Wolf Hahlbrock I Schon damals bei meiner Konfirmation wurde mir klar, dass „Gott“ nur für ein Ritual benutzt wird, denn unser Pastor sagte zu uns: „Ich will bei den Prüfungsfragen alle Hände oben sehen. Wer was weiß, hebt die rechte Hand, wer eine Frage nicht weiß, hebt die linke Hand.“ Seit diesem Moment war Kirche, beten und Bibel für mich eine reine Geschäftemacherei, um gut dazustehen. (Pastor)
Als bildender Künstler tauche ich tief in die Thematiken ein, die die Welt bewegen. Ich setze mich kritisch mit Gesellschaftsthemen auseinander und spiegele den Geist der Zeit wider durch meine Werke, durch meinen Filter.
Nun war ich nie ein gläubiger Mensch. Religionen, vor allem denen der westlichen Hemisphäre, stand ich seit jeher kritisch gegenüber. Ich identifizierte mich nicht mit dem Gott im Himmel und seinem Sohn, der für uns am Kreuze gestorben sein wollte, wobei ich jedoch innerlich wusste, dass es etwas gibt, das größer ist als wir alle. Eine Bibel, geschrieben von Menschenhand! Wie viele Götter sind schon gestorben. Und warum? Weil irgendwann niemand mehr an sie glaubte.
Meiner Ansicht nach funktioniert es seit Anbeginn der Zeit folgendermaßen:
Jeder Gott braucht seinen Fanclub, in dem dann Rituale (von den Weisen) entwickelt werden, um die Gläubigen zu beschäftigen. Wurde irgendwann jedoch einem Gott die Beachtung entzogen, verstarb das jeweilige Gottesbild durch sie. So verstarben über die Zeit hinweg ganze Göttermythologien, wie die der Asen, Römer, Griechen, Ägypter etc.
Die Religion ist ein Thema, das unsere Gesellschaft stark prägt. Unmengen religiös-kritischer Bilder habe ich im Laufe der Jahre gemalt. Diese — meine Einstellung — und das Werkzeug in der Hand, spürte ich das Verlangen, einen provokanten Vorab-Nachruf in Form einer Skulptur zu kreieren. Mein Ausgangspunkt sollte folgende Dreieinigkeit (Trinität) sein: Kreuz – Buch – Nagel.
Im Jahre 2005 besorgte ich mir ein benutztes Grabkreuz, welches bei einer Beerdigung bis zur Fertigstellung des Grabsteins Verwendung fand, eine Bibel sowie einen Eisennagel. Ich nagelte das Buch ans Kreuz und bespritzte die Komposition mit roter Farbe. (Bild 1) Da der Kontrast jedoch zu gering war, bestrich ich das Buch mit schwarzer Farbe, um mehr Kontrast zu erwirken. Anschließend legte ich die Arbeit schräg an die Wand, um sie austrocknen zu lassen.
Und nach dem Trocknen sah ich, was Sie auch sehen (Bild 2). Das Gesicht auf dem Buch kristallisierte sich ganz von selbst. Nichts ist gemalt oder gewollt. Das sieht jeder, der das Handwerk versteht. Wahrscheinlich ist es das Gesicht von Jesus von Nazareth. Anders kann ich mir diese mirakulöse Entstehung aus dem Nichts nicht erklären. (Bild 3 — komplett)
Interpretationshilfe:
Besondere Beachtung ist auf den Nagel zu richten, der exakt ein leuchtendes Auge darstellt. Wangen- und Kinnbart sowie Lippen befinden sich im harmonischen Abstand zueinander. Es stellt eindeutig ein sympathisches, männliches Gesicht in den mittleren Jahren dar. Die Stirn des Gesichts ist fast frei von schwarzer Farbe geworden und lässt das Wort „Heilige“ des Buchtitels „Die Heilige Schrift“ klar erkennen! Beim Aufstrich der schwarzen Farbe auf das Buch lösten sich 2 oder 3 Pinselhaare des Pinsels und lagen quer; diese entfernte ich noch vor dem Trocknen, wobei die waagerechte Linie entstand, welche sich oberhalb der Unterlippe zeigt. Diese mit Pinzette entfernten Pinselhaare hatten ja später in meiner Unkenntnis die Oberlippe markiert. Auch diese kleine Nebensache fügt sich harmonisch in das tiefsinnige, Intelligenz ausstrahlende Gesicht ein, als sei es so gewollt.
Mehrere Tage saß ich vor dieser Offenbarung und suchte nach Antworten, nach einem Zugang, einem Zeichen. Meine Fragen blieben unbeantworteter, je mehr ich rationale Begründungen suchte. Dieses Wunder jagt mir tiefe Ehrfurcht ein, ließ mir viele kalte Schauer über den Rücken laufen.
Eine Erklärung hätte ich vielleicht: Das Christusprinzip sowie die Aussagen, die ihm nachgesagt werden – ob er nun jemals gelebt hat oder nicht –, sind mit Sicherheit in einem morphognetischen Feld unter „Jesus“ feinstofflich vorhanden. Ist es möglich, dass sich ein morphogenetisches Feld physisch manifestieren und Sensationen vermitteln kann?
Wolf Hahlbrock
Kontakt: w.hahlbrock@gmx.de
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