„In den Jahren 1945 bis 1947 wurden mehrere Millionen Menschen aus ihren Heimatländern vertrieben. Diese ethnischen Säuberungen zählen zu den größten der Geschichte. Darüber sprechen die Bewunderer des ‚europäischen Wunders‘ nur selten …“
Keith Lowe (britischer Historiker)[i]
Millionen Deutsche mussten auf dem Landweg aus Ost- und Westpreußen und zudem aus Schlesien, Pommern und dem Sudetenland, Böhmen, Mähren, Siebenbürgen, Banat sowie der Wojwodina vor dem Feind flüchten.
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Die Kolonne aus Treckwagen mit den in Decken eingehüllten hohlwangigen, müden und abgespannten Menschen zog teilnahmslos an den Kollateralopfern vorbei. Überwiegend Frauen mit schmuddeligen Kopftüchern, die zu Fuß gingen, das Unglück am Rande der Fahrspur ignorierend. Mit eigenen Sorgen und Nöten geplagt oder weil der Tod längst seinen Schrecken verloren und sie abgestumpft hatte. Nur ab und zu schenkten sie den Kinderleichen einen verstohlenen Blick.

Dann zwangen sich die Trauernden dazu, sich wieder in den endlosen Zug der Verdammten einzureihen, um den Leidensweg fortzusetzen. Vollkommen bewusst darüber, dass die gleißend weiße Fläche keinerlei Schutz vor feindlichen Angriffen bieten würde. Diese allgegenwärtige Gefahr schwebte zusätzlich wie ein Damoklesschwert über ihren Häuptern.
Wenn die großen Flocken aus den dicken, grauen Wolken rieselten, fielen sie so dicht, dass die markierte Strecke oft nur zu erahnen war. Zudem trieb der frostige Nordostwind den Flüchtlingen messerscharfe Kristalle in die Gesichter, während die Schneewand das fahle Winterlicht wie ein Schwamm aufsog.
Viele Treckwagen blieben nun stecken, kamen vom sicheren Weg ab, kippten um oder brachen im Eis ein. Mitunter gab es Stellen, an denen die Eisfläche nur wenige Zentimeter dick war und deshalb sofort nachgab, um Menschen, Tiere und Gespanne in die bitterkalte, dunkle Tiefe der Ostsee zu ziehen. Manchmal auch nur bis zur Hälfte, so dass Teile der Verdecke oder gar Pferdeohren grotesk aus dem Wasser herausragten. Hinzu kamen unzählige tückische Wasserlöcher und Eisspalten.
ZEITZEUGE Bruno Polkehn (8 Jahre): „Wir Kinder froren jämmerlich, hatten Hunger und furchtbare Angst. Denn wir sahen, wie Pferdegespanne mit den Menschen darauf im Eis einbrachen, um Hilfe schrien und dann versanken, weil niemand ihnen helfen konnte.“[i]
Verbissen versuchten die Treckfahrer, sich damit zu behelfen, den Fahrspuren des jeweiligen Vorwagens zu folgen. Doch lange ging das nicht gut, weil die Fahrrinnen schnell zuwehten. Dementsprechend vergrößerten sich die Abstände zwischen den einzelnen Gespannen stetig.
Immer wieder passierten die Flüchtlinge erfrorene Leichen zu beiden Seiten der Treckstraße. Darunter Kinder, die man einfach hatte liegenlassen müssen. Ihre steifen Arme, Hände und Füße ragten wie erstarrte Gliedmaßen von Riesenkäfern in das Schneegestöber hinein. Die Gesichter gelb, spitz und so starr wie Marmor mit weit aufgerissenen Augen, die an kalte Murmeln erinnerten und mit halboffenstehenden Mündern als hätten sie noch im Sterben etwas in diese alptraumhafte Welt hinausschreien wollen.
Niemand kümmerte sich darum. Die Strapazen, die jeder Einzelne ertragen musste, waren weitaus schlimmer als das stumme Beklagen des Todes.
Zu den massenhaften Erfrierungen kamen Hunger, Durst und das Übermaß an Anstrengungen hinzu, das viele das Leben kostete. Frauen der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und des Roten Kreuzes verteilten notdürftig mickrige Rationen von kalter Suppe und Brotkanten, um wenigstens dem allgegenwärtigen Hungertod ein wenig zu trotzen. Dagegen schnitten Ausgehungerte aus den verendeten Pferden Fleischstücke heraus. Manche tranken von dem Wasser aus dem Haff, in dem die Toten schwammen. Danach gingen Unzählige von ihnen an diesem Leichenwasser elendig zugrunde. Wiederum andere versuchten, mit Schneewasser Kaffee zu kochen, konnten aber kein Feuer anzünden, weil das Holz zu nass war.

