Die Geschichte der ewigen Verdummung
(von Edgar Steinbrecher)
Die Symbolik aller Religionen hat ihre eigene Aussagekraft, ihre Handschrift, die sich absichtlich nur Insidern, besser Eingeweihten, erschließt. Sichtweisen auf einzelne, oft abstrakte Darstellungen sind nicht unbedingt statisch, die Zeichen aber schon.
Ein Paradebeispiel ist das Crux ansanta (lat.), das ägyptische Henkelkreuz. Im alten Ägypten war es die Hieroglyphe für Leben, das Ankh (engl. Transkription, ägyp. Anch). Es vereinigt in sich den Genitalbereich von Mann und Frau, wurde von der Götterwelt bis hin zu Osiris in dessen gedachter Funktion als Vegetationsgott getragen. Hier finden wir auch das Tau, dieses T welches bis heute in der spekulativen Freimaurerei inkludiert ist. Die christliche Adoption dieser graphischen Idee der Vereinigung von Vulva und Penis erfolgte durch die Kopten. Seit dem 4. Jahrhundert dekorierten Päpste sich damit, seit dem 6. wurde es zum bischöflichen Würdezeichen.
Die Benennung passte man an, aus Ankh wurde Pallium. Dieser Schal ist ein weißes, rundes Band mit 2 Zipfeln, meist mit 6 schwarzen Kreuzen. Die Halsrundung soll der Henkel sein, die (!) Zipfel der Phallus in der ursprünglichen Sichtweise!
Von der Verbreitung dieses libidinösen Kreuzes kann sich jeder, der sich Darstellungen von Heiligen, Päpsten und anderen Mitgliedern dieser Mischpoche ansieht, selbst ein Bild machen.
Wichtig ist dabei immer der Rundhals als Ansatz!
Einmal mehr wurden anthropomorphe Sichtungen rückgeführt und auf diese institutionell ernannten Würdenträger implementiert. Die Arbeit, alles entsprechend zu richten, neu zu interpretieren, konnte Paulus als Wanderprediger nicht schaffen – auch er war letztlich nur ein Sterblicher, ein Mensch.
Im Jahr 64 unserer Zeitrechnung schlug die Vanitas, die Vergänglichkeit des Lebens, bei ihm zu, er wurde archaische Kirchengeschichte. Dramatisch war das aber für seine zeitgenössischen Anhänger nicht unbedingt. Schließlich konnte man auf das damals schon altbewährte Mittel der Apotheose, der Vergöttlichung, zurückgreifen, machte ihn damit unsterblich und baute den Paulismus, der da schon Christentum hieß, richtig weiter aus. Nebenbei: Christentum bedeutet Erlösertum. Es ist für denkende Menschen unbegreiflich, von was und wem alles die Menschheit seither erlöst wurde: Von deren Freiheit in jeder Beziehung, von schnöden irdischen Gütern, die sich diese Kirchen einverleibt haben und einverleiben, von Banalem wie menschlichem Leben, im Namen Gottes auch im großen Umfang, den man Genozid nennt. Aktuell gibt es in Spanien eine immobile Erlösungswelle. Die Catholica hat sich selbst in dem Land mehr als 34.000 Immobilien unter Vorlage vorgeblich alter Dokumente wie Besitzurkunden grundbuchlich übereignet. Die dortigen Vertreter Gottes bezeichnen das Tun als Rückführung aus der Franco-Zeit. In dem Portfolio finden sich Häuser, Läden, Cafes, Gewerbegrundstücke usw. Betroffene Eigentümer wurden erstmals nicht unterrichtet, dann, nachdem alles amtlich wohlgemerkt, vollzogen war, schon. Angeblich sind nun im Nachklang iberische Staatsanwälte aktiv. Ob die weit kommen mit ihren irdischen Ermittlungen, ist mehr wie offen, ebenso wie die Frage, wer in dieser armen Kirche dahinter steckt. Ich tippe einmal mehr auf das Opus Dei und versuche, nur für mich, die denkbare Neuauflage der Konstantinischen Schenkung, Kapitel iberische Facette anno 2021 (!), zuzuordnen. Mein Zwischenresultat kommt mir derweil nicht spanisch, sondern vatikanisch vor! Wahrlich, ich sage Euch: Der Wille der Herren ist unersättlich.
