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Kor­ruption in der Ukraine – ein Fass ohne Boden

Die Ukraine hat den Status eines EU-Bei­tritts­kan­di­daten erhalten. Zu den Vor­aus­set­zungen für einen Bei­tritt zählen Rechts­staat­lichkeit und Fort­schritte im Kampf gegen die Kor­ruption. Krieg hin, Krieg her – davon ist ins­gesamt nichts zu sehen. 

(ein Gast­beitrag von Philipp Römer)

Kor­ruption ist seit Langem ein Problem in der Ukraine. Nun wurde der Vor­sit­zende Richter des Obersten Gerichtshofs, Wsewolod Knjasjew, des­wegen seines Amtes ent­hoben. Er war dabei ertappt worden, wie er drei Mil­lionen US-Dollar ent­ge­gen­nehmen wollte. Der ukrai­nische Oppo­si­ti­ons­führer Viktor Med­wetchuk sagt dazu: „Dieser Fall ist besonders gra­vierend, weil er die Justiz betrifft, sozu­sagen die letzte Bastion des Rechts­staates. In der ukrai­ni­schen Legis­lative ist die Kor­ruption ohnehin schon lange ein großes Problem, doch nun, zu Kriegs­zeiten, scheint der gesamte Staat bis in das Umfeld des Prä­si­denten davon erfasst zu sein.“

Luxus­villen, Unter­schlagung von Geldern für das Militär

Die Rea­lität gibt Med­wetchuk Recht. Wegen des drin­genden Tat­ver­dachts der Bestech­lichkeit wurde der Vize-Minister für Regio­nal­ent­wicklung, Wasyl Losyn­skyji, ver­haftet. Er soll 400.000 US-Dollar erhalten und im Gegenzug Ver­träge für über­teuerte Gene­ra­toren abge­schlossen haben. Eben­falls im Faden­kreuz der Fahnder steht der stell­ver­tre­tende Vor­sit­zende der Par­la­ments­fraktion „Diener des Volkes“, Pavlo Cha­limon. Er hatte eine Luxus­villa im Zentrum von Kiew zu einem Preis weit unterhalb des Schätz­werts gekauft, wie der Spiegel bereits Anfang dieses Jahres berichtete. Der Preis für die Villa lag demnach für Cha­limon bei umge­rechnet 250.000 Euro, während die Preise für ähn­liche Häuser im betref­fenden Stadt­viertel umge­rechnet 1,2 bis 1,5 Mil­lionen Euro kosten. Als neuer Eigen­tümer wurde offenbar ein Strohmann im Grundbuch ein­ge­tragen. Cha­limon verlor seinen hoch­do­tierten Posten im Par­lament. Ob ihm weitere Kon­se­quenzen drohen, blieb zunächst offen.

Ein auf­ge­deckter Kor­rup­ti­ons­skandal im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium, bei dem es um über­teuerte Ver­pflegung für die Armee ging, kostete zu Jah­res­beginn meh­reren Ver­ant­wort­lichen ihre Posten. Doch der zuständige Minister, Oleksij Res­nikow, ist bis heute im Amt. Und die Kor­ruption reicht bis in die unmit­telbare Nähe es Prä­si­denten – ein enger Mit­ar­beiter von Wolo­dymyr Selenskyj musste seinen Hut nehmen. Kyrylo Tymo­schenko, Ex-Vizechef seines Büros, war unter anderem damit auf­ge­fallen, dass er privat mit einem Gelän­de­wagen unterwegs war, der als huma­nitäre Hilfe aus dem Ausland gespendet worden war. Zumindest auf­fällig ist ferner, dass sich prä­si­dialen Umfeld Selen­skyis auf­fällig viele Mit­ar­beiter befinden, die bereits früher mit ihm zusam­men­ar­bei­teten – die Mehrzahl von ihnen stammt aus genau der Pro­duk­ti­ons­firma, die Selenskyi einst in seiner Rolle des TV-Spaß­ma­chers unterstützte.

