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Chinas Fische­rei­flotte saugt die Ozeane leer

Das kom­mu­nis­tische China scheint die Welt­meere zunehmend aus­zu­beuten und ihre Mee­res­le­be­wesen zu erschöpfen. Das Land verfügt über die mit Abstand größte Fische­rei­flotte der Welt mit 200.000 bis 800.000 Fischer­booten, auf die fast die Hälfte der welt­weiten Fische­rei­tä­tigkeit ent­fällt. Etwa 17.000 davon gehören zu seiner Fern­ge­wässer-Fische­rei­flotte. Das Wachstum wurde durch enorme staat­liche Sub­ven­tionen ermög­licht. So hat der chi­ne­sische Staat 2012 Sub­ven­tionen in Höhe von 3,2 Mil­li­arden US-Dollar in seinen Fische­rei­sektor gesteckt, die meisten davon für Treib­stoff. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2012 “könnte die staat­liche Unter­stützung für den Fischerei- und Aqua­kul­tur­sektor bis zu 500 Mrd. CNY (80,2 Mrd. USD, 61,7 Mrd. EUR) betragen, wenn regionale und nationale Sub­ven­tionen für länd­liche Fisch­züchter berück­sichtigt werden.”

(von Judith Bergman)

Wie das Overseas Deve­lo­pment Institute (ODI) fest­stellt, fischen viele Indus­trie­länder nach Erschöpfung ihrer Bin­nen­ge­wässer in den Hoheits­ge­wässern von Ländern mit nied­rigem Ein­kommen, aber Chinas Fern­ge­wäs­ser­flotte ist bei weitem die größte der Welt. Das ODI stellte außerdem fest, dass das Eigentum und die ope­rative Kon­trolle der chi­ne­si­schen Flotte sowohl “komplex als auch undurch­sichtig” sind.

“Chinas Führer sehen in Fern­ge­wäs­ser­flotten eine Mög­lichkeit, Präsenz auf der ganzen Welt zu mar­kieren”, sagte Tabitha Mallory, CEO des Bera­tungs­un­ter­nehmens China Ocean Institute und außer­or­dent­liche Pro­fes­sorin an der Uni­ver­sität von Washington gegenüber Axios. “Ziel ist es, in allen Welt­meeren präsent zu sein, damit sie die Ergeb­nisse inter­na­tio­naler Abkommen, die maritime Res­sourcen abdecken, beein­flussen können.”

Chi­ne­sische Fische­rei­fahr­zeuge erschöpfen die Bestände von Ländern nicht nur in Süd­ost­asien, sondern auch bis zum Per­si­schen Golf, Süd­amerika, West­afrika und dem Süd­pa­zifik. Ihre räu­be­ri­schen und nicht nach­hal­tigen Fang­me­thoden gefährden nicht nur das Leben im Meer, sondern auch den Lebens­un­terhalt der lokalen Fischer. China gilt als der weltweit größte Täter ille­galer, nicht gemel­deter und nicht regu­lierter Fischerei (IUU) sowie als der größte Sub­ven­tio­nierer solcher Prak­tiken in der Welt.

Admiral Karl Schultz, der Kom­mandant der Küs­ten­wache der Ver­ei­nigten Staaten, hat gewarnt:

“Die IUU-Fischerei hat die Pira­terie als die weltweit größte Bedrohung für die Sicherheit des See­ver­kehrs abgelöst. Wenn die IUU-Fischerei wei­terhin unkon­trol­liert bleibt, können wir mit einer Ver­schlech­terung der fra­gilen Küs­ten­staaten und zuneh­menden Span­nungen unter den Fremd­fi­scher­na­tionen rechnen, was die geo­po­li­tische Sta­bi­lität auf der ganzen Welt bedroht.”

