Für viele Historiker ist die Schlacht um Stalingrad die Wende im Zweiten Weltkrieg! Dabei verschwiegen: Die Sowjets ließen Tausende Stalingrad-Rotarmisten hinrichten! 50.000 Russen kämpften sogar auf deutscher Seite!
Stalingrad – dieses Worte brannte sich über die Jahrzehnte in die kollektive Erinnerung des sowjetischen und des deutschen Volkes ein.
Für die einen galt die (für viele Historiker) entscheidende Schlacht des Russlandfeldzuges im Winter 1942/Anfang 1943 (für andere war es jene um Kursk) als der endgültige Sieg im Großen Vaterländischen Krieg. Für die anderen als die größte Niederlage, die die Wende des Zweiten Weltkriegs gegen das Dritte Reich einläutete.
Was dabei jedoch nicht thematisiert wird ist die Tatsache, dass der sowjetische Diktator Josef Wissarionowitsch Stalin Tausende eigene, an den Kämpfen in Stalingrad beteiligte Soldaten hinrichten ließ!
Hintergrund:
Berichte der damaligen sowjetischen Geheimpolizei NKWD (Narodnyj kommissariat wnutrennich del) sowie der politischen Abteilung der Roten Armee in Moskau beschreiben nicht nur heldenhafte Taten, sondern auch sogenannte „außerordentliche Ereignisse.“
Gemeint damit sind „verräterisches“ Verhalten, wie etwa Desertation, Überlaufen zum Feind, Feigheit, Inkompetenz, Selbstverstümmelung, antisowjetische Agitation, Trunkenheit.
So kam es, dass die sowjetischen Behörden etwa 13.500 ihrer eigenen an den Kämpfen in Stalingrad beteiligten Soldaten hinrichten ließ! Dies entspricht in Zahlenstärke mehr als einer ganzen Division.
Selbstaufopferung der Soldaten und brutale Zwangsmaßnahmen des NKWD gaben sich ein grausiges Stelldichein.
Neben der tausendfachen Hinrichtung der eigentlich doch „heldenhaften“ Stalingrad-Soldaten gibt es noch ein weiteres Tabu:
Mehr als 50.000 (ehemalige) Angehörige der Roten Armee kämpften in Stalingrad auf deutscher Seite!
Sie zählten in deutschen Uniformen zu den Frontdivisionen der Sechsten Armee unter Generalfeldmarschall Friedrich Wilhelm Ernst Paulus, wie unter anderem Verpflegungsakten der Sechsten Armee in den deutschen Archiven bezeugen.
Der als einer der renommiertesten Zeithistoriker der Gegenwart geltende Brite Sir Antony Beevor schrieb dazu:
„Die kaum glaubliche Unbarmherzigkeit des sowjetischen Systems erklärt weitgehend, aber nicht vollständig, warum so viele frühere Angehörige der Roten Armee schließlich auf der deutschen Seite kämpften … Einige unter ihnen waren auf brutale Weise durch Hunger in Gefangenschaft in diesen Dienst gepreßt worden; andere jedoch waren Freiwilllige.“
Während der Endkämpfe um Stalingrad wurden auf deutscher Seite viele Berichte verfasst, die von der Tapferkeit und der Loyalität dieser sogenannten „Hiwis“ zeugten, die gegen ihre eigenen Landsleute kämpften.
Diese Illoyalität führte zu einem paranoiden Misstrauen des NKWD. Die „Verräter“ galten als „keine“ Russen mehr.
Das war genau die Sprachregelung, die ein halbes Jahrhundert benutzt wurde, als die Stalingradfront damals an das NKWD über diese „früheren“ Russen berichtete.
Antony Beevor:
„Dieses Thema stellt auch heute noch in Russland ein Tabu dar.“
Übrigens: Die Geschichtsschreibung geht davon aus, dass während der Schlacht im Kessel von Stalingrad ungefähr 25.000 Verwundete und Spezialisten ausgeflogen wurden.
