Wie „Faktenchecker“ noch mehr irritieren als Andere — Die Energieversorgung wird zu einem Drecksgeschäft!
(von Albrecht Künstle)
Schönrechner und „Faktenchecker“ in Aktion. Die österreichische Exxpress-Zeitung problematisierte die LNG-Alternative, indem sie deren riesigen Energieaufwand mit demjenigen des PKW-Verbrauchs verglich. Dabei machte die Zeitung den Fehler, den Ölverbrauch von 20 Gastankern „für die Überfahrt“, also eine einzige, mit dem ganzjährigen Verbrauch der weltweiten PKW-Flotte zu vergleichen. Eine journalistische Schludrigkeit, die aber täglich mehrfach auch in den „Qualitätsmedien“ zu sehen ist.
Wie die Hyänen stürzten sich correctiv, der Faktencheck der AFP und andere Besserwisser auf die auch von Facebook verbreitete Meldung. Und begingen dabei noch mehr Fehler als die Originalquelle. Statt einfach nur auf einschlägige Expertisen wie diese https://www.energie-lexikon.info/fluessigerdgas.html zu verweisen.
Meine Korrekturen der Besserwisser von correctiv und Faktencheckern:
- Die Faktenverdreher sind unseriös, wenn sie die Gastanker nach Europa mit dem Autoverkehr der ganzen Welt vergleichen. Wenn, dann nur mit dem europäischen PKW-Verkehr.
- Autos sind zu einem weit geringeren Anteil, vielleicht eine Stunde am Tag, energiefressend auf der Straße, während die Transportschiffe ganztägig auf dem Meer unterwegs sind.
- Die 20 oder 30 Tanker reichen eben nicht mehr aus, wenn man russisches Pipeline-Gas durch LNG aus Übersee ersetzen will. Auch die zusätzlichen Tanker müssen eingerechnet werden.
- Diese Tanker fahren natürlich nicht nur einmal im Jahr hin und her, sondern bei zehn Transporttagen hin und auch wieder zurück, 15mal im Jahr (wenn sie 60 Tage in den Häfen liegen).
- Auch LNG-Tanker haben einen ölbetriebenen Antrieb, sie können auf dem Rückweg nicht mit halb befüllten LNG-Tanks betrieben werden; das Flüssiggas würde gefährlich schwappen.
- Gebaut werden solche Schiffe in Fernost (Korea, Japan, auch China). Weil die Spezialschiffe keine Container transportieren können, müssen auch die Leerfahrten kalkuliert werden.
Wie wird die Energie- und CO2-Bilanz jenes Schiffbaus in China aussehen, wenn China ihr Taiwan nicht in die Unabhängigkeit entlässt und einen Krieg führen würde (wie auch die Ukraine die beiden Volksrepubliken und die Krim nicht ziehen lassen wollte)? Wer sich in das große Geschäft – zu Lasten Dritter, also uns Verbrauchern – weiter einlesen will, kann sich diese Recherche des Auslandskorrespondenten Gerd Höhler in Athen anschauen.
Mein Fazit: Wie einst der Sklavenhandel ein Dreiecksgeschäft zwischen Afrika, Amerika und Europa war, so gibt es künftig das Drecksgeschäft der Energieversorgung ohne Russland: Drecksgas liefern die USA und die Scheichs, mit dem Schiffbau verdient sich Fernost eine goldene Nase, mit dem Transport die griechischen Reedereien, mit der Vermarktung die internationalen Konzerne und europäische Versorger. Und alles bezahlen werden die Endverbraucher und die deutsche Wirtschaft, die das vielleicht nicht überleben wird – dann aber auch kein Gas mehr benötigt.
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