Bildschirmfoto ukrainischer Friedhof vom Beitragsvideo

Unter­drü­ckung als west­licher Wert? Das Spra­chen­ver­bots­gesetz in der Ukraine war eine Kriegsursache

Haben Sie es geglaubt?

Die Geschichte vom bösen Russen, der über den reiner als reinen Ukrainer her­fällt und ein Land in den Krieg stürzt?
Die Geschichte des unpro­vo­zierten Überfalls.
Die Geschichte von den west­lichen Werten, die gegen einen Durch­marsch der roten Armee-Horden ver­teidigt werden müssen?
Die Geschichte der soli­da­ri­schen Hilfe west­licher Steu­er­zahler, mit der Flücht­linge aus der Ukraine und Waffen für die Ukraine finan­ziert werden, eine „soli­da­rische Hilfe“, die Rüs­tungs­kon­zerne und Regie­rungs­mit­glieder der Ukrai­ni­schen Regierung gemästet hat?

Schon aus der COVID-19 Kam­pagne der west­lichen Regie­rungen ist bekannt, dass west­liche Werte offen­kundig Frei­heits­be­raubung, Zwangs­maß­nahmen, Besei­tigung von Mei­nungs­freiheit und Miss­brauch des Rechts­staats, um staat­liche Über­griffe auf Bürger, die sich nicht bevor­munden lassen wollen, zu legi­ti­mieren, umfassen.

Dass die­selben west­lichen Werte die explizite Unter­drü­ckung einer natio­nalen Min­derheit zulassen, ja befördern, aus­ge­rechnet die west­lichen Werte, die im Westen genutzt werden, um noch der letzten Minia­tur­min­derheit Rechte gegenüber der Mehrheit ein­zu­räumen, das ist daher kaum verwunderlich.

Im Zeit­alter der poli­ti­schen Bigot­terie wäre alles andere als Bigot­terie verwunderlich.

Ein Symbol der sys­te­ma­ti­schen Unter­drü­ckung der rus­sisch-spre­chenden Min­derheit in der Ukraine durch die Zel­ensky-Clique ist das Spra­chen­ver­bots­gesetz vom 5. Mai 2019.

Thomas Mayer sieht darin eine der Ursachen für den Krieg, den die Ukraine seit Monaten ver­loren hat [deshalb hört man in west­lichen Medien so wenig davon – was wurde eigentlich aus den Wun­der­waffen-Leo­parden der Ukrai­ni­schen Armee?].


Das Spra­chen­ver­bots­gesetz in der Ukraine war eine Kriegsursache

von Thomas Mayer

Es gibt mehrere Schlüs­sel­fak­toren für den Ukraine-Krieg. Diese werden aber von den Main­stream-Medien ver­schwiegen, was der Kriegs­pro­pa­ganda dient. Dazu gehört das ukrai­nische Spra­chen­ver­bots­gesetz von 2019. Mit dem Verbot der rus­si­schen Sprache im öffent­lichen Leben ver­hin­derte die natio­na­lis­tische Kiewer Regierung eine fried­liche Lösung des seit 2014 lau­fenden Donbass-Krieges. Die weitere Eska­lation bis zum heu­tigen Ukraine-Krieg war damit vor­pro­gram­miert. Die EU und die NATO unter­stützte das.

In der alten Ukraine sprachen etwa 30 Prozent der Ein­wohner Rus­sisch als Mut­ter­sprache. Im täg­lichen Gebrauch wurde Rus­sisch noch viel häu­figer ver­wendet. Im Osten der Ukraine und im Donbass ist Rus­sisch die Haupt­sprache. Ukrai­nisch und Rus­sisch sind ver­wandte sla­wische Sprachen, unter­scheiden sich aber deutlich, ver­gleichbar mit Spa­nisch und Portugiesisch.

Es gibt in Europa einige Staaten mit meh­reren unab­hän­gigen Sprachen, die dort Amts­sprachen sind und an Schulen unter­richtet werden. In der Schweiz sind das: Deutsch, Fran­zö­sisch, Ita­lie­nisch und Räto­ro­ma­nisch. In Belgien: Fran­zö­sisch, Flä­misch und Deutsch. Und in Irland: Eng­lisch und Irisch (Gälisch).