Zurück zur Symbolik des Ankh: Den Henkel muss man, ungleich der meist elliptischen Darstellung, als Kreis sehen. Der Kreis der ewigen Wiedergeburt (viele Grüße nach Indien). Das untergeordnete T soll die Trinität verkörpern, diese erdachte Dreieinigkeit. In der spekulativen Freimaurerei gilt der Part des Kreuzes als Zeichen der Eingeweihten (Adepten), wird zurückgeführt auf diesen, rein legendären Hiram Abif, den Baumeister und Wesir des ebenfalls nur legendär nachweisbaren König Salomon. In dem Kontext ist die Überlegung von Dupuy, in dessen Story der Templer, dass diese das Zeichen für ihren Baphomet adaptiert hätten, annehmbar. Mehr wie fraglich ist sein Schluss, zur Obszönität, ebenso zur Satanssicht der Plastik.
Daneben zeigt die verteufelte, antike Darstellung unmissverständlich, dass es geheime Gruppierungen in allen Religionen, entsprechend auch den Prä-antiken, bis in deren Anfänge, gegeben haben muss.
Parenthetisch: Die Figur des Baphomet mit seinen Ziegenhörnern und Paarhufen muss man, im Rückgriff auf die Fruchtbarkeitssymbolik in frühen Religionen, anders interpretieren. Die derzeitigen Erklärungen wurden schließlich aus Kirchenkreisen in die Welt gesetzt, haben damit alles, nur keinerlei Anspruch auf Sakrosankt, eher sind diese der Kategorie ewige Verdummung zuzuordnen. Oder einfacher, durchs Maul des Volksmundes verkündet: Wer´s glaubt wird selig!
Dieses Tau finden wir, wen wundert´s, ebenso beim christlichen Franziskanerorden, ursprünglich als Antoniuskreuz. Angehörige dieser Gemeinschaft waren es übrigens, die sich in der NS-Zeit, u.a. als KZ-Kommandanten, tüchtig engagierten. Deren Gründer, Franz von Assisi, wählte genau dieses Zeichen als Siegessymbol, als Ikone der Demut und der Erlösung. Welch eine Weitsicht, sind doch die beiden letzten ikonographischen Emanationen Bedrohungen in Reinkultur!
Eines aber darf ich herausstellen: Kreuz ist nicht gleich Kreuz. Es gibt viele Varianten. Ob das, gerade beschriebene Tau, ob das Andreaskreuz, ob das schnörkellose, gerade Standardkreuz, mit
halb ausgetrocknetem Menschenkörper (Kruzifix), das Malteserkreuz, das Jerusalemkreuz, und und und.
Wieder nebenbei: Geht man von einem gewissen Wahrheitsgehalt der Kreuzigung dieses Joshua Ben Josef, von Paulus als „Jesus“ umbenannt, aus, ist es unwahrscheinlich, dass das Kreuz zur Römerzeit die heutige, uns vorgeführte Gestaltung hatte.
Die römischen Todesinstrumente dieser Art sahen eher dem heutigen Buchstaben des großen kyrillischen T´s gleich, vereinfacht dem russischen Kreuz ohne die zwei oberen Querbalken, indes mit einem höher angelegten, schräg gestellten Balken. Hier haben sich, ob der Vielfalt vor- und frühchristlicher „Abberufungsdesigner“, unterschiedlichster Denkweisen und Regionen gründlichst ausgetobt. Auch muss, bei der Thematik d e r Kreuze, unbedingt erwähnt werden, dass das öffentliche zur Schau stellen eines bestimmten Kreuzes, das ursprünglich ein indisches Glückssymbol war und ist, in unseren Landen strengstens verboten ist: Das Hakenkreuz. Leider kamen zu Zeiten dieses Symbols rund 60 Millionen Menschen zu Tode, das Leid war unerträglich, die Erinnerung beschämt bis heute. Aufgearbeitet, wie in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, wurde manches. Was aber komplett unbeachtet blieb, waren die damaligen Vertreter des Vatikans in unserem Land. Nicht ein Bischof saß damals in der Frankenmetropole auf der Anklagebank! Weil das wohl nicht reichte, richtete man die Rattenlinie ein – über den katholischen Wallfahrtsweg für Kriegsverbrecher wurden NS-Größen nach Rom geschleust, hier mit Rot-Kreuz-Pässen versehen und auf Reisen gen Mittel- und Südamerika geschickt, dem Zugriff der Strafverfolgung erfolgreich entzogen. Gottes Weisheit und Gnade waren einmal mehr unermesslich, bezogen sich in all seiner Güte auch auf Massenmörder des richtigen Glaubens. Sieht man die Lebensleistung mancher, auch heilig gesprochener Päpste in dieser Richtung, erkennt man die Toleranz des Katholizismus in Sachen Genozid bei Andersgläubigen.
