Erst die Frei­setzung von gene­tisch ver­än­derten Mos­kitos- jetzt gen­tech­nisch ver­än­derte Honig­bienen: Nicht die dümmste Idee aller Zeiten, aber nah dran! (+Video)

Die Men­schen werden scho­ckiert sein zu erfahren, dass gene­tisch ver­än­derte Mos­kitos ohne ange­messene Auf­sicht einfach in die Umwelt frei­ge­setzt werden können. Gefragt werden sie nicht. Nach den gene­tisch ver­än­derten Mos­kitos kommt die gen­ma­ni­pu­lierte Kohl­motte. Die Desi­gner­motte hat bereits Labor- und Gewächs­haus­ver­suche bestanden und die Zulassung wurde bean­tragt. Und es war nur eine Frage der Zeit, wann wir mit gen­tech­nisch ver­än­derten Honig­bienen über­schwemmt werden.

Bienen auf der ganzen Welt sind laut neueren Studien bis zu 90% ver­schwunden. Die Gründe sind je nach Region unter­schiedlich, aber zu den Haupt­gründen gehören u. a. massive Abholzung, Mangel an sicheren Nist­plätzen, Mangel an Blumen, Einsatz unkon­trol­lierter Pes­tizide und Ver­än­de­rungen im Boden. Die Land­wirt­schaft der Welt hängt zu 70% von  Bienen ab, um es deut­licher und direkter aus­zu­drücken, könnte man sagendass 70 von 100 Lebens­mitteln von Bienen favo­ri­siert werden. Wenn das Bie­nen­sterben nicht bald endet, könnte es ernst­hafte Folgen für die Nah­rungs­mit­tel­ver­sorgung weltweit haben, des­wegen wurde die Biene zum wich­tigsten Lebe­wesen auf dem Pla­neten erklärt. Doch statt die Ursachen, die für das Bie­nen­sterben ver­ant­wortlich sind, zu bekämpfen, werden die Honig­bienen gene­tisch mani­pu­liert. Die vor­ge­schlagene Frei­setzung von Mil­lionen nicht­re­gu­lierter, expe­ri­men­teller Insekten öffnet die Büchse der Pandora, die sich bekann­ter­maßen nicht einfach wieder ver­schließen lässt. Ein Expe­riment zur Kreuzung euro­päi­scher Honig­bienen mit aggres­siven afri­ka­ni­schen Honig­bienen (Kil­ler­bienen) ging bereits schief. Und auch die gene­tisch ver­än­derten Mos­kitos halfen nur dem Konzern, der das Patent darauf hat. Gen­tech­nisch ver­än­derte Honig­bienen wurden erstmals von Christina Schulte und ihren Kol­legen an der Heinrich-Heine-Uni­ver­sität Düs­seldorf ent­wi­ckelt. Und wie jetzt bekannt wurde, haben Imker in den Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emi­raten (VAE) Bie­nen­kö­ni­ginnen gen­tech­nisch ver­ändert. Nicht die dümmste Idee aller Zeiten, aber nah dran! Wir erklären warum.

Erst die Frei­setzung von gene­tisch ver­än­derten Moskitos

 

Großes Ent­setzen herrschte in Florida, als 2015 bekannt wurde, dass gegen das Zika-Virus das bri­tische Biotech-Unter­nehmen Oxitec eine Moskito-Popu­lation aus­setzen wollte, die gene­tisch modi­fi­ziert wurde, um das Dengue-Fieber zu bekämpfen. Denn welche Folgen gene­tisch modi­fi­zierte Mos­kitos auf die Menschheit haben werden, ist völlig unab­sehbar. Zumal war es total unsinnig, da in den Florida Keys seit 2010 kei­nerlei Fälle des Dengue-Fiebers  mehr auf­ge­treten waren. Besonders brisant ist die Tat­sache, dass eine Studie belegt, dass man in Bra­silien die gleichen GV-Mos­kitos bereits aus­setzte und dies die Aus­breitung des Dengue-Fiebers über­haupt nicht beein­flusste. Kurzum, der Protest aus der Bevöl­kerung war so groß, dass die Ver­suchs­reihe in Florida nicht durch­ge­führt wurde.

Von der Öffent­lichkeit unbe­merkt setzten im Herbst 2009 der bri­tische Wis­sen­schaftler Luke Alphey und seine Leute die Desi­gner­mücken auf Grand Cayman, der Haupt­insel des Karibik-Archipels frei.im Jahr darauf schickten sie drei Mil­lionen Gentech-Mos­kitos hin­terher. Das Expe­riment war die erste Frei­setzung trans­gener Insekten, die Men­schen stechen können. Das Skan­dalöse daran ist, dass das Frei­luft­ex­pe­riment weit­gehend im Geheimen stattfand. Vor Ort wussten viele nicht, dass es sich bei den aus­ge­setzten Mos­kitos um Pro­dukte aus dem Gentech-Labor han­delte. Die Bevöl­kerung wurde spärlich informiert.