Ohne die Achtung und aktive Unter­stützung der jewei­ligen Sprachen wären diese Staaten längst gespalten und aus­ein­an­der­ge­fallen. In Belgien würde es einen Bür­ger­krieg geben, wenn die Walonen die Flamen zwingen würden, Fran­zö­sisch zu sprechen. In der Schweiz würden die fran­zö­sisch­spre­chenden Wel­schen sich von den deutsch­schweizer Kan­tonen trennen, wenn diese auf die Idee kämen, im Welschland Fran­zö­sisch zu unter­drücken. Für das schweizer Emp­finden wäre das eine völlig absurde und undenkbare Idee. Dort ist man stolz auf die Sprachenvielfalt.

In der Ukraine ist das ganz anders. Am 5. Mai 2019 trat das Spra­chen­ver­bots­gesetz in Kraft, das Rus­sisch aus dem öffent­lichen Leben verdrängte.

Damit hatten die ukrai­ni­schen Natio­na­listen, die durch den Staats­streich am 22. Februar 2014 in Kiew die wich­tigsten Regie­rungs­ämter besetzten, eines ihrer Ziele erreicht. Schon am Tag nach dem Putsch, dem 23. Februar 2014, setzte das Kiewer Par­lament das damals bestehende Gesetz über Regio­nal­sprachen außer Kraft. Dieses Gesetz räumte der rus­si­schen Sprache in den Gebieten, in denen mehr als zehn Prozent der Ein­wohner Rus­sisch als ihre Mut­ter­sprache angaben, den Status einer zweiten Amts­sprache ein. Die Abschaffung dieses Gesetzes war ein klares Statement, worum es beim Maidan-Putsch ging. Die Ver­drängung des Rus­si­schen, also eine „eth­nische Säu­berung“, war den Natio­na­listen am wichtigsten.

Die Vor­ge­schichte des Spra­chen­ver­bots­ge­setzes und dieses selbst habe ich in dem Buch „Wahr­heits­suche im Ukraine-Krieg – um was es wirklich geht“ aus­führlich geschildert.

Das Gesetz ist eng­ge­druckt 30 Seiten lang und büro­kra­tisch kom­pli­ziert. Die Rege­lungen betreffen alle Lebens­ge­biete. Es gibt eine offi­zielle Über­setzung ins Eng­lische auf der Web­seite des Kiewer Par­la­mentes. (zakon.rada.gov.ua/laws/show/en/2704–19#Text)

Das Gesetz ver­langt die Ver­wendung der ukrai­ni­schen Sprache im öffent­lichen und geschäft­lichen Leben. Das heißt: Nur in rein pri­vaten Gesprächen und bei reli­giösen Riten darf noch Rus­sisch gesprochen werden. Auch in rus­sisch spre­chenden Regionen ist es Ver­wal­tungen und Behörden ver­boten Rus­sisch zu ver­wenden. Im Wahl­kampf ist es pro-rus­si­schen Par­teien und Kan­di­daten ver­boten Werbung auf Rus­sisch zu machen. In den Schulen und Uni­ver­si­täten ist Ukrai­nisch die Unter­richts­sprache, alle Prü­fungen finden in Ukrai­nisch statt. In der Grund­schule dürfen rus­sisch spre­chende Kinder „in geson­derten Gruppen“ neben Ukrai­nisch auch noch in Rus­sisch unter­richtet werden. Die ukrai­ni­schen Mut­ter­sprachler lernen aber kein Rus­sisch mehr. Und nach der Grund­schule gibt es nur noch Ukrai­nisch. Das Spra­chen­ver­bots­gesetz regelt die Aus­merzung des Rus­si­schen in Wis­sen­schaft, Kultur, Filmen, Kinos und Medien. Auch die Com­pu­ter­software, Web­seiten und Seiten in sozialen Netz­werken müssen in ukrai­ni­scher Sprache sein. Im Gesetz gibt es sei­ten­lange Rege­lungen für alle Fälle des gesell­schaft­lichen Lebens. In allen Unter­nehmen, Ein­rich­tungen und Arzt­praxen muss Ukrai­nisch mit den Kunden gesprochen werden. Über eine Bedienung in Rus­sisch kann sich der Kunde beschweren, es drohen dann Geld­strafen. Nur auf aus­drück­lichen Wunsch des Kunden darf dieser in einer anderen Sprache als Ukrai­nisch bedient werden.

Diese Rege­lungen greifen tief in das zwi­schen­mensch­liche Leben ein. Die Men­schen werden vom ukrai­ni­schen Staat bis in die feinsten Fasern ihres Lebens bevor­mundet. Überall ist Ukrai­nisch vor­ge­schrieben, nur noch in der Familie, unter Freunden oder in der Kirche darf man so sprechen, wie man selbst möchte.

