Titelbild: Räumlich-zeitliche Muster des Schwarmauftretens für den Zeitraum 2008 bis 2022. Bildnachweis: Langzeitdynamik von Erdbebenschwärmen in der Yellowstone-Caldera.

Studie zeigt zehnmal mehr Beben im Yel­low­stone-Natio­nalpark als frühere Auf­zeich­nungen zeigten

Maschi­nelle Lern­al­go­rithmen, die auf Wel­len­form­daten von 2008 bis 2022 ange­wendet wurden, haben 86.276 Erd­beben unter der Yel­low­stone-Caldera in den USA auf­ge­deckt – etwa zehnmal mehr als bisher auf­ge­zeichnet. Der über­ar­beitete Katalog, der am 18. Juli 2025 in Science Advances ver­öf­fent­licht wurde, wurde von For­schern der Western Uni­versity, der Uni­ver­sidad Indus­trial de San­tander und des US Geo­lo­gical Survey erstellt.

Ein neu erstellter seis­mi­scher Katalog, der auf 15 Jahren Wel­len­form­daten basiert, zeigt, dass die Yel­low­stone-Caldera, eine große vul­ka­nische Senke, die sich über Teile von Wyoming, Idaho und Montana erstreckt, zwi­schen 2008 und 2022 86.276 Erd­beben erlebte.

Dies stellt eine Ver­zehn­fa­chung der bisher bekannten Ereig­niszahl dar und wurde durch die Anwendung fort­schritt­licher Tech­niken des maschi­nellen Lernens und eines regi­ons­spe­zi­fi­schen 3D-Geschwin­dig­keits­mo­dells ermöglicht.

Die am 18. Juli in Science Advances ver­öf­fent­lichte Studie wurde von Bing Li von der Western Uni­versity in Zusam­men­arbeit mit der Uni­ver­sidad Indus­trial de San­tander (Kolumbien) und dem United States Geo­lo­gical Survey (USGS) geleitet.

Es zeigt, wie künst­liche Intel­ligenz die Erken­nungs­raten und die Cha­rak­te­ri­sierung mikro­seis­mi­scher Akti­vi­täten in kom­plexen Vul­kan­re­gionen radikal ver­bessern kann.

Bisher stützte sich die Erd­be­be­n­er­kennung stark auf manuelle Inspek­tionen und tra­di­tio­nelle Algo­rithmen, was den Umfang und die Detail­liertheit der seis­mi­schen Auf­zeich­nungen ein­schränkte. Um diese Ein­schrän­kungen zu über­winden, trai­nierten die For­scher für jede seis­mische Station im Yel­low­stone-Netzwerk ein sepa­rates KI-Modell.

Dieser Ansatz ermög­lichte eine präzise Magni­tu­den­be­stimmung, selbst bei sich über­schnei­denden Schwar­m­ereig­nissen. In Vali­die­rungs­tests konnte das Modell 83 % der zuvor doku­men­tierten Erd­beben wie­der­her­stellen und innerhalb von nur zehn Tagen 855 neue Ereig­nisse iden­ti­fi­zieren. Über 99 % davon wurden als echte Erd­beben bestätigt.

Karte und Quer­schnitte der ver­la­gerten Seis­mi­zität. Bild­nachweis: Lang­zeit­dy­namik von Erd­be­ben­schwärmen in der Yel­low­stone-Caldera, Manuel A. Florez, Bing Q. Li et al.

Mehr als die Hälfte der Erd­beben ereig­neten sich in Form von Schwärmen, also in zeitlich und räumlich gehäuften Abfolgen kleiner Erd­beben, denen typi­scher­weise ein domi­nantes Haupt­beben fehlte.

Diese Schwärme wan­derten durch unreife, sehr raue Ver­wer­fungs­seg­mente und nicht durch reife Ver­wer­fungs­zonen, anders als in seis­mi­schen Regionen wie Südkalifornien.

Die Rauheit wurde mit­hilfe der frak­talen Geo­metrie quan­ti­fi­ziert, einer Methode zur Messung der Selbst­ähn­lichkeit und räum­lichen Unre­gel­mä­ßigkeit seis­mi­scher Aktivitäten.

Sta­tistik gehäufter Seis­mi­zität. Bild­nachweis: Lang­zeit­dy­namik von Erd­be­ben­schwärmen in der Yel­low­stone-Caldera, Manuel A. Florez, Bing Q. Li et al.

Die Analyse ergab, dass Schwärme wahr­scheinlich durch eine Kom­bi­nation aus lang­samer Flüs­sig­keits­wan­derung und plötz­lichen Druck­än­de­rungen in hydro­ther­malen Sys­temen aus­gelöst wurden.

Die dar­un­ter­lie­genden Ver­wer­fungs­struk­turen waren deutlich rauer als jene außerhalb der Caldera, was auf eine aktive Defor­mation entlang der ent­ste­henden Brüche schließen lässt.

Das Framework für maschi­nelles Lernen nutzte außerdem ein drei­di­men­sio­nales seis­mi­sches Geschwin­dig­keits­modell der Kruste des Yellowstone-Nationalparks.

Vielfalt der Schwarm­wan­de­rungs­muster. Bild­nachweis: Lang­zeit­dy­namik von Erd­be­ben­schwärmen in der Yel­low­stone-Caldera, Manuel A. Florez, Bing Q. Li et al.

Dieses Modell half dabei, Erd­beben genau zu loka­li­sieren und ihre Stärke abzu­schätzen, indem es Hete­ro­ge­ni­täten im Unter­grund berück­sich­tigte, die die Aus­breitung seis­mi­scher Wellen beeinflussen.

Die For­scher gehen davon aus, dass die Ergeb­nisse dazu bei­tragen könnten, die Gefah­ren­be­wertung in anderen Vul­kan­re­gionen zu ver­bessern und eine sicherere geo­ther­mische Ent­wicklung zu fördern. Dank bes­serer seis­mi­scher Bild­gebung lassen sich Gebiete, in denen Flüs­sig­keits­be­we­gungen häufig Erd­beben aus­lösen, leichter meiden.

„Indem wir seis­mische Muster wie Erd­be­ben­schwärme ver­stehen, können wir Sicher­heits­maß­nahmen ver­bessern, die Öffent­lichkeit besser über poten­zielle Risiken infor­mieren und sogar die Ent­wicklung geo­ther­mi­scher Energie aus Gebieten mit viel­ver­spre­chendem Wär­me­fluss aus der Gefah­renzone lenken“, sagte Bing Li.

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