Ferner muss man sich fragen, wie sich das mit den ähnlichen, kategorisch Leid androhenden Instrumenten dieser Art verhält. Unter den christlichen Symbolkreuzen sind wir im mehrfachen Milliardenbereich von schwerst geschädigten Opfern, auch wenn ich mich wiederhole! Das nenne ich Rachefacette der FROHEN BOTSCHAFT mittels Kreuz. Diese Auffassung zum Standardkreuz ohne Kadaver verkündete nebenher der Heilige Josemaria Escribá aus seiner damals neuen Sichtweise. Der „Founder“ des Opus Dei zeigte/lehrte das so: „Beim Blick auf ein blankes Kreuz stellt dies das Kreuz dar, das derjenige, welcher es ansieht, zu tragen hat. Die vier Ecken desselben sind ein Synonym für die vier Himmelsrichtungen, in welche man noch Kreuzzüge führen muss!“
Die Interpretation eines Heiligen der katholischen Kirche wohlgemerkt, 1975 vom irdischen Dasein erlöst, offenbart mehr als die Meisten denken. Sie ist eine permanente Bedrohung. Denken Sie einmal in dem Kontext nur an Amtsstuben bis hin zu Gerichtssälen und der angeblichen Unabhängigkeit von Richtern, an deren Wirkungsstätten diese Dinger hängen. Toll – echt!
Die Symbolik des Henkelkreuzes ist damit aber noch lange nicht erschöpft. Die ethnisch-religiöse, orthodoxe und urchristliche Splittergruppe der Kopten in Ägypten brachte die archaische Hieroglyphe Ankh als Glaubenszeichen der Christen ein. Wie bereits erwähnt, signalisiert es weiter den ewigen Kreislauf, die Reinkarnation. Im Paulismus war der Glaube an die Wiederfleischwerdung, wie Reinkarnation richtig übersetzt wird, bis zum Verbot des Kaiser Justinian I. fester Bestandteil der sich gebildeten, frühchristlichen, verbindlichen Dogmatik, der Glaubenslehre für alle.
Dieser Imperator beendete den Spuk per Digest. (Als „Digesten“ bezeichnet man eine geordnete Kompilation, eine Ansammlung von Gesetzen und Verfügungen der/seiner Jurisprudenz.) Die kaiserliche Glaubenskorrektur war aber alles, nur kein Bein- bzw. Glaubensbruch. Man dachte um, erinnerte sich an altägyptischen Jenseitsglauben samt ‑gericht und fand die Lösung in der Auferstehung am Jüngsten Tag, der anschließenden, diesmal christlichen adaptierten „Gerichtsverhandlung“ für die Ex-Toten – und dann gehts nach der Lehre ab in Richtung Himmel oder Hölle, um das ewige Leben auszukosten, zu zelebrieren und die Führungsschicht immerdar anzubeten. Ob man sich ewig die Gesellschaft antun möchte, bei den Optionen und der zu erwartenden Gesellschaft, ist wieder mal die Frage? Die Antwort eines Orakels könnte lauten: Lieber allein als in schlechter Gesellschaft – Amen.
Weiter assoziiert das Henkelkreuz eine Verbindung zwischen Leben und Tod. Es steht mit dem Anfangsbuchstaben A für den 1. Menschen, für die Zahl 1, auch kabbalistisch, symbolisiert die Venus, steht in der Biologie für die Weiblichkeit, in der Alchemie dient es als ein Zeichen für Kupfer. Ferner ist da die Funktion eines lebensverlängernden Talismans, der auch als Energielieferant gut ist. Abschließend, aber nicht auf Vollständigkeit der wiedergegebenen Funktionen pochend, noch der, für Kirchenangehörige verpflichtende, stringente Gedanke, dass es als Archetyp aller Kreuze auf einen Gott verweist: Die ursprüngliche, monotheistische Gottesstandarte, die aber die Trinität inkludiert hat, den ewigen Kreislauf verkörpert. Mit dieser christlichen Interpretation, diesen institutionell vorgegebenen Erklärungen zur Vielfalt, besser Ambiguität (Vieldeutigkeit), habe ich echte Probleme! Schließlich handelt es sich nur um nur ein einziges Zeichen aus diesem religiösen Lexikon des kognitiven Irrsinns. Versucht man sich in die Menschen der Zeit hineinzudenken, als diese Art Karikatur der Entmündigung, zum Einen eingeführt, zum Anderen, christlich adaptiert wurde, denkt man an die Vielfältigkeit der implizierten Aussagen, erkennt man zwingend, welch geistig hochstehende Generationen das damals gewesen sein müssen, welcher Wissensstand da parat war. Dagegen strahlt heute unser Glaubens-IQ gegen Null, wir scheinen einfach verblödet, ungleich des individuellen Bildungsstandes!
