Foto: Hinrichtung syrischer Christen durch den “Islamischen Staat” © Screenshot youtube Pinterest
Ein Gastbeitrag von Dr. Udo Hildenbrand
These I: Auch Nichtmuslime sind als Betroffene berechtigt zur Islamkritik.
Nichtmuslime haben das Recht, nach Möglichkeit sogar die Pflicht zur argumentativen und kritischen Auseinandersetzung mit der Religion Mohammeds, insbesondere wenn es um die hochbrisante Thematik islamischer Gewalt geht. Was aber begründet dieses Recht, diese Pflicht? Der nach orthodoxem muslimischem Verständnis zeitlich und örtlich unbegrenzt gültige Koran sowie die islamische Lehre sind in einer Fülle konfrontativer, gewaltlegitimierender Aussagen expressis verbis gegen die nichtmuslimische Welt und damit auch gegen jeden einzelnen Nichtmuslim gerichtet.
Der geistig-geistliche und gesellschaftspolitische Hintergrund zu diesem islamischen Verständnis ist der universale Auftrag, die gesamte Menschheit freiwillig oder gezwungen zur Religion des Islam zu bekehren, alle Nichtmuslime dem Herrschaftsanspruch des Islam zu unterwerfen und die Welt im Sinne des Islam politisch und religiös ganzheitlich umzugestalten (vgl. These V).
Der Islam insgesamt ist eine Herrschaftsordnung, die nicht nur das persönlich-individuelle, soziale, politische und religiös-kultische Leben der eigenen Religionsangehörigen bestimmt und regelt. Nach Möglichkeit will diese Religion vielmehr mit Vorschriften, Drohungen und freiheitseinschränkender Bevormundung in das Leben auch aller Nichtmuslime eingreifen. Den Beweis dafür liefert eindeutig die Geschichte und veranschaulicht das heutige Leben der Nichtmuslime in muslimisch dominierten Ländern in der unterschiedlichen Intensität der Bevormundung, Benachteiligung, Unterdrückung usw.
Ansätze der religiösen und gesellschaftlich-kulturellen Bevormundung, sogar der Bedrohung sind auch in den freiheitlich-demokratisch geprägten Ländern Europas bereits unübersehbar, obwohl die Muslime hier in einer Minderheiten-Situation sind. Was würde wohl erst geschehen bei einer durchaus denkbaren islamischen Mehrheitsbevölkerung in Deutschland, in Europa in nicht allzu ferner Zukunft?
These II: Die Geschichte des Islam ist eine Geschichte von Gewalt und Eroberung.
Dem Wesen und Selbstverständnis des Islam entsprechend kann die gesamte Entwicklung des Islam von seinen Anfängen an als eine nahezu kontinuierliche, die Jahrhunderte umfassende Geschichte der Expansionen und Eroberungen, der Unterwerfung und Erpressung bezeichnet werden. Sie stellt sich als eine Geschichte der Gewalt- und Willkürherrschaft dar, wie selbst die inner-islamische Kritik dokumentiert.
Die islamische Eroberungs- und Unterwerfungsgeschichte ergibt sich aus dem Koran, korrespondiert aber auch zugleich mit dem Leben und den Worten Mohammeds, des Stifters dieser Religion. So sahen sich die Muslime wie selbstverständlich legitimiert, ihre Glaubensüberzeugung über die jeweils eigene Grenze hinaus auch mit Gewalt auszubreiten. Die gesamte Gewalt‑, Eroberungs- und Unterwerfungsgeschichte des Islam ist somit keineswegs – wie ständig behauptet − ein Produkt der Missdeutung oder gar des Missbrauchs dieser Religion. Vielmehr ist diese bedrückende Geschichtswirklichkeit das historische Resultat der koranischen Dogmatik, Ethik und Programmatik.
Im vielgepriesenen, angeblich so „friedlich-toleranten Andalusien“ waren die Christen und Juden Menschen zweiter Klasse, ausgeliefert der Laune und Willkür der herrschenden Muslime. Zudem war Andalusien im Vergleich zum damals schon riesigen islamischen Weltreich, wo keineswegs „andalusische Zustände“ herrschten, nur ein winziges Fleckchen Erde, vom Islam gewaltsam okkupiert.
Zu der an Gewalttaten reichen Geschichte und Gegenwart des Islam zählen zudem die Fakten der ständigen innerislamischen Zerstrittenheit und Zerrissenheit sowie der islamischen „Bruderkriege“ mit ihren blutigen Auseinandersetzungen von Anbeginn an bis auf den heutigen Tag.
Alle hier skizzierten historischen und zeitaktuellen Vorgänge sind nicht zu leugnende Beweise dafür, dass die gebetsmühlenhaft wiederholte Behauptung, der Islam sei eine „Religion des Friedens, der Toleranz und der Barmherzigkeit“ äußerst fragwürdig ist bzw. schlichtweg der Wirklichkeit und der Wahrheit in eklatanter Weise widerspricht.
