14. Mai 2017
Jan van Helsing im Gespräch mit Michael Morris über dessen neues Buch „Die einen nennen es FAKE NEWS, die anderen Enthüllungen“.
JvH: Herr Morris, Ihr neues Buch ist an Brisanz kaum zu überbieten, weil es die aktuellsten und wichtigsten Entwicklungen auf Erden zusammenfasst.
Sie sind der Erste, der mir erklären kann, woher das Thema „Fake News“ eigentlich so plötzlich kommt und wie die Hysterie um angeblich gefährliche Falschmeldungen im Internet mit allen anderen großen Themen unserer Zeit zusammenhängt. Können Sie das bitte in kurzen Worten für unsere Leser zusammenfassen?
MM: Gerne. Das alte System ist am Ende. Eine kleine, selbst ernannte Elite kontrollierte lange mittels Printmedien, Fernsehen und Radio die öffentliche Meinung, also das, was wir heute als das „Narrativ“ bezeichnen. Dieser Club der Reichen und Mächtigen bestimmte bislang, was die breite Masse erfahren durfte und was nicht. Sie bestimmten, wie wir die Dinge zu sehen hatten, was „falsch“ und was „richtig“ war.
Doch mit dem Aufkommen des Internets hat sich alles verändert. Dieser Wandel ging so schnell vonstatten, dass die alten Eliten nicht hinterher kamen. Sie haben in den letzten zehn Jahren an Macht verloren, weil Handykameras und soziale Netzwerke alles veränderten. Die jungen Menschen denken und funktionieren nicht mehr nach ihren Vorstellungen und das Narrativ lässt sich immer schwerer kontrollieren (Veränderung löst Panik und Irrsinn aus – vor allem bei den Eliten!).
Daher versuchen die alten Eliten andere Meinungen oder kritische Beiträge zu diskreditieren, sie als „Falschmeldungen“ oder „Fake News“ abzutun. Aber es stimmt doch, dass bei der Flut an Informationen im Netz auch viel Blödsinn dabei ist und viele Menschen sich davon überfordert fühlen.
Klar, aber die folgenschwersten Falschmeldungen wurden immer noch von den alten Meinungsmachern verbreitet. Sie haben nicht nur vieles falsch dargestellt, sondern auch oft wichtige Details ausgelassen – das nennt man dann die „Lückenpresse“.
Wenn die Politik heute von „Opfern von Falschmeldungen“ spricht, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf, denn wer zwischen Wahrheit und Lüge nicht unterscheiden kann, ist nicht „Opfer von Fake News“, sondern „Opfer schlechter Bildung“. Wir müssen einfach lernen, wieder selbstständig zu denken und zu entscheiden. Es gibt nicht nur eine einzig alleinige Wahrheit, sondern viele unterschiedliche Sichtweisen zu einem Thema. Je mehr unterschiedliche Blickwinkel wir kennen, desto mehr erkennen wir das große, ganze Bild. Doch genau das soll durch die fortschreitende Zensur verhindert werden.
Was mich beim Lesen Ihres Buches wirklich umgehauen hat, war zu erfahren, wie weit die Entwicklung bei Künstlicher Intelligenz, Robotern und Klonen bereits fortgeschritten ist! Sie berichten, dass bereits in den nächsten zehn Jahren Millionen Menschen arbeitslos werden, weil Roboter demnächst die meisten Jobs übernehmen dürften. Ist das wirklich realistisch?
Ja, die Entwickler von Robotern, Künstlicher Intelligenz und Künstlichem Leben krempeln derzeit alles auf Erden um. Kaum jemand weiß, dass Hunde und Rennpferde bereits seit Jahren geklont werden. Menschen kann man seit den 1990er-Jahren klonen und alles, was machbar ist, wird auch gemacht.
Im US-Wahlkampf 2016 gab es heiße Diskussionen darüber, ob nicht mehrere „Hillarys“ zum Einsatz gekommen waren und es gibt einige Hinweise darauf, dass das zumindest nicht komplett auszuschließen wäre.
Ich bin dafür bekannt, das Ungewöhnliche nicht zu scheuen, aber ist das nicht ein wenig weit hergeholt?
Wer weiß? Es gibt so viel mehr, als wir uns bislang träumen lassen. Das, was uns bislang als „Realität“ verkauft wurde, ist nur ein ganz kleiner Teil der Wirklichkeit. Während wir uns tagtäglich über Nebensächlichkeiten streiten, sind Elon Musk und Jeff Bezos dabei, zusammen mit der NASA den Mars zu besiedeln! Das ist kein Witz.
Es ist längst so viel mehr möglich, als die meisten Menschen glauben. „Designerbabys“ sind Schnee von gestern. Englische und amerikanische Wissenschaftler haben schon vor Jahren „Chimären“ geschaffen, also Mischwesen, halb Mensch, halb Tier. Doch das, was derzeit auf dem Gebiet der Robotik und der Künstlichen Intelligenz stattfindet, toppt alles bisher Dagewesene (Das Zeitalter der Mensch-Tier-Hybrid-Chimären hat begonnen).
