Im Mai 2015 gab der damals 95-jährige Altkanzler Helmut Schmidt ein Interview zur Ukraine-Russland-Krise. Kurz zuvor, nämlich im März 2014, und in der Endphase des Maidan-Aufstandes in Kiew, hatte Putin die Krim „annektiert.“ Nachfolgend die heute absolut Mainstream-Ketzerischen Gedanken Helmut Schmidts. Auf die Frage hin, ob es richtig sei, die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel Moskau mit schärferen Sanktionen drohe, erklärte Schmidt:
Diese Sanktionen bringen nichts und führen bloß zur Forderung nach noch schärferen Sanktionen. Und wenn die nicht wirken, verlangt jemand verstärkte Rüstung. Und dann landen wir am Ende beim Krieg mit Waffen.
Auf die Frage hin, ob man zusehen soll, wie Russland die Ukraine ins Chaos stürzt, weil es Unabhängigkeit will, antwortete Schmidt:
Ich bezweifle, dass das ganze Land das will. In den Gebieten um Charkow oder Donezk gibt es offenbar eine ganz andere Haltung, auch wenn man den Volksabstimmungen dort misstraut. Ich denke, man muss den Menschen in der Ukraine Zeit geben, sich selbst zu ordnen, ehe die EU oder Russland versuchen, den Staat an sich zu ziehen. Und zwar im Gespräch mit Russland und anderen Nachbarstaaten. Niemand soll resignieren, alle Beteiligten sollten Genf II unterstützen und dort gemeinsam nach Lösungen suchen.
Auf die Frage hin, ob er Putin als Aggressor sieht, antwortete Schmidt:
Putin ist ein vorausschauender Politiker, der zugleich ganz andere Probleme hat als die Krim oder die Ukraine. Er muss einen Vielvölkerstaat zusammen halten, in dem zum Beispiel der Anteil der Muslime weit stärker wächst als alle anderen Gruppen. Von wirtschaftlichen Problemen ganz zu schweigen. Aber Putins Sicht zur Ukraine zu berücksichtigen, ist notwendig.
In Bezug auf „Putins Krieg“ sagte Schmidt:
Ich traue Putin nicht zu, dass er Krieg will. Und Europa sollte alles daran setzen, Russland in dieser Haltung zu bestärken, statt, wie die Regierung in Kiew oder mancher im Umkreis von US-Präsident Obama, vom 3. Weltkrieg zu schwätzen.
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
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