Hunderte Leute protestieren seit Bekanntwerden dieses nicht nachvollziehbaren Verbots an bei der BuGa: Eine beliebte Tanzgruppe von Seniorinnen, die schon seit Jahren mit verschiedenen Kostümen überall auftreten, wollte spanisches Flair verbreiten und hat sich dazu Ponchos selbst geschneidert und Sombreros dazu. Aber die Leitung der Bundesgartenschau Mannheim witterte wohl eine einmalige Gelegenheit, einen Beitrag zum internationalen Political-Correctness-Empörungsdarstellungswettbewerb abzuliefern, offenbar aber als „untauglichen Versuch“. Sogar die linientreue Mainstreampresse ist irritiert.
Also, werte BuGa-Leitung, die genaue, todeswürdige Straftat nach der Political Correctness, Unterkapitel „Rassismus“, für Ihr Verbot wäre „kulturelle Aneignung“ gewesen. Merke: hektische Übereifrigkeit und Beflissenheit artet schnell in Lächerlichkeit aus.
Überraschend kommt das nicht. Schon im Vorfeld und auf der offiziellen Seite der BuGa schlägt man sein Pfauenrad, WIE nachhaltig, WIE umweltfreundlich, WIE verantwortungsvoll auf der BuGa 2023 in Mannheim mit den natürlichen Ressourcen umgegangen werde. Das Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement richtet sich penibel und ausdrücklich nach … (Trommelwirbel, Posaunenfanfare und tief Luft holen und lesen:) „nach der ‚Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über die freiwillige Beteiligung von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung‘ und zur Einhaltung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen“.
Huiiii. Toll. Niemand hätte nun auf der BuGa Steingärten, Beton-Gartenmöbel auf verpflasterten Terrassen, (verbotene) Schottergärten oder dutzendmeterweise Gabionenmauern erwartet. Das ist „out“ und umweltschädigend. (Fußballfeldgroße Betonsockelflächen für Windräder in Naturschutzgebieten nicht.)
Aber was ist mit japanischen Zen-Gärten, die nun mal traditionelle große, mit Rechen geformte und strukturierte Kiesflächen aufweisen? Was ist damit? Ich persönlich liebe Bundesgartenschauen – und ganz besonders die fast immer zu bewundernden, wunderschönen japanischen Zen-Gärten.
Da hat die BuGa Mannheim jetzt ein veritables Problem. Es gibt einen chinesischen Garten mit chinesischem Teehaus! Mit Teezeremonie! Und es gibt einen chinesischen Nachmittag mit dem Thema ‚Duojingyuan‘ (chinesische Oper). Ein unfassbarer Skandal. Kulturelle Aneignung par Excellence. Da haben Deutsche dran mitgearbeitet, dürfen Deutsche teilnehmen und auch noch eine heilige Teezeremonie mitmachen. Schlimmer geht’s nicht. Und das vor dem Hintergrund, dass China im Ukraine-Krieg mit dem Gott-sei-bei-uns-Putin paktiert. Unfassbar.
Aber einen japanische Zen-Garten, den haben sie nicht. Und das, obwohl Japan ein treuer Verbündeter des „Westens“ ist. Soviel Fingerspitzengefühl muss man schon erwarten können. Doch halt, was ist das??? Das Foto des Platzes vor dem Seilbahnhaus (Energieverschwendung! Betonwüste!) jagt dem Politisch Korrekten einen Gruselschauer nach dem anderen über den Rücken: Eine riesige Kiesfläche nach Art der japanischen Gärten. Nur in hässlich. Oder sollte das ein japanischer Garten sein? Das wäre aber, Pfui!, eine klischeehafte Verzerrung und überdies Bodenversiegelung vom Feinsten. Aber ein richtiger japanischer Zen-Garten geht nicht? Reiner Rassismus!
Offenbar definiert man bei der BuGa Mannheim „kulturelle Aneignung“ und „Rassismus“ ganz nach Belieben.
