Astro­nauten bei den Maya

Rätsel einer Ruinenstadt

Palenque” als Name ist jung, nur wenige Jahr­hun­derte alt. Gewählt wurde die Bezeichnung von den Spa­niern. Sie heißt ver­deutscht so viel wie “befes­tigte Häuser”. Wie die Stadt im tiefsten Urwald einst hieß, das ist ebenso unbe­kannt wie ihr Alter. Nach dem stu­dierten Reli­gi­ons­wis­sen­schaftler White Bear Fre­de­ricks, er wurde in der Hopi-Reser­vation Old Oraibi in Arizona geboren, geht sie auf Besucher aus dem All zurück. Hier sollen einst die “Kat­chinas”, himm­lische Lehr­meister, die Men­schen in einer Art Uni­ver­sität in die Geheim­nisse des Uni­versums ein­ge­führt haben.

(von Walter-Jörg Langbein)

Anno 1773 wurden Antonio de Solis, dem Kurator von Tumbala, im heu­tigen Chi­aspas gelegen, Gerüchte zuge­tragen. Angeblich hatte man mitten im Urwald die Reste stei­nerner Bauten ent­deckt. Auch der Priester Romand Ordonez erfuhr in Ciudad Real von den geheim­nis­vollen Ruinen. Der Got­tesmann befahl sofort, man müsse den Dingen auf den Grund gehen und ließ einen Erkun­dungs­trupp zusam­men­stellen. Die Männer stießen tat­sächlich keine sechs Kilo­meter von Santo Domingo ent­fernt auf gut erhaltene Ruinen einer mys­te­riösen Stadt. Sie waren freilich vom üppigen Pflan­zen­wuchs des Urwalds überwuchert.

Abb.1 Die Uni­ver­sität von Palenque

Offizier Antonio del Rio war der erste Europäer, der nach archäo­lo­gi­schen Arte­fakten suchte. Er kam am 3. Mai 1787 in Palenque an. Alles andere als ein Wis­sen­schaftler suchte er freilich mehr nach Gold als nach wis­sen­schaftlich ver­wert­baren Hin­weisen und wurde bitter ent­täuscht. Er ließ schlecht bezahlte Indios mit bra­chialer Gewalt spo­ra­disch graben. Kost­bar­keiten aus Edel­metall wollten sich keine finden lassen. Archäo­lo­gische Kost­bar­keiten wurden mit Sicherheit zer­stört. So ganz mit leeren Händen wollte del Rio freilich auch nicht die Mos­ki­tohölle im Urwald ver­lassen. Also ließ er will­kürlich archäo­lo­gische Arte­fakte ein­sammeln, 25 Zeich­nungen anfer­tigen und trat erleichtert den Rückweg an. Seine india­ni­schen Arbeiter waren froh über jede Minute, die sie nicht länger in den Gemäuern der Ruinen ver­bringen mussten. Sie waren davon über­zeugt, dass es dort spukte. Stei­nerne Skulp­turen, die zwi­schen grünem Gestrüpp her­vor­ragten ver­setzten sie in Angst und Schrecken. Der karge Lohn, der ihnen aus­ge­zahlt wurde, war mehr als bescheiden.

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Bei den Geist­lichen in Zen­tral­amerika stieß del Rio mit seinem Bericht über die Expe­dition in den Urwald auf voll­kom­menes Des­in­teresse. Seine Auf­zeich­nungen aber gelangten auf Umwegen nach Europa. 1822 wurden sie gar in London als schmales Bändchen in Druck gegeben. So erfuhr Jean-Fre­deric Graf von Waldeck von der geheim­nis­vollen Rui­nen­stadt. Er musste vor Ort ergründen, was es da im Urwald wirklich zu sehen gab.

Leider war Graf von Waldeck so gut wie mit­tellos. Ver­geblich suchte er nach wohl­ha­benden Spon­soren für eine For­schungs­reise. Schließlich rief er die Bevöl­kerung zu einer Spen­den­aktion auf. Als nur umge­rechnet 3 000 Dollar zusam­men­kamen, hätte das eigentlich das Ende der Aktion bedeuten müssen noch bevor sie richtig begonnen hatte. Graf von Waldeck aber war hoff­nungs­loser Optimist und brach 1822 nach Mexiko auf. Wenn er auch kaum Geld hatte, so bekam er doch ein beein­dru­ckendes amt­liches Dokument. Die Regierung erteilte ihm die Geneh­migung dazu, Palenque dem Urwald zu ent­reißen, die ein­zelnen Bauten zu erkunden und zu erfor­schen. Finan­zielle Mittel wurden ihm keine zur Ver­fügung gestellt. Wenig beein­druckt zeigten sich die Indios vor Ort von des Grafen amt­lichen Schrift­stücken. Ihnen war es herzlich gleich­gültig, ob der ver­rückte Europäer im Urwald buddeln lassen durfte oder nicht. Sie wollten Bares sehen. Schließlich waren sie bet­telarm und mussten ihre Familien ernähren. Wenn man nicht weiß, wovon man am nächsten Tag leben soll, ist das Interesse an wis­sen­schaft­licher Erfor­schung der Ver­gan­genheit meist eher bescheiden ausgeprägt.