These III. Auch schärfste inner-islamische Kritik an der Gewalt im Islam in Geschichte und Gegenwart wird weithin überhört bzw. bleibt weltweit folgenlos.
Nach dem Attentat in Paris im Jahre 2015 erhob der (umstrittene) ägyptische Staatspräsidenten Al Sisi vor 600 religiösen Führern und Koranstudenten der Al-Azhar-Universität Kairo mit drastisch-selbstkritischen und selbstanklagenden Worten heftigste Vorwürfe gegen die Gewaltverfasstheit seiner eigenen Religion:
„Das Werk der islamischen Texte und Ideen, die wir über Jahrhunderte als heilig erklärt haben, erzürnt die gesamte Welt.“ Es „könne nicht sein, dass 1,6 Milliarden Muslime die restliche Weltbevölkerung töten wollen, nur um selbst leben zu können“. Der Muslim Al-Sisi stellt fest: „Die islamische Weltgemeinschaft (Umma) wird zerrissen und ist verloren – durch unsere eigenen Hände“; es „sei unfassbar, dass das, was die Muslime als ihr religiöses und heiliges Erbe betrachten, für sie selbst und den Rest der Welt als Quelle der Angst, der Gefahr des Mordens und der Zerstörung wahrgenommen wird. Unmöglich!“
Nach dem Brüsseler Attentat 2016 wurde auf YouTube ein Interview mit dem in Ägypten bekannten TV-Moderator Omer Adib zum Thema Islam und Terror ausgestrahlt. Empört, beinahe außer sich vor Wut schrie der Moderator darin ungebremst los:
„Wir haben vor 1400 Jahren den Verstand getötet. In unserer Religion existieren diese Verbrechenslehren und sie werden weiter verbreitet. Wann sehen wir das ein, statt uns seit 1400 Jahren selbst zu belügen?“
Es gilt festzuhalten: Sogar äußerst selbstkritische Aussagen von Muslimen, die kaum viel offener und dramatischer hätten sein können, werden erstaunlicherweise bei den gesellschaftlichen und kirchlichen Repräsentanten auch in unserem Land offensichtlich einfach überhört oder in den Wind geschlagen. Man fragt sich: Was muss nicht noch alles passieren, damit diesbezüglich endlich was passiert?
Auch etliche (Ex-)muslime verweisen mit hohem Engagement als Warner und Mahner seit Jahren in ihren islamkritischen Publikationen (vergeblich?) auf die Gewaltproblematik im Islam (z. B Hamed Abdel-Samad, Sabatina James, Nekla Kelec). Die Tatsache, dass einige unter Ihnen deshalb in unserer freiheitlichen Demokratie unter ständigem Polizeischutz eingeschränkt leben müssen und sogar an Leib und Leben bedroht sind, spricht Bände.
Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Anschlag in Paris im Frühjahr 2015 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die unüberhörbare Forderung an die islamische Geistlichkeit gerichtet:
„Ich halte eine Klärung der Frage nach der Gewalt im Islam durch die Geistlichkeit des Islams für wichtig und ich halte sie für dringlich. Ihr kann nicht länger ausgewichen werden“.
Was aber hat Frau Merkel und mit ihr die gesamte Politik seit dem Frühjahr 2015 getan, um ihrer damaligen dringlichen Forderung glaubwürdigen Nachdruck zu verleihen? Wird sie und die Kandidaten/innen aller Parteien für die Bundestagswahl 2017 danach kritisch befragt werden?
Zur Standardausrede nach terroristischen Anschlägen „Das hat nichts mit dem Islam zu tun“ bemerkt der Ednan Aslan, Professor für islamische Religionspädagogik, ungeschminkt:
„Ich verstehe Leute nicht, die die Position vertreten, die Gewalttaten hätten nichts mit dem Islam zu tun. Sie haben sehr wohl etwas mit dem Mainstream-Islam zu tun! In den Vorschriften der vier prägenden Rechtsschulen, von den Sunniten bis zu den Schiiten, heißt es, man müsse jene töten, die Gott und seinen Gesandten beleidigen. Die Tötung von Homosexuellen wird in jedem Rechtsgrundwerk des Islams gefordert. Es heißt, man solle sie von einem Berg stoßen oder von einer Wand begraben lassen. Es ist also höchste Zeit, dass sich muslimische Theologen kritisch mit ihrer Lehre auseinandersetzen.“
Welche Politiker, welche Juristen, welche staatlichen Behörden gehen bei uns aufgrund ihrer politischen bzw. amtlichen Verantwortung diesen Aussagen eigentlich nach, zugleich auch der Fülle entsprechender Warnungen anderer Wissenschaftler und Publizisten? Oder zählen Feststellungen wie jene des Muslim Prof. Aslan, der als Lehrer des Islam von einer „Theologie der Gewalt“ im Islam spricht, gar zum Kampfbegriff „Islamophobie“?
