Neben dem anthropogenen Anteil von CO
2 gibt es noch einen natürlich entstehenden Anteil. So unterliegt Kohlendioxid Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und Atmosphäre. Ozeane nehmen CO
2 auf, CO
2 wird durch Vulkane freigesetzt, Algen nehmen CO
2 durch Photosynthese auf, Bakterien zersetzen abgestorbene Pflanzen und setzen dadurch wieder CO
2 frei. Für das Pflanzenwachstum würde sich die Reduktion des CO
2-Anteils in der Luft negativ auswirken. Pflanzen würden von einem Anstieg des CO
2-Gehalts in der Luft profitieren, sie würden besser wachsen, bräuchten dann aber mehr Wasser. Für Pflanzen scheint sogar eine Verdopplung des CO
2-Anteils in der Luft noch möglich. Geologische Untersuchungen an Eiskernen haben gezeigt, dass Kohlendioxid nicht die treibende Kraft für die Temperaturentwicklung in der Vergangenheit war. Die Temperaturen haben sich vielmehr unabhängig voneinander entwickelt. Große Kohlenstoffspeicher sind die Atmosphäre, Ozeane, Gesteine und die Biosphäre. Bei der Verbrennung entlässt Erdgas die geringste Menge Kohlendioxid in die Atmosphäre, Braunkohle setzt die doppelte Menge frei. Neben der Brandrodung zur Schaffung neuer Ackerflächen spielt auch die Kultivierung der Moore eine große Rolle bei der Kohlendioxiderzeugung. Mehr als 50 % des von Menschen produzierten Kohlendioxids werden in den Ozeanen und den Wäldern der Nordhemisphäre gebunden.
Ist die Klimawissenschaft eine Wissenschaft?
Gewissheit und Wahrheit sind verschiedene Dinge. Für den Status einer Aussage ist deren allgemeine Akzeptanz oder Ablehnung irrelevant – alle Menschen können sich irren. Eine Aussage ist entweder wahr oder sie es nicht. Der Status einer falschen Aussage ändert sich nicht, wenn viele oder sogar alle sie für eine wahre Aussage halten. Der Geltungsbereich empirischer Aussagen ist die Realität und wird durch die Korrespondenz mit der Realität festgelegt. Aussagen können mit der Methode der Epistemologie überprüft werden, d. h. durch Falsifizierung und Verifizierung, und so (subjektive) Meinungen von (objektiver) Erkenntnis abgegrenzt werden. Tatsachen besitzen einen „Wahrheitswert“. Tatsachen sind entweder wahr oder unwahr. Aussagen ohne „Wahrheitswert“ sind Meinungen. Sie sind inhaltsleere Behauptungen. Die Aussage „Jetzt sind es 20 Grad“ besitzt einen „Wahrheitswert“ und lässt sich relativ leicht widerlegen (falsifizieren) bzw. überprüfen (verifizieren). Was man braucht, ist ein Thermometer und eine Skalenkonvention (z. B. nach Celsius, Fahrenheit oder Kelvin). Doch wie kann die Wahrheit oder die Falschheit von Aussagen über die Zukunft festgestellt werden? Wie will man diese Theorien falsifizieren und verifizieren? Wenn die Wahrheit einer Aussage – im Sinne der zutreffenden Darstellung – missachtet und durch Konsens ersetzt wird, dann geht auch bald die Freiheit verloren, sowohl die des Menschen allgemein als auch die der Wissenschaft im Besonderen.
Wo die Universitäten zur Leibgarde werden und die Gelehrten sich eifrig in einer ‚wissenschaftlichen Front’ aufreihen, sind die Tore für den Einzug der Barbarei geöffnet,“ Ludwig von Mises (2023): Allmächtiger Staat, S. 41.