Zum Schneefall wehte ein heftiger Ostwind, der mitunter das Wasser über das Eis trieb. Jene Menschen, die zu Fuß gingen, tasteten sich beim Waten durch Zentimeter hohe Lachen mit den Stöcken vorwärts, vorbei an Wagen, die bereits bis zu den Achsen versunken waren. Nichtsdestotrotz rutschten sie, zumeist nur Halbschuhe tragend, häufig dabei aus, durchnässten sich und mussten sich dann mit triefender Kleidung und schwerfälligen Bewegungen weiterschleppen. Ohnehin waren zumeist die Alten und Armen nicht warm genug angezogen, trugen nur dünne Mäntelchen oder kurze Joppen, also traditionelle Jacken, unzureichendes Schuhwerk und keine Handschuhe. Kein Wunder, dass unzählige von ihnen erfroren. Manch einer stand am nächsten Morgen einfach nicht mehr auf oder wartete apathisch an einen Baumstamm oder einer Böschung angelehnt auf das unwiderrufliche Ende. Und das kam schnell.
Eine ZEITZEUGIN schilderte: „Viele Kinder sind der Kälte zum Opfer gefallen. Die Mütter glaubten sie warm eingepackt, ohne zu ahnen, dass selbst das dickste Bettzeug den menschlichen Körper nur für verhältnismäßig kurze Zeit vor der Kälte zu schützen vermag. Ohne dem Frost direkt ausgesetzt gewesen zu sein, starben sie an Unterkühlung.“ Und weiter: „Die wenigsten dürften wirklich erfroren sein. Aber für Hunderte von Kleinkindern war das allmähliche Absinken der Körpertemperatur um wenige Grad verhängnisvoll geworden. Die Mütter sahen keine andere Möglichkeit, als die Bündel mit den toten Kindern am Wegrand oder in einem nahen Gebüsch abzulegen.“[ii]
Währenddessen wurde das menschliche „Strandgut“, wie es heimlich benannt wurde, immer größer: Mütter mit Schreikrämpfen, die ihre Kinder verloren hatten, andere wiederum mit verwirrtem Geist, die ihre Kleinsten in das eisige Wasser des Haffs warfen.
Ein Mitfahren auf fremden Fuhrwerken – um die Strapazen des Fußmarsches wenigstens ein wenig erträglicher zu machen – war hingegen kaum möglich. Denn dann hätten die Gespannführer aufgrund des zusätzlichen Gewichts Hausrat oder Möbel zurücklassen müssen, was die allermeisten natürlich strikt ablehnten.
Trotz all dieser bereits bestehenden widrigen Zustände verschlimmerte sich die Situation noch. Und es trat das ein, was viele längst befürchteten und deshalb Stoßgebete gen Himmel geschickt hatten, dass dies eben nicht eintreffen möge.
Vergeblich.
Denn sobald es aufklarte, kamen die sowjetischen Tiefflieger, während sich die Leiber der Flüchtlinge wie dunkle Scherenschnitte vor dem verschneiten Eis abhoben.
Jäh, wie aus dem Nichts heraus, zerriss das Brummen ihrer Motoren den Klang des monotonen Wellenschlags der See. Vermischt mit einem Heulen und Jaulen, Rattern und Knattern durch MGs und dem Donnern der abgeworfenen Sprengbomben. Es grollte, donnerte und blitzte über und um die Leidgeplagten herum wie bei einem Gewitter.
ZEITZEUGIN Margarete Kaesler: „Dann kamen plötzlich die russischen Flugzeuge. Sie überflogen den Treck mehrmals und beschossen die Wagen und die Menschen, die darauf waren, mit Bordwaffen. Ein entsetzliches Geschrei von Verängstigten und Verwundeten setzte ein. Es gab viele Tote. Auch Pferde lagen auf dem Eis … Auf dem Eis gab es keinen Schutz, jeder war den russischen Angreifern bedingungslos ausgeliefert.“[iii]

Die Flüchtlinge waren dem Luftterror wehrlos ausgeliefert, konnten mit ihren Trecks nicht ausweichen, weil sie sonst vom sicheren Weg abgekommen und in Eisspalten und Wasserlöcher geraten wären.