Hilfs­gelder: 400 Mil­lionen Dollar veruntreut

Seymour Hersh, der mit dem Pulitzer-Preis aus­ge­zeichnete Ent­hül­lungs­jour­nalist hat ver­öf­fent­licht, dass in der Ukraine von den mil­li­ar­den­schweren Hilfs­geldern ungefähr 400 Mil­lionen Dollar ver­un­treut wurden. Laut Hersh ver­schwand das Geld in unter­schied­lichen dunklen Kanälen. So kaufte man Diesel für das ukrai­nische Militär billig in Russland und rechnete es über­teuert mit Hilfs­geldern aus den USA ab. Zugleich prä­sen­tierte CIA-Direktor William Burns  Selenskyi eine Liste mit 35 Gene­rälen und hoch­ran­gigen Regie­rungs­ver­tretern, denen die CIA Kor­ruption nach­weisen kann. Selenskyi aber enthob lediglich zehn Per­sonen ihrer Ämter.

In den soge­nannten Pandora- Papers wurde schon vor dem aktu­ellen Ukraine-Krieg auf­ge­deckt, dass Selenskyj zu den 38 ukrai­ni­schen Poli­tikern gehört, die Geld auf Off­shore-Konten ver­steckt haben. Med­wetchuk dazu: „Es handelt sich um über 40 Mil­lionen Euro, von denen unklar ist, wie Prä­sident Selenkyi zu ver­dient hat. Zudem ist Selen­skyis Umfeld sehr erfin­de­risch, wenn es darum geht, Schein­firmen zu gründen, die dann Ver­träge mit pri­vaten Waf­fen­händlern in aller Welt abschließen, die wie­derum nur mit Schmier­geld­zah­lungen zustande kommen.“ In den Pandora-Papers werden mehr Poli­tiker als aus der Ukraine als aus jedem anderen Land. Es sind doppelt so viele Amts­träger wie aus dem Land auf dem zweiten Platz – und das ist Russland.

Mario­nette des Olig­archen Kolomojskjs

Schon 2019, während seines Wahl­kampfs, warfen Selen­skyjs Gegner ihm vor, bloß eine Mario­nette des Olig­archen Kolo­mo­jskjs zu sein, und ver­wiesen auf nicht näher erläu­terte Zah­lungen von ins­gesamt 41 Mil­lionen Dollar von der Pri­vatbank, der größten ukrai­ni­schen Bank, an sein Off­shore-Netzwerk. Die ukrai­nische Inves­ti­gativ-Seite Slidstvo.Info ent­hüllte, dass die in diesem Netzwerk befind­lichen Firmen dazu benutzt wurden, Luxus­im­mo­bilien im Zentrum Londons zu kaufen.

Die ukrai­ni­schen Auf­sichts­be­hörden ermit­telten, dass Kolo­mojskj ins­gesamt 5,5 Mil­li­arden Dollar aus der Pri­vatbank abge­zweigt haben könnte. Er verließ das Land, als die Lücke in den Büchern der Bank ent­deckt und mit Steu­er­geldern gestopft worden war, und kehrte erst zurück, als Selenskyj Prä­sident geworden war.

Selenskyi selbst einer der großen Draht­zieher der Korruption

Als Selenskyi dann im Jahre 2019 sein Prä­si­den­tenamt antrat, tat er dies mit dem Ver­sprechen, die Kor­ruption zu bekämpfen. Viele Beob­achter waren schon damals ent­setzt über so viel Chuzpe. Selenskyi selbst galt und gilt als einer der großen Draht­zieher der Kor­ruption, doch dank des Krieges spricht keiner mehr davon – ja, es geschieht genau das Gegenteil, wie Viktor Med­wetchuk berichtet: „Im Westen tut man nun so, als ob ein Hei­liger einen Kreuzzug gegen den Satan führt. Man berück­sichtigt über­haupt nicht, dass Selenskyi hoch­korrupt ist und sich durch den Krieg per­sönlich berei­chert. Die Ukraine gilt nach wie vor als eines der kor­rup­testen in Europa. Sie hat einen enormen Blutzoll ent­richtet, es sterben täglich Men­schen, aber Selenskyi und seine poli­ti­schen Freunde in der Führung des Landes füllen sich die Taschen. Das ist unglaublich. Die EU und die USA müssen einschreiten.“

Med­wet­chuks Fazit: „Die Ukraine hat den Status eines EU-Bei­tritts­kan­di­daten erhalten. Zu den Vor­aus­set­zungen für einen Bei­tritt zählen Rechts­staat­lichkeit und Fort­schritte im Kampf gegen die Kor­ruption. Krieg hin, Krieg her – davon ist ins­gesamt nichts zu sehen.“


Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog von David Berger www.philosophia-perennis.com