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Merkel und ihre sechs poli­ti­schen Zwerge

Merkel hat heute, 25.02.18, die sechs Minister benannt, die von der CDU in der Großen Koalition zum Zuge kommen sollen – wenn es zu einer GroKo mit der SPD kommen sollte. Es ist bezeichnend, welche Minis­terien sie ohne Not der SPD über­lassen hat, um diese in die GroKo zu locken. In CDU-Kreisen ist von „Verrat“ die Rede.
(Brig.General a.D. Dieter Farwick)
Da ist zunächst das Finanz­mi­nis­terium zu nennen, das Olaf Scholz über­nehmen soll. Es ist seit Jahren das wich­tigste Minis­terium – besonders im Hin­blick auf die stei­genden finan­zi­ellen Her­aus­for­de­rungen in Europa – u.a. durch den mög­lichen Brexit.
Olaf Scholz hat neben Erfolgen in der – auch ohne ihn – boo­menden Han­se­stadt Hamburg zwei große Pleiten zu verantworten:
* Die ver­korkste Olympia-Bewerbung und
* das Regie­rungs- und Poli­zei­ver­sagen im Zusam­menhang mit dem G 20 Gipfel im Juni 2017 – eine Blamage Deutsch­lands vor der gesamten Welt. Nach eigenen Aus­sagen hat Scholz mit Blick auf die Her­aus­for­de­rungen für die innere Sicherheit den Gipfel mit der jähr­lichen Hafen­feier auf eine Stufe gestellt. Ein weit­sich­tiger Mann?
Neben dem Finanz­mi­nis­terium hat Merkel auch auf das Außen­mi­nis­terium ver­zichtet, das gemeinsam mit dem Finanz­mi­nis­terium den wei­teren Weg Deutsch­lands in Europa und in der Welt bestimmen wird, da Merkel schon seit Jahren auf ihre Richt­li­ni­en­kom­petenz ver­zichtet. Man kann nur hoffen, dass die voll­mun­digen Erklä­rungen im Koali­ti­ons­vertrag nicht rea­li­siert werden können – auch durch die Ver­wei­gerung der mit­tel­ost­eu­ro­päi­schen Staaten.
Die sechs poli­ti­schen Zwerge der CDU
Fünf Zwerge stehen für „Weiter so“ – flan­kiert durch die Gene­ral­se­kre­tärin Annegret Kramp-Kar­ren­bauer, von der keine Kritik an Angie zu erwarten ist. Dazu ist sie der Kanz­lerin zu ähnlich.
Der einzige Neuling im Kabinett ist ihr größter Wider­sacher in der Partei. Sie holt ihn mit knir­schenden Zähnen in ihr Kabinett, um ihn „ein­zu­hegen“.
Für das Auf­ga­benfeld „Ver­tei­digung und Streit­kräfte“ darf Ursula von der Leyen wei­terhin dilet­tieren – min­destens für zwei Jahre.
Dies geschieht, obwohl in den letzten Tagen der Wehr­be­auf­trage und zwei ehe­malige Gene­ral­inspek­teure sowie der Vor­sit­zende des deut­schen Bun­des­wehr­ver­bandes der geschäfts­füh­renden Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin ein ver­nich­tendes Zeugnis aus­ge­stellt haben. (siehe auch den Kom­mentar des Ver­fassers „Die letzte Chance“, www.conservo.wordpress.com vom 20.02.2018)
Für die aktiven und Mil­lionen ehe­ma­liger Sol­daten ist das ein Schlag ins Gesicht. 
Diese akzep­tieren den – oder das – Primat der Politik. Sie wollen keine „demo­kra­tische Armee“, sondern eine „Armee in der Demokratie“.
Die Politik will jeden Staats­bürger „mit­nehmen“ – von der sog. “Flücht­lings­po­litik“ bis hin zur Ver­kehrs­po­litik. Warum werden die Sol­da­tinnen und Sol­daten nicht mit­ge­nommen? Sie gehen mit höherem Risiko in Aus­lands­ein­sätze, weil Regierung und Par­lament nicht willens oder fähig sind, sie best­möglich auszustatten.
Natürlich haben sie weder Recht noch Anspruch, die Besetzung des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums mitzubestimmen.
Im Bericht des Wehr­be­auf­tragten gibt es erschüt­ternde Berichte über Ein­zel­fälle, die in der Bun­deswehr nichts zu suchen haben. Frau von der Leyen hat solche Ein­zel­fälle gezielt auf­ge­bauscht, um sich als die einzig mög­liche Ret­terin dar­zu­stellen. Sie sprach gar von „Hal­tungs­fehlern“ in den oberen Rängen der mili­tä­ri­schen Führung. Leider ohne öffent­liche Reaktion der mili­tä­ri­schen Führung. Im Gegenteil, dies haben die unwür­digen Unter­su­chungen in Ein­rich­tungen der Bun­deswehr – auch in Abwe­senheit der betrof­fenen Sol­daten – ergeben.