ZEITZEUGE Bruno Polkehn, damals selbst noch ein Kind: „Zusätzlich kamen tagsüber noch die russischen Flugzeuge und schossen in die Menschenmenge und auf die Fahrzeuge, obwohl es auf dem Eis überhaupt keinen Schutz für uns gab vor den Geschossen der Flieger. Und dann sprengten sie mit Bomben noch größere Löcher in das Eis, so dass noch mehr Treckfahrzeuge und Menschen in diesen Löchern versanken.“[iv]
Eine andere ZEITZEUGIN: „Die Bomben schlugen Löcher ins Eis und ganze Reihen von Wagen gingen unter. Wir hatten keinen Lebensmut mehr und warteten auf den Tod (…)“[v]
Eine weitere ZEITZEUGIN: „Anna Kosche findet ihre Tochter neben einem umgestürzten Wagen bewusstlos auf dem Eis liegend. Blut läuft ihr aus dem Mund. Später stellten Sanitäter fest, dass sie einen Lungendurchschuss hatte. Sie starb am nächsten Tag auf der Nehrung. Der Sohn blieb verschwunden. Wahrscheinlich war er in ein Eisloch gestürzt und ertrunken. Ihr Mann und ihre Schwägerin überlebten diesen Tag ebenfalls nicht.“[vi]
ZEITZEUGIN Frieda Böhnke (31 Jahre): „Ebenso schlimm waren die Tiefflieger, die in geringer Höhe über die Trecks brausten und mit ihren Bordwaffen auf die Fluchtfahrzeuge und die Flüchtlinge schossen … Auf dem Eis gab es ja überhaupt keinen Schutz gegen Bomben und das Maschinengewehrfeuer der Todesflieger. Wir waren diesen Angriffen völlig schutzlos ausgeliefert. Auf der Eisdecke des Haffs fand eine regelrechte Menschenjagd der Russen statt, auf Frauen, Kinder und alte Menschen, die aus Angst vor den Soldaten der Roten Armee ihre ostpreußische Heimat verlassen mussten.“[vii]________________________________________
HINTERGRUND:
Der US-amerikanische Völkerrechtler und Historiker Alfred-Maurice de Zayas erwähnt diese Kriegsverbrechen ebenfalls: „Was die Szene aber völlig gespenstisch machte, waren die russischen Tiefflieger, die gnadenlos die Flüchtlinge mit Maschinengewehren niedermähten oder das Eis bombardierten, so dass mancher Wagen in den Wassern des Haffs versank. Es war ein unvorstellbarer Kampf gegen die Verzweiflung.“[viii]
Irgendwann hörte das Bombardement vom Himmel auf. Allerdings waren sich die Wehrlosen am Boden darüber klar, dass die russischen Jagdbomber – die sogenannten „Jabos“ –wiederkommen würden. So legte sich lediglich eine trügerische Ruhe über die unwirkliche Szenerie. Niemand von ihnen ahnte, dass im Frühling, nachdem das Eis gebrochen war, das Wasser Tausende von Leichen an den Strand spülen würde …
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QUELLEN: [i] Zitiert nach: Heinz Schön: Flucht aus Ostpreußen 1945 – Die Menschenjagd der Roten Armee, Kiel 2001, S. 266; [ii] Zitiert nach: Egbert Kieser: Danziger Bucht 1945 – Dokumentation einer Katastrophe, Esslingen am Neckar, 1988, S.114; [iii] Zitiert nach: Heinz Schön: Im Heimatland in Feindeshand – Schicksale ostpreußischer Frauen unter Russen und Polen 1945–1948, Kiel 1998, S. 76; [iv] Zitiert nach: Heinz Schön: Flucht aus Ostpreußen 1945 – Die Menschenjagd der Roten Armee, Kiel 2001, S. 266; [v] Zitiert nach: Klaus Rainer Röhl: „Verbotene Trauer – Ende des deutschen Tabus“, München, 2002, S. 154, 155; [vi] Zitiert nach: Egbert Kieser: Danziger Bucht 1945 – Dokumentation einer Katastrophe, Esslingen am Neckar, 1988, S. 102, 103; [vii] Zitiert nach: Heinz Schön: Flucht aus Ostpreußen 1945 – Die Menschenjagd der Roten Armee, Kiel 2001, S. 269; [viii] Alfred M. de Zayas: „Die deutschen Vertriebenen – Keine Täter, sondern Opfer – Hintergründe, Tatsachen, Folgen“, Graz 2006, S. 102–105
Der Artikel ist zuerst bei GuidoGrandt.de erschienen.



























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