Die Fraktion der Freibeuter im Leipziger Rathaus versteht ihren Namen als Programm und macht ihm auch alle Ehre: Die Spezialität dieser Zunft war es ja schon immer, Überfälle aus dem Hinterhalt zu verüben und andere Menschen auszurauben. Wer also glaubt, es sei ein Scherz, dass Herrchen jetzt Waldis Pupse versteuern muss, ist schief gewickelt. Das meinen die Herrschaften komplett ernst. Sie haben einen offiziellen Fraktionsantrag gestellt, mit der Hundesteuer zusätzlich auch den CO2 Ausstoß von Waldi abzukassieren.
Das Beste: Das Leipziger Rathaus verweist den Vorstoß keineswegs ins Reich der Hirnfürze, sondern lässt durchblicken, dass das durchaus ein guter Vorschlag sei. Man wolle sowieso „alle kommunalen Abgaben und Steuern im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf das Klima analysieren“. Man werde also ausrechnen, wie viel CO2 so ein Hund in seinem Leben ausstößt und wie viel das in Euro an Steuern ausmachen wird. Allerdings will man nicht allzu hoch in der Summe gehen. Denn, so warnt das Leipziger Finanzdezernat – wenn die Hundesteuern zu hoch steigen (zur Zeit 96 Euro pro Jahr), werden die Hundebesitzer ihre Tiere abschaffen und dann verliere man vermutlich einen ganzen Batzen Geld aus der Hundesteuer für‘s Stadtsäckel. Und die Kuh, die man melkt, sollte man nicht verhungern lassen.
Die Partei der Freibeuter stellt 70 Stadträte in Leipzig. Sie begründet ihren Antrag damit, dass die Stadt Leipzig sich ja zu „strengen Klimaschutzzielen“ verpflichtet habe. Diesen Zielen zufolge sollen die CO2-Emissionen alle fünf Jahre um 10 Prozent reduziert werden. Oder als Endziel-Marke die Pro-Kopf-Emission bis zum Jahr 2050 auf 2,5 Tonnen pro Kopf zu senken. Sollte ihr Hunde-Fraktionsantrag durchkommen, könnten eine Menge Hundebesitzer ihre Stimme bei der nächsten Wahl anderen Parteien geben.
https://youtu.be/UI8l_W_DsDg
Schuld an dem hundefeindlichen Steuervorhaben der Freibeuter ist die TU-Berlin. Die errechnete in einer Studie, dass der durchschnittliche Haushund (Mops? Dackel? Berhardiner? Rehpinscher? Leonberger?) während seiner Lebenszeit (die je nach Hunderasse sehr unterschiedlich ist) ca. 8,2 Tonnen CO2 verursacht, das seien 630 kg CO2 pro Jahr. Menschen erzeugen angeblich etwa 8,9 Tonnen/Jahr. Den Berechnungen der Studie zufolge produziert ein Hund in Leipzig etwa 40% dessen, was ein Auto (Benziner) mit einem Verbrauch von fünf Litern auf 100 km an CO2 ausstößt.
Die letzte Hundezählung in Leipzig aus 2019 ergab 21.611 Leipziger Fiffis. Laut Berliner TU produzieren die Hunde zusammen 13,614,93 Tonnen CO2. Da kommt was zusammen. Jetzt schon ist die Hundesteuer – ohne CO2 – jährlich ein warmer Regen für die Stadtkasse. Ungefähr zwei Millionen Euro kommen da zuverlässig jedes Jahr herein. Wenn man den Bogen mit der CO2-Steuer überspannt, könnte es sogar zu größeren Einbußen durch wesentlich weniger Hunde führen.
Wahrscheinlich werden nur wenige ihren treuen, vierbeinigen Freund deswegen abschaffen. Aber die Hundebesitzer könnten ihre Lebensplanung insofern überdenken, als dass man sich vielleicht überhaupt besser steht, aus der Stadt hinauszugehen, im Leipziger Umfeld wesentlich preiswerter wohnt, mehr Felder und Wälder zum Gassigehen geboten werden und da in Coronazeiten sowieso mit Kultur, Restaurants und Ausgehen nix ist, muss man ja eigentlich gar nicht in der Stadt wohnen. Und wer nicht gerade sowieso schon wegen Corona alles verloren hat, der macht ja meist Home-Office, und das geht auch aus dem wesentlich preiswerteren Häuschen auf dem Land draußen. Und gesünder für Herrchen und Frauchen ist es außerdem, draußen auf dem Land zu leben.
Leid tun können einem aber die einsamen, alten Leute, deren oft einzige Gesellschaft ihr Hündchen ist. Nicht selten sparen die Senioren an sich selbst, um ihren vierbeinigen Freund durchzubringen. Die Hundekameraden sorgen auch dafür, dass ihr altes Herrchen oder Frauchen Bewegung hat und an die frische Luft kommt. Für solche alten, einsamen Menschen wäre auch eine geringe Anhebung der Hundesteuer ein finanzielles, seelisches und gesundheitliches Problem. Aber was kümmert das die Bessermenschen, die sich als Oberlehrer und Zuchtmeister aller anderen sehen.
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