Nach so manchen, nicht nur muslimischen Vorstellungen ist Islamophobie (wörtlich: Angst vor dem Islam) nicht nur bösartig und krankhaft. Sie sollte sogar noch bestraft werden. Doch kann in einem demokratischen Staat eine spezielle Meinung oder auch eine Glaubenshaltung überhaupt unter Schutz gestellt werden? Müsste dann nicht mindestens ebenso „Christianophobie“ unter Schutz gestellt und ggf. bestraft werden?
These IV: Die Lehre und das Lebensbeispiel von Jesus Christus einerseits und von Mohammed andererseits stehen sich unüberbrückbar gegenüber.
Mohammed als Krieger und Feldherr ist im Raum der Religionen ein singuläres Phänomen. Das wenige Gemeinsame zwischen Jesus Christus und Mohamed, das letztlich nur in ihrer (unterschiedlichen) Religiosität zu erkennen ist, zerbricht an dieser unübersehbaren Gegensätzlichkeit ihrer Persönlichkeit und ihres Selbstverständnisses. Ihre jeweiligen Botschaften und Lehren für das Zusammenleben der Menschen sowie auch für die wechselseitige Beziehung von Gott und Mensch entstammen grundverschiedenen geistigen Welten. Dementsprechend vermitteln sie auch weithin in sich gegensätzliche Denk- und Handlungsmaßstäbe für ihre jeweiligen Anhänger/innen.
Über das (Friedens-)Wirken Jesu in fast ausnahmsloser Gegensätzlichkeit zum Leben, Denken und Handeln Mohammeds und seiner Botschaft kann gesagt werden: Jesus hat ein Reich verkündet, das nicht von dieser Welt ist und dabei aufgefordert: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“ (Mt 22,21). Entschieden hat er die Rolle des politischen Messias abgelehnt, ist nie als militärischer Anführer in einen Krieg gezogen. Jesus befahl nicht, die Feinde umzubringen, er lehrte, für sie zu beten, hat nicht zur Gewalt aufgerufen, sondern zu Frieden und Versöhnung, hat nicht verfolgt, er wurde verfolgt. Er hat Zwang erfahren, aber keinen Zwang ausgeübt, hat nicht getötet, er wurde getötet.
Nicht etwa apologetische christliche Schriften, sondern die muslimischen Quellen selbst berichten von der genau gegenteiligen Lehre und Lebensführung des islamischen Religionsstifters.
These V: Völlig konträr sind die Methoden der Glaubensverbreitung von Jesus Christus und von Mohammed, ebenso deren universale Zielsetzungen.
Jesus selbst hat seine Botschaft vom Reich Gottes als Wanderprediger verkündet, der lehrend „von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf“ zog. Von sich selbst sagt er, dass er keinen Ort, „wo er sein Haupt hinlegen kann“. Außer den 12 Aposteln berief Jesus noch 72 weitere Jünger und sandte sie aus, um das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen. Die ausgesandten Jünger waren keine hoch aufgerüsteten Kämpfer, die Andersdenkende mit ihrem Schwert und ihrer Botschaft bedrängen und unterjochen sollten. Auf diese Gegebenheit verweist auch die bekannte Redensart „Per pedes apostolorum“ (=Auf den Füßen der Apostel).
Mit der „Mund-zu-Mund-Propaganda“ kam im Laufe der Zeit ein immer stärker ausgebautes Briefsystem hinzu. Es entstand ein Kommunikationsnetzwerk, das einen intensiven Gedankenaustausch der an Zahl immer größer werdenden Gemeinden ermöglichte. Insbesondere auch das karitative Wirken der Christen erwies sich als stabilisierendes Element der Verbreitung des christlichen Glaubens.
Völlig andersartig und weltgeschichtlich ohne Beispiel verlief jedoch die außergewöhnlich rasche und territorial weiträumige, gewaltsame Ausbreitung des Islam. Seine Lehre hat Mohammeds selbst nahezu von Anfang an in einer Spirale der Gewalt und des Todes, „mit Feuer und Schwert“ verbreitet, verknüpft mit Plünderungen, Brandschatzungen und Vergewaltigungen sowie mit deren Ausdünnung durch Massaker und Versklavung. Aus Mehrheiten wurden so allmählich Minderheiten im eigenen Land.
Bei der Islamisierung ging es dabei keineswegs primär darum, durch kollektive Zwangskonversion die Menschen zum Islam zu bekehren, sondern ihnen koran-konform die Ordnung und das Gesetz Allahs aufzuzwingen und das islamische Territorium zu vergrößern. Es ging also immer auch um wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Ziele.
Gelegentlich gab es gewiss auch friedliche Bekehrungsbemühungen durch Bekanntgabe der islamischen Glaubensinhalte und Lebensregeln, ebenso auch über die Methoden der Propaganda und Bestechung. Nicht selten wurden Konversionen zum Islam aus Angst und Unsicherheit vollzogen, aber auch, um Vorteile zu gewinnen. Es gab sogenannte Vertragskonversionen, die sich von den Überzeugungskonversionen unterschieden.