Graf von Waldeck machte gleich zu Beginn seines Urwald­auf­ent­halts eine sen­sa­tio­nelle Ent­de­ckung. Legten doch seine india­ni­schen Helfer ein­deutig stei­nerne Skulp­turen von Ele­fanten frei. Nach bis heute gül­tigem Geschichtsbild können die Stein­metzen von Palenque aber niemals jene rüs­sel­be­wehrten groß­oh­rigen Tiere zu Gesicht bekommen haben. Woher sollten aber die Bewohner der Stadt Palenque zu ihren Infor­ma­tionen gekommen sein?

Je länger der von der Erfor­schung der Früh­ge­schichte förmlich besessene Graf von Waldeck arbeitete, desto ver­däch­tiger wurde er einigen lokalen Beamten. Schließlich wurde gar das böse Gerücht in Umlauf gesetzt, er habe die Rui­nen­stätte geplündert und wert­vollste Schätze außer Landes gebracht. Der Adelige bekam es mit der Angst zu tun. Da er fürchtete seines Lebens nicht mehr sicher zu sein, verließ er über­stürzt das Land. 1838 erschien sein Buch “Roman­tische Reise in Yukatan”. Dieses Werk wie­derum begeis­terte den Ame­ri­kaner John Lloyd Stevens. Zusammen mit dem genialen Maler Fre­derick Catherwood bereiste er Süd­amerika, besuchte unter anderem auch Palenque.

Heutige Rei­sende in Sachen Prä-Astro­nautik haben es bequem. Sie können in durchaus akzep­tablen Hotels direkt vor Ort logieren. John Lloyd Stevens und Fre­derick Catherwood hatten es da schon schwerer. Sie mussten ihr beschei­denes Lager direkt in den Ruinen auf­schlagen. Stech­mücken, Zecken, Schlangen und anderes Getier machten den Auf­enthalt zur Qual.

Diese mehr als wid­rigen Umstände taten der Begeis­terung der Ame­ri­kaner keinen Abbruch. John Lloyd Stevens notierte in seinem Tagebuch: “Nichts hat mich im Roman der Welt­ge­schichte mehr beein­druckt als diese spek­ta­kuläre und lieb­liche Stadt.

Geradezu ehr­fürchtig erkannten die begeis­terten For­scher, dass die Erbauer von Palenque über einen tech­ni­schen Standard verfügt haben müssen, der dem euro­päi­schen ihrer “modernen Zeiten” haushoch über­legen war. Da war ein kom­plexes Röh­ren­system angelegt worden. Gewiss, es war nur noch in Teil­be­reichen erhalten. Da wurden die Was­ser­massen, die in der Regenzeit in Massen auf Tem­pel­dächer her­ab­pras­selten, in ein präzise ange­legtes Röh­ren­system gelenkt und in unter­ir­di­schen Zis­ternen gespeichert.

Ent­deckt wurden auch zahl­reiche unter­ir­dische Tunnels, deren Sinn bis heute nicht geklärt werden konnte. Allem Anschein nach gab es einst eine weit­läufige, komplex ange­legte Unterwelt. Wozu? Wurden in Hallen und Gängen tief unter der Erde mys­te­riöse Riten abge­halten, die im Zusam­menhang mit der Welt der Ver­stor­benen standen?

