Hanno Vol­lenweider im Gespräch mit Jan van Helsing

Interview von Mitte Dezember 2016

JvH: Lieber Hanno, danke, dass Du dich bereit erklärt hast in der stres­sigen Vor­weih­nachtszeit noch ein Interview zu geben. Wie geht es Dir?

HV: Es gibt viel zu erzählen, da muss man sich die Zeit einfach nehmen. Es geht mir her­vor­ragend. Letzte Woche, die Woche in der mein Buch erschien, war für mich etwas ganz Großes. Fast so, als sei ein Kind geboren. Ich hatte ja schon gar nicht mehr damit gerechnet, mein Werk irgendwann gedruckt in den Händen zu halten, nach der Odyssee der letzten Monate.

JvH: Das musst Du uns näher erklären. Welche Odyssee meinst Du? 

HV: Bevor wir beide uns trafen hatte ich ja bereits ein paar – zumindest am Anfang – viel­ver­spre­chende Angebote zur Ver­öf­fent­li­chung. Doch je kon­kreter diese Angebote wurden, umso mehr ließen die Verlage auch „die Katze aus dem Sack“. Die Verlags-Oberen und das Lek­torat wollte auf einmal ganze Pas­sagen, bzw. sogar Kapitel ändern — und ändern ist hier eigentlich das falsche Wort, es sollte ent­schärft werden, ver­zerrt, gezähmt werden. Bei einem großen Verlag hatte ich sogar das Gefühl, man wollte mir die Rechte für viel Geld abschwatzen, um das Manu­skript dann in irgend­einer Schublade ver­schwinden zu lassen.
Umso genialer war natürlich der Moment letzte Woche, als wir beide die ersten Bücher signieren konnten. Ein Gefühl von Freude, Erleich­terung, Stolz und auch ein wenig Schiss.

JvH: Wieso Schiss?

HV: Nun, das Buch tritt doch sehr vielen mäch­tigen Leuten auf die Füße, Jean-Claude Juncker, Martin Schulz, Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Carsten Maschmeyer, dem „Who is Who“ der Ban­ken­szene, George Soros, diversen Medien, rund 120 mit Namen genannten Firmen und Insti­tu­tionen, Ter­ror­or­ga­ni­sa­tionen wie der paläs­ti­nen­si­schen Fatah oder den Tigers of Tamil aus Sri Lanka etc. pp. und dann verrate ich doch eine Menge Tricks aus der Geld­wä­scher- und Steuersparindustrie.
Ich kann mir gut vor­stellen, wie uncool diese Leute oder die Betei­ligten die Fülle an Ent­hül­lungen finden werden. Das ist schon so, als wenn man sich mit der Mafia anlegt.
Auf der anderen Seite hätte ich mit meinem Wissen auch nicht länger hinterm Berg halten können. Was ich geschrieben habe, musste an die Öffentlichkeit.

JvH: Wie schätzt du die momentane Lage ein? Worauf müssen wir uns in den nächsten Monaten gefasst machen?

HV: Sicherlich auf einiges. Am Sonntag hat Italien per Volks­ab­stimmung die ange­strebte Ver­fas­sungs­än­derung der Regierung von Matteo Renzi abge­lehnt und damit ihren Minis­ter­prä­si­denten und sein Kabinett abge­watscht. Man wollte den Senat ent­machten, um leichter Gesetze und „EU-Vor­gaben“ umsetzen zu können. Renzi hat in der Zwi­schenzeit seinen Rück­tritt bekannt gegeben. Für die EUro­kraten ist das ein herber Rück­schlag, für die EU-Gegner, vor allem in Italien ist dies ein mas­siver Gewinn, sie sind gestärkt aus dieser Abstimmung her­vor­ge­gangen. Hof­fentlich ist es ein Schritt weiter in Richtung weg von der EUdssR, der Ent­machtung der Par­la­mente und der Gleichmacherei.

JvH: Was denkst du über die Wahl in den USA?

HV: Ich bin auf der einen Seite froh, dass Clinton nicht Prä­si­dentin geworden ist. Auf der anderen Seite traue ich Trump noch nicht ganz über den Weg.

JvH: Was gibt Dir Anlass zu Zweifeln? Viele, gerade kri­tische Stimmen, setzen viel auf Trump.

