Jetzt geht’s um die Wurst: Wird der Würz­burger Hafen­sommer heuer kom­plett vegetarisch?

Der Würz­burger Hafen­sommer ist immer eine Attraktion und die Würz­burger und viele Besucher freuen sich schon drauf. Zünftig soll’s werden, Open-Air Live-Musik, auch gern mal Blas­musik, Essen, Trinken, gute Laune, Bier, Wein und Limo und Worscht. Doch die gute Laune ist vielen Würz­burgern und Besu­chern ver­gangen, denn die Klima-Taliban wollen Wurst, Fleisch und Fisch ver­bieten. Es soll aus­schließlich vege­ta­ri­sches Essen geben. Im Rathaus ist Kul­tur­kampf angesagt. Immer wieder fühlen sich die selbst­er­nannten CO2-Inqui­si­toren dazu berechtigt, anderen alles mög­liche zu ge- und ver­bieten, ganz nach Gusto.

Doch, wenn es um die sprich­wört­liche Wurst geht, wacht eben irgendwann der Wider­stand auf. Zu Recht, denn niemand muss Wurst essen, der das nicht mag oder falsch findet, aber allen anderen alles ver­bieten geht gar nicht.

Das Kul­tur­re­ferat der Stadt hat aber kraft eigener Macht­voll­kom­menheit über das gesamte Hafenfest von 21. Juli bis 6. August das Verdikt für alles Fleisch­liche ver­hängt, ein­schließlich Fisch. Und damit ist für viele Würz­burger das Maß voll. Schon im letzten Jahr kujo­nierte der Ver­an­stalter,  eben­jener Kultur-Fach­be­reich, die Besucher mit Fleisch­verbot. Immerhin konnte man noch (murrend) auf Fische aus­weichen. Auch das ist dieses Jahr verrrrbottten.

Man hat aber bei den Eiferern nicht den Mumm zu sagen, dass man alle erziehen und bevor­munden will, weil sie ja stin­kende und pup­sende CO2-Schleudern sind mit ihren Brat­würsten, sondern tut auch noch so, als sei das sogar Volkes Wille: Man habe das so ent­schieden, weil man das Ess­ver­halten auf dem Fest im ver­gan­genen Jahr ana­ly­siert hatte. Demnach sei damals die Nach­frage der rund 10.000 Besucher nach vege­ta­ri­schen Gerichten höher gewesen, begründet Kul­tur­re­ferent Achim Könneke. Um wieviel wurde nicht gesagt. Das Kul­tur­re­ferat ent­schied einfach und setzte die Stadträte lediglich von Ihro Majestät Ent­scheidung in Kenntnis.

Ahja. Wären es etwas mehr Fleisch­esser als Vege­tarier gewesen, hätten sie dann vice versa das Gemüse ver­bannt? Wohl kaum, denn es wurde schon gleich hin­zu­gefügt, dass die Stadt Würzburg bis 2030 „kli­ma­neutral“ sein wolle. Darum, und nicht um die Wünsche der Bürger und Besucher geht es. Volksfest als Dis­zi­pli­nie­rungs­maß­nahme und Kli­ma­lektion. Eiferer sind immer auch Despoten.

Die Würz­burger Bürger sind hier genauso gespalten, wie der Aus­schuss im Rathaus:

Ich bin für Freiheit. Jeder Mensch soll selbst ent­scheiden, wie er sich ernährt. Man soll beraten und Angebote schaffen. Aber man sollte die Leute nicht zwingen”, sagt der CSU-Frak­ti­ons­vor­sit­zende Wolfgang Roth im Gespräch mit BR24. Den Fleisch­ver­zicht bei der Ver­an­staltung hält er für Bevor­mundung. “Wo hört das Ganze auf”, fragt Roth, “machen wir dann in der Rat­haus­kantine weiter? Was ist mit den Volks­festen, gibt es auf Kiliani dann auch nur noch vege­ta­rische Ernährung?“

Das wie­derum stinkt der Grü­nen­fraktion. Die Grünen-Frak­ti­ons­vor­sit­zende Sandra Vorlovà insi­nu­ierte süf­fisant, dass die CSU-Fraktion mit ihrem Auf­stand wohl die Wähler für die Land­tagswahl im Herbst gewinnen wolle. Dass sie sich damit selbst die Hosen her­un­ter­zieht, merkt sie wohl nicht, denn sie gibt damit ja implizit zu, DASS die Wähler diese Bevor­mundung NICHT wollen und deshalb CSU wählen könnten. Es offenbart aber auch, dass man auf den Wäh­ler­willen sch…, weil man sich für etwas Bes­seres hält und daher für berechtigt und befähigt, den dummen Pöbel zu erziehen.

Noch übt sich Kul­tur­re­ferent Könneke in pla­ka­tiver Toleranz: „Wir werden nie­mandem seinen Wurst­salat, seinen Haxen oder seinen Sau­er­braten weg­nehmen.“ Außerdem gebe es ja noch andere städ­tische Ver­an­stal­tungen, bei denen Fleisch­ge­richte „wei­terhin auf der Spei­se­karte stehen“.

Tsit­sitsi, Herr Kul­tur­re­ferent, sooo werden sie aber Würzburg nicht bis 2030 kom­plett kli­ma­neutral bekommen. Das ist Ihnen ja wohl hof­fentlich klar. Aber viel­leicht richtet es ja eine CO2-Extra-Steuer auf die tole­ran­ter­weise ange­bo­tenen Fleisch­ge­richte? Eine Brat­wurst + 30 € CO2 Kli­ma­aus­gleich, eine Hax’n + 100 € Klimaausgleich?

Die CSU-Stadträte wollen einen inter­frak­tio­nellen Antrag aus­ar­beiten. In dem geplanten Antrag soll das zuständige Kul­turamt auf­ge­fordert werden, das Spei­sen­an­gebot nicht auf aus­schließlich vegetarisch/vegane Pro­dukte zu beschränken. Das sei „seitens der Antrag­steller als über­griffig im Hin­blick auf die per­sön­liche Lebens­führung“ ange­sehen. Sollte diese For­derung keine Mehrheit im Stadtrat finden, so will man fordern, „eine Fleisch- und/oder Fisch­pro­dukte ver­trei­bende, mobile Gas­tro­nomie“ unmit­telbar vor dem Kas­sen­be­reich zu plat­zieren. Würde man diesen Bevor­mun­dungen nicht Einhalt gebieten, fürchtet Würz­burgs Ober­bür­ger­meister Christian Schu­chardt, und da diese vor­ge­se­henen und auf­ge­zwun­genen Ein­schrän­kungen ja „grund­sätz­licher Natur“ sind, dass es dabei nicht bleiben werde und das­selbe dann beim „Kiliani“ (Unter­frankens größtes Volksfest mit Trach­ten­festzug) und dann bald auch in der städ­ti­schen Kantine geschehen werde.

Da weiß die CSU-Fraktion halt mit Sicherheit, dass die pöh­se­pöhse AfD zustimmt und ihnen einiges an Stimmen mit­bringt. Dafür sind sie ja dann doch gut. Danach kann man sie ja wieder abwat­schen. Und auch die FDP dürfte mehr­heitlich gegen die Gemü­sedik­tatur stimmen. Denn bei einem solchen inter­frak­tio­nellen Antrag muss der Stadtrat kom­plett antreten, sonst gibt’s Mecker von der jewei­ligen Fraktion.