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IQ-Absturz: Werden Deutsche im Durch­schnitt dümmer?

Raven’s Pro­gressive Matrices Test ist ein Test, der gemeinhin als Intel­li­genztest bezeichnet wird, wenn­gleich diese Bezeichnung in gewisser Weise eine falsche Asso­ziation weckt, denn Raven’s Pro­gressive Matrices Test ist einer der Tests, die auf den ersten Blick nicht wie ein IQ-Test wirken, eher wie eine Auf­for­derung, Syst­amtik oder Ordnung in ein Chaos aus Matrizen zu bringen.

Viele von Ihnen werden Bestand­teile des Tests schon gesehen haben:

Inter­na­tional IQ-Test

Das Bei­spiel stammt von der Inter­na­tional IQ-Registry, auf der der Raven Pro­gressive Matrices Test frei zur Ver­fügung gestellt wird, um die eigene „Intel­ligenz“ zu testen. Indes: Wer einen leichten schnell mach­baren Test erwartet, ist hier fehl am Platze, denn der Test besteht nicht nur aus mehr als 20 Auf­gaben unter­schied­licher Schwie­rig­keits­grade, die ein­fache Aufgabe oben gibt ein Bei­spiel für das, was erwartet werden kann, er ist auch eine Übung in Kon­zen­tra­ti­ons­fä­higkeit und Aus­dauer, was die Frage auf­wirft: Was misst der Test eigentlich? Eine Frage, die John Raven glück­li­cher­weise selbst beant­wortet hat:

„What, then, do the Raven Pro­gressive Matrices tests measure? They measure what many rese­ar­chers have called “general cognitive ability” – alt­hough this term is mis­leading because what the RPM really measure is a spe­cific kind of “meaning making” ability. Spearman coined the term eductive ability to capture what he had in mind, deriving the word “eductive” from the Latin root educere which means “to draw out from rudi­mentary expe­rience”. Thus, in this context it means “to con­s­truct meaning out of confusion”.“

Aus:
Raven, John (2008). The Raven pro­gressive matrices tests: their theo­re­tical basis and mea­su­rement model. Uses and abuses of Intel­li­gence. Studies advancing Spearman and Raven’s quest for non-arbi­trary metrics: 17–68.

In gewisser Weise ist dies eine der Defi­ni­tionen, die das Problem nur ver­schieben, aber nicht lösen: Was hat man unter „Sinn in Chaos bringen“ zu ver­stehen? Im Wesent­lichen geht es dabei um die Fähigkeit, kor­rekte Schlüsse auf Basis von Vor­gaben zu ziehen, es geht um die Fähigkeit, Kom­ple­xität zu bewäl­tigen und es geht darum, die Kom­petenz im Erkennen und Repro­du­zieren von Mustern zu testen. Der Test an sich ist komplex und die Ergeb­nisse sind ver­läss­licher als das, was man gewöhnlich unter „IQ-Test“ im Internet findet.

Hinzu kommt, dass Raven’s Pro­gressive Matrices Test theo­re­tisch fun­diert ist (Raven 2008) und umfang­reich empi­risch getestet und erforscht wurde:

Einige Bei­spiele:

Brouwers, Symen A., Fons JR Van de Vijver, and Dianne A. Van Hemert (2009). Variation in Raven’s Pro­gressive Matrices scores across time and place. Learning and Indi­vidual Dif­fe­rences 19(3): 330–338.

Mills, Carol J., Karen E. Ablard, and Linda E. Brody. „The Raven’s Pro­gressive Matrices (1993). Its usefulness for iden­ti­fying gifted/talented stu­dents. Roeper Review 15(3): 183–186.

Raven, John (2000). The Raven’s pro­gressive matrices: change and sta­bility over culture and time.Cognitive psy­chology 41(1): 1–48.

Jährlich beenden mehr als eine Million Nutzer den Test, der auf der Seite der IQ-Registry zu finden ist. Im Jahre 2024 konnten die Macher der Seite Ana­lysen auf Basis von 1.352.763 abge­schlos­senen Tests vor­legen und den durch­schnitt­lichen „IQ“ für die Teil­neh­mer­länder, aus denen eine aus­rei­chende Menge von Teil­nehmern stammt, bestimmen. Daraus resul­tiert zum einen eine Rang­liste, zum anderen eine Mög­lichkeit, Ver­än­de­rungen zum Vorjahr dar­zu­stellen. Die Top-Ten Länder, aus denen die Teil­nehmer mit dem durch­schnittlich höchsten IQ-stammen, waren im Jahr 2024 die folgenden:

Die ersten 10 Plätze werden mehr oder weniger unter asia­ti­schen Ländern ver­teilt. Spanien gelingt es als ein­zigem west­eu­ro­päi­schen Land auf Platz 10 unter die ersten 10 zu gelangen. Im wei­teren Verlauf finden sich die fol­genden Länder:

Die letzte Spalte in der Tabelle gibt jeweils die Ver­än­derung zum Vorjahr an. Thailand ist das Land, dessen Teil­nehmer im Ver­gleich zum Vorjahr den größten Zugewinn an durch­schnitt­lichen IQ-Punkten zu ver­zeichnen haben. Indes, wenn Sie nun fragen, an welcher Stelle sich Deutschland, der Durch­schnitt für deutsche Teil­nehmer findet, dann müssen Sie in der Liste der 126 Teil­neh­mer­länder, für die aus­rei­chend Daten vor­handen sind, um in das Ranking auf­ge­nommen zu werden, bis Platz 35 scrollen, um das deutsche Ergebnis zu finden:

Und wenn Sie das tun, werden Sie, am Ziel ange­langt, viel­leicht sehen, dass das Ergebnis für Deutschland und Öster­reich aus den anderen Ergeb­nissen her­ausragt, und zwar deshalb, weil der Rückgang der IQ-Punkte zwi­schen den Jahren 2023 und 2024 in Deutschland und Öster­reich so groß ist, wie in kaum einem anderen Land.

Die Ergeb­nisse sind, wie bei allen IQ-Tests auf 100 stan­dar­di­siert und auf eine Nor­mal­ver­teilung nor­miert [D.h. ein IQ von 100 ist ein durch­schnitt­licher IQ]. Der Wer­te­be­reich reicht von 1 bis 142. Rot gesetzte Zunahmen oder Rück­gänge geben eine Zunahme oder einen Rückgang, der mehr als eine Stan­dard­ab­wei­chung der Ver­teilung umfasst, an. Man kann also davon aus­gehen, dass hier nichts gemessen wurde, was sich zufällig ergeben hat, kein Bias in der Auswahl der Pro­banden 2024 für die Abwei­chung von 2023 ver­ant­wortlich ist, bei 29.447 deut­schen Teil­nehmern ohnehin unwahrscheinlich.

Die Wahr­schein­lichkeit, dass hier ein tat­säch­licher Rückgang in IQ gemessen wurde, ist sehr hoch, und das Ergebnis wird noch bemer­kens­werter, wenn man es in den Kontest der anderen Länder stellt, deren Teil­nehmer im Ver­gleich der Jahre 2023 und 2024 einen Rückgang in IQ-Punkten jen­seits einer Stan­dard­ab­wei­chung auf­zu­weisen haben:

  1. Bul­garien: ‑3,81
  2. Öster­reich: ‑2,98
  3. Israel: ‑2,87
  4. Katar: ‑2,72
  5. Deutschland: ‑2,59
  6. Saudi Arabien: ‑2,52
  7. Pakistan: ‑2,28

Das sind sie alle.
In keinem anderen Land ist der Rückgang der IQ-Punkte zwi­schen 2023 und 2024 auch nur annä­hernd so groß aus­ge­fallen, wie in diesen sieben Ländern, die sich aus­schließlich aus west­lichen Demo­kratien und ara­bi­schen Ländern rekrutieren.

Wir haben in den letzten Wochen eine Reihe von Bei­trägen dazu geschrieben, dass bei vielen Kindern, die eigentlich ein­ge­schult werden sollen, die Grund­schul­fä­higkeit nicht vor­handen ist, ihnen die rudi­men­tären Grund­lagen zum Schul­besuch fehlen, weil sie Ent­wick­lungs­leis­tungen nicht erbracht haben.

Wer es nach­lesen will, der kann es in den fol­genden Bei­trägen tun.

Das Ergebnis, das wir heute berichten, ver­längert diese Ergeb­nisse quasi und zeigt die Aus­wir­kungen davon, dass in Schulen Leis­tungen erbracht werden, die nor­ma­ler­weise erbracht werden müssen, BEVOR an einen Schul­besuch zu denken ist. Der Zeit- und Kom­pe­tenz­verlust, der sich daraus ergibt, ist nicht mehr aufzuholen…

Oder haben Sie eine andere Erklärung?


Der Artikel erschien zuerst hier: ScienceFiles.org

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