HV: Am Anfang hatte ich ein gutes Bauch­gefühl, seit letzter Woche hat sich das aber etwas getrübt. Ich möchte Dir erklären warum: Trump hat vor einigen Tagen Steven Mnuchin als zukünf­tigen Finanz­mi­nister (Tre­asury Secretary) für sein Kabinett ernennt. Mnuchin ist in Ban­ker­kreisen bekannt, er war früher ein erfolg­reicher Partner bei der ganz und gar nicht unum­strit­tenen Bank Goldman Sachs. Danach war er erfolg­reicher Hedgefond-Manager und ein wich­tiger Finanzier in Hol­lywood. Man könnte jetzt argu­men­tieren, dass Mnuchin einfach ein erfah­rener Mann sei, ich bin mir bei diesem Herren aber noch nicht ganz sicher. Anlass zur Sorge gibt mir, dass sein Sohn immer noch aktiver Goldman Sachs Banker ist, sein Freun­des­kreis besteht aus den größten Köpfen der Bank, z.B. Lloyd Blankfein, dem lang­jäh­rigen CEO der Bank – sprich: er ist durch und durch ein „Goldman“. Und noch mehr stutzig macht mich seine Ver­gan­genheit im Hedgefond-Bereich. Mnuchins Hedgefond war damals mehr als nur erfolg­reich, er war „Top of the Top“, das zieht alles an was Geld hat, dar­unter u.A. auch George Soros, eigentlich György Schwartz, dessen Machen­schaften vielen bekannt sein dürften und der nicht zu Unrecht eine Erwähnung in meinem Buch findet, wenn es um die umstrit­tenen „Panama Papers“ geht. Mnuchin führte, nach seiner Tätigkeit bei Goldman Sachs, einen Hedgefond allein für Soros, die beiden kennen sich also mehr als gut – oder besser gesagt, Soros hat ihn Groß gemacht und Mnuchin hat ihm sehr viel zu verdanken.

JvH: Ich kenne dieses Gesicht bei Dir, Du hast noch mehr Infor­ma­tionen, oder?

HV: Infor­ma­tionen nicht, aber eine Ver­mutung. Wir wissen alle, dass Soros Clinton unter­stützt hat. Nach der Wahl mehrten sich die Berichte darüber, dass Soros und andere „spe­zielle Größen“ aus der Finanzwelt sich treffen würden, um einen Plan gegen Trump zu schmieden, ja sogar Krieg gegen ihn zu führen. Ich nehme an, Mnuchin als Finanz­mi­nister war der Kom­promiss beider Seiten um diesen Kon­flikt heimlich bei­legen zu können. Was aber auch bedeutet, dass die häss­liche Seite der Finanzwelt ihren Ein­fluss durch Trump nicht gänzlich ein­gebüßt hat.

JvH: Welche Aus­wir­kungen dieser beiden Ereig­nisse siehst Du für uns?

HV: Nun, ich schreibe ja schon in meinem Buch, dass es sich lohnt die Augen offen zu halten und sich mit dem Thema „Finanzen“ etwas mehr aus­ein­ander zu setzen. Die meisten Deut­schen haben über­haupt keinen Plan davon, wem sie ihr Geld über­haupt anver­trauen. Es wird einfach irgendwo ein Konto eröffnet und da liegt das eigene Geld rum. Ich wette mir Dir, wenn der Deutsche sich einen Rasen­mäher oder ein Handy kauf, dann recher­chiert er 100mal mehr als wenn er losgeht und ein Konto bei irgend­einer Bank eröffnet, oder eine Ver­si­cherung zur Alters­vor­sorge abschließt. Viele, oder besser gesagt, die Meisten wissen also gar nicht, wem sie ihr Geld anver­trauen, was diese Leute dann damit machen und ob es über­haupt sicher ist da wo es ist. Als kleines Bei­spiel: Viele Ver­si­che­rungs­pro­dukte zur Alters­vor­sorge inves­tieren im Euroraum in Plei­te­staaten, in Indus­trien die sich in der Krise befinden – wie gerade im Moment die deutsche Auto­in­dustrie und ihre Zulie­ferer. Wenn sich die Deut­schen mehr Gedanken über ihr Geld machen würden, dann hätten sie schon viel gewonnen, gerade für die Zukunft. Es ist nicht so schwer wie es klingt, glauben Sie mir.

JvH: Was steht bei Dir in nächster Zeit an?

HV: Ach lieber Jan, in den nächsten zwei Wochen wohl noch viel Arbeit, Recherche für den zweiten Teil von „Bankster“ und zu Weih­nachten werde ich einfach mal die Füße hoch­legen. Es gibt noch sehr viel zu berichten, ich habe im ersten Teil noch lange nicht alle Machen­schaften der Bankster, der Euro­kraten, ihrer Helfer und Hel­fers­helfer aufgedeckt.