Die Folgen sind manchmal grausam. Eines der scho­ckie­rendsten Bei­spiele ist das Nord­koreas: In den letzten fünf Jahren wurden mehr als 500 ver­lassene höl­zerne Fischer­boote, oft mit Ske­letten ver­hun­gerter nord­ko­rea­ni­scher Fischer an Bord, an den Ufern Japans ange­spült. Jah­relang war die Ursache unbe­kannt, bis man her­ausfand, dass der wahr­schein­liche Grund darin bestand, dass “eine Armada” chi­ne­si­scher indus­tri­eller Fischer­boote illegal in nord­ko­rea­ni­schen Gewässern fischt, was die Ein­hei­mi­schen zwang, sich weiter von der Küste weg zu wagen, wo einige von ihnen auf der ver­geb­lichen Suche nach Fisch starben und schließlich an Japans Ufer gespült wurden. Es wird geschätzt, dass Chinas Fische­rei­fahr­zeuge die Tin­ten­fisch­be­stände in nord­ko­rea­ni­schen Gewässern derart aus­ge­beutet haben, dass der Bestand um 70% ein­ge­brochen ist.

Im Iran berich­teten reform­ori­en­tierte Medien im Juli, dass chi­ne­sische Schiffe “illegal Fisch­be­stände im Per­si­schen Golf geleert haben”, während “ira­nische Fischer gezwungen sind, soma­li­schen Piraten Bestechungs­gelder in Höhe von zehn­tausend Dollar zu zahlen, damit sie an den afri­ka­ni­schen Ufern fischen können”. Die meisten Fische­rei­fahr­zeuge in Chinas Flotte sind Trawler. “Das Fischen mit Schlepp­netzen fegt den Mee­res­boden im Süden leer und ver­nichtet seine Res­sourcen”, sagte ein Ver­treter der Fischer. Laut einem Bericht von Iran News vom Juli 2020:

“In den letzten Jahren hat dieses schreck­liche Problem [Akti­vität chi­ne­si­scher Trawler] zu einem Rückgang der ira­ni­schen aqua­ti­schen Reserven um zwei Drittel bei­getragen und Alarm über die Ver­nichtung des Mee­res­öko­systems des Landes aus­gelöst. Darüber hinaus wirkte sich diese Art der Fischerei negativ auf die Geschäfte der ira­ni­schen Fischer aus…”

Berichten zufolge ver­mietet der Iran seit mehr als einem Jahr­zehnt seine Hoheits­ge­wässer am Per­si­schen Golf an chi­ne­sische Indus­trie­schiffe. Im Jahr 2018 gab der Stell­ver­treter für Hafen­an­ge­le­gen­heiten der ira­ni­schen Hafen- und See­ver­kehrs­or­ga­ni­sation, Mohammad Ali Hass­anzadeh, zu, dass chi­ne­sische Schiffe “im Rahmen eines ‘lang­fris­tigen Pacht­ver­trags’ für den Fischfang in einer Tiefe von 200 Metern in Ira­ni­schen Gewässern operierten.”

In einer Reihe west­afri­ka­ni­scher Länder – Sierra Leone, Liberia, Ghana, Nigeria und andere – haben chi­ne­sische Trawler seit Jahren “schlechte Regie­rungs­führung, Kor­ruption und die Unfä­higkeit dieser Regie­rungen, Fische­rei­vor­schriften durch­zu­setzen, aus­ge­nutzt”, so das China-Afrika-Projekt.

“Heute ope­rieren die chi­ne­si­schen Schiffe größ­ten­teils außerhalb der Kon­trolle der Regie­rungen, was zu einer zunehmend ernsten Umwelt­krise führt, die durch Über­fi­schung ver­ur­sacht wird und auch die lokalen Küs­ten­ge­meinden gefährdet, deren Lebens­un­terhalt von diesen Gewässern abhängt.”

Im Juli 2020 kamen sechs chi­ne­sische Super­trawler in Liberia an, die 12.000 Tonnen Fisch fangen konnten – fast doppelt so viel wie der normale, nach­haltige, eigene Fang des Landes.