Bemerkenswert ist in diesem Kontext: Bereits die Entstehungsgeschichte des Islam ist bezeichnenderweise geprägt von Gewalt, die des Christentums dagegen in den ersten Jahrhunderten von Verfolgung.
Die gegensätzlichen universalen Zielsetzungen („Totalitätsanspruch“) der beiden Religionsstifter/Religionen können wie folgt umschrieben werden. Nach islamischer Lehre besteht für die muslimische Weltgemeinschaft die Pflicht, die „Ungläubigen“ freiwillig oder gezwungen zum Islam zu bekehren, ggf. gegen sie Krieg (Dschihad) zu führen, bis sie sich bekehrt, mindestens aber sich gesellschaftlich und politisch der islamischen Herrschaftsordnung unterworfen haben. Territoriale Welteroberung in der Unterwerfung (= „Islam“) unter die islamische Herrschaftsordnung ist originäre muslimische Zielvorstellung (vgl. These I).
Der Missionsauftrag Jesu dagegen lautet, allen Völkern (in Freiheit) das Reich Gottes, das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe zu verkünden, sie aufzurufen, sich zu bekehren und sich taufen zu lassen. Seine Reich-Gottes-Botschaft ist also keineswegs ausgerichtet auf territoriale Vorstellungen und auf den Aufbau eines politischen Ordnungssystems. In seiner Vollendung ist das Gottesreich transzendent.
These VI: Zwischen der Gewalt im Islam und der Gewalt im Christentum gibt es fundamentale Unterschiede.
Auch im Namen des Christentums wurden in der Geschichte nicht zu entschuldigende Gräueltaten verübt, Angriffskriege geführt: Es gab Gewalt von Christen gegen Christen, Christen gegen Andersgläubige. Was sie taten, taten sie jedoch nicht wegen, sondern immer trotz ihres Glaubens, gegen ihren Glauben und gegen die Lehre Jesu, so auch im schärfsten Widerspruch zu seiner Lebenspraxis. Auch wenn sie ihr Tun von der Bibel her legitimiert und mit dem christlichen Glauben für vereinbar hielten, war es immer ein christenwidriges Unrechtstun.
Dagegen haben Muslime ungerechte Gewalt ausgeübt, Dschihads, Angriffskriege geführt in Übereinstimmung mit ihrem Glauben und der koranischen Lehre, auch in Übereinstimmung mit dem Lebensbeispiel Mohammeds, dem unüberholten Vorbild der Muslime. Dabei ist auch daran zu erinnern: Christianisierung mit Gewalt war die bibelwidrige Ausnahme, Islamisierung mit Gewaltausübung war – und ist, wenn heute möglich − dagegen die korankonforme Regel.
These VII: Zwischen den alttestamentlichen und den islamischen Aussagen zu Gewalt- und Krieg sind entscheidende Unterschiede zu konstatieren.
Die alttestamentlichen Kriege waren keine Kriege zur Glaubensverbreitung. Sie waren räumlich und zeitlich begrenzt. Die biblischen Berichte über Gewalt und Krieg haben lediglich beschreibenden Charakter. Sie sind nicht dauerhaft vorgeschrieben und daher ohne normative Bedeutung für die nachfolgenden Generationen. Sie sind nur noch Geschichte. Dagegen waren/sind die islamischen Expansionskriege, Dschihads, immer auch Glaubenskriege, vom Koran legitimiert, sogar befohlen mit normbildenden, zeitlos gültigen Handlungsanweisungen.
Beim Vergleich zwischen Altem Testament und Koran sind in der Gewaltfrage exakt gegenläufige ethische Entwicklungen zu konstatieren. Im Alten Testament: Der Weg der Pazifizierung, nämlich von der Blutrache hin zur jesajanischen Friedens-Vision vom „gewaltfreien Modell- und Mustervolk“. Im Koran: Der Weg vom zunächst friedlichen „Mekka-Islam“ zum „Medina-Islam“, also zum (verbindlich gewordenen) dschihadisierten Islam.
Für Christen bildet das Alte und das Neue Testament zwar eine Einheit. Die im Alten Testament jedoch geschilderten Aussagen, Verhaltens- und Denkweisen, die der Lehre Jesu widersprechen, haben im Christentum keine Gültigkeit.
These VIII: Das Zitat „Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Welt“ ist als Beleg für die Friedfertigkeit des Islam nichts als ein „Propagandamärchen“ (Tilman Nagel).
Ein Problem in der Diskussion mit Muslimen ist deren Behauptung, bestimmte Verse des Koran seien von Islamkritikern falsch übersetzt, aus dem Zusammenhang gerissen oder einfach falsch verstanden. Besonders problematisch ist zudem die Taktik des Ausblendens etwa einer Koransure wie im hier vorliegenden Fall, ebenso das Verschweigen und Leugnen von Fakten der islamischen Lehre, obschon sie von jedem Lesekundigen etwa im Koran nachlesbar ist. Dabei ist ein bewusstes Verschweigen oder Ausblenden immer auch ein bewusstes Täuschen. Diese irreführende Methode des Ausblendens und Verschweigens wird von Muslimen etwa dann eingesetzt, wenn Koran-Aussagen inopportun, d. h. dem jeweiligen Anliegen abträglich sind.