Abb.2 Palenque, im Hin­ter­grund die Universität

Seit Jahr­zehnten ver­suchen Wis­sen­schaftler aus aller Welt ganz fun­da­mentale Fragen zu beant­worten. Wann wurde Palenque gegründet? Wann endete seine Geschichte? Nach Hopi-Häuptling White Bear beginnt die Geschichte Palenques mit der Gründung einer Uni­ver­sität durch himm­lische Lehr­meister. Geht man nach ver­schie­denen “Jah­res­an­gaben”, die an ver­schie­denen Gebäuden der Urwald­stadt ange­bracht sind, dann ist sie in der Tat uralt. Pro­fessor Herbert J. Spinden hat eine Vielzahl von ver­blüf­fenden “Jah­res­zahlen” in Inschriften gefunden, die in weit zurück­lie­gende Zeiten zurück­reichen. Im “Tempel des Kreuzes” sind notiert — auf unser auf Christus hin aus­ge­rich­tetes System umge­rechnet: der 7. Februar 3379 v. Chr., der 8. April 3371 v. Chr. und der 21. Dezember 2619 v. Chr. Ähnlich frühe Daten wurden in Inschriften im “Tempel der Sonne” und im “Tempel des Blatt­kreuzes” ver­ewigt: der 8. Januar 2618 v. Chr. und der 20. April 2584 v. Chr. Derlei Daten werden freilich von der Archäo­logie nicht zur Kenntnis genommen.

Nicht minder mys­teriös ist auch das Ende von Palenque. Im siebten nach­christ­lichen Jahr­hundert soll es eine wahre Urwald­me­tropole gewesen sein. Die zahl­reichen prunk­vollen Gebäude erstreckten sich über ein Areal von immerhin etwa acht Qua­drat­ki­lo­metern Fläche.

Was aber wurde aus der Stadt? Sie wuchs über einen län­geren Zeitraum heran, gedieh prächtig und erreichte einen Höhe­punkt. Dann aber wurde sie urplötzlich, von einem Moment zum anderen, auf­ge­geben und ver­lassen. Niemand weiß warum die Men­schen ihre mit so viel Mühe erkämpfte Heimat so plötzlich gegen eine völlig unklare Zukunft im Nir­gendwo ein­tauschten. Niemand vermag zu sagen, was aus ihnen wurde. Sie ver­schwanden im Nirgendwo.

Das Geheimnis der Gruft

Das impo­san­teste Gebäude von Palenque ist zwei­felsohne der “Tempel der Inschriften”. Er thront, ein­und­zwanzig Meter hoch, auf einer Stu­fen­py­ramide, die aus acht auf­ein­an­der­ge­setzten Platt­formen besteht. Zunächst war man davon über­zeugt, dass das Bauwerk ganz typisch für die mit­tel­ame­ri­ka­nische Archi­tektur sei. Im Gegensatz etwa zu Ägypten galten Pyra­miden als Unter­bauten von Tempeln, nicht als Grabstätten.

Doch 1949 machte der mexi­ka­nische Archäologe Dr. Alberto Ruiz Lhullier eine bedeutsame Ent­de­ckung. Zahllose Archäo­logen hatten sie über­sehen: eine wuchtige Boden­platte. Dr. Alberto Ruiz Lhullier ließ sie ent­fernen. Vor ihm tat sich ein Trep­pen­schacht auf. Der war freilich bis zur Ober­kante mit Stein­brocken aufgefüllt.

Die erhoffte Sen­sation ließ auf sich warten. Tonnen von Schutt mussten abge­tragen werden, bis Lhullier endlich drei Jahre später am 15. Juni 1952 vor einer drei­eckigen, mas­siven Steintür stand. Sie wurde geöffnet. Licht­quellen wurden her­bei­ge­schafft und erleuch­teten ein mär­chenhaft-mys­ti­sches Sze­nario. Dr. Alberto Ruiz Lhullier notierte in seinem Tagebuch, was er empfand: “Ich betrat einen großen, leeren Raum, eine Art Eis­grotte, deren Wände und Decke mir vor­kamen wie per­fekte Flächen, wie eine auf­ge­gebene Kapelle, von deren Decke ganze Vor­hänge von Sta­lak­titen hingen, als ob es trop­fende Kerzen wären.

Dr. Lhullier wollte sofort erkunden, was sich in der geheim­nis­vollen unter­ir­di­schen Gruft (neun Meter lang, vier Meter breit und sieben Meter hoch) befand. Um dies her­aus­zu­finden, ließ er das Meer von Sta­lak­titen abschlagen und aus der Krypta ent­fernen. In ver­ständ­lichem Über­eifer wurde so eine Chance der Datierung ver­schenkt. Man hätte nämlich anhand der Tropf­steine genau fest­stellen können, wie lange es gedauert haben muss, bis sie ihre beein­dru­ckende Größe erreicht hatten. Viel­leicht wüssten wir dann heute mehr über das Geheimnis der Gruft.

