Bildschirmfotos der Galerie Zentrale Randerscheinung: Schulmedizin / Die Früchte der Bereicherung / Jounaille

„Bunt­menschen“: Ein Künstler wagt eine Kampf­ansage gegen „links“

Die Leip­ziger Galerie „Zen­trale-Rand­er­scheinung“ hat sich in den letzten Jahren auch dadurch deutsch­landweit einen Namen gemacht, dass sie den Mut hat, auch regie­rungs­kri­tische Künstler aus­zu­stellen, die oft vom links­grünen Main­stream im Kul­tur­leben bekämpft oder igno­riert werden. Noch bis 8. August ist eine Aus­stellung mit Werken von Thomas Fiebig und dem Titel „Bunt­menschen“ zu sehen. (Von David Berger)

Seit ca. zwei Dekaden geistert das Adjektiv „bunt“ im öffent­lichen und ver­öf­fent­lichten Diskurs umher. Wer „bunt“ in die Such­ma­schine tippt, findet weniger Bas­tel­an­lei­tungen zum Kin­der­ge­burtstag für Drei­jährige, sondern Bezüge zum poli­ti­schen und sozialen Gemein­wesen. Buntheit wird darin zum Impe­rativ für ein unde­fi­niertes Mul­ti­kulti-Irgendwas, das in die Zukunft weisen soll. Dabei dient es vor allem als Iden­ti­fi­ka­ti­ons­muster und der Abgrenzung von anderen poli­ti­schen Mentalitäten.

Bunt­mensch wird ver­wendet, um einen Men­schen zu beschreiben, welcher sich als viel­fältig, offen, kreativ und soli­da­risch betrachtet. Sein bevor­zugtes Habitat sind west­liche Groß­stadt­areale, wo diese Spezies die Nähe zu Ihres­gleichen sucht. Die Bunt­menschen­dichte kor­re­liert mit hoher Anzahl gas­tro­no­mi­scher Ein­rich­tungen, Bio­läden, eso­te­ri­schen und links­po­li­ti­schen Ange­boten sowie beschmierten Haus­wänden, die als Kunst betrachtet werden.

Orthodox links

Der Bunt­mensch findet sich ein­zig­artig und drückt dies dadurch aus, dass er Mas­sen­trends kul­ti­viert und sich orthodox links gibt. Stam­mes­zu­ge­hö­rigkeit zu bestimmten Sub­kul­turen signa­li­siert er durch strikte Ein­haltung äußer­licher und habi­tu­eller Codes.

Formal künst­le­risch betrachtet, drängt sich dabei die Form der Collage auf, die sich als Ent­spre­chung auf Hete­ro­ge­nität und Zer­ris­senheit der Gesell­schaft anbietet. Einen Teil der aus­ge­stellten Werke kann man als gemalte Col­lagen sehen. Ein anderer Teil zeichnet sich durch fast schon kari­ka­tur­hafte Über­höhung aus.

Inhaltlich kann man die Bilder als Neo­ve­rismus bezeichnen, ori­en­tieren sie sich doch an den sozial-und-obrig­keits­kri­ti­schen Werken von George Grosz und Otto Dix. Das Bild „Jounaille“ der Aus­stellung ist z.B. eine Remi­niszenz an das Werk „Por­trait der Jour­na­listin Sylvia von Harden“ von Otto Dix und über­setzt die Dar­ge­stellte in die heutige Zeit.

Ideo­lo­gisch ver­korkste Regen­bogen- und Antirechts-Gestalten

Die kaputten Typen vor hundert Jahren haben dabei ihre Ent­spre­chung in den ideo­lo­gisch ver­korksten Regen­bogen- und Anti­rechts-Gestalten von heute. Die kri­tische Kunst von damals wird heute als links ver­standen, weil die damalige Gesell­schaft als „rechts“ ein­ge­ordnet wird. Spie­gel­bildlich dazu wird „veris­tische Kunst“ in einem linken Umfeld, wie heute, als „rechts“ wahr­ge­nommen, vor­aus­ge­setzt sie exis­tiert über­haupt. Denn während vor hundert Jahren das kri­tische Potential in der Kunst über­deutlich war, ist es heute Mangelware.

Galerie Zen­trale Randerscheinung
Ludwigstr.91
04315 Leipzig
Deutschland

Fr-Sa 15–19 Uhr und nach Vereinbarung

Hier geht es zum gesamten Katalog: https://www.zentrale-randerscheinung.de/2503

Zuerst erschienen bei philosophia-perennis.com.

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