Der Umkehrschluss zu diesem Gedanken bringt einmal mehr christliche, das heißt erlösende Erkenntnisse: Die Masse der „Gläubigen“ konnte nicht lesen, für fast alle war Bildung unerreichbar, Humanität unbekannt und garantiert nicht erwünscht. Denken sollte niemand anderes, abgesehen von den Bonzen der Priesterhierarchien!
Im Gegenteil: Besinnt man sich hier der Ansagen des kanonisierten Kirchenlehrers Augustinus zur Vanitas, zur schon erwähnten Vergänglichkeit des Lebens, das man eh sterben muss und das auch gleich für den Glauben, die Kirche, im Religionskrieg, tun kann, erkennt jeder einmal mehr, wie menschenverachtend das System ist. Die urchristlichen Mitglieder der Pfaffenkaste bedienten sich bei ihren vorchristlichen, längst zu Staub gewordenen, den Sonnenkulten verhafteten Altfordern. Den fauligen Atem der Sonnenkulte wie Isis, Ischtar, Baal und all den anderen, bekommen wir bis heute ab. Mein Artikel-Untertitel „ewige Verdummung“ trifft es, allen klerikalen Ernstes meiner Studien nach, auf den Punkt. Ewige Verblödung wäre ein passend Synonym mehr! Einzig die theologischen Hilfsmittel dazu wurden, passend zu den jeweils aufgekommenen, religiösen Denk- und Deutungsvorgaben immer wieder neu komponiert, interpretiert und fortlaufend ergänzt, wie etwa bei der Jahrtausende alten Frage: Was will uns der Herr damit sagen? Vorchristlich dürfte bei der gleichen Frage lediglich das Synonym anders gewesen sein: Was will uns die Flamme damit sagen/zeigen (Zoroastrismus)? Was will uns das Blut damit sagen/zeigen (Mithras-Kult)? Was will uns die Sonne damit sagen/zeigen (Baalskulte)? Was will uns Jahwe damit sagen/zeigen (Judaismus)?
Das ist eine wahrlich zeitlose Rhetorik, bei der sich die Interpreten, unsere guten Hirten, bis heute, den Anlässen entsprechend, in ehemals byzantinische Mode, andere in altägyptische Designerklamotten wickeln, keinesfalls kognitiv verausgaben müssen. Die Vorführungen finden in entsprechender Kulisse, besser wäre hier ein neuer Begriff – Kultlisse – statt. Dass das Theatervorstellungen gleichzusetzen ist, wird sogar offen angeglichen: In manchen geistigen Schandtempeln (mein Begriff für Kirchen) wird Eintritt verlangt und dem Publikum lediglich fürs Durchlaufen und Anschauen, manchmal mit irrwitzigen Erklärungen, richtig in die Taschen gegriffen. Beispiele: Venedig, Markus-Dom mit Museum: 5 € bei bis zu 50.000 Besucher in einer coronafreien Saison täglich. Sagrada Familia in Barcelona, Baustellenbesichtigung: 20 €, online buchbar, locker bis zu 10.000 Zuschauer täglich. Cadiz, als armer Verwandter, nur 4 € für Kirchturmerstürmung, tägliches Publikumsaufkommen unbekannt, aber deutlich geringer, dürfte sich übers Jahr trotzdem läppern… Die Liste der klerikalen Theatros ist heute schon lang, wird aber, im Namen der Herren, weiter ertragreichst ergänzt.
Diese Art, besser Abart, Kulturschaffender fanden schon „ewig“ Möglichkeiten, an das Beste der Menschheit zu kommen – ans Geld! Hosianna – lasset uns loben und preisen die göttlichen Eingebungen, Gott möge die Kreuze lange erhalten.
Amen
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