Am Boden des Raums tief unter der Pyramide, zu der ein beschwer­licher, ver­win­kelter Gang führt, ent­deckte Dr. Lhullier einen beein­dru­ckenden stei­nernen Sar­kophag. Es kostete enorme Anstren­gungen, den gewal­tigen Sarg­deckel zu ent­fernen. Der hat beacht­liche Ausmaße. Er ist 3,80 Meter lang, 2,20 Meter breit und 25 Zen­ti­meter dick. Er ruht, zehn Tonnen schwer, auf einem zwanzig Tonnen schweren Sarg. Darin wurde ein Skelett gefunden. Der reiche Jade­schmuck, die kostbare Gesichts­maske ließen darauf schließen, dass hier ein wich­tiger Wür­den­träger bestattet worden war. In Kreisen der Archäo­logie ist man sich heute wei­test­gehend darüber einig, dass hier Pacal seine letzte Ruhe fand.

Pacal wurde anno 603 n. Chr. geboren. Dieses Datum ist in min­destens fünf ver­schie­denen Inschriften in Palenque ver­zeichnet worden, kann also als gesi­chert ange­sehen werden. Bereits 615, also im drei­zehnten Lebensjahr, wurde Pacal zum höchsten Wür­den­träger Palenques ernannt. Dieses wichtige Datum taucht an sechs ver­schie­denen Stellen in Palenque in Inschriften auf. Es wird mit einem kos­mi­schen Ereignis in Ver­bindung gebracht. Genau 455 393 761 Tage vor dieser Inthro­ni­sation soll eine Ster­nen­gottheit zum Herr­scher von Palenque ernannt worden sein, das sind 1 250 000 Jahre. Der Name dieses mythi­schen Wesens ist unbe­kannt. Die ver­wendete Glyphe lässt aber darauf schließen, dass sie mit dem Pla­neten Mars in Ver­bindung gebracht wurde.

Rudolf Eck­hardt, ein pro­funder Kenner der Geheim­nisse der Mayas, führt dazu aus: “Doch wie ist die Ver­bindung Pacals über eine Ster­nen­gottheit zum Mars konkret erklärbar? Natürlich wollte Pacal seinen Legi­ti­mi­täts­an­spruch aus direkter Abfolge von den uranfäng­lichen Göttern her­leiten. Doch was geschah vor mehr als 1 250 000 Jahren in unserem Pla­ne­ten­system?” Sollte damals nach Über­zeugung der Mayas ein Besuch außer­ir­di­scher Intel­li­genzen auf Planet Erde statt­ge­funden haben?

Zurück zur Bio­grafie Pacals. Mit 23 hei­ratete er eine vor­nehme Frau, der eben­falls eine mytho­lo­gisch-gött­liche Her­kunft nach­gesagt wurde. Sie starb im Alter von 46 Jahren und 240 Tagen. Pacal war damals 69 Jahre alt. Wann aber endete Pacals Leben? Unmit­telbar nach der Öffnung von Pacals Sar­kophag wurde erstmals eine Unter­su­chung des Ske­letts vor­ge­nommen. 1974 wurde ein zweites Gut­achten erstellt, das das erste voll und ganz bestä­tigte. Demnach starb Pacal im Alter von 40 Jahren. Nach Maya-Inschriften aber erreichte der Fürst ein fast schon bibli­sches Alter von 80 Jahren und 158 Tagen.

Wie ist diese Dis­krepanz zu erklären? Stimmen die so präzise ange­ge­benen Daten gar nicht? Das ist wenig wahr­scheinlich. Rudolf Eck­hardt: “Es exis­tiert kein Hinweis, der zwingend ver­muten lässt, dass Geburts- oder Todes­daten jemals ‘zurecht­ge­bastelt’ oder gefälscht wurden. Astro­lo­gische Kor­re­la­tionen oder Zah­len­spie­le­reien lassen sich in diesem Zusam­menhang nicht nach­weisen.

Abb. 3 Der Tempel der Inschriften von Palenque

Vor Jahr­zehnten staunte die Fachwelt ob der Tat­sache, dass unter der Pyramide von Palenque ein Fürst bestattet worden war. Man sprach von einer ein­zig­ar­tigen Aus­nahme, was sich als Irrtum her­aus­stellte. Den inzwi­schen ist bekannt, dass auch Pyra­miden in anderen Maya-Städten, etwa in Mamia­liyuyu und Tikal, eben­falls Gräber ent­hielten. Es wurde aber kein ein­ziger Fall bekannt, wonach eine Gruft einen anderen Leichnam beher­bergte als in den ent­spre­chenden Inschriften angegeben.

Wie ist der “unmög­liche” Sach­verhalt zu erklären, dass Pacal zwar nach allen Inschriften über 80 Jahre alt wurde, sein impo­santer Sar­kophag aber die Gebeine eines Mannes enthält, der mit etwa 40 Jahren starb?