Sie berichten von Robotern, die von Menschen nicht mehr zu unterscheiden sind, sogenannten „Geminoiden“, von künstlichen Körpern mit künstlicher Intelligenz und menschlichem Aussehen, die in Japan längst herumlaufen. Wann werden sie auch zu uns kommen?
Sie sind längst da! In Japan arbeiten Androide in Einkaufszentren, Hotels und Restaurants, als Übersetzer und Altenpfleger, und die Japaner sind sich sicher, dass diese künstlichen Wesen auch eine Seele besitzen. In den nächsten Jahren werden wir künstliche „Menschen“ auch bei uns im Alltag entdecken.
In Asien gibt es Restaurants, in denen nur noch Roboter arbeiten, in der Küche und im Service. Unter Tage fahren LKW längst führerlos und in den USA sind seit 2016 mehrere LKW ohne Fahrer auf den Straßen unterwegs. Im kommenden Jahr sollen die ersten fliegenden Taxis auf den Markt kommen, und in wenigen Jahren bereits wird es keine Trucker und Taxifahrer mehr geben. Das, was in Politik und Medien stattfindet, ist nichts als Ablenkung von den wirklich wichtigen Themen, „Brot und Spiele“ der Neuzeit. Diejenigen, die anderen vorwerfen, „Fake News“ zu sein, sind die wahren „Fake News“.
Sie beschreiben Busse und Autos, die aus dem 3D-Drucker kommen und die völlig autonom unterwegs sind, künstliche Polizisten, Roboter-Journalisten, die Artikel in den Mainstream-Medien veröffentlichen und Sex-Roboter, die nicht nur Liebesdienste verrichten, sondern sich danach mit ihrem Besitzer auch noch über Börsenkurse oder Fußball unterhalten können. Werden Roboter den Menschen bald überflüssig machen?
Es gibt dutzende Studien von Arbeitsmarktforschern, Banken und Unternehmensberatern, die sich alle darüber einig sind, dass bis zum Jahr 2030 Maschinen bis zu 90% aller bisherigen Jobs erledigen werden. Wenn man weiß, dass bereits heute weniger als 50% aller Menschen im Westen arbeiten, dann heißt das, dass in gut zehn Jahren rund 90% bis 95% aller Menschen nicht mehr arbeiten werden (Die elitäre Vision einer ‚Neuen Weltordnung‘ ohne Besitz, Privatsphäre und Freiheit (Videos)).
Sie werden zuhause sitzen, kein Einkommen haben und keine Steuern zahlen. Und als Erstes wird es bereits in den nächsten Jahren in Europa und den USA viele in den unteren Einkommensbereichen treffen. All das wird sehr schnell gehen. Es gibt nur wenige Berufe, die noch einigermaßen sicher sind.
Wenn unsere Sozialsysteme zusammenbrechen, werden die alten Eliten versuchen, all die „Nutzlosen Esser“ loszuwerden, denn wieso sollten jene 5% bis 10%, die künftig noch etwas erwirtschaften, freiwillig die anderen 90% bis 95% durchfüttern?
Im gegenwärtigen System könnten sie es nicht einmal. Wir werden uns als Gesellschaft radikal verändern müssen, so oder so. Neben all den Sachzwängen wird vor allem die Frage nach dem Sinn des Lebens wieder in den Vordergrund treten, denn wir definieren uns bislang weitgehend über unsere Arbeit, unseren gesellschaftlichen Status und unsere Leistung. Was bleibt, wenn das wegfällt?
Die Menschen spüren, dass alles im Wandel ist und sie suchen nach Halt, nach Antworten, aber die bekommen sie weder von der Politik, noch von der Wissenschaft, noch von den Medien. Die intellektuell herrschende Schicht hat stattdessen ein politisch korrektes Umfeld geschaffen, in dem jeder, der Fragen stellt oder Kritik äußert, eine auf den Deckel bekommt. Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, beweisen unter anderem der „Brexit“ und die Wahl Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten.
Damit wären wir beim zweiten großen Themenkomplex Ihres Buches: bei „Donald Trump“, dessen Wahlsieg Sie auf mehrere Faktoren zurückführen. Welche sind das?
Donald Trump hat die Wahl nicht nur dank der Unzufriedenheit einer wachsenden Bevölkerungsgruppe gewonnen, sondern auch dank ungewollter Hilfe von Hillary Clinton, die ihn mit Hilfe der Presse zu ihrem endgültigen Gegner aufbaute, weil sie sich sicher war, dass sie leicht gegen ihn gewinnen könnte. Aber Trump gewann vor allem mit Hilfe neuer Technologien, mittels „Big Data“.
Können Sie diesen Begriff kurz erklären?
