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Halbe: Polizei räumt ver­meintlich »rechts­extreme« Kerzen von Kriegs­gräbern ab — Ganz »mutiger« Polizeieinsatz

Auf dem Wald­friedhof wurden tau­sende Grab­kerzen von der Polizei ent­fernt, dar­unter auch viele Kerzen einer pri­vaten Initiative. Jetzt ent­schul­digte sich ein Poli­zei­sprecher für die Pie­tät­lo­sigkeit. Die Kerzen wurden zu Weih­nachten auf­ge­stellt, ein »Aufruf« einer rechts­extremen Partei soll der Grund für den mutigen Poli­zei­einsatz gewesen sein.

Wie die »Mär­kische All­ge­meine« berichtete, soll angeblich eine rechts­extreme Partei im Internet auf­ge­rufen haben, auf meh­reren Sol­da­ten­fried­höfen »ein Zeichen zu setzen« und Kerzen auf­zu­stellen. Angeb­liche »Rechts­extreme« nutzten Orte wie den Wald­friedhof in Halbe für das soge­nannte Hel­den­ge­denken an gefallene deutsche Sol­daten im Zweiten Welt­krieg, heißt es in den Beitrag.

Nun war es aller­dings bereits bis jetzt üblich, dass Kerzen auf Sol­da­ten­fried­höfen auf­ge­stellt wurden. Wie unter­scheidet man somit ein »nor­males« von einem »rechts­extremen« Grab­licht? Die Antwort: Die Menge macht es aus! Und deshalb habe man bei Kon­trollen in Halbe und Spremberg dar­aufhin fest­ge­stellt, dass mehr Kerzen als üblich auf­ge­stellt worden seien, sagte Poli­zei­sprecher Maik Kettlitz der genannten Zeitung. Besonders ver­werflich: Es seien auch Blu­men­ge­stecke mit schwarz-weiß-roten Schleifen nie­der­gelegt worden.

Die Polizei wertete das im Zusam­menhang mit dem als rechts­widrige Aktion und ver­weist auf das Ver­samm­lungs­verbot für Kriegs­grä­ber­stätten in Bran­denburg. Dagegen sei ver­stoßen worden, weil »mut­maßlich mehrere Per­sonen die vielen Kerzen auf­ge­stellt hätten«. Es müssten, um diesen Verstoß zu begehen, keine Redner oder Zuhörer vor Ort sein, so die Polizei.

Richtig! Die Kli­makleber, die sich mitten auf Straßen zu »ver­sammeln« pflegen, halten dort auch keine Reden. Und deshalb habe man sich offen­sichtlich analog dazu nicht auch beim Ker­zen­auf­stellen zu ver­sammeln. Man behindere da zwar nie­manden, aber »irgendwie« macht man sich dabei doch ver­dächtig. Im »Kampf gegen Rääächts« ist somit immer und überall jeg­liche Vor­sicht geboten.

Deshalb seien alle Kerzen, Kränze und Tafeln ent­fernt worden. Was die Polizei zu dem Zeit­punkt laut Kettlitz nicht wusste und erst aus der MAZ erfuhr: Eben­falls zu Weih­nachten rief eine private Initiative zum Gedenken an die Kriegs­toten auf. Die Aktion findet schon seit Jahren statt, wie ein Mit­in­itiator der MAZ sagte.

Wurde da am Ende zu wenig recher­chiert? Sollte man nicht, um in Zukunft ähn­liche Ver­wechs­lungen zu ver­meiden, einen Grab­licht-Beauf­tragten instal­lieren, der zwi­schen guten und bösen Geden­kenden zu unter­scheiden vermag und dann aktiv wird? Man könnte auch die Friedhöfe mit Video­ka­meras über­wachen, um im Ver­dachtsfall rasch ein­zu­schreiten und gemeinsam mit Psy­cho­logen die Hin­ter­grund-Moti­vation eines Ker­zen­auf­stellers fest­stellen. Hat so jemand bloß getrauert oder wollte er am Ende gar das Dritte Reich per Ker­zen­auf­stellen wie­der­errichten? Sind zu viele Trau­ernde zeit­gleich am Friedhof? Liegt da etwa eine »Ver­sammlung« vor? Wer sind die? Was reden die? Und was denken die?

Zurück in den real exis­tie­renden Anti­fa­schismus: Für dieses Jahr wurden erstmals LED-Kerzen ver­wendet, die dank Spenden beschafft werden konnten. 5500 Kerzen wurden allein in Halbe auf Gräber gestellt. Sie sollten am 29. Dezember wieder ein­ge­sammelt werden. Die Aktion der Polizei löste bei der Initiative Ent­setzen aus, berichtet ein Betrof­fener. »Uns geht es um ein wür­diges Gedenken an Sol­daten und an zivile Opfer, nicht um Politik«, sagte er.

»Es tut uns leid, dass wir auch die Kerzen ent­fernt haben, die berechtigt auf­ge­stellt wurden«, sagte der Poli­zei­sprecher am Montag. Er bat zugleich um Ver­ständnis. Es habe sich nicht unter­scheiden lassen, welche Kerzen zur »nicht erlaubten Ver­sammlung« gehörten. Deshalb seien alle ent­fernt worden. (Anm. der Redaktion: Wer das oben von uns Geschriebene irgendwie als iro­nisch auf­fasste, muss leider fest­stellen, dass dem offen­sichtlich doch nicht so ist. Wir haben es mit einer Real­satire zu tun!)

Die Polizei will der pri­vaten Initiative die Kerzen zurück­geben, sie wurden in einem Con­tainer gesammelt. »Wir bitten die Initiative, mit uns Kontakt auf­zu­nehmen«, sagte Kettlitz. Es gehe auch um künftige Absprachen. So sollen, um Ver­wechs­lungen im Vorfeld zu begegnen, sicher­heits­halber Blu­men­ge­stecke nicht mit schwarz-weiß-roten Schleifen ver­sehen werden, sondern seien mit Schleifen in den Regen­bo­gen­farben aus­zu­statten, so die Polizei.

Zuerst erschienen bei Unser Mitteleuropa