Wenig Gewissheit hingegen gibt es über die Zahlen der Gefallenen und der Gefangengenommenen.
„Die Wahrheit wird angesichts des Chaos nach dem sowjetischen Angriff am 10. Januar 1943 mit dem Ziel der Zerschlagung des Kessels niemals bekannt werden … Der Sowjetangriff im Rahmen der ‚Operation Ring‘ steigerte die Auswirkungen von Krankheit, Kälte, Hunger, Erschöpfung und summarischen Hinrichtungen, was die Annahme nahelegt, dass die Verluste sich erhöhten“ (Beevor).
Die deutschen Verluste (einschließlich der „Hiwis“) der Sechsten Armee, die rund 220.000 Mann umfasste, werden auf etwa 100.000 geschätzt. Ungefähr 112.000 deutsche Soldaten sollen in sowjetische Kriegsgefangenschaft gekommen sein.
Nur 6.000 kehrten zurück – die letzten erst 1955.
Die Verluste der Roten Armee werden auf ca. 324.000 geschätzt. Manch andere sprechen von einer Million Rotarmisten und einer unbekannten Zahl von Zivilisten.
Die beteiligten Verbände der Schlacht um Stalingrad waren:
Achsenmächte
- 6. Armee
- die Generalkommandos des IV., VIII., XI., LI. Armeekorps und des XIV. Panzerkorps
- die 14., 16. und 24. Panzer-Division
- die 3., 29. und 60. motorisierte Infanterie-Division
- die 44., 71., 76., 79., 94., 113., 295., 297., 305., 371., 376., 384. und die 389. Infanterie-Division
- die 100. Jäger-Division und das kroatische Regiment 369
- die rumänische 1. Kavallerie-Division und die rumänische 20. Infanterie-Division
- die Sturmgeschütz-Abteilung 177 und Teile der Sturmgeschütz-Abteilungen 243, 244 und 24
- 5 Sturmpionierbataillone: Pionierbataillon 162, 294, 305, 336 und 389
- verschiedene logistische Truppenteile, Flak-Verbände und Bodeneinheiten der Luftwaffe
- rumänische 3. Armee
- rumänische 4. Armee
- italienische 8. Armee
- ungarische 2. Armee
- die Luftflotte 4, bestehend aus dem IV. und VIII. Fliegerkorps
Sowjetunion
- 54 Schützendivisionen: 1, 10, 23, 24, 29, 38, 45, 49, 63, 64, 76, 84, 91, 95, 96, 99, 112, 116, 119, 120, 126, 138, 153, 157, 159, 169, 173, 193, 196, 197, 203, 204, 226, 233, 244, 252, 258, 260, 266, 273, 277, 278, 284, 293, 299, 302, 303, 304, 308, 321, 333, 343, 346, 422
- 12 Gardedivisionen: 4, 13, 14, 15, 27, 34, 36, 37, 39, 40, 47, 50
- 2 Marine-Infanteriebrigaden: 92, 154
- 14 Sonderbrigaden: 38, 42, 52, 66, 93, 96, 97, 115, 124, 143, 149, 152, 159, 160
- 4 Panzerkorps: 1, 4, 16, 26
- 15 Panzerbrigaden: 1, 2, 6, 10, 13, 56, 58, 84, 85, 90, 121, 137, 189, 235, 254
- 3 mechanisierte Korps: 1, 4, 13
- 3 Kavalleriekorps: 3, 4, 89
- 4 Luftflotten (8, 11, 16 u. 17)
——————————————————————-
Quellen: Antony Beevor: Stalingrad, München 1999, S. 11, 12, 498, 499///https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/zweiter-weltkrieg/stalingrad-die-niederlage-der-wehrmacht-in-der-schlacht-um-stalingrad-laeutete-vor-75-jahren-hitlers-ende-ein_id_8389114.html
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.