Zum Problem dieses Verschweigens und Ausblendens sei hier exemplarisch das durchaus wohlklingende, ansprechende Zitat im Blick, das auch einen hohen moralischen Anspruch signalisiert: „Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Welt“. Dieser Aphorismus wird als Koranvers 5,32 ausgegeben, ohne zugleich auch den Kontext zu erwähnen. Koranvers 5,33 wird einfach ignoriert, ausgeblendet. Mit diesem Zitat wollen Muslime insbesondere bei Diskussionen über Fragen von islamischer Gewalt und islamischem Dschihad mit stolz geschwellter Brust die Friedfertigkeit des Koran bzw. des Islam beweisen und behaupten dann entgegen jeglicher (geschichtlichen) Faktenlage: „Seht her, da steht´s: Der Islam ist friedliebend. Im Islam gilt generell das absolute Tötungsverbot“.
Zu den Koranversen 5,32 und 5,33 hier fünf Bemerkungen
- Im Koranvers 5,32 wird Bezug genommen auf die im alttestamentlichen Buch Genesis 4,8 berichtete Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain. Darin ist eindeutig die Rede von einer Vorschrift, die konkret und gezielt an die Juden und keineswegs an die Muslime und ebenso wenig an die gesamte Menschheit gerichtet ist. Der Vers stellt also keinerlei Anforderungen an die Muslime. Ihnen wird somit auch kein Tötungsverbot auferlegt. Ebenso erhebt der Vers keinen Anspruch auf universale Gültigkeit und Akzeptanz.
- Koranvers 5,32 ist überdies kein koranischer Originalgedanke. Bereits in der jüdischen Lehrtradition (Mischna) aus dem 2. Jahrhundert nach Chr. heißt es: „Denn jeder, der eine Seele Israels tötet, der gelte nach der Schrift wie einer, der eine ganze Welt getötet hat. Und jeder, der das Leben einer Seele Israels rettet, der gelte nach der Schrift wie einer, der eine ganze Welt gerettet hat.“ Es sind Worte von Juden, an Juden gerichtet.
- Der anschließende Koranvers 5,33 wird beim Versuch, die Gewaltlosigkeit des Islam mit 5,32 zu beweisen, argumentationstaktisch einfach weggelassen bzw. verschwiegen bzw. geleugnet. Denn darin geht es nachweislich keineswegs um frohstimmende Ausdeutungen des Vorgängerverses, sondern um Androhungen „gewaltiger Strafen“ sowohl im Diesseits als auch im Jenseits. Konkret wird bei Schmähung des Propheten und bei Abfall vom Glauben zum religiös begründeten Töten aufgerufen. Dabei wird zu Gewalthandlungen grausamster Art aufgerufen (Verstümmeln von Hand, Abschlagen eines Fußes, Kreuzigung, oder auch „nur“ Landesverweis). Zusätzlich werden ewige Höllenstrafen angedroht.
- Koranvers 5,33 spricht somit unmissverständlich davon, dass Muslime zur religiös legitimierten Gewaltanwendung nicht nur befugt, sondern unter bestimmten Umständen sogar dazu aufgerufen sind. Der Satz „Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Welt“, den Muslime mit dem Koranvers 5,32 verbinden, ist als Argumentationshilfe zum Beweis der Gewaltlosigkeit des Islam somit völlig unbrauchbar. Er hat keinerlei verpflichtende Bedeutung für Muslime.
- Nur das unverkürzte Zitieren der beiden formal und inhaltlich eng miteinander verbundenen Koranverse 5,32 und 5,33 führt zum eigentlichen Sinn der Koranaussage, einer allerdings unter keinen Umständen gewaltfreien, friedlichen Botschaft.
These IX. Die Kreuzzüge waren eine not-wehrende, auch eine not-wendende und zugleich eine not-volle Reaktion auf die jahrhundertelang vorausgegangenen islamischen Aggressionen und Eroberungen.
Die Geschichte der Kreuzzüge ist aufs Engste verbunden mit der Geschichte des Islam. Sie zählt gewiss zu den besonders brisanten und emotionalen Themen der Weltgeschichte. Die (westlichen) Bibliotheken sind gefüllt mit Literatur zu den auf den Zeitraum von etwa 200 Jahren begrenzten Kreuzzügen. Demgegenüber blieb und bleibt der seit 1400 Jahren ununterbrochen stattfindende islamische Dschihad kaum beachtet, erforscht und analysiert.