Der Gipfel war das Abhängen des Bildes des ehe­ma­ligen Ver­tei­di­gungs­mi­nisters und ehe­ma­ligen Kanzler Helmut Schmidt in der nach ihm benannten BW-Uni­ver­sität in seiner Hei­mat­stadt Hamburg.
Ein Minister oder eine Minis­terin mit Scham- und Schuld­gefühl hätte nach dieser fehl­ge­schla­genen Aktion frei­willig der Rück­tritt ver­kündet – unter Ver­zicht auf den Großen Zapfenstreich.
Die Zukunft von vdL soll im Ausland liegen
Angeblich gibt es für vdL zwei Optionen in Brüssel:
Sie könnte Nach­fol­gerin der Hohen Ver­tre­terin der EU für Außen- und Sicher­heits­po­litik; Fre­derica Mog­herini, zu werden.
Warum? Weil Deutschland „dran“ ist.
Viel­leicht erklärt die Aus­sicht auf diesen Posten ihr per­sön­liches Enga­gement in Sachen PESCO (Permant Struc­tured Coope­ration) – eine weitere der unzäh­ligen euro­päi­schen Ver­tei­di­gungs­in­itia­tiven, die alle eine stille Beer­digung erfahren haben.
Dieses Ein­treten dürfte die Chance gefährden, Nach­fol­gerin des NATO-Gene­ral­se­kretärs Jens Stol­tenberg zu werden. Auch hier, weil Deutschland wieder „dran“ ist.
Die euro­päische Ver­tei­di­gungs­in­itiative wird in NATO-Staaten als Kon­kurrenz zur NATO gesehen.
Das gilt in erster Linie für die Finanzen. Bereits heute erfüllen nur wenige Staaten die „For­derung“ der NATO, die Ver­tei­di­gungs­aus­gaben, die bis 2024 auf zwei Prozent des Brut­to­in­land­pro­duktes zu steigern. Dazu fehlt im „Koali­ti­ons­vertrag“ und im 51.Finanzplan der Bun­des­re­publik jeg­licher Hinweis (siehe Kom­mentar des Ver­fassers vom 20.02.18)
In ihren Ver­tei­di­gungs­aus­gaben steht Deutschland mit 1,2 Prozent nahe an einem „Abstiegs­platz“ mit nega­tiven Aus­wir­kungen auf das Ansehen Deutsch­lands in anderen NATO-Staaten.
Der NATO-Gene­ral­se­kretär steht vor allen Dingen in der Pflicht, die NATO-Staaten um ange­messene Ver­tei­di­gungs­an­stren­gungen – sprich höhere Aus­gaben – zu bitten(!!!)
Mit den fest­ge­legten deut­schen Ver­tei­di­gungs­aus­gaben bis 2021 können nur die gra­vie­rendsten Defizite der Bun­deswehr gemildert werden.
Ein Appell von Frau von der Leyen an andere Staaten, höhere Ver­tei­di­gungs­aus­gaben zu leisten, dürfte auf taube Ohren bei NATO-Staaten stoßen.
Beide Auf­gaben in EU und in der NATO erfordern Fin­ger­spit­zen­gefühl, Diplo­matie und Dis­kretion. Keine her­vor­ste­chenden Tugenden der medi­en­af­finen vdL.
Fazit und Ausblick
Die Ein­zel­fälle im Bericht des Wehr­be­auf­tragten erschüttern das Ansehen der Bundeswehr.
In den Augen eines lang­jäh­rigen Trup­pen­führers – von der Kom­panie- bis zur Divi­si­ons­ebene – ist das Gesamtbild, das der Wehr­be­auf­tragte zeichnet, viel gefähr­licher. Er zeichnet das Bild einer Armee, deren Geist und „Inneres Gefüge“ schwer ange­schlagen sind.
Die Frage „Wofür dienen und kämpfen wir?“ wird gem. Bericht zu wenig gestellt und unzu­rei­chend beantwortet.
Das zu ändern, ist eine Her­ku­les­aufgabe, die in einer Legis­la­tur­pe­riode nicht bewältigt werden kann – schon gar nicht in – maximal? – zwei Jahren durch vdL und ihre „alte Mannschaft“.
Es werden min­destens zwei schwere Jahre für die Sol­daten der Bun­deswehr werden – geführt von einer poli­ti­schen Leitung und einer mili­tä­ri­schen Führung, die beide dringend einen per­so­nellen Neu­anfang brauchten.
Nur die Kanz­lerin und CDU-Par­tei­vor­sit­zende hätte es in der Hand, diese dra­ma­tische Lage unserer Streit­kräfte zu ver­bessern, wenn sie es denn wollte.
Allein dem Ver­fasser fehlt der Glaube an der­artige Wunder.
 


Von Brig.General a.D. Dieter Farwick für conservo.wordpress.com