Ein Miss­brauchs­opfer erzählt: „Auf­geben ist keine Option!“

Meine Lebens­ge­schichte:
Ich wurde am 13.06.85 in Essen (Ruhr­gebiet) geboren.
So wie meine Mutter erzählte wohl in der Nähe vom Baldenaysee.
Meine Mutter war noch sehr jung, sie hat mich mit 19 und meine Schwester schon mit 17 bekommen. Sie wollte gerne aus dem Heim raus­kommen, in dem sie mit Papa war. Die Mutter von meiner Mutter war MS Krank, mein Opa war alko­hol­krank. Meine Uroma war wohl der Meinung das meine Oma am besten in einem Heim auf­ge­hoben ist, und hat sie ohne ihr Ein­ver­ständnis schon mit 34 dorthin abgeschoben.
Darum sind meine Mutter und meine Tante ins Kin­derheim gekommen.
Wie Papa berichtete war Mama immer schon psy­chisch krank, aller­dings wurde diese Krankheit im Laufe ihres Lebens immer schlimmer!
Meine erste Erin­nerung in meinem Leben, da war ich vier Jahre alt. Mein Papa stand vor unserer Haustür und hat mich darum gebeten ihm diese zu öffnen. Leider kam ich aber noch nicht an die Klinke dran, Mama hatte ihn raus­ge­schmissen nachdem sie sich gestritten hatten. Kurz darauf haben sie sich geschieden
Dann kann ich mich leider nur sehr selten an die guten Momente erinnern, außer natürlich meine große Schwester. Sie war immer für mich da. Wenn ich Monster im Dunkeln gesehen habe, durfte ich sogar in ihr Bett krabbeln und bei ihr schlafen. Dabei habe ich nachts getreten (sie hat das gehasst) ?.
Trotzdem ich sie habe, habe ich immer schon eine engere Bindung zu unserer Mutter gehabt. Leider konnte ich niemals die Liebe von ihr bekommen, die ich gebraucht und gewünscht hätte. Manchmal habe ich immer noch die Sehn­sucht danach.
Wie meine Mutter den meinen Täter kennen gelernt hat, und warum er dann mit meiner Tante zusammen gekommen ist kann ich nicht genau sagen. Jetzt kann ich es mir nur so erklären, dass Mama im nie erwachsen geworden ist. Das hat ihn wohl angezogen.
Ich habe (und tue es immer noch) an das Gute im Men­schen geglaubt. Ich bin auch denke ich etwas naiv, in Bezug auf andere Men­schen. Bzw. habe ich mitt­ler­weile ein gutes Bauch­gefühl was Men­schen betrifft. Bin natürlich auch vor­sich­tiger. Mama hat uns ohne Fern­seher auf­ge­zogen, wenig Süßig­keiten und gesunde Ernährung.
Mama hat alle mög­lichen Reli­gionen aus­pro­biert, es gab auch eine Zeit wo wir an den Indianer Götter geglaubt haben.
Als ich sechs Jahre alt war, fing der Miss­brauch an. Mein Täter hat mich meistens mit Fern­seher nach der Schule gelockt. Ich musste ihm mit der Hand befrie­digen, bis er eja­ku­liert hat. Er hatte aller­dings einen Wasch­lappen für meine Hand dabei. Die erste male war es immer gleich, dann fing er an meine Vagina zu befummeln, er hat mich aller­dings nie Pene­triert, er hat nur davon gesprochen das es sein Wunsch wäre und sich auf mich drauf gelegt und an mir gerieben, und wenn ich endlich alt genug bin er mir dafür 100 Mark bezahlen würde. Anschließend musste ich ihn natürlich mit der Hand befrie­digen. Ich habe nicht ver­standen was ich mache, und nicht ver­standen das diese Tätig­keiten nicht normal waren. Aller­dings je älter ich wurde, desto mehr fühlte ich mich schmutzig und schäbig!