Jeder von uns hinterlässt jeden Tag ungeheuer viele Informationen über sich selbst, wenn er im Internet surft, bestimmte Webseiten besucht, sich in sozialen Netzwerken tummelt oder ein Smartphone nutzt. All diese Daten werden gesammelt und irgendwo abgespeichert. Das sind riesige Datenmengen, „Big Data“ eben. Wer diese Daten zusammenfügen und auswerten kann, der kann ganz genaue Profile über jeden Einzelnen von uns erstellen, und je häufiger jemand soziale Netzwerke nutzt, desto präziser kann die Person eingeschätzt werden…
Wobei ich erschrocken bin, wie präzise das mittlerweile möglich ist…
Ja, gerade Facebook ermöglicht es diesen Firmen, jeden x‑beliebigen Nutzer genauer zu beurteilen, als das seine Freunde oder Familienmitglieder könnten. Sie wissen nicht nur, was jemand mag oder nicht mag, sie wissen vor allem, was er zu jedem einzelnen Thema denkt und fühlt. Genau das haben die Brexit-Befürworter und die Wahlhelfer Donald Trumps vor den Abstimmungen ausgenutzt. Wenn ein Trump-Wahlhelfer an die Tür eines potentiellen Wählers klopfte, wusste er ganz genau, was er demjenigen sagen musste, um ihn zur Wahlurne zu bringen.
Hillary Clinton hingegen hat auf die alte Methode gesetzt: auf teure Fernsehwerbung, die breit streut und niemanden wirklich persönlich erreicht. Clinton war das Sinnbild für das alte System, das zu träge und zu unpersönlich geworden ist. Bei der Wahl zum 45. US-Präsidenten ging es nicht nur um zwei extrem fragwürdige Kandidaten, sondern um viel, viel mehr.
Clinton war die Kandidatin die Kandidatin der Wall Street und des Militärisch-Industriellen Komplexes. Trump hat alles Bisherige in Frage gestellt und mit äußerst ungewöhnlichen Mitteln fast schon verspottet. Clinton stand aber auch für das Silicon Valley, wie Sie beschreiben. Wie ist da die Verbindung?
Das Silicon Valley ist eng mit Washington, und da vor allem mit den Demokraten verbunden, weil sie für Fortschritt stehen. Nachweislich stimmten all jene, denen der technologische Fortschritt zu schnell geht – also die Konservativen – für Trump, auch weil er gegen das Silicon Valley wetterte, das immer mehr Macht über Politik, Wirtschaft und Medien ausübt.
Gleichzeitig hat Trump aber anders als Clinton die Mittel moderner Kommunikation und Manipulation genutzt. Die Silicon-Valley-Milliardäre haben Clinton ganz offen unterstützt, aber Trump hat mit Hilfe ihrer Technologie gewonnen. Wenn das nicht Ironie des Schicksals ist?
Sie haben mir erzählt, dass in den USA die Kriegstrommeln geschlagen werden. Geht es nur darum, vom eigenen Versagen abzulenken oder ist ein neuer großer Krieg wirklich wahrscheinlich?
Sie können sich nicht vorstellen, welche Hysterie in den USA herrscht. Die links-liberale urbane Elite ist wütend, weil Donald Trump Präsident ist, und sie schieben die Schuld dafür den Russen in die Schuhe, die angeblich mittels „Fake News“ im Internet für ihn den Sieg geholt haben sollen. Gebildete, intelligente Menschen leiden unter einem massiven Verfolgungswahn durch angebliche russische Trolle, während sie in jeder Sekunde Facebook und Google alle Informationen über sich preisgeben und von den IT-Giganten nach Belieben manipuliert werden.
In dem Land, in dem die Geheimdienste alle Menschen auf Erden lückenlos überwachen, behaupten Klugschwätzer, dass die Russen die US-Wahlen entschieden hätten. Das alte Establishment ist verzweifelt und wütend, was sehr gefährlich ist. Denn nicht nur Donald Trump ist unberechenbar, seine politischen Gegner sind es ebenfalls.
Doch es gibt noch andere Themen, die noch viel gefährlicher sind: Wir nähern uns mit riesen Schritten der „Singularität“, also jenem Moment in der Geschichte der Menschheit, ab dem Künstliche Intelligenz dem Menschen geistig überlegen sein wird und ab dem für uns nichts mehr vorhersehbar sein wird. Darüber sollten wir reden, denn Experten wie Elon Musk oder Prof. Stephen Hawking sind sich darin einig, dass Künstliche Intelligenz gegenwärtig die größte Gefahr für die Menschheit darstellt (Transhumanismus ante portas: Der Mensch als Auslaufmodell (Videos)).
Wir sind dabei, uns selbst auszulöschen, und wenn wir so weiter machen, brauchen wir dafür nicht einmal mehr einen Krieg. Wir schaffen Maschinen, die allein Entscheidungen treffen können und die uns nicht brauchen. Wir sollten endlich über das reden, was wirklich wichtig ist, anstatt uns immer und immer wieder im Kreis zu drehen, sonst könnte es bald zu spät sein.
Sie haben völlig recht und ich bin mir sicher, dass Ihr neues Buch einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, den Fokus auf die dringenden Probleme unserer Zeit zu lenken. Vielen Dank für das anregende Gespräch, Herr Morris!