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Gedächt­nis­störung durch Corona / SARS-CoV‑2 oder eher Junk Science oder gar Wissenschaftsbetrug?

Wenn Sie schon einmal positiv auf SARS-CoV‑2 getestet wurden, dann steigt ihre Wahr­schein­lichkeit, ver­gesslich zu sein und wenn Sie Long COVID haben oder sich ein­bilden, Long COVID zu haben oder Aller­welts-Sym­ptome haben, die als „Long COVID“ gezählt werden, dann wissen Sie ver­mutlich gar nicht mehr, wer Sie eigentlich sind.

Wir schlagen heute das nächste Kapitel im Buch der Junk Science auf, Gegen­stand ist For­schung, die man Schwie­rig­keiten hat, von Wis­sen­schafts­betrug zu unter­scheiden. Unser Dank gilt einem unserer Leser auf Telegram, der uns auf den fol­genden Text hin­ge­wiesen hat, der auf Fitbook erschienen ist:

Quelle

Was man von diesem Beitrag zu halten hat, wird bereits zu Beginn mit dem fol­genden Absatz deutlich:

„Die Aus­wertung ergab, dass Gedächt­nis­pro­bleme besonders dann auf­traten, wenn die Teil­neh­menden beim Lernen abge­lenkt wurden – ein Problem, das in der Long-Covid-Gruppe deutlich aus­ge­prägter war. Die Pro­banden mit Long Covid schnitten in der Wortpaar-Aufgabe unter Ablenkung signi­fikant schlechter ab als die Kontrollgruppe.“

Der Absatz ist ins­be­sondere peinlich, denn in der Studie, deren Ergeb­nisse hier angeblich beschrieben werden, gibt es KEINE Wortpaar-Auf­gaben. Die Tests sind aus­schließlich visuell und basieren auf 384 Farb­fotos. Und das Ergebnis zu „Long COVID“ hat selbst die Autoren so sehr über­zeugt, dass sie es kurz berichten und dann nicht mehr darauf zurück­kommen, ver­mutlich deshalb, weil die Erhebung von Long Covid über Sym­ptome, die Befragte in einer Online-Studie retro­spektiv berichten, und zwar nicht nur in Auf­treten, sondern in Häu­figkeit eher keine so gute Idee ist, vor allem dann nicht, wenn man Long Covid als Anzahl der Sequelae/Episoden ent­spre­chender Sym­ptome messen will. Abge­sehen davon gibt es in der Studie keine „Kon­troll­gruppe“…

Kurz: Junk.

Der Beitrag in „Fitbook“ inkor­po­riert wesent­liche Teile der Pres­se­meldung der SRH Uni­ver­sität Hei­delberg, also einer FACH­HOCH­SCHULE, die wie­derum fol­gende Sequenz enthält:

„Unter­sucht wurden Per­sonen, die bereits mit SARS-CoV‑2 infi­ziert waren, im Ver­gleich zu einer Kon­troll­gruppe ohne bis­herige Infektion. Die Teil­neh­menden, zwi­schen 18 und 90 Jahren alt, absol­vierten eine Reihe digi­taler Tests, um spe­zi­fische Aspekte ihrer kogni­tiven Leistung zu über­prüfen. Dabei zeigten sich signi­fi­kante Defizite in der soge­nannten mne­mo­ni­schen Dis­kri­mi­nie­rungs­leistung, also der Fähigkeit, ähn­liche Erin­ne­rungen von­ein­ander zu unter­scheiden. Diese spe­zi­fische Gedächt­nis­störung trat unab­hängig von Fak­toren wie Alter, Bildung, Stress oder Depres­si­vität auf. Andere kognitive Fähig­keiten, wie bei­spiels­weise kognitive Fle­xi­bi­lität oder das all­ge­meine Erin­ne­rungs­ver­mögen, blieben hin­gegen weit­gehend unbeeinträchtigt.

„Unsere Ergeb­nisse belegen erstmals in einer großen Stich­probe ein­deutig eine spe­zi­fische Gedächt­nis­störung nach einer COVID-19-Erkrankung, die nicht allein durch psy­chische Belas­tungen oder all­ge­meine kör­per­liche Erschöpfung erklärt werden kann“, sagt Prof. Dr. Patric Meyer, Pro­fessor für All­ge­meine und Neu­ro­ko­gnitive Psy­cho­logie am Campus Hei­delberg der SRH Uni­versity und Studienleiter.

Wir haben all das, was falsch ist bzw. eine Behauptung dar­stellt, die man auf Basis wis­sen­schaft­licher Lau­terkeit, also Ethik, bean­standen muss, fett gesetzt. Beginnen wir daher mit der Auf­ar­beitung der Studie (keine Sorge, das geht schnell).