Er ist im Laufe der Zeit mit meiner Tante zusam­men­ge­kommen, so habe ich auch öfter in ihrem Haus geschlafen. Er kam dann meistens nachts zu mir, ich wusste aller­dings nie wann.
Meine Ma lebt schon immer in Ihrer naiven eigenen Welt, zu ihrem Krank­heitsbild gehört und gehörte schon immer ein Gottes Tick. Sie hat sich oft mit Uhr Oma gestritten und dann gerne unsere Küchentür ein­ge­schlagen. Also das Glas davon, der Glaser bei uns kannte uns schon. Dann hat sie z.B. den Teufel in den Tapeten gesehen, sie hat uns mitten in der Nacht auf­ge­weckt damit wir diese in der Küche abkratzen mussten. Meine Tante war auch oft bei uns und hatte Aus­raster. Sie ist halt auch psy­chisch krank. Im Gegensatz zu Mama hat sie sich aber (gezwun­gener maßen) in Behandlung begeben. Wenn Sie ihre Medizin genommen hat, war auch alles gut. Von ihr habe ich auch gelernt wie man raucht, habe schon ziemlich früh ange­fangen so mit 14 /15.
Mama hatte nie einen gere­gelten Tages­ablauf für uns. Ich bin schon mit sechs Jahren allein zur Schule und wieder zurück­ge­fahren. Sie hatte mir halt einen Haus­tür­schlüssel mit­ge­geben. Meine Schwester war auf der gleichen Schule, aller­dings hatten wir meist unter­schiedlich Schul­schluss. Wenn wir bzw. ich nach Hause kamen stand kein Essen auf dem Tisch. Wir mussten uns selbst drum kümmern. Im Gegenteil, wir haben uns um Mama gekümmert. Es gab eine Situation wo ein Nach­barhaus von uns gebrannt hat. Wir wohnten in Häusern die in einem Ovalen Bogen anein­ander gebaut waren. Ich stehe also in meinem Kin­der­zimmer und sehe wie ein Mann gegenüber aus dem Fenster lehnt, und darum bettelt gerettet zu werden vor den Flammen. Mein Gott ich hatte so große Angst, das Feuer kommt auch zu uns, ich renne also zu meiner Mama und wecke sie panisch. Keine Reaktion, sie hat einfach weiter geschlafen und mich weg geschickt.
So bin ich natürlich auch beim Täter dieser Situation entkommen.
Es gab eine Zeit, denke ich war so um die 12–13 Jahre alt, da habe ich zusammen mit meiner Schwester bei meinem Papa gewohnt. Dafür mussten wir aller­dings min. 3 x vor Gericht aus­sagen gegen meine Mutter. Das hat mir mein Herz zer­brochen, schließlich ist und war es meine Mutter. Ich konnte sie doch nicht allein lassen. Aber was noch viel schlimmer für mich war ist, dass meine Stief­mutter uns gehasst hat. Diesem Hass aus­ge­setzt zu sein, war für mich uner­träglich. Da bin ich lieber wieder zu meiner Ma zurück. Sie hatte auch einen Schä­ferhund Welpen geholt und damit mein Herz im Sturm erobert. Ich setzte mich zwar wieder dem Miss­brauch aus, konnte aber mich um Mama kümmern und hatte einen Hund.
Meine Schwester bleib noch ein Jahr länger bei meinem Papa, bis sie meine Stief­mutter auch nicht mehr ertragen konnte. In diesem Jahr wo meine Schwester nicht da war, hatte meine Mutter ein Baby von einem dun­kel­häu­tigen Manne bekommen. Dieses ist aller­dings mit ca. drei Monaten am Kinds Tod gestorben. Sie hat mich morgens geweckt mit den Worten Sie ist Tod. Es war sehr trau­ma­tisch für mich. Wenn ich auf Kinder auf­passe und diese schlafen, gehe ich immer zwi­schen­durch schauen ob sie noch atmen.
Dann ist mein Täter weg gezogen von NRW nach Nie­der­sachsen gezogen. Meine Mama ist ihm hin­terher gezogen.