In einem Bericht der Envi­ron­mental Justice Foun­dation vom 24. März heißt es, dass chi­ne­sische Staats­un­ter­nehmen Ghanas Mee­res­res­sourcen “durch lokale Tarn­be­sitzer, die nied­rigere Lizenz­ge­bühren und Strafen für die Aus­übung ille­galer Fische­rei­tä­tig­keiten zahlen geschröpft” hätten, was dem Land Mil­lionen von Dollar an Lizenz­ein­nahmen vorenthält.

“In dem Bericht wird detail­liert beschrieben, wie die Chi­nesen bis zu 93 Prozent der Schlepp­netz­fi­scher­boote in Ghana kon­trol­lieren, einem Land, das derzeit jährlich zwi­schen 14,4 und 23,7 Mil­lionen USD (12,1 und 20 Mil­lionen Euro) an Fische­rei­li­zenz­ge­bühren und Trawler-Geld­bußen verliert.”

In Süd­amerika ist die chi­ne­sische Raub­fi­scherei mitt­ler­weile so kri­tisch, dass Argen­tinien im März die Schaffung eines gemein­samen See­kom­mandos zur Bekämpfung der Raub­fi­scherei durch aus­län­dische Schiffe ankün­digte. Laut Diálogo, einer vom US-ame­ri­ka­ni­schen Süd­kom­mando her­aus­ge­ge­benen Militärzeitschrift:

“Jedes Jahr segelt eine Flotte aus­län­di­scher Fische­rei­fahr­zeuge, haupt­sächlich aus China, entlang der süd­ame­ri­ka­ni­schen Küste und bedroht die Mee­res­res­sourcen in der Region. Laut der regio­nalen Fische­rei­ma­nage­ment­or­ga­ni­sation im Süd­pa­zifik ist die Betei­ligung chi­ne­si­scher Schiffe an der Tin­ten­fisch­fi­scherei in der Region in den letzten zwei Jahr­zehnten stetig gewachsen.”

Im Juni traf eine riesige chi­ne­sische Fische­rei­flotte von 300 Schiffen in der Gegend um Ecuadors umwelt­ge­schütztem Gala­pagos-Mee­res­re­servat ein. Die chi­ne­si­schen Schiffe, die einen Monat in der Region blieben, machten zwi­schen dem 13. Juli und dem 13. August “99% der sicht­baren Fischerei außerhalb der Gewässer des [Gala­pagos] ‑Archipels aus”, heißt es in einem Bericht. Sie fischten nach Tin­ten­fi­schen, die für die ein­zig­ar­tigen Gala­pagos-Robben und Haie unver­zichtbar sind, und nach kom­mer­zi­ellen Fischen, die sonst zur lokalen Wirt­schaft bei­tragen. Im Jahr 2017 sperrte Ecuador 20 chi­ne­sische Fischer ein, weil sie 6.600 Haie vor dem Gala­pagos-Mee­res­schutz­gebiet gefangen hatten. Die Haie werden in Hai­fisch­flos­sen­suppe ver­wendet, einer chi­ne­si­schen Delikatesse.

Im Süd­pa­zifik ist laut zwei ehe­ma­ligen US-Funk­tio­nären “illegale, unre­gu­lierte Fischerei durch chi­ne­sische Schiffe in Ame­ri­ka­nisch-Samoa und Guam sowie im Osten bis nach Hawaii üblich geworden”. Die Über­fi­schung ist für die Ein­hei­mi­schen so schädlich, dass eine Thun­fisch­kon­ser­ven­fabrik auf Ame­ri­ka­nisch-Samoa, einem der größten Arbeit­geber der Insel, den Betrieb wegen Fisch­mangels vor­über­gehend ein­stellen musste.