Erst ein Jahr später, als die Ver­suche weltweit publik wurden, fragten sich Men­schen auf Grand Cayman, ob sie von fiesen Fran­ken­stein-Mücken gestochen wurden. Sie fühlten sich missbraucht.

Im Jahr 2007 hatte bereits Dr. Avel­laneda in einem Bericht darauf hin­ge­wiesen, dass es einen Zusam­menhang zwi­schen der Epi­demie von Malaria, Dengue-Fieber und Gelb­fieber, die sich im Sommer in Bra­silien, Paraguay, Bolivien, Uruguay und Argen­tinien ver­breiten, und den gen­ma­ni­pu­lierten Soja­bohnen gebe. Doch wer nun gedacht hat, dass die Gefahr von Dengue-Fieber durch weniger Gly­phosat ein­ge­dämmt würde, irrt sich. Para­do­xer­weise kommt hier wieder die Gen­ma­ni­pu­lation ins Spiel. Man schuf einfach gen­ma­ni­pu­lierte Mos­kitos, die seit 2009 unge­fragt und heimlich mil­lio­nenfach in die Natur aus­ge­setzt wurden und ver­breiten sich wei­terhin, sogar mit Unter­stützung der EU!

Die vor­ge­schlagene Frei­setzung von Mil­lionen nicht­re­gu­lierter, expe­ri­men­teller Insekten öffnet die Büchse der Pandora, die sich bekann­ter­maßen nicht einfach wieder ver­schließen lässt.

Gen­tech­nisch ver­än­derte Honigbienen

Imker in den Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emi­raten haben gen­tech­nisch ver­än­derte Bie­nen­kö­ni­ginnen ent­wi­ckelt, um schwin­dende Bie­nen­po­pu­lation zu retten. Der Hatta-Bie­nen­garten liegt in den Hatta-Bergen in den Emi­raten und verfügt über etwa 2.500 Bie­nen­stöcke mit jeweils 15.000 bis 20.000 Bienen.

Mustafa Muhammad Mustafa, der für die Pro­duk­ti­vität des Bie­nen­gartens ver­ant­wortlich ist, sagt: „Natürlich können Bienen bei hohen Tem­pe­ra­turen von bis zu fünfzig Grad Celsius nicht leben, und unter diesen Bedin­gungen haben wir einen Bie­nen­stamm ent­wi­ckelt, der der Hitze standhält. Wir waren in der Lage, Gene zu selek­tieren, die der Königin helfen, in der warmen Atmo­sphäre zu leben.

Er fügte hinzu: Der Kli­ma­wandel spielt eine wichtige Rolle bei der Honig­pro­duktion, da Regen­mangel und hohe Tem­pe­ra­turen die Pro­duk­ti­vität der Bienen stark beeinträchtigen.

Die Imker bekämpfen auch die Bedrohung durch bie­nen­fres­sende Vögel, indem sie große Laut­sprecher auf­stellen, um sie zu verscheuchen.

Dazu sagte Mustafa: Die Biene wandert von Europa zu uns, ein Vogel frisst etwa 80 Bienen pro Tag, und mit der großen Zahl von Wan­der­schwärmen werden die Bienen stärker bedroht, und hier kommt die Rolle der Laut­sprecher ins Spiel, um die Vögel zu verscheuchen.

Im Jahr 2020 in der Zeit­schrift Science ver­öf­fent­lichte For­schungs­er­geb­nisse legen nahe, dass erhöhte Tem­pe­ra­turen direkt zum  Rückgang der Hum­mel­arten bei­getragen haben.

 

Nicht die dümmste Idee aller Zeiten, aber nah dran

In Europa bestand eine Reaktion auf das Bie­nen­sterben darin, eine Klasse von Pes­ti­ziden namens Neo­ni­ko­tinoide aus­laufen zu lassen. Der Aus­stieg fiel mit einer Wie­der­be­lebung der Bie­nen­po­pu­la­tionen zusammen.

Aber Pes­tizide sind offen­sichtlich nicht der einzige Faktor, der die Bie­nen­ge­sundheit beein­trächtigt. Eine weitere Reaktion bestand darin, über den Bau einer bes­seren Biene nach­zu­denken. Betreten Sie die Gene­tiker. Warum nicht gene­tisch mani­pu­lierte Honig­bienen, damit sie den Dingen wider­stehen, die ihre Gesundheit gefährden?

Das scheint ein wenig so zu sein, als würde man vor­schlagen, dass wir der Atmo­sphäre Koh­len­stoff ent­ziehen, um den Kli­ma­wandel zu bekämpfen, ohne etwas gegen den Koh­len­stoff zu unter­nehmen, den wir in die Atmo­sphäre einbringen.