Es geht um die Studie, deren Ergeb­nisse ihre Autoren im fol­genden Beitrag verbreiten:

Die Studie ist keine Studie, sondern eine Online-Befragung von Leuten, die sich selbst rekru­tiert haben, weil sie auf der Seite des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­riums, in sozialen Netz­werken oder über Pres­se­mit­tei­lungen auf die Befragung von Meyer und Zaiser auf­merksam geworden sind. Die Befragung war vom 15. Juli 2021 bis 15. Juli 2o22 online, ab November 2021 wurde eine Frage zum „Impf­status“ inkor­po­riert (dazu gleich mehr). Die Befragung besteht aus einem Teil, in dem stan­dar­di­sierte, geschlossene Fragen zum Einsatz kommen, um unter anderem Depression, Furcht oder Wohl­be­finden zu erheben, und einem expe­ri­men­tellen aus­ge­la­gerten Teil, der die digi­talen kogni­tiven Tests umfasst, von denen oben die Rede ist.

Und hier ergibt sich bereits das erste Problem, das bei uns die Frage auf­ge­worfen hat, ob wir es hier mit Wis­sen­schafts­BETRUG zu tun haben. Angeblich haben Meyer und Zaiser die Ant­worten von gut 1400 Per­sonen aus­ge­wertet. Tat­sächlich finden sich in ihrem Text so gut wie keine Angaben zu der Anzahl der Pro­banden, die an Tests teil­ge­nommen haben, ins­be­sondere finden sich – GEGEN JEDE WIS­SEN­SCHAFT­LICHE KON­VENTION – kei­nerlei Angaben zu der Anzahl der Pro­banden, deren Angaben in mul­ti­va­riaten Ana­lysen, haupt­sächlich Regres­sionen ein­ge­gangen sind. Das ist ein so dicker Lapsus, dass man sich fragt, was die beiden Autoren zu ver­heim­lichen haben, zumal sie im Text schreiben:

„For the cognitive tasks, the sample cha­rac­te­ristics dif­fered from the overall sample described, as only sub­groups of par­ti­ci­pants com­pleted the various tasks, pos­sibly due to moti­va­tional factors or because par­ti­ci­pants started the study using mobile devices without a phy­sical keyboard.“

Mit anderen Worten, die beiden Helden von der Fach­hoch­schule berichten Daten, die für die meisten Teile ihrer Arbeit irrelevant sind, denn wie die Ver­teilung nach Alter und Geschlecht der 1.405 Teil­nehmer an der Befragung aus­sieht, ist voll­kommen irrelevant, wenn es um die Teil­nehmer an den digi­talen Tests geht, auf deren Ergebnis die gesamte Ver­öf­fent­li­chung basiert. Indes: Die Teil­neh­merzahl an diesen Tests wird von den Autoren hart­näckig ver­schwiegen. Man weiß nur, dass es weniger Teil­nehmer bei den digi­talen Tests gibt als Teil­nehmer an der Befragung, erheblich weniger, wie man auf Basis der fol­genden Sequenz rekon­stru­ieren kann:

 

„We con­ducted a further explo­ratory ana­lysis to eva­luate a potential effect of a vac­ci­nation on the LDI. The question if par­ti­ci­pants had received a COVID-19 vaccine prior to infection (yes/no) was added to the survey in November 2021 and was not man­datory. Of the par­ti­ci­pants included in the MST ana­lyses, 24 indi­cated to have been vac­ci­nated prior to infection, 37 had not been vac­ci­nated, and 15 did not provide a response or have par­ti­ci­pated before the question had been added to the survey. We included the vac­ci­nation variable in a model pre­dicting the LDI in a sub­sample of n=61 pre­viously infected par­ti­ci­pants, including age, gender, level of edu­cation, depres­si­veness, anxiety, and stress as pre­dictors of no interest.“

Man muss aus diesem Abschnitt folgern, dass am Corsi Block­tapping Task lediglich 76 Pro­banden von 1.405 teil­ge­nommen haben. Da der Corsi Block­tapping Task Bestandteil der digi­talen Tests ist, von denen die Autoren aus­führlich berichten, muss man davon aus­gehen, dass die Test­ergeb­nisse, für die sie die Teil­neh­merzahl ver­schweigen, auf erheblich weniger Pro­banden als den 1.405 ursprünglich rekru­tierten basieren. Die Leser darüber im Unklaren zu lassen und durchweg so zu tun, als wären alle Ergeb­nisse auf Basis von 1.405 Teil­nehmern gene­riert, ist BETRUG.