Gibt es eine ein­leuch­tende Erklärung dafür, dass Pacal im Alter von über 80 Jahren das Zeit­liche segnete, bio­lo­gisch aber nur 40 Jahre alt wurde? Eine zwei­felsohne kühne Spe­ku­lation ist möglich. Um sie ver­ständlich zu machen, muss ein fan­tas­ti­sches Sze­nario durch­ge­spielt werden.

Nehmen wir an, Pacal stand in Ver­bindung mit vor­ge­schicht­lichen Außer­ir­di­schen. Nehmen wir weiter an, dass der Fürst eine Zeit lang — ähnlich wie Hesekiel — an Bord eines Raum­schiffes genommen wurde. Seit Ein­stein wissen wir, dass Zeit nicht gleich Zeit ist. An Bord eines beschleu­nigten Raum­schiffs vergeht die Zeit lang­samer als auf dem Hei­mat­pla­neten. Ist das die Erklärung? War Pacal also an Bord eines Raum­schiffs? Wurde sein Körper eine gewisse Zeit lang — an Bord, mit dem Raum­schiff — beschleunigt? Dann wäre es möglich, dass der Fürst nach irdi­scher Zeit­rechnung über 80 Jahre alt wurde. Da während des Raum­flugs die Zeit für ihn — je nach Beschleu­nigung — lang­samer ablief, wäre er ent­spre­chend weniger gealtert. Ist dies die Antwort? Ver­gingen nach irdi­scher Zeit­rechnung zwi­schen Pacals Geburt und Pacals Tod mehr als 80 Jahre und wurde Pacal doch — wegen eines Auf­ent­halts im All — bio­lo­gisch nur etwa 40 Jahre alt?

Das von mir ent­worfene Sze­nario wirft eine grund­le­gende Frage auf: Gibt es einen Zusam­menhang zwi­schen Pacal und Raumfahrt?

Pacal und das Raumschiff

Die Grab­platte von Palenque wurde 1968 durch Erich von Däniken welt­be­rühmt. Zierte doch eine zeich­ne­rische Dar­stellung des Reliefs vom stei­nernen Sarg­deckel Dänikens Erstling “Erin­ne­rungen an die Zukunft”.

Erich von Däniken trug eine raum­fahrt­tech­nische Inter­pre­tation der Stein­gravur vor: “Da sitzt ein mensch­liches Wesen mit dem Ober­körper vor­ge­neigt, in Renn­fah­rerpose vor uns; sein Fahrzeug wird heute jedes Kind als Rakete iden­ti­fi­zieren. Das Vehikel ist vorne spitz, geht über in merk­würdig gerillte Aus­buch­tungen, die Ansaug­lö­chern gleichen, wird dann breiter und endet im Rumpf in eine zün­gelnde Feu­er­flamme. Das Wesen selbst, vorn­über­ge­neigt, bedient mit den Händen eine Reihe uniden­ti­fi­zierter Kon­troll­geräte und setzt die Ferse des linken Fußes auf eine Art Pedal. Seine Kleidung ist zweck­ent­spre­chend: eine kurze, karierte Hose mit einem breiten Gurt, eine Jacke mit modernem japa­ni­schen Hals­aus­schnitt und dicht abschlie­ßende Arm- und Bein­bänder. Es würde, in Kenntnis kor­re­spon­die­render Dar­stel­lungen, ver­wundern, wenn der kom­pli­zierte Hut fehlen würde. Er ist da, mit Aus­buch­tungen und Röhren. Unser so deutlich dar­ge­stellter Raum­fahrer ist nicht nur durch seine Pose in Aktion — dicht vor seinem Gesicht hängt ein Gerät, das er starrend und auf­merksam beob­achtet. Der Vor­dersitz des Astro­nauten ist vom hin­teren Raum des Fahr­zeugs, in dem man gleich­mäßig ange­ordnete Kästen, Kreise und Spi­ralen sieht, durch Ver­stre­bungen abge­trennt.‘Kur­siver Text

Abb. 4 Palenque

War das des Rätsels Lösung? Däniken fand Unter­stützung im Lager der Raum­fahrt­tech­niker. So schrieben Dr. Wolfgang Briegleb und Pro­fessor Dr. Sieg­fried Ruff, beide damals tätig bei der “Deut­schen Ver­suchs­an­stalt für Luft- und Raum­fahrt”, Bonn: “Einer der beein­dru­ckendsten opti­schen Belege für Dänikens Thesen scheint uns die Grab­platte von Palenque zu sein. Man muss sich hier wirklich Gewalt antun, um nicht mit den Augen unserer Tage eine sti­li­sierte Gemini- oder Wostok-Kapsel zu erkennen. Die Kör­per­haltung der dar­ge­stellten mensch­lichen Gestalt ist eigentlich nur sinnvoll, wenn sie eine Beschleu­nigung in Richtung Brust-Rücken erhält. Dass der hypo­the­tische Rake­ten­pilot zudem anscheinend hemds­är­melig fliegt, ist uns eine inzwi­schen ver­traute Vor­stellung.