Außerdem ist die ursprüng­liche Idee hinter der Gen­technik bei Bienen die gleiche wie bei Pflanzen und sogar bei Men­schen: Ein Gen ist gleich ein Merkmal. Es hat sich her­aus­ge­stellt, dass es drei Pro­bleme mit dieser Idee gibt:

  • Erstens sind Gene bei Honig­bienen (und auch beim Men­schen) Mul­ti­tasking-Talente. Das bedeutet, dass Gene mehr als eine Art von Protein her­stellen können, was bedeutet, dass die Vor­stellung, ein Gen sei immer gleich­be­deutend mit einem Merkmal, längst widerlegt ist.
  • Zweitens hängt die Gen­ex­pression von einer Reihe epi­ge­ne­ti­scher Fak­toren ab, d. h. von Fak­toren, die während der Ent­wicklung des Orga­nismus auftreten.
  • Drittens hat der Begriff „Merkmal“ das Problem, das alle Wörter haben. Er ist zweideutig.

Die Welt der Biene, oder jedes anderen Lebe­wesens, ist nahtlos. Es gibt keine Lücken in der Biene, die sie in „Merkmale“ unter­teilen. „Eigen­schaften“ sind eine mensch­liche Erfindung.

Darüber hinaus gibt es auch keine Lücken zwi­schen der Biene und ihrer Umwelt. Die Biene und ihre Umwelt sind nicht trennbar. Kein Gene­tiker kann die Biene und ihre Umwelt unter allen mög­lichen Umständen und an allen mög­lichen Orten model­lieren – und auch nicht im Voraus erkennen, welche Aus­wir­kungen die Ver­än­derung eines „Merkmals“ auf alle anderen haben wird. Die beab­sich­tigten (und unbe­ab­sich­tigten) Aus­wir­kungen der Gen­technik lassen sich für die Biene und die Gesamtheit ihrer Umwelt (die natürlich auch unsere Umwelt ist) nicht genau vorhersagen.

Die Bienen, die wir heute in freier Wildbahn haben, sind das Produkt von Mil­li­arden, viel­leicht Bil­lionen von Ite­ra­tionen, von denen einige in Zusam­men­arbeit mit Imkern durch­ge­führt wurden, aber keine mit gene­ti­schen Spleiß­tech­niken. Ein Expe­riment, bei dem euro­päische Honig­bienen mit aggres­siven afri­ka­ni­schen Honig­bienen (Kil­ler­bienen) gekreuzt wurden, ging schief, als die Kreu­zungen das Labor ver­ließen und sich dann zur domi­nie­renden Art ent­wi­ckelten, die 1985 von Süd­amerika bis zur US-Grenze vor­drang, wo sie sich langsam nach Norden ausbreitete.

Darüber hinaus würde die gen­tech­nische Ver­än­derung der Bienen den Prozess der Bestäubung selbst pri­va­ti­sieren und damit ein wei­teres Stück der land­wirt­schaft­lichen All­mende für die gigan­ti­schen Agrar­un­ter­nehmen sichern – und uns als Geiseln ihrer mono­po­lis­ti­schen Prak­tiken halten, wenn, was wahr­scheinlich ist, die pri­va­ti­sierten gen­tech­nisch ver­än­derten Bienen die „weniger fitten“ nor­malen Bienen aus dem Verkehr ziehen.

Die letzte Kata­strophe in einer solchen Abfolge wäre die Bewaffnung von gen­tech­nisch ver­än­derten Bienen mit Pflan­zen­viren, die die Ernten des Feindes ver­nichten. Doch die Science-Fiction ent­puppte sich als wis­sen­schaft­liche Tat­sache, als bekannt wurde, dass die U.S. Defense Advanced Research Pro­jects Agency an Insekten arbeitet, die „immun­stär­kende Muta­tionen tragen, um Nutz­pflanzen vor Dürre, Über­schwem­mungen, Krank­heits­er­regern und Bio­waffen zu schützen“. Aber natürlich würde diese Mili­tär­be­hörde nicht im Traum daran denken, eine solche Tech­no­logie als Waffe ein­zu­setzen, oder?

Leider kann man sich leicht dümmere Ideen vor­stellen als gen­tech­nisch ver­än­derte Honig­bienen. Aber das liegt daran, dass es heut­zutage eine Menge Kon­kurrenz für die dümmste Idee aller Zeiten gibt. Wenn Sie ein regel­mä­ßiger Leser von uns Netz­frauenen sind, dann kennen Sie bereits die Liste wirklich dummen Ideen. Saubere Kohle fällt uns da ebenso ein wie die syn­the­tische Bio­logie. Jetzt kann man noch gen­tech­nisch ver­än­derte Honig­bienen hinzufügen.

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org