Bei der chi­ne­si­schen Fische­rei­flotte geht es jedoch um viel mehr als nur ums Fischen. In einem Bericht der Yale School of the Envi­ronment vom August 2020 schrieb der inves­ti­gative Reporter Ian Urbina:

“Vor dem Hin­ter­grund der grö­ßeren geo­po­li­ti­schen Bestre­bungen Chinas dienen die kom­mer­zi­ellen Fischer des Landes häufig als de-facto para­mi­li­tä­ri­sches Per­sonal, dessen Akti­vi­täten die chi­ne­sische Regierung als private Aktionen tarnen kann. Unter zivilem Deck­mantel trägt diese angeblich private Armada zur Durch­setzung der ter­ri­to­rialen Herr­schaft bei, ins­be­sondere durch das Zurück­drängen von Fischern oder Regie­rungen, die Chinas Sou­ve­rä­ni­täts­an­sprüche, die fast das gesamte Süd­chi­ne­sische Meer umfassen, in Frage stellen.”

Chinas Einsatz von Fischer­booten zur Gel­tend­ma­chung seiner Macht- und Gebiets­an­sprüche wurde im März demons­triert, als eine Flotte von mehr als 200 chi­ne­si­schen Fische­rei­fahr­zeugen am Pfings­triff im Süd­chi­ne­si­schen Meer aus­schwärmte und ankerte. Das Riff liegt in der aus­schließ­lichen Wirt­schaftszone der Phil­ip­pinen. [1] Im Jahr 2018 ankerten mehr als 90 chi­ne­sische Fische­rei­fahr­zeuge innerhalb von Kilo­metern der phil­ip­pi­ni­schen Insel Thitu, nachdem die phil­ip­pi­nische Regierung mit Arbeiten an der Infra­struktur der Insel begonnen hatte.

Im Sep­tember ver­öf­fent­lichte die US-Küs­ten­wache einen Bericht mit dem Titel “Stra­te­gi­scher Aus­blick auf die Illegale, nicht gemeldete und unre­gu­lierte Fischerei”, in dem “das Enga­gement der US-Küs­ten­wache, welt­weite Anstren­gungen zur Bekämpfung der ille­galen Aus­beutung der Fisch­be­stände des Ozeans und zum Schutz unserer natio­nalen Inter­essen zu unter­nehmen”, ange­kündigt wurde. In dem Bericht wurde die Not­wen­digkeit her­vor­ge­hoben, “(1) gezielte, wirksame und nach­rich­ten­dienst­liche Durch­set­zungs­maß­nahmen zu fördern, (2) räu­be­ri­schem und unver­ant­wort­lichem staat­lichem Ver­halten ent­ge­gen­zu­wirken und (3) die mul­ti­la­terale Zusam­men­arbeit bei der Durch­setzung der Fischerei aus­zu­bauen”, und drängte, dass eine Koalition aus zwi­schen­staat­lichen und inter­na­tio­nalen Orga­ni­sa­tionen not­wendig wäre. Im April star­teten die US-Küs­ten­wache und die US-Marine eine gemeinsame Mission im West- und Zen­tral­pa­zifik, um die illegale, nicht regu­lierte und nicht gemeldete Fischerei (IUU-Fischerei) zu bekämpfen und die regionale Sicherheit zu erhöhen. Im Februar empfahl das Office of Intel­li­gence and Ana­lysis, eine Behörde des Minis­te­riums für innere Sicherheit, den USA, “eine mul­ti­la­terale Koalition mit süd­ame­ri­ka­ni­schen Nationen zu führen, um gegen Chinas illegale Fischerei- und Han­dels­prak­tiken vorzugehen”.

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Judith Bergman, eine Kolum­nistin, Anwältin und Poli­to­login, ist eine Distin­gu­ished Senior Fellow am Gatestone Institute.

[1] Laut der Kon­vention über das See­recht der Ver­einten Nationen von 1982 kon­trol­lieren Nationen Mari­neres­sourcen innerhalb einer 200-Meilen-“exklusiven Wirtschaftszone”.


Quelle: gatestoneinstitute.org