Muslime demonstrieren in London 2015 © Screenshot youtube
So wird in der Fülle der Darstellungen zur Kreuzzugsgeschichte weithin die nahezu fünf Jahrhunderte andauernde gewaltsame islamische Expansions‑, Eroberungs-Unterwerfungs‑, Versklavungs- und Drangsalierungsgeschichte, die mit Mohammed begann und den Kreuzzügen vorausging, meist einfach ignoriert und ausgeblendet. Die entscheidende Frage wird gar nicht gestellt:
„Was war denn die eigentliche Ursache der Kreuzzüge? Warum waren sie überhaupt notwendig geworden?“
Zugleich wird den Christen geschichtsfälschend unterschoben, sie hatten gleichsam „aus heiterem Himmel“ die Muslime ungerechtfertigt angegriffen. Ebenso wird suggeriert, die muslimischen Heere seien in unbewohnte Regionen vorgedrungen. Vehement wird gleichzeitig das Unrecht der Kreuzzüge hervorgehoben und betont. Weithin wird vor allem auch geflissentlich übersehen, dass Juden und Christen jahrhundertelang vor den Muslimen auch im Heiligen Land heimisch waren. Tendenziell ist allzu häufig die Zielsetzung zu beobachten: Die Christen werden diskreditiert, die Muslime absolviert. Geschädigte werden zu Angeklagten, Schadensverursacher zu Anklägern.
Immer noch weit verbreitet sind verschiedene Kreuzzugs-Klischees der Aufklärung mit den Aussagen:
- Die Anhänger Mohammeds waren tolerant und kultiviert, die christlichen Kreuzfahrer waren dagegen barbarisch und grausam.
- Die friedlichen Muslime wurden von europäischen Imperialisten und Kolonisten grundlos überfallen.
- Saladin war ein toleranter, großzügiger Herrscher, die Kreuzritter dagegen waren Schurken. Zu allen drei Aussagen gibt es historisch gut begründete Gegenargumente.
Undifferenziert und ohne die o.g. Vorgeschichte zu bedenken, halten auch viele Christen die Kreuzzüge für ein absolut peinliches Kapitel ihrer eigenen Geschichte. Selbst Vertreter der katholischen Kirche, die bei dieser Thematik im Focus der Angriffe steht, werden allein schon mit dem Stichwort „Kreuzzüge“ schnell außer Gefecht gesetzt. Peinlich berührt und „schuldbewusst“ übergehen sie allzu gern dieses leidvolle Thema der Kirchengeschichte.
In Leserbriefen, Diskussionsrunden und in Kommentaren zur Islam-Thematik wird ständig auf die „Kreuzzüge“ verwiesen: „Denk doch nur mal an die Kreuzzüge“. Fast ausnahmslos werden dabei jedoch der historische Kontext und die eigentliche Ursache der Kreuzzugsgeschichte ausgeblendet. Bei manchen Zeitgenossen geht dabei die völlige Unkenntnis der Kreuzzugsgeschichte und ihrer Vorgeschichte einher mit einem heftigen Polemisieren gegen das Objekt ihres Nichtwissens.
Der Begriff „Kreuzzug“ selbst ist vielfach zu einem islamischen, antikirchlichen und speziell antikatholischen, aber auch antieuropäischen und antiwestlichen Kampfbegriff geworden. Entsprechend verwenden nicht nur islamische Terroristen, sondern auch islamische Politiker und Staatsmänner bei ihren Beschuldigungen und bei ihren Angriffen auf die westliche Welt ständig die Begriffe „Kreuzzügler“, „Kreuzzüglerstaaten“, „Kreuzzüglernationen“ u. ä. So zählen gerade auch die Kreuzzüge zusammen mit der christlichen Missionsarbeit und der westlichen Orientalistik zu den drei Feindbildern in der islamischen Welt. Nur wenige Aspekte der differenzierten Geschichte der Kreuzzugsbewegung können hier in einer z. T. stichwortartigen Darstellung beleuchtet werden.
- Von Anfang ihrer Geschichte an haben muslimische Machthaber großräumig und in unvorstellbarer Geschwindigkeit Länder und Regionen in Nordafrika, in Asien und Europa über den Land- und Seeweg mit Kriegen überzogen. Grundmotiv aller kriegerischen Unternehmungen war dabei politischer und wirtschaftlicher Machtzuwachs – und damit immer aufs Engste verbunden die Ausbreitung des islamischen Glaubens und der islamischen Herrschaftsordnung, die freiwillig oder gezwungen (auch mit einer Kopfsteuer) anzunehmen war.
- Die ursprünglichen, wichtigsten Motive der Kreuzzugsbewegung waren: Schutz der in ihrer Existenz bedrohten orientalischen Christen. − Die Solidarität der abendländischen Christenheit mit dem vom Islam bedrängten byzantinischen Kaiserreich und den orientalischen Kirchen, die durch zwei Kaiser im 11. Jahrhundert die westliche Kirche um Beistand baten. – Der Schutz der christlichen Stätten im Heiligen Land vor Schändungen und weiteren Zerstörungen. − Das Absichern und Offenhalten der Pilgerwege aus Europa ins Heilige Land hinsichtlich der Überfälle und Raubzüge der Muslime auf friedliche Pilgergruppen. – Die Selbstverteidigung der Christen zum Schutz ihrer Freiheit, Kultur und Identität gegenüber den aggressiven Eroberungsfeldzügen islamischer Völker seit dem 7. Jahrhundert und den seither andauernden Repressionen.
