Welch Wandlungsfähigkeit: Acht Jahre ist es her, dass Frau Göring-Eckardt auf der Wartburg beim „Parlament der Einheit“ einen geradezu leidenschaftlichen Appell zur Teilhabe der Bürger an der gelebten Demokratie in die Welt posaunte. „Demokratie als Herrschaft durch das Volk, als Teilhabe der Menschen an allen politischen Entscheidungen“. Einen guten Redenschreiber hatte sie da. Vor einigen Tagen staunte der an-der-Demokratie-teilhabende Bürger nicht schlecht, als dieselbe Dame sich plötzlich als strenge Zuchtmeisterin der Nation gerierte: „Die notwendigen Einschränkungen wegen des Krieges sind nur der Anfang. Die Klimakrise wird uns noch viel mehr Einschränkungen abverlangen.“
Na, super. Da fällt einem nur der Songtitel von Bachman-Turner-Overdrive ein „You ain’t seen nothing yet!“ (bedeutet: Das war noch gar nichts, warte mal ab).
Bundestagsvizepräsident Göring-Eckardt prognostiziert nicht nur den totalen Krieg gegen Russland, zu dem die Deutschen überhaupt nicht gefragt wurden, ob sie das wollen. Uns steht womöglich ein dunkler Frier- und Hungerwinter bevor mit vielen Opfern. Jetzt soll Deutschland auch noch die globale Klimakrise fast im Alleingang lösen. Und das nach den sinnlosen Zerstörungen unserer Volkswirtschaft durch nachweislich ineffiziente Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Die übereilt und höchst mangelhaft geprüfte Gentherapie namens mRNA-Impfung beginnt, immer mehr Impfschäden und Todesopfer zu fordern, wir haben erstmals eine signifikante Übersterblichkeit weltweit, wo geimpft wird. Und dennoch trommelt die Politik weiter für die Impfung, es sollen jetzt auch Kinder geimpft werden. Während die Länder um uns herum die Pandemie beendet haben und alle Maßnahmen abgeschafft, gelten hierzulande ab September wieder die drakonisch-absurden Maßnahmen. Ab Oktober gelten selbst Dreifach-Geimpfte als ungeimpft, wenn sie nicht die vierte, fünfte, X‑te Gentherapie mit ungewissem Ausgang über sich ergehen lassen. Hätte uns nicht die Abstimmung im Bundestag gerettet, wäre uns diese Gentherapie, die rechtlich eigentlich komplett verboten ist, auch noch zwangsweise verpasst worden. Zu all dem wurden wir, das Volk, nicht gefragt.
Bundestagsvizepräsident Göring-Eckardt lässt keine Zweifel aufkommen. Die Regierung wird uns knechten und Deutschland in Not und Elend führen: „Wir müssen überall sparen. Unternehmen müssen prüfen, ob sie die Heizungen und Klimaanlagen in den Büros und Werkhallen drosseln können. Gleiches gilt für öffentliche Gebäude, Golfclubs oder auch Spaßbäder.“
„Spaßbäder“? Das ist ja eine völlig neue Terminologie. Bisher waren Schwimmbäder eigentlich ein ganz normaler Teil des zivilisierten Lebens. Man hatte in der Schule selbstverständlich Schwimmunterricht, lernte Schwimmen und Tauchen. Ganz normal. Es gab für Rekonvaleszente und ältere Mitbürger Wassergymnastik, um sie fit und beweglich zu machen oder halten. Ins Schwimmbad zu gehen war ein Teil der gesunden Lebensführung. Aber, seien wir ehrlich: Wir gehen ja sowieso nicht mehr rein. Unsere Neubürger betrachten die Schwimmbäder schon als ihre Domäne, tragen dort basisdemokratisch ihre Gruppen-Diskussionen aus und zeigen sehr überzeugend und körperbetont ihre Bewunderung für einheimische Mädchen und Frauen.
Frau Göring-Eckardt profiliert sich durch bewundernswerten Weitblick und fordert nichts weniger, als die Umgestaltung der Gesellschaft. Diese braucht, das hat Frau Göring-Eckardt Kraft eigener, vorbildlich demokratischer Machtvollkommenheit beschlossen, „vor allem eine realistischere Definition von Wohlstand“. „Wir werden lernen müssen, Einschränkungen hinzunehmen. Wir leben in einer Gesellschaft des Überflusses. Es gibt alles überall zu jeder Zeit. Muss das Brotregal im Supermarkt auch kurz vor Ladenschluss noch die volle Auswahl bieten, muss man jeden Tag Fleisch essen und die riesige Auswahl im Restaurant haben? Ist das Wohlstand? Wir brauchen eine realistischere Definition.“
Sie haben also die Definitionshoheit darüber, wieviel und was als Wohlstand „realistisch“ ist? Wer hat Ihnen die verliehen? Wann waren Sie eigentlich zuletzt in einem Supermarkt? Den nennen Sie mir doch bitte mal, wo bei Ladenschluss noch die volle Brotauswahl im Regal liegt. Das war nicht einmal vor der Krise so. Und ich kenne niemanden, der wirklich jeden Tag Fleisch isst. Auch schon vorher nicht.
Erinnern Sie sich noch daran, lieber Leser, als wir im demokratischen Westen Deutschlands die Deutschen in der DDR wegen ihrer ständigen Mangelwirtschaft bedauerten, dass man dort viele Dinge nur über Beziehungen und als „Bückware“ unter dem Ladentisch bekam? Nun, die „gelernten Ossies“ kennen das noch gut und fragen sich, wofür sie eigentlich damals auf die Straße gegangen sind.
Das ist also die Teilhabe an der Demokratie, zu der Frau Göring-Eckardt so leidenschaftlich auf der Wartburg aufgerufen hat? Dies waren ihre Worte (Auszug aus der Rede):
„Die Politik, die Medien und Sie als Abgeordnete des Parlament der Einheit sollten dafür werben, was Demokratie ausmacht. Demokratie als Herrschaft durch das Volk, als Teilhabe der Menschen an allen politischen Entscheidungen. Demokratie als das Recht, seine Meinung laut sagen zu dürfen, und als die Freiheit, Vielfalt leben zu können. Ermutigen Sie Menschen sich zu beteiligen: In Kommunen, an Schulen und Universitäten, bei Volksentscheiden, in den Bundesländern und auch auf Bundesebene. Greifen Sie nach der Macht und machen Sie verantwortungsbewusst davon Gebrauch.“
Liebe Frau Bundestagsvizepräsident Göring-Eckardt, das werden wir. Verlassen Sie sich drauf.
You ain’t seen nothing yet.