Bild: Bildschirmfoto YT-Video

Buch­händ­lerin Susanne Dagen aus Dresden: „Ich bin in einer Branche ansässig, die ich als voll­kommen ver­blödet bezeichnen muss“ (Video)

Seit dreißig Jahren führt Susanne Dagen ihr „Buchhaus Loschwitz“ in Dresden, sie orga­ni­siert Lite­ratur-Ver­an­stal­tungen, Lesungen und will im November in Halle an der Saale sogar eine alter­native Buch­messe „Sei­ten­wechsel“ auf die Beine stellen. Ein Ener­gie­bündel für Lite­ratur, Bücher und Lesen ohne Berüh­rungs­ängste und mit deut­licher Aus­sprache. Im Gespräch bei „Schuler! Fragen, was ist“ rechnet sie auch mit der poli­ti­schen Agenda ihrer eigenen Branche ab.

Das ganze Interview sehen Sie hier:

„Ich bin mitt­ler­weile in einer Branche ansässig, die ich frank und frei als voll­kommen ver­blödet bezeichnen muss. Ver­blödet insofern, als sie nicht mehr unab­hängig, weder geistig noch unter­neh­me­risch frei agiert“, sagt Dagen. Wenn etwa Bücher, die selbst in der Spiegel-Best­sel­ler­liste ganz vorn ran­gieren, von Buch­hand­lungen nicht aus­gelegt werden, weil der Inhalt nicht ins Weltbild des Buch­händlers passt, dann stimme etwas nicht. Sie jeden­falls lasse sich den Umsatz nicht ent­gehen und betrachte sich auch nicht als „Zensor“ der Kunden.

„Voll­kommen absurd und auf den Kopf gestellt“

Dass Buch­händler lieber Ein­bußen hin­nähmen, als Kun­den­wünsche zu erfüllen, begründet sie mit anderen Ein­nah­me­quellen. „Das liegt daran, wenn ich auf der anderen Seite finan­ziell gepampert werde, zum Bei­spiel mit dem Deut­schen Buch­hand­lungs­preis oder mit allen mög­lichen anderen För­der­instru­menten, die auch der Kul­tur­po­litik zur Ver­fügung stehen, dann muss ich auch keinen Umsatz mehr machen mit dem Kunden, der vor mir steht. Das ist alles voll­kommen absurd und die Dinge sind eigentlich auf den Kopf gestellt.“

 

Buchhändlerin Susanne Dagen im Gespräch mit Ralf Schuler
Buch­händ­lerin Susanne Dagen im Gespräch mit Ralf Schuler

Im Buchhaus Loschwitz ist das anders. „Jeder, der zu uns in die Buch­handlung kommt, sieht, dass wir erst mal keine poli­tische Agenda vor uns her tragen. Wir sind ein Ort, der vor allen Dingen besucht wird von Leuten, die gerne ihre Freizeit dort ver­bringen, direkt am Elbufer. Es ist idyl­lisch gelegen, aber man sieht natürlich Bücher aus nor­malen Main­stream­ver­lagen, vor­nehmlich Sach­bücher, die sich mit Bio­grafien von Per­sön­lich­keiten beschäftigen.“

Die Auto­bio­grafie von Kanz­lerin a.D. Angela Merkel (CDU) war aller­dings kein Renner, sagt Dagen. „Die würde wie Blei bei mir liegen. Ich habe genau zwei Exem­plare bestellt für Kunden. Im Übrigen ohne irgendwie die Augen­braue hochzuziehen.“

Das ganze Interview mit Susanne Dagen finden Sie hier.