- Dem Aufruf von Papst Urban II. zum Ersten Kreuzzug ist kein Missions- und Bekehrungsgedanke hinsichtlich der Muslime zu entnehmen. (Die Urintention der Kreuzzugsbewegung war jedenfalls keineswegs ein „Re-Christianisierungsprojekt“ wie Bassam Tibi behauptet). − Das Faktum, dass an den Kreuzzügen Frauen, Kinder, Mönche und alte Menschen teilnahmen, weist darauf hin, dass es bei den Kreuzzügen nicht um die kirchliche Institution eines „Heiligen Krieges“ ging. − Die Episoden grausamer und willkürlicher Gewalt durch Kreuzfahrer waren weder Anlass noch Antrieb für das Phänomen der Kreuzzugsbewegung.
- Den sechs bzw. sieben Kreuzzügen (1095–1291) stehen seit dem 7. Jh. bis auf den heutigen Tag unzählige, unaufhörliche und weltweite Dschihads gegenüber. Die Kreuzzüge blieben zeitlich und geografisch vergleichsweise eng begrenzt. Die islamischen Eroberungskriege dagegen waren und sind nach islamischem Selbstverständnis zeitlich und räumlich unbegrenzt.
- Den Kreuzzügen, die sich durch Versagen und Schuld von Kreuzfahrern zu einer schweren Hypothek für die katholische Kirche entwickelten, ging eine jahrhundertelange islamische Eroberungsgeschichte voraus. So war die Kreuzzugsbewegung eine not-wehrende, aber auch eine not-wendige und zugleich eine not-volle Reaktion auf die vorausgegangenen islamischen Aggressionen.
- Muslime erheben immer wieder den Vorwurf: Sie sind seit den Kreuzzügen traumatisiert und hassen deswegen die Christen. Ob dies wirklich so ist, kann mit guten Gründen bezweifelt und auch widerlegt werden. Wie aber steht es mit der Traumatisierung der Juden und Christen, Buddhisten und Hindus usw. durch die Eroberungskriege der Muslime, die der Kreuzzugsbewegung in Afrika und in Asien, im Vorderen Orient und in Südeuropa jahrhundertelang mit ungleich höheren Opferzahlen vorausgingen? Wie steht es mit der Traumatisierung vieler Völker durch die gewaltgeprägten islamischen Expansionen und Invasionen, die ihnen nach der Zeit der Kreuzzüge noch jahrhundertelang folgte? In heutiger Zeit setzen die weltweiten Verfolgungen insbesondere von Christen, aber auch von anderen Nichtmuslimen in muslimisch dominierten Ländern diese leidvollen Traumatisierungsprozesse fort.
- Über das Versagen und die Schuld der Katholischen Kirche im Laufe ihrer 2000-jährigen Geschichte liegen eindrucksvolle Schuldbekenntnisse vor. Die Geschichte der Kreuzzüge ist darin allerdings – entgegen anderslautender Veröffentlichungen − mit Recht nicht einbezogen. Auf muslimische Schuldbekenntnisse für Schuld und Versagen in der 1400-jährigen Geschichte des Islam wird man wohl vergeblich warten müssen. Tendenziell und weit verbreitet wird die Schuld an den Kreuzzügen allein der abendländischen Kirche angelastet.
- Ein Nonsens-Satz bringt die geschichtsfälschenden Aussagen zu den Kreuzzügen auf den Punkt: „Spanien wurde 711 deshalb von Moslems erobert, weil Papst Urban II. im Jahr 1095 zum Kreuzzug aufrief.“
These X: Die Begrenzung der Gewaltvorwürfe insbesondere auf die großen monotheistischen Religionen entspricht nicht der (zeit-)geschichtlichen Faktenlage.
Religion und Gewalt in unterschiedlicher Gestalt sind Phänomene der Menschheitsgeschichte. Atheismus als gesellschaftliches System ist jedoch eine Form der Neuzeit. Folglich haben die Auseinandersetzungen und Kriege in der Geschichte zumindest indirekt immer mit Religion zu tun. Entgegen landläufiger Meinung sind dabei auch − zeitaktuell nachweisbar − die beiden polytheistischen Religionen Hinduismus und Buddhismus keineswegs ausgenommen.
Auch die antike polytheistische Welt mit ihrem Himmel voller Götter war bereits eine Welt voller Gewalt und Krieg.
Und der Atheismus? Die immensen Opferzahlen des atheistische Kommunismus in seinen unterschiedlichen Formen mit etwa 100 Millionen Toten und des antichristlichen Nationalsozialismus mit etwa 25 Millionen Toten allein im vergangenen Jahrhundert liegen vor.
Nicht zu vergessen ist die Französische Revolution mit zwischen 200 000 − 300 000 Toten. In den Diskussionen über Gewalt und Krieg unter den Menschen wird dieses bedrückende Faktum atheistischer Gewaltausübung meist vollkommen ausgeblendet. Lediglich die (insbesondere monotheistischen) Religionen werden dabei ins Visier genommen.