Endlich ist meine Schwester zu uns zurück­ge­kommen. Mama ist gar nicht mehr mit uns klar­ge­kommen, da wir mitt­ler­weile natürlich auch wieder Worte gegeben haben. Wir konnten also theo­re­tisch machen was wir wollten. War mit meiner Schwester oft auf Partys und durfte so lange mit ihr raus wie ich wollte. Das klingt für einige von euch wun­der­schön, doch wenn einem gar keine Grenzen gesetzt werden dann ist das auch nicht gut. Es ist dadurch auch keine Struktur da, wir haben keinen Umgang mit Geld bei­gebracht bekommen und auch keinen Sinn für Ordnung.
Als ich 16 Jahre als würde, bin ich mit meinem ersten Freund zusam­men­ge­kommen. So fand ich den Mut, meinem Täter endlich die Stirn zu bieten und ihm zu drohen.
Als ich 16 war hatte ich meinen ersten festen Freund, mit dem ich auch mein erstes Mal erlebt habe. Das war aller­dings alles andere als schön. Wir waren 4 ein halb Jahre zusammen. Wovon ich ihn aller­dings 2 Jahre betrogen habe. Er hat mich nicht son­derlich gut behandelt und ich hatte mich in meinen Kol­legen ver­liebt, aber ich konnte ihn auch nicht ver­lassen. Da ich mich ‑und das klingt bestimmt doof- auch an seine Familie gewöhnt habe. Mein Kollege war auch nur auf Sex aus, das war auch der beste in meinem Leben. Ich hatte noch keine Schmerzen, und konnte es genießen. Ich war also für den Augen­blick kurz eine normale Jugendliche.
Durch die Hilfe der Familie meines Freundes und die meiner dama­ligen Chefin habe ich es endlich geschafft von zu Hause aus­zu­ziehen. Könnt ihr euch vor­stellen, ich war bestimmt vier bis fünf Mal beim Jugendamt und hatte darum gebeten mich von zu Hause weg zu holen. Aller­dings habe ich immer die gleichen Aus­sagen bekommen. Ich habe Kleidung die ganz ist, Leide nicht an Hunger und werde nicht geschlagen. Also soll ich bitte wieder nach Hause zu meiner Mama gehen. Ich habe Mama dann so lange gereizt bis sie mir eine Ohr­feige gegeben hat. Dann endlich konnte ich von zu Hause weg.
Wie ihr euch denken könnt bin ich immer noch nicht so gut auf Jugend­ämter zu sprechen.
Also mit 17 habe ich es geschafft ein Zimmer über meiner Arbeits­stelle zu bekommen.
Kurz bevor ich meinen Gesel­len­brief bekommen habe, habe ich mich per SMS von meinem ersten Freund getrennt und saß auf der Straße. Also musste ich bei einer Freundin unter­kommen und bin nach Wies­baden arbeiten gegangen. Der Chef war ein Arsch und ich war super schnell krank. Er hat mich gefeuert. Ich bin dann bei meiner Schwester vor­über­gehend ein­ge­zogen und habe Arbeit gesucht. Dann habe ich einen Job in Ochtrup bekommen.
Leider kann ich nicht noch weiter auf die Genau­ig­keiten ein­gehen. Schließlich haben wir auch sehr viel Ver­gessen und ver­drängt.  Am Leben bleiben hatte meine höchste Prio­rität, (bzw. ein nor­males Leben führen). Keiner durfte mir was anmerken.
Ich kann also eher darüber berichten womit ich bis jetzt so zu kämpfen habe bzw. was ich auch alles schon gemacht habe, um mir Hilfe zu holen?
Mit 19 ist mir das erste Mal auf­ge­fallen das was in meinem Leben nicht richtig gelaufen ist. Ich hatte mich in meinen Nachbar ver­liebt, dieser hat aller­dings lieber mit einer Freundin von mir eine Beziehung ange­fangen. Leider war es unglück­licher Zufall das die Wohn­si­tuation so war das ich den beiden auch noch beim Sex zuhören durfte. Also habe ich mich betrunken, und mir meine Arme auf­ge­ritzt, ich wollte den Schmerz spüren.