Seit Urzeiten wandelt sich das Klima in regelmäßigen und unregelmäßigen Zyklen. Einige Ursachen dafür sind bekannt, wie jedoch die Ursachen zusammenwirken oder welche kombinierten Ursachen zu einem bestimmten Zeitpunkt auftreten werden, ist nicht bekannt. Niemand kann auch nur ansatzweise zuverlässig vorhersagen, wie das globale Klima in einem oder mehreren Jahrzehnten aussehen wird, geschweige denn, ob die Auswirkungen, für welche Region auch immer, positiv oder negativ sein werden. Niemand hat bewiesen, dass menschliche Aktivitäten den Klimawandel zum Guten oder zum Schlechten verursachen, und – für das Argument – falls man das für möglich hielte, welche Aktivitäten welchen Einfluss haben. Klimaänderungen sind keineswegs ausschließlich durch Schwankungen der Treibhausgaskonzentration in der Erdatmosphäre ausgelöst worden. Dementsprechend sind alle Behauptungen, dass die CO2-Emissionen des Menschen die Ursache für den Klimawandel seien oder dass eine solche Bedrohung bestehe, nicht bewiesen.
Ökonomische Betrachtungen: Wer essen will, muss auch etwas produzieren
Wie würde sich die Deindustrialisierung auf Deutschland auswirken? Sofern die Produkte nicht gänzlich verboten werden und Nachfrage danach weiterhin existiert, werden die zuvor in Deutschland produzierten Produkte dann in anderen Ländern produziert. Die CO2-Emission dafür, ggf. unter Verstromung von Braun- statt Steinkohle oder Kernkraft, fällt in einem anderen Land an. Die Großunternehmen verlagern ihre Produktion und ihre Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ins Ausland. Die Investitionen und der Firmensitz liegen im Ausland, die Abschreibungen geschehen im Inland. Die anderen Unternehmen gehen nicht insolvent, sondern „sie hören nur auf, zu verkaufen“. Deutschland ist jedoch ein überwiegend industriell geprägtes Land, seine Bevölkerung lebt zu einem großen Teil von importierten Lebensmitteln und importierten Rohstoffen. Es muss diese Importe durch den Export von Fertigwaren bezahlen, die es hauptsächlich aus importierten Rohstoffen herstellt. Die Effizienz der industriellen Produktion zu gefährden, ist gleichbedeutend mit der Gefährdung der Lebensgrundlage. Die Deindustrialisierung geht folglich mit einer Senkung des Lebensstandards einher. Autarkie führt ebenso zu Wohlstandsverlust wie die Verschrottung von noch funktionsfähigen Industrieanalagen. Die Zerstörung von knappen Ressourcen führt gesamtwirtschaftlich gesehen zu Wohlstandsverlust. Dies legte schon Frédéric Bastiat in „Was man sieht und was man nicht sieht“ anschaulich dar. In einem Land, das nichts produziert, wird sich die Rente für die zukünftigen Rentner trotz jährlichem Rentenbescheid doch nicht als sicher erweisen, denn eine Rente wird immer aus der laufenden Periode gezahlt. Nur wenn die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft erhalten bleibt, lassen sich zukünftige private oder gesetzliche Rentenleistungen durch Arbeit finanzieren.
Die politisch Verantwortlichen kennen als „Lösung“ nur John Maynard Keynes[4] (1883 – 1946), d. h. den Staat, und sie werden versuchen, die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands durch Eingriffe in den Markt zu lösen, seien sie preispolitischer Art (Höchst- und Mindestpreise) oder produktpolitischer Art (Zölle und Regulierungen). Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel. Wer aber das Problem nicht versteht, kann es auch nicht lösen. Ihre Problemlösungsversuche werden daher in einem grandiosen Misserfolg enden. Ihr Interventionismus unterliegt einem intellektuellen Fehler, denn ihm liegt der Glaube zugrunde, dass sie klüger sind als ihre Untertanen und dass die Herrschenden daher besser als die Untertanen selbst wissen, was den Beherrschten nützt. Die Regierung greift zugunsten unrentabler Industrien in den Markt ein, sie tut dies zu Lasten von Verbrauchern von Produkten von rentableren Industrien und spaltet das Land in Subventionszahler und Subventionsempfänger. Lässt die Regierung von ihren Interventionen nicht ab, führt dies über die Interventionsspirale zum Sozialismus.
Deren Kritiker stellen stattdessen eine einfache Frage: Sind die vorgeschlagenen Mittel geeignet, um die angestrebten Ziele zu erreichen?
