Wer sich auf sein Glück verlässt, hat beim Pokern schlechte Karten. Obwohl Fortunas Einfluss nicht zu unterschätzen ist, ist das Spiel viel anspruchsvoller als es auf den ersten Blick scheint. So schnell die Regeln auch zu erlernen sind, so lange dauert es, um die Mischung aus Mathematik, Psychologie und sozialer Komponente zu beherrschen. Etliche Profis sind ihr Leben lang am Lernen.
Vielleicht ist Poker auch deshalb in Deutschland so beliebt. Mehr als 357.000 Online-Pokerspieler gab es in der Bundesrepublik schon im Jahr 2013 – dreimal so viele wie noch drei Jahre zuvor. Damit lagen die deutschen Zocker weltweit auf Rang 3.
In den Spielbanken der Bundesrepublik gehören Kartenspiele zu den Klassikern. Im Kurhaus Baden-Baden, seit 200 Jahren Treffpunkt von Adel und Prominenz, wurde in den Anfängen hauptsächlich „Pharao“ gespielt. Das französische Kartenspiel, bei dem mit zwei nach Farben getrennten Kartensätze und mit aufgedeckten Karten gespielt wird, wurde im 20. Jahrhundert allerdings von Poker in seiner Beliebtheit abgelöst. Heute werden in Baden-Baden an sieben Tischen Texas Hold’em und andere Pokervarianten gezockt.
Im Kurhaus in Baden-Baden wurden schon vor 200 Jahren Kartenspiele gespielt. Quelle
Obwohl die USA und vor allem Las Vegas mit den alljährlichen Wettmeisterschaften als Pokerhochburg gelten, schlagen sich deutsche Pokerspieler international mit großem Erfolg. Der erste Pokerweltmeister aus der Bundesrepublik war im Jahr 2011 der damals erst 22 Jahre alte Student Pius Heinz. Er ging mit dem Titel und 8,715 Millionen US-Dollar nach Hause.
Angefangen hatte der Nordrhein-Westfale mit Online-Poker, wo er seine Strategien und sein Geschick beim Analysieren seiner Gegner soweit verfeinerte, dass er am Tisch in Las Vegas gegen alte Hasen sein Pokerface wahren und gleichzeitig die Schwächen seiner Mitspieler entdecken konnte.
Um beim Pokern erfolgreich zu sein, lohnt es sich, von Anfang an auf sinnvolle Poker-Strategien zu setzen und so viel wie möglich zu lernen. Das beginnt mit dem Wissen, wann es sich lohnt, im Spiel zu bleiben, und wann es besser ist, eine Hand auszusitzen. Die Zeit, in der man nicht im Spiel ist, ist alles andere als verschwendet. Erfahrene Zocker nutzen die Pause, um ihre Gegner zu studieren. Je mehr Spiele ausgesessen werden, desto mehr lässt sich über die anderen Spieler und deren Strategien erfahren. Mancher Pokerspieler blufft regelmäßig bei schwachen Karten, während andere Zocker extrem vorsichtig spielen. Poker erfordert gute Nerven, und dazu gehört auch, Niederlagen hinzunehmen, ohne durch riskante Manöver im nächsten Spiel auf Teufel komm raus die Verluste wieder gut machen zu wollen. Langes Warten, bis die Spieler ihren nächsten Zug entschieden haben, kann stressig sein, aber ein kluger Zocker weiß, dass manche Überlegungen dauern und so mancher nervenschwache Spieler allein durchs Warten zu Fehlern verleitet werden kann.
Doch um es als Pokerspieler zu etwas zu bringen, reicht es nicht nur, die Gegner zu studieren. Auch die eigenen Gewohnheiten sollten analysiert und schlechte Gepflogenheiten gnadenlos abtrainiert werden. Beim Tischspiel ist es schwierig, sich Notizen zu machen, aber online bietet es sich an, jeden Zug innerhalb einer Hand aufzuschreiben und später zu untersuchen. Dadurch lässt sich leichter dagegen ansteuern, sich zu leicht ins Bockshorn jagen zu lassen, zu vorsichtig zu sein oder prinzipiell nicht zu wissen, wann es von vornherein besser ist, zu passen.
Die richtige Strategie und genügend Knowhow können beim Poker erfolgsentscheidend sein. Quelle
Bei Texas Hold’em, der weltweit populärsten Pokervariante, erhält jeder Spieler am Anfang zwei verdeckte Karten, während in drei Schritten insgesamt fünf Gemeinschaftskarten aufgedeckt werden. Zum Schluss gewinnt, wer die stärkste Hand aus seinen eigenen und den Gemeinschaftskarten hat – oder trotz schwacher Hand als einziger nicht ausgestiegen ist. Weil niemand weiß, welche offenen Karten zum Schluss auf dem Tisch liegen, ändert sich die Stärke der eigenen Starthand mit jeder neu aufgedeckten Gemeinschaftskarte.
Für Anfänger bedeutet das, dass eine schwache Starthand gar nicht erst gespielt werden sollte. Es ist viel profitabler, die Zeit zum psychologischen Studium seiner Kontrahenten zu nutzen. Selbst Profis spielen in Turnieren oft nur jede zehnte Hand, um sich unnötige Verluste zu ersparen.
Starke Starthände wie hohe Paare, also zwei Buben, Damen, Könige oder Asse hingegen lohnen allemal den Einsatz. Bei mittleren und kleinen Paaren kommt es auf die Höhe der Einsätze an. Bei minimalen Beträgen lohnt sich der Einstieg, selbst wenn nur Erfahrung gewonnen wird. Das gleiche gilt für zwei hohe Karten in unterschiedlichen Farben. Nur Ass und König oder Ass und Dame gelten als so starke Starthände, dass es verschwendet wäre, hier nicht mitzugehen.
Wer es mit seinem Pokerspiel ernst nimmt, der kann sich Tabellen online suchen, die nicht nur die Stärke der Starthand angeben, sondern auch die statistischen Wahrscheinlichkeiten aufzeigen.
Bei Varianten mit fünf Karten wie bei Texas Hold’em gibt es sage und schreibe 2.598.960 Möglichkeiten. Aber selbst ohne all diese im Kopf durchzuspielen kann man lernen ein Gefühl für die Stärke der eigenen Hand zu entwickeln und gleichzeitig die der Gegner realistisch einzuschätzen. Wenn jemand den ganzen Abend vorsichtig gespielt hat und plötzlich hohe Summen setzt, kann es sich zwar um einen kühnen Bluff handeln, aber die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass der Spieler eine hohe Hand besitzt.
Starke Nerven, ohne ein allzu großes Ego ist eine gute Erfolgskombination. Überheblichkeit oder Überschätzung der eigenen Fähigkeiten haben schon so manchen Spieler kräftig auf die Nase fallen lassen.
Weil manche Eigenschaften gerade im zunehmenden Alter verstärkt werden, ist es nie zu spät, mit dem Pokern anzufangen. Während Pius Heinz zu den jüngsten Weltmeistern gehörte, holte im vergangenen Jahr der 55 Jahre alte Hossein Ensan als zweiter Deutscher den Titel bei der World Series of Poker in Las Vegas. Rund zehn Millionen Dollar brachte ihm der Sieg ein. Dabei ist er nicht einmal der derzeit erfolgreichste deutsche Pokerspieler. Die Nummer Eins unter den Spitzenverdienern aus der Bundesrepublik ist Fedor Holz, der im Laufe seiner Karriere bereits mehr als 32 Millionen Dollar gewonnen hat. Doch selbst ohne derartige Ambitionen macht Poker Menschen weltweit einfach Spaß.
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