Als ich 15 war, hat sich eine les­bische Frau in mich ver­liebt. Ich habe es genossen, es war mir egal ob es eine lesbe war. Endlich hatte ich einen Men­schen, der um mich gekämpft hat und mir Liebe ent­ge­gen­ge­bracht hat. Ich habe die Auf­merk­samkeit und Liebe wirklich genossen, aller­dings war sie schon ich glaube 27 und ich 15 des­wegen war es illegal.
Naja zurück zu meinen Armen, ich bin auf­ge­wacht voller blu­tiger Arme. Das hat mich Gott sei Dank erschreckt. Ich bin selbst mit einem Bekannten ins Kran­kenhaus gefahren. Dort musste ich das Ver­sprechen abgeben, dass ich eine The­rapie anfange. Da ich keinen Alkohol mehr im Blut hatte, durfte ich nach Hause fahren. Ich habe gelernt Arbeit als meinen Lebens Inhalt werden zu lassen. So bin ich natürlich auch am nächsten Tag mit den Armen arbeiten gegangen, es tat sehr weh die heißen Teller auf den Armen zu haben. Ich habe Restau­rant­fachfrau gelernt. Ich habe mich also erstmal in die Arbeit gestürzt und dachte ich könnte es dabei belassen. Zu diesem Zeit­punkt habe ich meinen Ex-Mann kon­tak­tiert und bin mit ihm zusam­men­ge­kommen, damit ich eine „normale“ Frau werde/bin, habe ich dann doch die erste The­rapie in meinem Leben gestartet. Diese hat in einer Tages­klinik statt­ge­funden. Leider konnte ich nicht das Miss­brauch Thema ansprechen, es war zu privat, und es sollte die anderen Pati­enten schützen. Es war trotzdem auch hilf­reich für mich.
Dann habe ich mich wieder auf die Arbeit gestürzt, ich bin mit meinem Ex-Mann zusammen auf die Insel Spie­keroog gegangen. Es war so groß­artig für mich, nur arbeiten und schlafen. Mein Ex-Mann an meiner Seite, wenn die Fähre gut fuhr und wir frei hatten, sind wir ans Festland zum Ein­kaufen gefahren. Es war genau mein Ding, auf der Insel ticken die Uhren einfach anders. Die Gas­tro­nomen bzw. alle Saison Kräfte halten zusammen. Selten bis gar nicht frei, doch da fing mein Körper schon an zu streiken. Ich habe eine Seh­nen­schei­den­ent­zündung bekommen am Hand­gelenk, aller­dings habe ich wei­ter­ge­ar­beitet da auf Saison nichts anderes möglich ist. Kurz darauf fing auch mein Knie an wieder wie wild weh zu tun. Wie ihr merkt hat meine erste Chefin mir super bei­gebracht auch dann weiter zu arbeiten, wenn ich Schmerzen habe, so lange ich noch laufen kann alles spitze. Das erste Jahr habe ich durch­ge­halten, wenn wir in der Saison Pause wieder zu Hause waren, habe ich in dem Betrieb weiter gear­beitet wo ich auch gelernt habe. Wenn die Saison wieder los gegangen ist, sind wir wieder auf die Insel zurück. Aller­dings wurde ich im Januar am Knie ope­riert. Der Arzt hat leider die falsche Methode ope­riert, sodass mein Knie leider nicht bis März ok war. Obwohl der Arzt mir das ok gegeben hat, also bin ich unter Schmerz­mittel mehrmals täglich von März bis Juni. Dann wurde das Knie zum ersten Mal lange ope­riert 3 Stunden. Dadurch konnte ich natürlich nicht wei­ter­ar­beiten und habe einen Auf­he­bungs­vertrag unterschrieben.
So lange ich denken kann, hat mein Körper Stress mit Schmerzen und Krank­heiten „belohnt“. Wenn das pas­siert bin ich richtig sauer auf ihn, und hasse es.