Richtig ist dagegen: Religionen und atheistische Weltanschauungen können Ursache von Unrecht, Gewalt und Krieg sein. Zweifelsfrei ist so auch dem Christentum in seiner zweitausendjährigen Geschichte schreckliche Gewalt anzulasten: Christen gegen Christen, Christen gegen Andersgläubige. Sie handelten jedoch im eindeutigen Widerspruch zur Lebenspraxis von Jesus Christus und damit zur Lehre des Neuen Testaments (vgl. These VI). Kann diese entscheidende Feststellung auch übertragen werden auf die „Urkundenbücher“ aller anderen Weltreligionen und atheistischen Weltanschauungen sowie auf deren Stifter/Vordenker/Initiatoren?
These XI. Die Gewaltfrage im Islam müssen die islamischen Autoritäten selbst lösen etwa in der Neubelebung eines friedlichen „Mekka-Islam“.
In den zahlreichen Gewaltaussagen im Koran und in der islamischen Lehre liegt ein bedrückendes Bedrohungspotenzial, das sich auch bei uns – trotz aller Beteuerung
der Friedfertigkeit des Islam – zu einem immer stärkeren Gefahrenpotenzial entwickeln kann. Demgegenüber sind auch die friedlichen Suren aus der Mekka-Periode völlig irrelevant. Sie gelten als „abrogiert“, als aufgehoben, nicht mehr gültig.
So müsste eine der wichtigsten Forderungen an die muslimischen Verantwortungsträger weltweit gehen, endlich zu einer eindeutigen theologischen und politischen Neupositionierung zu kommen: 1. Für eine radikale Entpolitisierung des Islam, 2. für die historisierende Interpretation des Koran und der islamischen Quellen und damit gegen eine wortwörtliche, radikale Auslegung. Dabei müssten die islamischen Theologen und sonstigen Autoritäten auch 3. zu einheitlichen Kriterien für die Koran-und Islaminterpretationen kommen. Doch kann sich der Islam wirklich reformieren, erneuern, wie sich etwa das Christentum im Laufe seiner Geschichte immer wieder erneuert hat?
Reformation des Islam würde bedeuten: Zurückführung auf seine als ideal angesehene Ursprungsgestalt. Aber ein Zurück auf den Koran bzw. auf das Leben Mohammeds heißt immer: Gewaltsame Verfolgung der „Ungläubigen“, gewaltsame Ausbreitung des Glaubens, Kampf gegen Juden, Christen und gegen alle „Ungläubigen“.
Deswegen dürfte es nur einen Weg geben: den Weg einer NEUWERDUNG, einer NEUBESTIMMUNG in Richtung eines friedlichen „Mekka-Islam“ unter ausdrücklicher Überwindung und Ablehnung des dschihadistischen „Medina-Islam“.
In diesem „Mekka-Islam“ dürften die kämpferischen, zu Gewalt aufrufenden medinensischen Koransuren keine Bedeutung im Sinne von heute und zu jeder Zeit geltenden Handlungsanweisungen mehr haben, sondern nur noch die versöhnlich-friedfertigen Korantexte aus der Mekka-Phase des Islam, die der Medina-Phase vorausging. Zumindest Ansatzpunkte dazu finden sich bereits in der islamischen Geistesgeschichte.
Am Ende dieses gewiss sehr schwierigen Entwicklungsprozesses könnten/müssten die islamischen Autoritäten inhaltlich der gesamten islamischen Welt etwa folgende Erklärung vermelden: Alle inkriminierenden Koransuren, die gegen Nichtmuslime, aber auch im Verhältnis von Mann und Frau Formen von ungerechter Gewaltausübung, von Ungleichheit und Unfreiheit fordern oder gestatten, sind ausschließlich unter historischen Bedingungen und Umständen zu betrachten. Sie werden als zeitbedingt und als geschichtlich überholt erklärt. Sie haben heute und in Zukunft keinerlei Bedeutung mehr, weder in unserem Land noch in irgendeinem anderen Land der Welt.
Kopfschüttelnd werden wohl manche Lesende nach der Lektüre gerade dieser letzten These resignierend sagen: Angesichts der spezifischen theologischen und gesellschaftspolitischen Verfasstheit des Islam, angesichts der Zerstrittenheit innerhalb der islamischen Konfessionen mit der Vielzahl ihrer religiösen Schulen, Richtungen und Bewegungen sind Überlegungen zu einer wirksamen Reform der Religion Mohammeds unnütze Zeitverschwendung, illusionäre Träumerei, vergebliche Liebesmüh.
Ja. Die Anzeichen stehen leider eher schlecht. Die differenzierten Konstellationen im weltweiten Islam dürften für die dringendst notwendigen Reformvorhaben dieser Art wohl keine theologischen und ethischen Freiräume eröffnen. Eigentlich hilft da nur noch ein Wunder!
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