Dass sich das Klima ändert, ist eine Banalität. Die Menschen haben die Klimaänderungen schon immer wahrgenommen und entsprechend reagiert. Sie haben nur zwei Optionen: das politische Mittel oder das ökonomische Mittel. Entweder Sozialismus (Befehl) oder Kapitalismus (Markt), ein Mittelding gibt es nicht. Im Sozialismus verfügt der Staat über den Einsatz der Produktionsmittel. Der „Unternehmer“ mag zwar formell Eigentümer sein, aber die Regierung hat Verfügungsmacht über sein Eigentum.
Die Regierung und nicht die Verbraucher bestimmen, was produziert wird. Dabei handelt es sich um Sozialismus getarnt als Kapitalismus. Einige äußeren Merkmale der kapitalistischen Marktwirtschaft werden beibehalten, aber sie bedeuten etwas komplett anderes als in einer echten Marktwirtschaft.[5]
Die Sozialisten wollen in Deutschland die Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie elektrifizieren. Ohne Erdgas (an der Untersuchung der Sprengungen der Erdgas-Pipelines hat man folglich kein Interesse), ohne die in Deutschland verbotene CO2-Abscheidung[6] und ohne Kernkraft ist dieses Vorhaben unmöglich, denn dies führt unweigerlich in den Staatsbankrott und mit ihm wird auch die EU den Weg allen Irdischen gehen. „Schöpferische Zerstörung“ nennt Schumpeter es, wenn die Gesetze des Marktes wirken und ein Marktteilnehmer aus dem Markt gedrängt wird und die Ressourcen frei macht für etwas Besseres. Der Kritiker weiß:
In der Wissenschaft gibt es nur ein sicheres Mittel für den endlichen Sieg einer Idee: dass man jede gegnerische Richtung sich vollständig ausleben lasse.[7]
Energie ist ein knappes Gut. Der Knappheitsanzeiger für knappe Güter ist der Preis. Er bildet sich durch Angebot und Nachfrage. Für den Käufer des Gutes ist das abgegebene Geld weniger wert als das empfangene Gut, für den Verkäufer ist das empfangene Geld mehr wert als das abgegebene Gut. Beide Tauschpartner stehen sind nach dem Tausch besser. Indem jeder Mensch mit anderen Menschen interagiert, initiiert er einen Prozess der Koordination, in dem stillschweigendes, praktisches und verstreutes Wissen kontinuierlich geschaffen, entdeckt und zwischen Menschen übertragen wird. Der Kapitalismus ist ein Wissens- und Wohlstandsgenerator. Ludwig Erhard – Bundesminister für Wirtschaft und studierter Ökonom – startete diesen Generator in Deutschland neu, indem er die Preisbindung abschaffte und somit die Preise frei gab. Freier Handel, die Achtung von Eigentum und der Grundsatz, dass Verträge zu halten sind, ist eine Medizin, die immer wirkt. Das süße Gift des Sozialismus dagegen kennt keine Preise, denn er verfügt nicht über das dafür erforderliche Wissen. Der Sozialismus tötet den Patienten und führt unweigerlich in den Bankrott. Freiheit oder Untergang, das sind die Alternativen.
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[1] Interessenten am CO2-Würfel wenden sich bitte an co2wuerfel@gmail.com.
[2] Quelle: https://ourworldindata.org/co2-emissions
[3] Vgl. Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning (2021): Unerwünschte Wahrheiten, S. 10.
[4] Der im Übrigen vom Wirtschaftsprogramm der Nationalsozialsten begeistert war! Vgl. Ludwig von Mises (2022): Allmächtiger Staat, S. 21.
[5] Ludwig von Mises (2022): Allmächtiger Staat, S. 107.
[6] Bei der CO2-Abscheidung wird das bei der Stromerzeugung durch Gas oder Kohle anfallende CO2 direkt an den Kraftwerken abgeschieden, aufbereitet, komprimiert und zu einer Speicherstätte transportiert.
[7] Carl Menger, zitiert in Ludwig von Mises (2014): Erinnerungen, S. 22.
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Burkhard Sievert engagiert sich als Sektionsleiter in der Atlas Initiative. Er hat von Anthony de Jasay die Bücher Der Gesellschaftsvertrag und die Trittbrettfahrer, Gegen Politik sowie Der Indische Seiltrick übersetzt und das Buch Liberalismus neu gefasst wiederaufgelegt. Kürzlich legte er das Buch Allmächtiger Staat als deutsche Übersetzung von Ludwig von Mises Omnipotent Government vor.
Quelle: misesde.org
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