Mein Knie hat sich leider nicht ver­bessert, ich musste sehr lange Reha Sport machen. Aber so wie ich nun mal bin, habe ich sobald ich die Schmerzen aus­halten konnte wieder ange­fangen zu arbeiten. Ich habe meine erste The­ra­peutin in Nordhorn gefunden und par­allel meinen Täter mit Hilfe des Weißen Ringes ange­zeigt. Er ist leider eine Woche nach meiner Anzeige gestorben (an Pro­stata Krebs) und hat diese nicht mal gelesen.
Dann stellte sich heraus das ich die Schrauben in meinem Knie nicht ver­trage also kam die nächste OP und die Schrauben wieder raus. In der Zwi­schenzeit habe ich erkannt, dass mein Knie und mein Job wahr­scheinlich nicht mehr zusam­men­kommen werden. Also suchte ich mir einen Job in einem Call Center, das war mein schlimmster Job, den ich habe, ein gewissen und der Druck, der dort herrscht, war für mich nicht aus­haltbar. In der Zwi­schenzeit hatte sich auch eine Fress­sucht bei mir ent­wi­ckelt, es gab mir auch immer eine kurze Erlösung.
Ich war und bin immer noch bestrebt ein nor­males Leben zu führen, und mir nichts anmerken zu lassen. Die Gescheh­nisse keinen Ein­fluss auf mein Leben nehmen zu lassen. Leider habe ich erst viel zu spät ver­standen das dies nicht funk­tio­niert. Ich habe versuch eine Umschulung zu bekommen. Die Ren­ten­ver­si­cherung wollte mir diese nicht bezahlen und so zog ich gegen diese vor Gericht. Um die Zeit zu über­brücken habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Spie­lothek betreten und dort ange­fangen zu arbeiten. Ich konnte mich immer zwi­schen­durch hin­setzen, was meinem Knie echt gut­getan hat. Nebenbei habe meine The­rapie weiter gemacht, aber wir sind nur sehr langsam vorangekommen.
Ich habe alles so lange tot­ge­schwiegen, und ver­graben, dass ich wirklich nicht an diese Pro­bleme gekommen bin. Ich habe dann meine erste Reha gemacht, und zwar in einer Klinik in Kassel, in der Habichts­wald­klinik. Dieser Auf­enthalt hat mir wirklich gut­getan, ich habe zum ersten Mal von innerem Kind gehört und auch Ein­zel­the­rapie gehabt, dort konnte ich zum ersten Mal auch ein bisschen über den Miss­brauch und seine Folgen sprechen. Also erstmal zu einer die mich immer noch manchmal begleitet. Also ich habe sehr sehr oft Schmerzen beim Pipi machen, so als hätte ich eine Bla­sen­ent­zündung. Es ist aber keine, zudem ist auf­fällig das es „nur“ pas­siert, wenn ich privat Stress habe.
In der Zwi­schenzeit war schon wieder ein Jahr ver­gangen, ich habe das Ver­fahren gegen die Ren­ten­ver­si­cherung gewonnen. So konnte ich einen Vor­be­rei­tungskurs für die Umschulung an. An jedem Wochenende habe ich aber trotzdem in der Gastro gear­beitet. Ich habe von der Ren­ten­ver­si­cherung nicht so viel Geld bekommen. Nebenbei habe ich weiter The­rapie gemacht. Dann hat mein Ex-Mann mich gehei­ratet und ich dachte mein größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen und jetzt kann es nur noch bergauf gehen.