Zur Durch­setzung dieses Gesetzes wurden Spra­chen­kom­missare ein­ge­setzt. Für eine Miss­achtung fallen Strafen in Höhe eines Monats­lohnes an.

Die größte Oppo­si­ti­ons­partei „Plattform für das Leben“ – die 2019 noch nicht ver­boten war – kri­ti­sierte das Gesetz scharf als „erneuten Versuch, die Gesell­schaft entlang der Sprache zu spalten.“ In einer Erklärung, die auf der Web­seite der Partei ver­öf­fent­licht wurde, hieß es: „In der Ukraine werden die Rechte ein­zelner rus­sisch­spra­chiger Bürger und ganzer Gemein­schaften mit Füßen getreten. Die Regierung miss­achtet unver­hohlen die Normen der Ver­fassung, die die Rechte aller Bürger des Landes schützt, unab­hängig von ihrer eth­ni­schen Zuge­hö­rigkeit, poli­ti­schen Ansichten und Religion.“

Die „Plattform für das Leben“ – wie gesagt damals größte Oppo­si­ti­ons­partei – wurde in den fol­genden Jahren von der Kiewer Regierung schi­ka­niert, par­teinahe Sender und Medien ver­boten, füh­rende Poli­tiker ver­haftet, bis die Partei dann 2022 ganz ver­boten und alles Ver­mögen beschlag­nahmt wurde.

Den EU-Regie­rungen war das ras­sis­tische Spra­chen­gesetz natürlich bekannt. Die Venedig-Kom­mission des Euro­parats wertete das Gesetz in ihrem Bericht vom 9. Dezember 2019 als „Verstoß gegen das Prinzip der Nicht-Dis­kri­mi­nierung“. (www.venice.coe.int/webforms/documents/default.aspx?pdffile=CDL-AD(2019)032‑e#page=11)

Pas­siert ist nichts, es gab keinen poli­ti­schen Protest oder gar die Ein­stellung von Zah­lungen und Waf­fen­lie­fe­rungen seitens der EU. Statt­dessen unter­stützten die EU und NATO den Ras­sismus in der Ukraine mit sehr großem Aufwand poli­tisch, finan­ziell und mili­tä­risch. Denn in der Ukraine würden ja die „west­lichen Werte“ verteidigt.

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Es ist erschre­ckend fest­zu­stellen, wie gut die Des­in­for­mation der Main­stream-Medien funk­tio­nierte. Über das Spra­chen­verbot wurde einfach nicht berichtet. Deshalb weiß kaum jemand davon. Auf diese Weise wurde einer der wesent­lichen Kriegs­gründe ver­schwiegen. Statt­dessen eta­blierten die Main­stream-Medien die Sprach­re­gelung des „unpro­vo­zierten Angriffs­krieges Russ­lands“ und brannten dies durch ständige Wie­der­holung ins öffent­liche Bewusstsein ein. Solche hyp­no­ti­sie­rende Kriegs­pro­pa­ganda kann nur durch klares Denken und darüber sprechen wieder auf­gelöst werden.

Mit dem 2019 mitten im Donbass-Krieg beschlos­senen Spra­chen­ver­bots­gesetz wurde eine fried­liche Lösung des Donbass-Krieges zu Grabe getragen. Dieses Gesetz signa­li­sierte, dass es mit Kiew keinen Frieden und keine Einigung geben wird. Die Kiewer Macht­haber zeigten den rus­si­schen Ein­wohner der beiden abge­spal­tenen Donbass-Volks­re­pu­bliken, dass sie deren Sprache ver­bieten und sie zu Bürgern zweiter Klasse degra­dieren wollen. Damit hatte Kiew das 2015 unter­zeichnete Minsker Abkommen de facto beerdigt. Das Minsker Abkommen sah für die beiden Donbass-Repu­bliken einen auto­nomen föde­ralen Status mit kul­tu­rellen und wirt­schaft­lichen Rechten vor, eben auch mit dem Recht auf die Benützung der eigenen Sprache. Das wäre die Frie­dens­lösung gewesen. Doch Kiew und auch die NATO-Staaten und EU waren daran nicht inter­es­siert. Damit war die weitere Kriegs­es­ka­lation vorprogrammiert.


Zuerst erschien der Artikel hier: ScienceFiles.org