herübergehen’. Man darf auch ‘herüberkommen’ verstehen. Das sumerische ‘ba’ hat seinerseits den Wert ‘zuteilen, zugeteilt’. Xibalba, wo Pacal hinfliegt, ist demnach im Sumerischen der Ort, von dem der Pfeil herkam. Dazu darf angemerkt werden, dass der Pfeil auch als Symbol für Rakete benutzt wird. Welche Bedeutung man auch annimmt: Dem Maya-Xibalba entspricht auf sumerisch der Ort der Lebensherkunft. Pacal befände sich nach Maya-Aussage also auf dem Weg zum ‘Ort der Lebensherkunft’.” Wo aber ist dieser Ort zu suchen?
Der Entdecker von Kammer und Grabplatte Lhullier jedenfalls sieht durchaus Kosmisches dargestellt: “Wir erblicken auf dem fraglichen Stein einen Mann, umgeben von astronomischen Zeichen, die den Himmel bedeuten, die räumliche Begrenzung der Menschenerde und die Götterheimat, in welcher die unwandelbare Bahn der Gestirne den unerbittlichen Rhythmus der Zeit kennzeichnet.”
Sehen wir auf der heiß diskutierten Steinplatte von Palenque also ein menschliches Wesen, das dorthin zurückkehrt, von wo die Rakete der Götter kam? Begibt sich Pacal — oder wer auch immer — auf die Reise in die Götterheimat? Am oberen Ende des “Weltenbaums” jedenfalls ist das “Himmelsmonster” dargestellt. Schele und Freidel: “Mit seiner Existenz an den äußersten Grenzen des Alls verkörpert das kosmische Monster den Verbindungsweg zwischen natürlicher und übernatürlicher Welt.”
Wir sehen also ein menschliches Wesen, das in einer Rakete sitzt und das sich auf dem Weg zu den äußersten Grenzen des Alls befindet.
Bildquellen: Alle Fotos Walter-Jörg Langbein
Quelle: atlantisforschung.de
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