Doch leider hat meine Psyche das anders gesehen, mit der Hochzeit habe ich meinem Ex-Mann endlich zu 100 % ver­traut. Wie ihr euch denken könnt, hatte ich davor wohl Pro­bleme damit, ich konnte auch nicht schlafen, wenn er nicht bei mir war. Nach der Hochzeit habe ich einen zweiten großen Wunsch erfüllt und mir einen Hund gekauft. Also habe ich die Umschulung gemacht, meinen Welpen erzogen, und am Wochenende gear­beitet. Das habe ich so ein­einhalb Jahre gemacht. Dann hat meine Psyche den Tief­punkt gehabt, meine The­ra­peutin hatte die Behandlung beendet, sie sagte wir kommen nicht weiter bzw. sie kann mir nicht mehr helfen. Ich war immer öfter so müde, und dann ist mein inneres Kind erwacht, die 6Jährige. Es war so schlimm, ich hatte keinen der mir helfen konnte oder sagen was pas­sierte mit mir!
Ich bin morgens auf­ge­wacht, (es fällt mir wirklich schwer das zu schreiben) und mein inneres Kind hat geschrien und geweint in einer Tour. Was macht man dann?? Wie erklärt man sowas seinem Partner? Ich habe mich für gar nicht ent­schieden, ich machte es mit mir selbst aus. Wusste aber ich muss mir Hilfe holen ganz dringend. Ich hatte zum Glück einen Hausarzt, der mich unter­stützt hat. So habe ich eine Reha bekommen und auch für die Klinik, die ich mir vorher aus­ge­sucht hatte. Diese kann ich nur wärmstens emp­fehlen. Ich war in der Wicker Klinik in Bad Wil­dungen. Es ist eine Trauma-Klinik nur für Frauen. Ich bin dort sta­bi­li­siert worden. Mir ist erklärt worden was mit mir los ist, warum mein inneres Kind schreit. Was ich tun kann, um es erstmal zu besänf­tigen. Ich habe sechs Wochen intensiv an mir gear­beitet. Ich bin nach Hause gekommen und war noch platter als vorher. Ich hatte in zwei Wochen Prüfung und musste lernen und schauen das ich die sechs Wochen nachhole.
Dann kahm der Tief­punkt in meinem Leben, zwei Tage vor meiner schrift­lichen Abschluss Prüfung ist mein Ex-Mann zu mir gekommen und hat mich ver­lassen. Ich lag schon so am Boden und er hat mir das Messer in den Rücken gerammt. Hätte ich meinen Hund nicht gehabt wäre ich bestimmt Alko­ho­li­kerin geworden!!
Ich habe meine Abschluss Prüfung bestanden und habe erstmal ein Jahr lang Pause vom Arbeiten gemacht. Habe mich darum gekümmert umzu­ziehen und mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich habe so viele Nächte wach gelegen und doch die Erfahrung gesammelt das ich allein über­leben kann!!
Ich habe eine neue super The­ra­peutin gefunden, ich habe bei ihr eine Trauma The­rapie gemacht, sehr anstrengend. Ich habe nebenbei gear­beitet in dem Betrieb wo ich immer noch bin. Das war ein Fehler, ich habe dann als ich fertig war Vollzeit ange­fangen zu arbeiten. Aller­dings bin ich schnell an meine Grenzen gekommen.
Ich habe immer noch Schlaf­pro­bleme, ich bin jeden Tag mega Platt, ich kann nicht mehr Vollzeit arbeiten. Ich habe jeden Tag schmerzen. Der Umgang mit nor­malen Men­schen ist für mich super anstrengend. Ich muss immer bei allen min. 100 Prozent geben. Ich kann leider nicht gut bis gar nicht ent­spannen (da arbeite ich noch an mir.) Ich habe eigentlich immer meine Maske „es ist alles in Ordnung“ auf.
Aber ich habe einen super tollen Freund (möchte ihn unbe­dingt hei­raten?), eine wun­der­schöne Wohnung einen 20 Stunden Job und eine Teilzeit Rente durch, ich bekomme auch OEG also Opfergeld womit ich aber immer noch im Streit bin mit meiner Anwältin. Es gibt natürlich immer nochmal schlechte Tage, aber alles in allem habe ich ein schönes Leben und möchte das auch nicht missen.
Ich hoffe ich konnte einigen von euch Hoffnung machen.


Quelle: guidograndt.de