Es ist nicht nur unwürdig, sondern auch ein Skandal: Merkel sträubt sich gegen zwei TV-Duell-Sendungen mit ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz. Mehr noch: Sie diktiert den Sendern sogar noch den Ablauf!
Kurz vor der Bundestagswahl im September sollte es eigentlich zwei TV-Duelle geben: Einmal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (ARD und ZDF) und das andere mal im privaten TV (RTL und ProSieben/Sat 1).
Die Fragesteller sind Sandra Maischberger (ARD), Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Claus Strunz (ProSiebenSat1-Gruppe).
Doch wie Insider wissen, versucht Merkel sich eigentlich einer echten Debatte zu entziehen. So auch dieses Mal.
Dabei ist die Konstellation vier Fragesteller, zwei Kandidaten, 90 Minuten denkbar ungünstig. Die Frager müssen sich abwechseln, die Kandidaten müssen abwechselnd befragt werden. Auf diese Weise ist ein echter Schlagabtausch von Argument und Gegenargument fast unmöglich.
Die Sender wollten darum das Duell entzerren, indem man die 90 Minuten auf zwei 45-Minuten-Blöcke aufteilt, die jeweils von zwei Fragestellern bestritten werden. Die Reihenfolge, in der die Paare drankommen, sollte ausgelost werden (Propaganda der Medien – Regierungsabhängigkeit statt Regierungsferne (Video)).
Das Online-Medien-Magazin Meedia schreibt weiter dazu:
Doch selbst diese nachvollziehbare Änderung wurde von der Merkel-Seite blockiert. Regierungssprecher Steffen Seibert grätschte dazwischen und bezeichnete es laut Spiegel Online als „sehr befremdlich“, dass die Sender ohne Erlaubnis Merkels solche Änderungen am Konzept vornehmen wollen.
Dass Regierungssprecher Seibert und die Merkel-Vertraute aus dem Kanzleramt, Eva Christiansen, die Verhandlungen mit den Sendern in Sachen TV-Duell führten, wurde wiederum auf Seiten der SPD mit Befremden zur Kenntnis genommen.
Beide gehören zum Regierungsapparat, der eigentlich aus dem Wahlkampf herauszuhalten ist. Aber offenbar sind Kanzlerschaft und Parteivorsitz nach zwölf Jahren nicht mehr so recht auseinander zu dividieren. Der frühere ZDF-Journalist Seibert wirkt oft wie ein Sprecher Merkels und nicht wie ein Regierungssprecher. Dass er bei Twitter darauf hinwies, dass diese Vermischung von Interessen Tradition hat, macht es nicht besser.
Und weiter:
Die Merkel-Seite ließ die Sender jedenfalls unmissverständlich wissen, dass es ein TV-Duell nur zu den Bedingungen der Kanzlerin geben würde. Also so wie immer.
(…) Die Sender hatten also die Wahl friss oder stirb. Offensichtlich wäre es Merkel ziemlich egal, bzw. vielleicht sogar ganz recht, wenn es zu gar keinem TV-Duell kommen würde. Ihre Umfragewerte sind wieder gut, sie liegt stabil vor Schulz. Mit Zufall und politischem Instinkt wurde in der vergangenen Woche auch das potenzielle SPD-Thema Ehe für alle abgeräumt. Beim TV-Duell hat Merkel nach ihrer Lesart höchstens etwas zu verlieren aber nichts zu gewinnen.
(…) Eine Live-Konfrontation mit einem rhetorisch beschlagenen Herausforderer ist ganz offensichtlich keine Situation, die sie sich herbeisehnt. Darum nutzt sie alle zur Verfügung stehenden Mittel, um die für sie potenziell unangenehme Konfrontation möglichst zu entschärfen. Hier ist „Mutti“ ganz Machtmensch.
Dass Merkel damit so problemlos durchkommt, treibt manche zur Verzweiflung. Solche Durchmärsche, die immer wieder exekutierte Alternativlosigkeit sind es vielleicht auch, die bei einige an der Demokratie im Lande zweifeln lassen.
Andere Spitzenkandidaten dürfen nicht mitmischen
Im Mai hatten die Sender Forderung von Grünen, Linken und FDP zurückgewiesen, das TV-Duell auch für ihre Spitzenkandidaten zu öffnen. Sie wollen den kleineren Parteien aber in anderen Sendungen ein Forum bieten (Mainstreammedien: Die Lust am eigenen Untergang).
So planen ARD und ZDF am 21. September eine Schlussrunde mit den Vorsitzenden aller im Bundestag vertretenen Parteien. Auch AfD und FDP sollen vertreten sein, sofern sie in der Schlussphase des Wahlkampfs die Aussicht auf Einzug ins Parlament haben.
Sat 1 kündigte für den 30. August eine Sendung mit Spitzenvertretern der Grünen, der Linken, der FDP und der AfD an. RTL plant keine TV-Debatte mit Vertretern der kleineren Parteien. Allerdings will der Sender alle Spitzenkandidaten im Rahmen einer Porträtreihe für das „Nachtjournal“ begleiten und zu Wort kommen lassen.
Anstatt andauernd Trump-Medien-Bashing zu betreiben (Russland-Trump-Hoax: CNN-Skandal – „Eine Schande für alle Medien, für den ganzen Journalismus“ (Videos)), sollte die deutsche Presse die Hosen runter lassen und ihren Zuschauern, Zuhörern und Lesern klaren Wein darüber einschenken, wie die Bundeskanzlerin die Sender „reglementiert“!