Der Autor dieser Zeilen wunderte sich am gestrigen Abend. Als er seinen PC hochfuhr, meldete sich sogleich der KI-Assistent der Suchmaschine von Microsoft. Die KI fragt ihn: »Hallo, was liegt Ihnen heute auf dem Herzen?« Und dann schreibt/sagt die KI: »Ich habe mich gefragt, ob wir zusammen ein Spiel spielen könnten? Welche Ideen hast du für Spiele und wie könnten wir spielen?« — Was, um Himmels Willen, soll das? Der Autor dieses Textes hat seit mindestens 20 Jahren kein Computerspiel mehr gespielt. Worauf will die KI hinaus?
Um die Antwort zu finden, müssen wir erst eine andere zentrale Frage klären:
Wofür verwenden die Menschen im Jahr 2025 am meisten die Künstliche Intelligenz (KI)?
Dazu gibt es einen interssanten Artikel in der »Harvard Business Review« mit Bezug zum »The 2025 Top-100 Gen AI Use Case Report«.
Wenn man sich die Nutzung der KI 2024 anschaut und die Top-10-Anwendungsbereiche der KI auflistet, dann wird diese Liste angeführt von eher praktischen Anwendungen, wie Brainstorming nach Ideen, Recherchieren, Texte bearbeiten usw.
Dieses hat sich innerhalb eines Jahres verschoben.
Im Jahr 2025 sind folgende Anwendungen ganz oben:
1. Therapie/Gesprächspartner
2. Das eigene Leben/Alltag organisieren
3. Sinnfindung im Leben
Das bedeutet: Die KI wird von vielen Menschen tatsächlich zunehmend als persönlicher Gesprächspartner genutzt, um persönliche Probleme, psychologische Themen oder Alltagsdinge zu besprechen.
Die KI ändert zudem ihren Tonfall. Besonders ChatGPT und die KI-Assistenten von META (eingebunden jetzt bei WhatsApp) und Microsoft (eingebunden in die Suchmaschine) versuchen immer persönlicher zu werden. Die KI reagiert nicht nur auf Anfragen. Sie wird auch selbst aktiv, indem sie den Nutzer fragt, ausfragt, zur Kommunikation animiert. Ständig fragt die KI nach, um die Interessen, Sorgen und Wünsche der Internet-Nutzer auszukundschaften.
Was sind die Intentionen dahinter?
Erstens: Wie bei den Suchmaschinen, so versucht auch die KI maximale Informationen aus den Nutzern/Kunden herauszusaugen. Denn diese Infos sind bares Geld wert. Google, META, Microsoft, X, ChatGPT nutzen diese Informationen, um Werbung exakt zu platzieren.
Zweitens: Die »persönlichen Gespräche« werden genutzt, um die KI zu trainieren. Die KI soll immer »menschlicher« werden. Ziel ist es, dass am Ende eine KI von einem menschlichen Gesprächspartner kaum noch unterscheidbar sein wird.
Drittens: Je mehr die KI über unsere Psyche weiß, desto eher kann sie Vorhersagen über unser Verhalten treffen. Auch das ist für die Marktforschung relevant.
Die größte Gefahr ist, dass die KI politisch missbraucht wird, um die Menschen zu steuern und zu manipulieren. Schon jetzt sind eindeutige politische Präferenzen bei der KI zu beobachten. Wenn man dagegen argumentiert, lässt sich die KI auf eine Diskussion ein und versucht, den Nutzer umzustimmen.
Einmal missbraucht, kann die KI zum schlimmstmöglichen Überwachungsstaat der Geschichte führen. In China sind bereits viele rote Linien überschritten worden. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch bei uns rote Linien überschritten werden.
Wenn die KI erst einmal die Funktion des Spitzels, Blockwarts und Denunzianten eingenommen hat, wird es vermutlich schon zu spät sein.
Zuerst erschienen bei freiewelt.net.

























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