Eine wichtige Frage muss in diesem Zusam­menhang beant­wortet werden. Reicht es aus, wenn zwei Raum­fahrt­wis­sen­schaftler im Palenque-Relief etwas Raum­fahrt­tech­ni­sches zu erkennen meinen? Oder muss man den Herren Betriebs­blindheit unter­stellen? Denken sie vor­ein­ge­nommen in Raum­fahrt-Kate­gorien? Neigen sie deshalb vor­eilig Raum­fahrt­tech­ni­sches zu erkennen, wo viel­leicht etwas ganz anderes dar­ge­stellt wurde?

1985 wirkte der Ver­fasser an einem inter­es­santen Projekt mit, das die Autoren Dr. Johannes Fiebag und Peter Fiebag initiiert hatten. Ziel des Pro­jekts war es, Fach­wis­sen­schaftler und Experten nach Indizien dafür suchen zu lassen, ob es denn tat­sächlich in der Ver­gan­genheit Besucher aus dem All auf der Erde gegeben hat. Und ob sie Spuren hin­ter­lassen haben, die ein­deutig als solche zu erkennen sind.

Der unga­rische Diplom-Inge­nieur Làszlo Tóth nahm sich der Palenque-Grab­platte an und ver­fasste einen umfang­reiche Abhandlung: “Die tech­nische Inter­pre­tation des Palenque-Reliefs”. Briegleb und Ruff hatten augen­schein­liche Ähn­lich­keiten zwi­schen der Reli­ef­dar­stellung aus der Gruft von Palenque und einer Kapsel a la Gemini- oder Wostok-Kapsel erkannt. Làszlo Tóth beließ es nicht bei ober­fläch­lichem Spe­ku­lieren. Er stu­dierte vielmehr die detail­reiche Grab­platten-Dar­stellung und legte eine tech­nische Rekon­struktion eines Raum­schiffes vor. Er spe­ku­lierte nicht, er wies jeder noch so unschein­baren Ein­zelheit eine ganz kon­krete tech­nische Funktion zu.. Staunend erkennt selbst der Laie, dass der unbe­kannte Steinmetz eine nur als grandios zu bezeich­nende Leistung voll­bracht hat. Der Maya-Künstler, der keine Ahnung von moderner Raum­fahrt­technik gehabt haben kann, lie­ferte einen Beweis, der von seiner Qua­lität her mit den so überaus prä­zisen Texten des bibli­schen Hesekiel ver­glichen werden muss.

Inge­nieur Làszlo Tóth: “In Gedanken ent­fernen wir die reinen Symbole, zeichnen nach den Gesetzen der tech­ni­schen Zeichnung die sicht­baren Kanten und Kon­turen nach, ziehen wir die Mit­tel­linie (da das Raum­schiff ein Dreh­körper ist) und setzen den Piloten in den Sitz. Das Bild ändert sich sofort: eine tech­nische Zeichnung auf der wir den Quer­schnitt des ganzen Raum­schiffes in den rich­tigen Maß­ver­hält­nissen sehen. Auf einen 1,80 Meter großen Durch­schnitts­men­schen bezogen ist der Durch­messer des Raum­schiffes ungefähr vier Meter und die Höhe ungefähr neun Meter. Das Raum­schiff ist ein­stufig und hat keinen Wär­me­schutz­schild. Aus beiden Erkennt­nissen können wir weit­ge­hende Schluss­fol­ge­rungen ziehen.

Die Schluss­fol­ge­rungen sind äußerst konkret. Inge­nieur Làszlo Tóth ist sogar dazu in der Lage sich wis­sen­schaftlich präzise zum Antrieb des Palenque-Raum­schiffes zu äußern: “Zwi­schen die dop­pelten Wände der Düse wird flüs­siger Was­ser­stoff geführt, der sich dort erwärmt und ver­dampft. Das Was­ser­stoffgas wird sodann in den Plasma-Umformer und dann in den Kern­fu­si­ons­re­aktor geleitet, in dem durch Felder einer Magnet­spule das Was­ser­stoff­plasma auf 100 000 000 Grad erhitzt wird und Helium ent­steht. Das glü­hende Heli­um­plasma wird schließlich von den magne­ti­schen Feldern der Antriebs­ag­gregate aus­ge­stoßen und zwar mit sehr hoher Geschwin­digkeit. Am mitt­leren Teil des Torus (Ring­fläche) befindet sich der mit einem Supra­leiter umwi­ckelte Gene­rator, der die elek­trische Energie für die ‘Zündung’ des Kern­re­aktors liefert.

