Seit Jahren gibt es in der EU Streit um die sogenannte Nährwert-Ampel. Die Kennzeichnung soll mit den Farben rot, gelb und grün anzeigen, ob ein Produkt viel Zucker oder Fett enthält. Länder wie Großbritannien haben bereits eine „Ampel“, doch nun haben Konzerne ihren Vorschlag bei der EU eingereicht: Eine Kennzeichnung, bei der sogar Schokoriegel und Chips gesund aussehen.
Bereits im Jahr 2007 entwickelte die britische Lebensmittelbehörde FSA ihre Version der Nährwert-Ampel: Dabei wird berechnet wieviel Fette, Zucker und Salz auf 100 Gramm oder 100 Milliliter des Produkts kommen. Überschreitet beispielsweise der Zuckergehalt die Schwelle von 15 Prozent auf 100 Gramm, bekommt das Nahrungsmittel in diesem Bereich eine rote Ampel.
So weit, so verständlich. Die Industrie wehrte sich jedoch im Jahr 2010 erfolgreich gegen eine EU-weite Einführung, denn auf Verpackungen von Schokoriegeln oder Chips drohten gleich mehrere rote Ampeln, die davor warnen, wie ungesund das Produkt ist.
Stattdessen entwickelten Konzerne wie Coca-Cola, Mondelez, Nestlé und Unilever ihre eigene Ampel, wie die Organisation „Foodwatch“ berichtet.
Der Trick der Industrie
Mit der Industrie-Lösung prangen damit laut den Verbraucherschützern fast nur noch gelbe Ampelfarben auf den Produkten, selbst wenn sie quasi nur aus Zucker bestehen.
So habe beispielsweise der Nutella-Aufstrich unter den Regeln der britischen Ampel drei rote Warnungen: Hoher Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren und Zucker – und damit ungesund. Bei der Industrie-Ampel bleibt alles Gelb (Pfui: Rezept von Nutella wieder verändert – hellere Farbe und höherer Zuckergehalt).
Bei Portionen bis zu 60 Gramm springe die Ampel so laut „Foodwatch“ erst dann auf Rot, wenn mehr als 13,5 Gramm Zucker enthalten sind.
Die rote Ampel wird zur Seltenheit
Je kleiner die Portion ist, desto weniger hilfreich wird die Anzeige dadurch. „Foodwatch“ schreibt dazu in einer Mitteilung: „Ein süßer Brotaufstrich wie Nutella mit einer vorgesehenen Portionsgröße von 15 Gramm müsste demnach zu mehr als 90 Prozent aus Zucker bestehen, damit die Ampel Rot zeigt.“ Die Basis seien meist „unrealistisch kleine Portionsgrößen“, so die Verbraucherschützer.
Die Angaben dürfen jedoch im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen (Essen, das Sie tötet: Entfernen Sie diese Lebensmittel von Ihrem Speiseplan).
Den Vorschlag der Industrie für eine deutlich sichtbare Ampel sieht „Foodwatch“ als reine Trickserei.
Quelle: www.pravda-tv.com