Die Geschichte lügt nicht. Sie ist das Gedächtnis unserer Welt, in der wir leben und unser Schindluder treiben. Es ist nicht lange her, dass wir nach dem Zweiten Weltkrieg ein Imperium errichtet haben, dessen Architektonik in unserem Sinne funktioniert. Wir diktieren, und die anderen müssen mitschreiben wie in der Grundschule. Unsere Vernunft ist eine durchweg instrumentelle, die kein Erbarmen kennt. Sie vernichtet alles, was Widerstand leistet.
(von Antonio Messina und Hamid Reza Yousefi)
Wir bestimmen, was Recht und Unrecht sind. Wir geben vor, wie Völker zu leben haben. Wir belohnen und sanktionieren. Wir spielen die Weltpolizisten. In Wahrheit sind wir Freiheitsmörder: Wir zwingen die Welt, in unserem Gehege, in unserem Lügenimperium zu leben. Der Freiheitsmörder ist ein Meister der doppelzüngigen Politik.
Die Ereignisse der letzten Monate zeigen die Pathologie dieser maroden Weltordnung. Unsere Gehegemedien wissen, dass es seit Jahren in Frankreich massive Bürgerbewegungen mit extremen Ausschreitungen gibt, die durch die Macht der Streitkräfte niedergeknüppelt werden. Inzwischen herrscht ein regelrechter Bürgerkrieg. Jugendliche aus Paris und anderen Städten wollen ihre Rechte durchsetzen. Macron lässt sich, wie die übrigen „Freiheitsmörder“, von den Aktionen dieses „Pöbels“ nicht beeindrucken.
Seinerzeit hat auch Barack Obama, der von Kanzlerin Angela Merkel den Friedensnobelpreis ausgehändigt bekam, die Demonstranten der Wall Street als „Pöbel“ bezeichnet, den man niederknüppeln müsse.
Eine extreme Bürgerbewegung beobachten wir auch in Israel: unschuldige Demonstranten, die ähnlich tituliert und niedergeknüppelt werden. Dabei fliegen die Israelis jeden Tag über Palästina, Libanon und Syrien. Sie bombardieren beliebige Stellungen. Dabei vernichten sie nicht Blumen, die verwelken, sondern Menschen.
Wissen Sie, was das Perfide daran ist? Das beharrliche Schweigen unserer Gehegemedien, die im Vorbeigehen darüber berichten, dass es sich um die Justizreform in Israel oder um die Modifizierung der Rentenversicherung in Frankreich handelt. Das brutale Vorgehen, das teilweise einem staatlichen Verbrechen gleichkommt, wird im Namen der Freiheit und Demokratie unter den Tisch gekehrt.
Ganz anders maulen wir gegen ausgemachte Feinde: Iran, Russland und ihre Verbündeten, die unseren Unilateralismus durch einen dialogischen Multilateralismus ersetzen werden. Unsere vielseitig gelenkten Gehegemedien verfolgen diese Länder wie Kläffhunde und überbieten sich gegenseitig mit ihren bösartigen Phantasien. Das Pathologische daran ist, dass alles unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit erfolgt.
Die Kläffhunde sind inkognito überall. Sie feiern, dass die US-Amerikaner in Deutschland atomar bestückte Raketen stationiert haben, kläffen aber, dass Russland in Belarus ähnliche Raketen stationieren will. Diese Kläffhund-Politik der doppelzüngigen Moral ist die Seele der alten Weltordnung, die nur Putsch, Unfrieden und Krieg bringt: Bleiben wir bei der Wahrheit und lügen nicht! Wir führen in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland. Wer diesen Krieg finanziell und mit Kriegsmaschinerie unterstützt, ist ein Kriegsverbrecher. Er nimmt in Kauf, dass dem ukrainischen Volk schwerer Schaden zugefügt wird.
Russland verteidigt sich nicht nur gegen unsere Aggression. Es handelt sich hier um viel mehr, was unsere Gehegemedien allerdings verschweigen. Die Russen läuten mit ihren Kampfhandlungen die Neue Weltordnung des dialogischen Multilateralismus ein, die sich mit massiver Wucht durchsetzen wird. Ein Nein zu unserer doppelzüngigen Politik, die unser Leben im Griff halten will.
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