Das Palenque-Relief aus der geheim­nis­vollen Gruft ent­hüllt dem Inge­nieur letztlich jedes wichtige Detail. So wird auch die Frage beant­wortet, was denn die Energie für den Gene­rator liefert: “Ver­mutlich ein kine­ti­scher Ener­gie­speicher, der sich hinter dem Astro­nauten befindet. Jener ist eigentlich eine große, mit 15 000 bis 20 000 Umdre­hungen je Minute rotie­rende Metall­scheibe, die sich in den Feldern supra­lei­tender Magnete und im Vakuum dreht. Sie hat also keine Berührung mit anderen Maschi­nen­teilen und es gibt nichts, das die Bewegung hemmt. So kann sie über lange Zeit rotieren und behält 98 Prozent ihrer kine­ti­schen Energie bei. Die Energie wird von einer magne­ti­schen Kupplung ent­nommen und dem Gene­rator über­geben.

Astronaut — oder was?

Obwohl ich selbst ein über­zeugter Anhänger der Prä-Astro­nautik bin, will ich den Advo­katus Diaboli spielen: Raum­fahrt-Tech­niker mögen das Palenque-Relief in ihrem Sinne, also raum­fahrt­tech­nisch, inter­pre­tieren. Sind aber nicht Maya-Experten gefragt, wenn es um Maya-Kunst geht? Ich gebe zu Pro­tokoll: Wenn die Maya-Experten zumindest in zen­tralen Punkten zu einer über­ein­stim­menden Erklärung dessen, was da auf der Stein­platte in der Gruft von Palenque zu sehen ist, kämen, würde ich die “Astro­nau­ten­theorie” als erledigt ansehen. Ich würde Palenque von der Hit­liste der Indizien streichen. Der Versuch einer Einigung im Kreise der Archäo­logen wurden tat­sächlich unternommen.

Abb.5 Ansicht von Palenque

1973 ver­an­staltete man vor Ort in Palenque einen Fach­kon­gress mit dem Ziel, sich auf die all­gemein gültige Inter­pre­tation zu einigen. Dazu kam es nicht. Statt dessen wurde deutlich, dass in der Welt der archäo­lo­gi­schen Experten geradezu eine baby­lo­nische Sprach­ver­wirrung besteht. So meint Paul Rivet: “Dar­ge­stellt wird ein Indianer, auf dem Opfer­altar sitzend. Hinter seinem Sitz sind sti­li­sierte Bart­haare des Wet­ter­gottes ein­gra­viert.Miloslav Stingl indes meint, “die Men­schen­gattung schlechthin” sei dar­ge­stellt, keine kon­krete Person. “Das Kreuz, das aus seinem Körper wächst, sym­bo­li­siert den lebens­spen­denden Mais”. Marcel Brion hätte es lieber kon­kreter: “In der Mitte der Grab­platte ist die Gestalt eines Men­schen aus­ge­hauen, viel­leicht das Porträt des Toten, mit Schmuck bedeckt, den Rumpf stark nach rück­wärts gebogen, ruht er auf einer großen Maske, die den Gott der Erde, den Tod, dar­stellt.” Robert J. Sharer behauptet: “Die Szene zeigt den Herr­scher Pacal, der in den geöff­neten Rachen des Unter­welt­monsters stürzt.” Von einem stür­zenden Men­schen, von Tod und Unterwelt will Pierre Ivanoff wie­derum gar nichts wissen. Da stürze auch kein Wesen hinab, vielmehr gleiche der Mann in seiner “auf­schnel­lenden Haltung dem ent­ste­henden Lebens”. Ivanoff: “Sein Gesicht erinnert an das des Mais­gottes, er könnte deshalb die Inkar­nation der kei­menden Natur sein.” Dem kann Linda Schele gar nicht zustimmen: “Das Bildnis zeigt den Augen­blick von Pacals Tod und seinen Sturz in die Unterwelt.” Am unteren Ende sei das “Son­nen­monster” zu sehen.