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Aber damit nicht genug.

Wenn man eine Unter­su­chung über kognitive Pro­bleme, die sich als Ergebnis von COVID-19 ein­stellen, durch­führen will, dann muss man natürlich in Rechnung stellen, dass es mitt­ler­weile unzählige Belege dafür gibt, dass das, was als Long COVID bezeichnet wird, nicht unab­hängig vom Impf­status besteht, man vielmehr davon aus­gehen muss, dass die Mehrzahl der­je­nigen, die von Long COVID berichten, eigentlich von Long Vaxx, den Folgen ihrer COVID-19 „Schutz“-Spritzung berichten. Indes, Meyer und Zaiser beschränken die Erhebung des Impf­status auf Per­sonen, die ange­geben haben, VOR dem ersten posi­tiven Test auf SARS-CoV‑2 geimpft gewesen zu sein und machen damit explizit die Annahme, dass die Sym­ptome, die sie als Long COVID erheben, nichts mit Impfung zu tun haben. Auch eine Methode sicher­zu­stellen, dass Impf­status kei­nerlei Erklärung leistet…

Aber natürlich muss man an dieser Stelle schon die gesamte Anlage der „Studie“ schreddern, denn eine Infektion mit SARS-CoV‑2, also keine Erkrankung an COVID-19 wie Herr Meyer oben behauptet, wird über die Frage, ob man einen posi­tiven PCR Test absol­viert habe, erhoben, die „Unin­fi­zierten“ werden über ihre Angabe, zu keinem Zeit­punkt positiv auf SARS-CoV‑2 ges­testet worden zu sein, klassifiziert.

Grober Unfug.

Ist es nicht seltsam, dass man während der Insze­nierung der Plan­demie ständig von asym­pto­ma­tisch Erkrankten gehört hat und nun, nachdem das Schau­spiel beendet ist, keiner mehr an die Leute, die sich mit SARS-CoV‑2 infi­ziert haben, aber keinen posi­tiven Test absol­viert haben, denken will? Leute wie uns z.B., die sich SARS-CoV‑2 als milde Erkältung aus Swansea mit­ge­bracht haben, aber zu keinem Zeit­punkt einen PCR-Test unter­nommen haben?

Und ist es nicht seltsam, wie schnell die Grenzen zwi­schen Infektion und Erkrankung schwinden und wie test­gläubig angeb­liche Wis­sen­schaftler sind, obschon die Berichte von false posi­tives nun wirklich nichts sind, was man groß suchen müsste?

Kurz: Die angeb­liche Studie ist voll­kom­mener Quatsch, Junk schon in der Anlage und inte­griert im Design, dessen unge­achtet, voll­ge­packt mit Tests zu

  • Depression,
  • Stress,
  • Furcht,
  • Wohl­ergehen,
  • Lang­zeit­ge­dächtnis,
  • Auf­merk­samkeit,
  • Arbeits­ge­dächtnis,
  • Fle­xi­bi­lität,
  • Hemmung,

Viele Tests und sie alle messen nix bzw. kaum etwas. Einzig LDI, eine Methode, die Funk­ti­ons­weise des Lang­zeit­ge­dächt­nisses zu messen, in dem man Leuten 128 Sequenzen mit je zwei Bildern vor­führt und sie anschließen bei 64 Sequenzen, die jeweils ein ähn­liches und ein neues Bild mit einem alten bzw. zwei alte Bilder kom­bi­nieren, sagen lässt, ob sie die Bilder schon einmal gesehen haben, erbringt, wie die Autoren glauben, belastbare Ergeb­nisse, Ergeb­nisse, die Herr Meyer wie folgt in die Höhe jubelt:

„Unsere Ergeb­nisse belegen erstmals in einer großen Stich­probe ein­deutig eine spe­zi­fische Gedächt­nis­störung nach einer COVID-19-Erkrankung, die nicht allein durch psy­chische Belas­tungen oder all­ge­meine kör­per­liche Erschöpfung erklärt werden kann“…“

Die Pro­bleme mit der angeblich großen Stich­probe haben wir bereits ange­sprochen, kommen wir nun zur „spe­zi­fi­schen Gedächt­nis­störung“, die Herr Meyer in der fol­genden Tabelle belegt sehen will:

Das einzige Ergebnis, dass Meyer und Zaiser aus dieser Tabelle inter­pre­tieren, findet sich in der zweiten Zeile und beginnt mit „infection status“, eine Variable, die Per­sonen, die angeben, positiv auf SARS-CoV‑2 getestet worden zu sein, mit Leuten ver­gleicht, die das nicht angeben. Wie viele das auch in der vor­lie­genden Analyse sein mögen (wenn man den F‑Wert betrachtet, können es nicht viele gewesen sein…). Meyer und Zaiser ver­texten die Ergeb­nisse dieser Tabelle, letztlich die einzige Tabelle, die über­haupt ein Ergebnis erbringt, wie folgt:

„In terms of long-term memory, a dimi­nished LDI was observed in par­ti­ci­pants with prior SARS-CoV‑2 infection, sug­gesting a potential negative impact on hip­po­campus-dependent pattern sepa­ration. Importantly, this negative effect of infection status on the LDI was observed after cor­recting for effects of age, gender, level of edu­cation, depres­si­veness, anxiety, and stress.“

Wenn wir die dar­ge­stellten Ergeb­nisse betrachten, dann sehen wir zunächst einmal ein elen­diges r2 von .09, d.h. die Regression erklärt nicht einmal 1% der Gesamtvarianz.

Wer inter­pre­tiert so etwas?

Damit nicht genug: Das nächste, was wir sehen, ist ein hoch­si­gni­fi­kanter „Intercept“. Die wenigsten, die heute mit „Regres­sionen“ umgehen, wissen, was das bedeutet. Intercept, das ist der Punkt, an dem die berechnete Regres­si­ons­gerade die y‑Achse schneidet. Es ist defi­ni­ti­ons­gemäß der Punkt, der beschreibt, wie viel der Erklärung auf Variablen basiert, die nicht im Modell ent­halten sind. Im vor­lie­genden Fall ist „Intercept“, die mit weitem Abstand erklä­rungs­mäch­tigste Variable, wenn man davon im Zusam­menhang mit einem r2 von .09 über­haupt sprechen kann. Kurz: Das was Meyer und Zaiser nicht in ihrem Modell berück­sich­tigen, erklärt die Unter­schiede zwi­schen Pro­banden (wie viele es auch gewesen sein mögen) im Hin­blick auf ihre Fähigkeit, Bildchen zu erinnern, besser, viel besser als das, was sie im Modell berück­sichtigt haben. Ein miss­licher Zustand, der nor­ma­ler­weise dazu führt, die Berechnung in den Müll­eimer zu stopfen, vor allem dann, wenn die erklärte Varianz nicht einmal 1% erreicht.

Besonders lustig ist die Tat­sache, dass Modell 2, in dem eine Inter­kor­re­lation von Alter und Infek­ti­ons­status berück­sichtigt ist, den Effekt hat, die Bedeutung dessen, was nicht erklärt wird, noch zu erhöhen. Dass auch der Koef­fi­zient von „Infection Status“ größer wird, ist nicht ver­wun­derlich und dem Phä­nomen der Mul­ti­kol­li­nea­rität zuzu­schreiben. Wenn man etwas mit sich selbst erklärt, wird die Erklärung gemeinhin besser werden… Einmal mehr wird die umfas­sende sta­tis­tische Hilf­lo­sigkeit, die hier am Werk gewesen zu sein scheint, deutlich.

Übrigens wird es sich uns nie erschließen, wie man auf die Idee kommt, die Auf­nahme einer Variable in ein Regres­si­ons­modell würde bedeuten, dass man den Ein­fluss dieser Variable auf das, was man erklären will, „kon­trol­liert habe“, um dann, wenn in einer mul­tiplen Regression kein signi­fi­kanter Effekt aus­ge­wiesen wird, daraus schließen zu können, dass ein anderer „signi­fi­kanter Effekt“ von den ver­derb­lichen Ein­flüssen der kon­trol­lierten Variable frei sei. … Wissen diese Leute, was es bedeutet, eine „Regression“ zu rechnen?

Wie auch immer, die Ergeb­nisse tragen die voll­mun­digen Behaup­tungen darüber, was man mit der eigenen Studie gezeigt habe, in keiner Weise. Weder wurde ein rele­vanter Effekt auf das Lang­zeit­ge­dächtnis gezeigt, noch belegt, dass „Per­sonen mit posi­tivem PCR-Test“ anschließend Gedächt­nis­pro­bleme zei­tigen. Vielmehr spricht die Tat­sache, dass die meisten Tests, die Meyer und Zaiser in ihren vir­tu­ellen Expe­ri­menten ver­wendet haben, kei­nerlei Ergebnis erbracht haben, dafür, dass hier Rau­schen gemessen wurde, irrele­vanter Hin­ter­grundlärm, aus dem nur sta­tis­tisch Unkundige oder Leute mit einem gewissen Potential zum Wis­sen­schafts­betrug eine Melodie her­aus­hören können.


Zuerst erschienen bei ScienceFiles.org.

 

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