Nun, die 17 Damen vom Arbeiter-Wohlfahrt-Senioren-Ballett haben sich also nach Dafürhalten der BuGa-Leitung der kulturellen Aneignung und klischeehaften Darstellung schuldig gemacht. Die sieben geplanten Aufführungen auf der BuGa hätten also ausfallen müssen. Doch es gibt nach dem „Shitstorm“ aus der Bevölkerung und nach „intensiven Gesprächen“ Gnade unter der Auflage, dass an drei der inkriminierten Kostüme Veränderungen gemacht werden, die Aufführung werde auf die Hauptbühne verlegt und – Tadaaaa! — um auch ganz sicher auf der Seite der Unantastbaren zu sein, muss nach dieser Aufführung eine „Begleitende Diskussionsveranstaltung“ stattfinden.
Das fröhliche Kostümieren der alten Damen wird nun auch noch auf politische Correctness getrimmt, die ganze Sache kastriert und damit ist der Charme natürlich weg. Der Spiegel schreibt:
„Die monierten Kostüme hatten in dem Programm »Weltreise mit dem Traumschiff« bestimmte Länder symbolisieren sollen. Geplant waren beispielsweise ein Tanz in Kimonos und mit Sonnenschirmen (was für Japan stehen sollte) und Sombreros und Ponchos (für Mexiko) sowie eine Verkleidung als Pharaonen, um Ägypten zu versinnbildlichen. »Aus den Pharaonen werden ägyptische Arbeiter, den Mexikanern reicht der Poncho und die Asiatinnen werden moderner«, hieß es weiter. »Uns war wichtig, etwas Konstruktives mitzunehmen«, sagte Fabian Burstein, Leiter der Kulturveranstaltungen der Buga 2023.“
Was eine alberne, lächerliche Farce und wie peinlich. Noch besser: In einem Bericht der WELT ist ein kurzes Video enthalten. Darin sagt eine vor Ort an der BuGa zugeschaltete Reporterin über die Aufregung um die Kostüme zu ihrer Kollegin im Studio: „Wie Du schon sagtest, mit Diskriminierung und Rassismus hat das überhaupt nichts zu tun“. Die Kollegin im Studio macht sich auch sofort vor lauter Angst in die Hosen: „Um das ganz deutlich zu sagen, das waren nicht meine Worte, dass das nicht diskriminierend sei und nichts mit Rassismus zu tun habe. Da habe ich lediglich die Leiterin dieser Tanzgruppe mit zitiert.“
Mein Gott, wieviel Angst und Duckmäusertum beherrscht mittlerweile unser Denken und Reden. Man kann nur hoffen, dass der BuGa Leitung bei der an den Auftritt anschließenden Diskussion mal kräftig der Kopf gewaschen wird. Eigentlich hätten die fröhlichen alten Damen vom Ballett der BuGa-Leitung den Bettel vor die Füße werfen sollen plus anschließend verklagen auf Schmerzensgeld wegen Rufschädigung und der Unterstellung und Beleidigung, sie seien Rassisten und wegen der monatelangen, vergeblichen Trainings.
Ich werde dieses Jahr deswegen nicht auf die politisch-korrekte Bundesgartenschau gehen. Ich bin leidenschaftliche Hobby-Gärtnerin und achte sehr auf Ökologie, Bodenleben und die Pflanzen- und Tierwelt. Kein englischer Rasen sondern Gänseblümchen-Löwenzahn-Kleewiese, keine Beetumrandungen, keine Monokulturen, kein eingeebneter rasentraktorfreundlicher Boden, keine Pestizide, Herbizide, keine Bodenversiegelung etc.. Aber wahrscheinlich wäre ein Besuch dieser BuGa sowieso ärgerlich und frustrierend, weil dem Besucher an fast jeder Ausstellungs-Anpflanzung der BuGa eine ausgiebige, linksgrüne Öko-Belehrung erteilt würde.
Brauch ich nicht.
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