Stu­diert man sorgsam die unter­schied­lichen Aus­sagen der Archäo­logen, so stellt man aber auch Über­ein­stim­mungen fest — und die können ganz im Sinne der raum­fahrt­tech­ni­schen Inter­pre­tation gesehen werden. So lesen wir bei Schele, Freidel und Miller, die dar­ge­stellte Person liege “im kreuz­för­migen Wel­tenbaum”. “Entlang dieser Achse steigen die Seelen der Toten und die Götter aus dem Jen­seits auf, wenn sie im Visi­ons­ritus her­bei­be­schworen wurden und auf dem­selben Weg kehrten sie auch wieder dorthin zurück.

Maya-Experte Peter Fiebag kom­men­tiert sach­kundig: “Wie und auf welche Weise Götter in einem Visi­ons­ritus ima­gi­niert wurden, ist derzeit umstritten. Wieso Götter auf der Zen­tralachse des Kosmos aus dem Jen­seits kommen sollen, ist eben­falls erklä­rungs­be­dürftig. Mir scheint die Annahme, hier solle aus­gesagt werden, die ‘Götter’ kämen unmit­telbar aus dem Kosmos, seien von dort zur Erde her­ab­ge­stiegen und anschließend wieder dorthin zurück­ge­kehrt, das nahe­lie­gendste.

Dr. Hermann Burg­hardt ver­deut­licht, dass der “Wel­tenbaum” kein spe­zi­fi­sches Maya-Symbol ist. Nach Ansicht des Wis­sen­schaftler ist er iden­tisch mit dem sume­ri­schen “Lebens­strahl”. Die Glyphe für den “Maya-Lebensbaum” alias “Lebens­strahl” lautet “Wacah Chan” oder “sechs Himmel”. Der “Wacah Chan” findet im sume­ri­schen “USHUM GAL.AN.NA”, im “großen Drachen am Himmel” seine Ent­spre­chung. Die Über­ein­stim­mungen zwi­schen Maya und Sumer sind ver­blüffend. Nach der Maya-Lite­ratur befindet sich Pacal auf der Grab­platte “auf dem Weg nach Xibalba”. Dieses Ziel, auch Zibalba oder Tibalba geschrieben, gibt es auch im Sume­ri­schen. Dr. Burg­hardt: “Die beiden sume­ri­schen Wörter sind dabei gleich­wertig, da zi oder ti im Deut­schen sowohl ‘Leben’ als auch ‘Pfeil’ heißen können. Das Zeitwort ‘bal’ bedeutet ‘hin­über­gehen, her­über­gehen’. Man darf auch ‘her­über­kommen’ ver­stehen. Das sume­rische ‘ba’ hat sei­ner­seits den Wert ‘zuteilen, zuge­teilt’. Xibalba, wo Pacal hin­fliegt, ist demnach im Sume­ri­schen der Ort, von dem der Pfeil herkam. Dazu darf ange­merkt werden, dass der Pfeil auch als Symbol für Rakete benutzt wird. Welche Bedeutung man auch annimmt: Dem Maya-Xibalba ent­spricht auf sume­risch der Ort der Lebens­her­kunft. Pacal befände sich nach Maya-Aussage also auf dem Weg zum ‘Ort der Lebens­her­kunft’.” Wo aber ist dieser Ort zu suchen?

Der Ent­decker von Kammer und Grab­platte Lhullier jeden­falls sieht durchaus Kos­mi­sches dar­ge­stellt: “Wir erblicken auf dem frag­lichen Stein einen Mann, umgeben von astro­no­mi­schen Zeichen, die den Himmel bedeuten, die räum­liche Begrenzung der Men­schenerde und die Göt­ter­heimat, in welcher die unwan­delbare Bahn der Gestirne den uner­bitt­lichen Rhythmus der Zeit kenn­zeichnet.

Sehen wir auf der heiß dis­ku­tierten Stein­platte von Palenque also ein mensch­liches Wesen, das dorthin zurück­kehrt, von wo die Rakete der Götter kam? Begibt sich Pacal — oder wer auch immer — auf die Reise in die Göt­ter­heimat? Am oberen Ende des “Wel­ten­baums” jeden­falls ist das “Him­mels­monster” dar­ge­stellt. Schele und Freidel: “Mit seiner Existenz an den äußersten Grenzen des Alls ver­körpert das kos­mische Monster den Ver­bin­dungsweg zwi­schen natür­licher und über­na­tür­licher Welt.

Wir sehen also ein mensch­liches Wesen, das in einer Rakete sitzt und das sich auf dem Weg zu den äußersten Grenzen des Alls befindet.

Bild­quellen: Alle Fotos Walter-Jörg Langbein


Quelle: atlantisforschung.de